Fingersatz Anno dunnemals

Lisa2
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Hallo Tastenfreaks!

Gerade habe ich in Klaviernoten von James Hook gestöbert und stieß dabei auf folgendes:

Guida di musica
http://petrucci.mus.auth.gr/imglnks/usimg/e/e1/IMSLP372029-PMLP600821-guidadimusicabei00hook.pdf

Nein, nicht Gaudi sondern wirklich Guida, die Anleitung. :)

Das erste, das mir auffiel, war die Fingersatzbezifferung
+ = Daumen
1 = Zeigefinger
2 ...

Auf PDF-Seite 8 Lektion 6 Takt 2 stolperte ich dann über folgendes:
Guida di Musica PDFS08 Lesson6 Takt 01 bis 05 Druckfehler.png


Im ersten Moment war ich etwas verunsichert. Aber dann kam ich zu dem Schluss, dass da der Druckfehlerteufel zugeschlagen haben muss. Der Fingersatz ist richtig, die Note sitzt aber zu tief. Das nur so nebenbei.

Nun zum eigentlichen Grund, dieses Thema zu eröffnen.
Mich interessiert die Frage: Welche Erfahrungen habt Ihr mit verschiedenen Fingersatzbeschriftungen?
Wie deutlich muss er sein, dass er "wirkt" in dem Sinn, dass er die Reaktionen Eurer Finger beeinflusst?
Was passiert mit Euren Fingern, wenn Ihr nach diesen Noten spontan vom Blatt zu spielen versucht?
- Also nicht üben, sondern wirklich spontan vom Blatt spielen!​
Und wenn ihr dann übt, verändert sich die Auge-Hand-Koordination dann?
- Gewöhnt Ihr Euch an den Fingersatz?
- Oder zieht Ihr es vor, den ungewohnten Fingersatz zu ignorieren, damit die antrainierte Auge-Hand-Koordination nicht durcheinander gerät? Wie leicht/schwer ist das für Euch?​

Das Gefühl in den Händen, das durch das Lesen des ungewohnten Fingersatzes entstand, fand ich sehr interessant. Zuerst war es für mich etwas verwirrend. Dann habe ich mich darauf konzentriert, die Zahlen zu ignorieren.

Und wie geht es Euch mit diesen Noten?
Bin sehr neugierig auf Eure Antworten!


Kennt jemand andere alte Noten mit ungewohnten Fingersatzangaben? (Vorzugsweise mit Link zu Notendatenbanken)

Viele Grüße
Lisa
 
Eigenschaft
 
Ich kenne diese Art des Fingersatzes aus der Kunst der Präludierens von Czerny:
http://imslp.org/wiki/The_Art_of_Preluding,_Op.300_(Czerny,_Carl)

Diese Fingersatzbezeichnung ist historisch gewachsen, da man ja noch zu Bachs Zeiten häufig ohne den Daumen gespielt hat. Carl Philipp Emanuel Bach erwähnt das in seinem Buch Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen:
Mein seeliger Vater hat mir erzählt, in seiner Jugend grosse Männer gehört zu haben, welche den Daumen nicht eher gebraucht, als wenn es bey grossen Spannungen nöthig war. Da er nun einen Zeitpunckt erlebet hatte, in welchem nach und nach eine gantz besondere Veränderung mit dem musicalischen Geschmack vorging: so wurde er dadurch genöthiget, einen vollkommnern Gebrauch der Finger sich auszudencken, besonders den Daumen, welcher ausser andern guten Diensten hauptsächlich in den schweren Tonarten gantz unentbehrlich ist, so zu gebrauchen, wie ihn die Natur gleichsam gebraucht wissen will. Hierdurch ist er auf einmahl von seiner bisherigen Unthätigkeit zu der Stelle des Haupt=Fingers erhoben worden.

Von Czerny weiß ich, daß er die Fingersätze vieler (aller?) Scarlatti umgearbeitet hat, da Scarlatti wohl auch noch ganz ohne Daumen gespielt hat und daher ganz andere Spieltechniken benutzt hat als wir heute. Czerny war also mit der Materie vertraut.

Ich selber komme mit diesen Fingersätzen relativ gut klar, jedenfalls im langsamen Tempo. Sie entsprechen ja im Grunde den Gitarren-Fingersätzen, deshalb ist die Umgewöhnung nicht allzu groß. Das ist für mich so ähnlich, wie wenn ich nach C-Schlüssel spielen muß. Es geht, aber nicht so flüssig wie das Gewohnte.

