Altes Hohner Golette Akkordeon aus den 60ern - Selten?

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agiber
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Hallo,

ich suche Informationen und auch Einschätzungen zu einem Akkordeon. Mein Vater möchte sich von seinem Akkordeon von Hohner trennen und wir haben die Vermutung, dass es sich hierbei um ein seltenes Instrument handeln könnte. Damit wir nicht völlig über den Tisch gezogen werden, wollte ich hier (insofern es erlaubt / geduldet ist), ein paar Meinungen von Experten einholen, die sich besser mit diesem Thema auskennen. Ich freue mich sehr über jede Einschätzung! Ist das Instrument etwas besonderes oder eher nicht?

Zum Instrument selbst:
Das Akkordeon von Hohner ist im Erstbesitz und trägt die Aufschrift Golette. Es wurde ca. 1960 oder 1961 in Frankfurt am Main für 1400 DM erworben. Seitdem ist es im Besitz meines Vaters. Es wurde nicht modifiziert oder großartig überholt seitdem. Damit man sich ein besseres Bild machen kann, haben wir Videos und Fotos von dem Instrument gemacht. Es klingt für meine Laienohren gut, aber das können Experten sicher besser beurteilen.

Demo-Video:
Code:
https://www.dropbox.com/s/tlbkatxu92pdhic/VID_20220209_120231.mp4?dl=0
Register umschalten Video:
Code:
https://www.dropbox.com/s/6wclgqv5uuuudnt/VID_20220209_120412.mp4?dl=0
1 Register klemmt Video:
Code:
https://www.dropbox.com/s/j78aj36b601gnhc/VID_20220209_120644.mp4?dl=0
Fotos:
Code:
https://www.dropbox.com/s/ca9qqbo6sp65teq/photos_golette.zip?dl=0
 
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Hallo!
Das Modell an sich sagt mir nichts. Da werden aber hier sicherlich Menschen sein, die es ggf genauer historisch und technisch beschreiben können.

Die Bilder und Videos zeigen relativ wenig.
(Bassregister, Innenleben,…)
Was man (ich) sieht und hört:
Es hat kein Cassotto, der Klang ist für den ungewarteten Zustand recht exakt und hat was Feines. Kräftiger Bass mit diesem Register. Offenbar keine Jalousie.
Die Registermechanik ist der einer Atlantik ähnlich. Registerschalter und Tastatur einer Gola etwas ähnlich und kaum an entsprechend anderen Instrumenten zu finden.
Die Diskantklappen/ Filze schauen gut aus.
Ob der längere Hebel an der Basseite ein normales Register ist, gar einen Konverter schalten kann… ?
Das Design recht eigen, ich finds schön :)
Auf alle Fälle scheint es selten zu sein aber kein Oberklasse Instrument.
Grüßle
 
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Hallo agiber,

nun, ich kann Dir eine allg. Einschätzung von Deinem Instr. geben, genauso natürlich Dir etwas über die Materialkomponenten sagen, was aber wahrscheinlich für Dich weniger interessant wäre, sondern eher für die hier technisch Interessierten .....

Vorweg gesagt hast Du natürlich einen Art Prototyp von der Fa. HOHNER, wie immer wieder entstanden sind und nachdem diese es nicht geschafft haben in Serie produziert zu werden, dann meist an größere Musikgeschäfte, oder Musiker abverkauft wurden, damit sie nicht in der Entwicklungskammer verrotten müssen....
Falls Du eine Serien-Nr. am Gehäuse hinten eingeschlagen erkennen kannst (6-stellig) könntest Du schnell ein paar Fakten dazu bei der Fa. Hohner einholen... meist als Zertifikat für 30,- Euro Unkostenbeitrag zu bekommen, könnte das auch durchaus verkaufsfördernd sein.

Diese Modelle sind immer aus bereits bestehenden Komponenten anderer Modelle zusammengesetzt worden und haben meist nur wenig echte Neuerungen verbaut gehabt. Trotzdem hatten sie ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Gesamtauftritt.

Vereinfacht ist Dein Modell mehr als eng mit der HOHNER Organola de Luxe (silbergrau-flitter Celluloid) aus den 60´igern verwandt.
Es hat das gleiche:
- Holzgehäuse, Planfüllung, etc....
- die gleiche Diskantregistermechnik und deren Registerdrücker
- die gleiche Baßregistermechanik (Master + 5 Register)
- HOHNER - Schriftzug
- Lederganituren
- etc.

