Was ich aber extrem kritisch sehe: die Mechanismen welche dafür verantwortlich sind, das uns auf den Portalen und Dienste welche wir benutzten, diese uns nun AI Musik anstelle von "normaler" Musik vorsetzen und empfehlen, aber das auch nur deshalb, weil sich dadurch einige wenige ausschliesslich einen finanzielen Vorteil verschaffen, und das finde ich Moralisch und Ethisch sehr bedenklich.
Das ist ein weiteres Problem.
Das Internet und soziale Medien suggerieren einen freien Wettbewerb. Jeder kann seine Musik online stellen und seine Zuhörerschaft finden.
In Wahrheit entscheiden aber - jedenfalls ab einer gewissen Schwelle - vielmehr Algorithmen mit entsprechenden Vorgaben darüber, welcher Content Erfolg hat. Statt großer Labels sind es jetzt diese Algorithmen die als Gatekeeper über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Wenn dieses System aus unterschiedlichsten Gründen AI-Produkte bevorzugt, dann wird das ein Problem für Musikschaffende.
Kein Publikum dieser Welt schuldet einer Band oder einem Musiker irgendetwas.
Das ist vollkommen richtig. Und niemand schuldet jemand etwas dafür, dass er ein toller Hirnchirug oder ein toller Schreiner ist. Solange aber ein Bedarf nach deiner Leistung besteht hast Du jedenfalls die Möglichkeit, deine Fähigkeiten zu verwerten.
Wird der Bedarf aber durch beliebig skalierbare Technik ersetzt, endet die Chance. Wer lernt dann doch auf hohem Niveau ein Instrument, die Schreinerei oder die Hirnchirugie in dem Wissen, dass die Leistung weder wirtschaftlich verwertbar noch qualitativ mit der Technik mithalten kann? Was macht das mit einer Gesellschaft, die Ihre Mitglieder zunehmend nicht mehr braucht? Was macht das mit den Menschen in Ihrem Schaffensdrang?
Eine Welt, in der uns alle Arbeit von Maschinen abgenommen wird mag verführerisch klingen. Ganz abseits von Dystopien im Bereich von Machtübernahme durch Technologie halte ich die drohende Bedeutungslosigkeit eigener schöpferischer Kräfte für ein riesiges Problem.
Grundsätzlich gilt ja immer noch "Konkurrenz belebt das Geschäft"
Nicht, wenn die Konkurrenz so beliebig skalierbar und/oder überlegen ist, dass es kein Bedarf für dich im Geschäft mehr gibt. Momentan ist vor allem die Skalierbarkeit und noch nicht die Überlegenheit das Problem.
Die KI-Musik mag noch keine Meisterwerke produzieren, für gefällige Gebrauchsmusik reicht es aber. Und man kann auf Knopfdruck Millionen Songs fertig produzieren, wofür es früher Songwriter, Produzent, Studiomitarbeiter und Session-Musiker gebraucht hätte.
Nun mag man den Markt für "gefällige Gebrauchsmusik" als ohnehin uninteressant abtun. Man vergisst dann aber, dass viele hervorragende Musiker sich darüber ihr Zubrot verdient haben. Musiker, die vielleicht in Zukunft dann nicht mehr in der Lage oder gewillt sind, weiter an interessanter Musik zu arbeiten.
Exzellenz setzt voraus, dass möglichst viele in dem Berufsfeld tätig und sich weiterentwickeln können.