Viele Grüße,
McCoy
 
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@McCoy :great:
Gitarrenfingersatz war und ist für mich immer verwirrend. Wenn ich Fingerzahlen an die Akkordgriffe schreibe, nutze ich meistens die "Klavierfingerzahlen" :rolleyes:
 
Für Akkordgriffbilder verwende ich D Z M R K. Die bezifferten Fingersätze 1 2 3 4 werden AFAIK nur in Noten für die l.H. verwendet. Für die r. H. schreibt man oft p i m a q.

Was haben eingentlich Geigen für Fingersätze?
 
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Was haben eingentlich Geigen für Fingersätze?
Bei den Streichinstrumenten (Kontrabass war mein erstes Hauptinstrument) verwendet man für die Greifhand (links) Fingersätze 1 2 3 4 und als Lagenbezeichnung römische Ziffern (I II ...); so kenne ich das auch für die Griffhand an der klassischen Gitarre und für die Zupfmuster der rechten Hand p, i, m, a.

Und wenn ihr dann übt, verändert sich die Auge-Hand-Koordination dann?
- Gewöhnt Ihr Euch an den Fingersatz?
- Oder zieht Ihr es vor, den ungewohnten Fingersatz zu ignorieren, damit die antrainierte Auge-Hand-Koordination nicht durcheinander gerät? Wie leicht/schwer ist das für Euch?
Ich bevorzuge Noten mit spärlichen Fingersätzen, bzw. meinen eigenen, an Stellen, die für mich hilfreich sind und "fremde" Fingersätze sind störend für mich.

Ich wurde beim Kontrabassspiel sehr auf das PrimaVista Orchesterspiel bzw. Spielen nach Noten trainiert, und auch auf die Wahrnehmung von Fingersätzen, Streichbewegungen (Auf- Abstrich, etc.), Interpretationsnotizen oder bei der Gitarre Zupfmuster.
Alte Noten kann ich daher schnell wieder spielen, auch wenn ich ein Stück 30 Jahre nicht mehr gespielt habe. Gerade bei Klavier, Keyboard oder Cembalo sind gute Fingersätze für mich hilfreich, da ich kaum noch spiele und wenig Routine habe.

Neulich habe ich mir auch bei Blockflöten Sonaten eine "jungfräuliche" Notenausgabe meines bevorzugten Verlages gekauft, obwohl eine kostenlose Version einer Bärenreiterausgabe (Hortus Musikus) bei IMSLP vorlag, aber dort waren mir einfach zu viele vorgegebene Interpretationsangaben, die mir (und auch meiner Lehrerin) nicht zusagen.
 
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Im übrigen werden an der Gitarre die Lage auch mit römischen Ziffern betitelt.

Und für mich, der erst mit der Gitarre und dann mit dem Klavier angefangen hat, macht es mich verrückt das mein Zeigefinger nicht die 1 ist :D
Ein + wäre für mich ein Segen :great:
 
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Ich bevorzuge Noten mit spärlichen Fingersätzen, bzw. meinen eigenen,
Das ist sicher die beste Lösung. Da kann man sich die Beschriftung nach eigenen Vorlieben einrichten.
Das gepostete Notenbeispiel ist schon extrem.
 
Bitte einmal "übersetzen" :)

... bei wikipedia.de "Fingersatz" geklaut:

deutschfürspanischfürenglischfür
DDaumenppulgarTthumb
ZZeigefingeriíndiceIindex finger
MMittelfingermmedioMmiddle finger
RRingfingeraanularAring finger
KKleiner FingerqmeñiqueOlittle finger
[TBODY] [/TBODY]
 
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Habe noch etwas gefunden.
Fingersatz für ... ?
0000209181_p03.jpg

Gruß
Lisa :)
 
Gibt die Anzahl der Löcher an, die bei der Blockflöte (deutsches System) offen bleiben müssen? :nix:
 
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@McCoy
So etwas ähnliches. :great:
Es ist eine Seite aus einer antiquarischen Okarina-Schule.
Die Zahlen über den Noten findet man auf dem Instrument wieder.
Auf vielen antiken Okarinas waren Nummern aufgemalt oder eingeprägt.

csm_Fiehn-Okarina_Oetterli_ec06f72b3d.jpg


Die zeigen, in welcher Reihenfolge die Finger abgehoben werden müssen. Bei so einer Klappenokarina gehen die Zahlen bis 12.

Für Fis, Gis, Bb wurde über diese Zahl eine römische Ziffer geschrieben, die angibt, welches Loch innerhalb der offenen Reihe geschlossen werden soll.
 

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