Hier ein Beispiel-Bild mit Vergrößerungsmöglichkeit, daß ich im Netz gefunden habe das wahrscheinlich auch längere Gültigkeit hier im Forum haben könnte:
https://www.ebay.at/itm/HOHNER-ORGA...BERHOLT-1A-ACCORDION-/322865141966?nav=SEARCH
und hier:
http://www.akkordeon-museum.de/index.php?p=akkordeons&cat=1&id=49

Klangliche Vergleiche gibt es genug davon zu hören, z.B. hier:


Die Registerdrücker im Diskant sind nur farblich dort silbern zum Gehäuse angepasst worden, aber waren standardmäßig immer bei allen anderen Modell-Serien (Verdi, Maestro, etc.) weislich unterlegt worden.
Siehe auch hier die gleiche Version in der HOHNER Maestro IV:
http://www.akkordeon-museum.de/index.php?p=akkordeons&cat=2&id=60
(Diese Maestro-Version hat z.B. auch die gleichen Holzklappen unter dem Verdeck verbaut, wie Deine Golette... habe aber kein Bild dazu gefunden)

Weiter über Nichtigkeiten, wie der damalig verwendeten Echtleder-Tragriemen in schwarz/grau ab den Mittelklassen-Modellen (genauso beim Handriemen und Balghaltern), die mir sagen, daß Du immer noch die ersten Lederganituren verbaut hast...

Das Diskantverdeck ist in den großen Schallöffnungsflächen prinzipiell, wie es bei der Hohner Gola (414) ausgeschnitten/geformt worden war ... z.B. die Gola 414 im Design-Vergl. :
http://www.akkordeon-museum.de/index.php?p=akkordeons&cat=1&id=110
Deine kleinen Löcher oben im Verdeckgitter sollten von einem ehem. montiertem Microphonaufsatzstab stammen...

Auch Dein abgebildeter Koffer ist ein typischer von den Modellen der Hohner Morino M, bzw. der ersten Morino N Instr. mit Celluloidtastenoberfläche, etc.... somit graugrün außen und innen mit blauem Velour und Decke, 465-Schlösser und hart gepolstertem Griff, der zum Koffer hin über die Jahre in der Polsterung zerbröselt ist.

Natürlich könnten Bilder vom Innenleben noch mehr Infos geben über verwendete Stimmplattenqualität (entweder H-Mensur, Tellerniete/Atlantic-Mensur, oder HAII-Mensur, etc.), sowie Baßwinkelstock (wovon Du ausgehen könntest), etc., etc. geben, aber ich denke das führt dann doch etwas zu weit...

Ich persönlich könnte mir ein preisliches Verhalten als Basis von der gut verkauften und vergleichbaren HOHNER Verdi V/VN (war aber nur in 3-fach Tremolo zu haben, nicht in Doppeloktav !), wenn diese die gleichen Bassregister (!) hat, als untere Preisgrenze vorstellen und bis zur schon selteneren HOHNER Organola "de Luxe" (silbergrau) als obere Preisgrenze.
Alles natürlich in Abhängigkeit vom Zustand eines/Deines Instrumentes....
Beispiel einer Hohner Verdi V/VN mit entsprechendem Bassregister aus der gleichen Zeit wäre:
http://www.akkordeon-museum.de/index.php?p=akkordeons&cat=1&id=57
(hier noch in der eckigen Version kurz bevor die Registerdrücker im Diskant dann ebenfalls in ovaler Form verbaut wurden)

Ob und in wieweit sich z.B. die Optik, oder allg. der Seltenheitsfaktor, Deines Instrumentes in einen gewissen Aufpreis überhaupt niederschlagen könnte, muß/wird der Gebrauchtmarkt selber regeln... ein Musiker muß in Deinem Fall sowieso musikalisch überzeugt werden, da er zunächst keinerlei direkte Vergleichswerte hätte....

Ich wünsch Dir viel Erfolg damit.

Schönes WE & Grüße
REDO

P.S.:
Übrigens Dein klemmendes Register hättest Du bei abgebauten Verdeck schon selber erkennen und reparieren können..
Alle 11 Registerdrücker sind ja auf einer dünnen Metallachse aufgezogen, die sich gerne über Jahre in Spielhaltung beim schalten langsam aber stetig sogar nach oben (!) herauswinden kann.
Dadurch hat Dein unterster Drücker keine Führung mehr und kippt schon zur Seite, was ihn verklemmen läßt.
https://www.dropbox.com/s/ca9qqbo6s...ip?dl=0&file_subpath=/IMG_20220209_120624.jpg
Die Achse steht Dir doch sichtbar schon längst Richtung Kopf entgegen !
https://www.dropbox.com/s/ca9qqbo6s...ip?dl=0&file_subpath=/IMG_20220209_114223.jpg
Also führe die Achse durch Drehbewegung langsam wieder nach unten und halte den klemmenden Drücker zum Einfädeln schön passend parallel, damit die Achse wieder durchschlupfen kann.... dann funktioniert auch Dein unterster Drücker wieder ;-)

P.P.S.:
Dein Modell könnte ebenfalls einen damals üblichen Griffbrett-Generalregister-Stab verbaut haben... hab´ nur kein passendes Bild in Deiner Bilderreihe gesehen gehabt...
 
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