Hier werden zwei separate Ebenen gleichzeitig diskutiert.
Ich bin überzeugt, daß diese beiden Ebenen eigentlich nur eine sind, nur zwei verschiedene Ausschnitte davon.
In der Klassik wird das übrigens schon seit Jahrhunderten gemacht, und zwar ohne Metronom. Man nennt das
Agogik, und es geht dabei nicht um zufällige, ungewollte Timingschwankungen, sondern das übt man ganz gezielt. Zum einen sind das starke Tempoänderungen wie
accelerando,
ritardando oder
ritenuto, zum anderen aber auch kleine, dem Charakter der jeweiligen Stelle entsprechende minimale Tempoänderungen. In den Noten steht das meistens nicht, aber ab ca. Chopin findet man dann doch Hinweise und Ausdrücke in den Noten wie z.B.
stretto,
stringendo,
smorzando etc. In der Klassik gehört es zu einer vernünftigen Musikausbildung dazu, das man lernt, seine natürlichen Musikempfindungen bzgl. des Tempos exakt umzusetzen,
und das man sein natürliches Musikempfinden immer mehr verfeinert, indem man sich mit den Werken der großen Komponisten diesbezüglich auseinandersetzt.
Das Hendrix-Video von Paul Davids finde ich deshalb ein bisschen seltsam. Hendrix macht da einfach nur das, was die Musiker seit Jahrhunderten vor ihm auch schon gemacht haben.
Viele Grüße,
McCoy