Eigenbau einer EV TL806 ("Thiele-Small" Box)

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ElectroVoice TL806 - Eigenbau

Nach dem Endstufendefekt meines Leslie (siehe: https://www.musiker-board.de/vb/tec...lende-restauration-meines-solton-leslies.html) habe ich mir ein Rack aus HK Crunchmaster, HK CF-100 und einem TC Electronics M350 zusammengestellt.
Da die beiden HK-Geräte eigentlich aus dem Gitarrensortiment stammen, lag es nahe, das Konstrukt auf seine Eignung für eine passende Box zu testen. Da das Ergebnis mit dem Lautsprecher meines Fender HotRod Deluxe sehr ansprechend ausfiel, habe ich mich zum Bau einer Gitarrenbox entschlossen.

Nach kurzer und nicht besonders reiflicher Überlegung fiel meine Wahl auf den Bauplan TL806 von Electro Voice, der in den 80er Jahren auf den EVM12L zugeschnitten wurde. Die Baupläne im Netz zu finden, war keine große Sache, und nebenher bestärkten mich die positiven Erfahrungsberichte (auch speziell zur Verstärkung von Rhodes-Pianos) darin, diesen Weg zu gehen - und nicht einen einfacheren.

Der Bau an sich ging unspektakulär vor sich. Die größeren Teile bekam ich im Baumarkt aus 18mm Birkenmultiplex auf Maß geschnitten, dafür musste für die Innenverstrebung aus 19mm Kieferleimholz die eigene Tischkreissäge ran. Wenn mir bewusst gewesen wäre, wie katastrophal die ist, wäre ich gleich zum Schreiner gegangen oder hätte tatsächlich ein einfacheres Modell gewählt - aber unter vielen schiefen Stücken waren ab und zu sogar ein paar gerade Exemplare...

Momentan ist die Box leidlich halbfertig, das heißt, das Gehäuse steht, allerdings habe ich die Spaxschrauben noch nicht entfernt und die Schallwand wartet noch auf die Fräse.
Dafür liegt das Chassis schon bereit - anstatt eines EVM12 habe ich den Delta Pro 12A von Eminence gewählt. Als Electro Voice die Produktion des EVM12 noch nicht wieder aufgenommen hatte, war der Delta Pro 12 als Näherungslösung mit eigenem Charakter recht beliebt. Auch wenn es den originalen EV nun wieder gibt, haben mich der um die Hälfte niedrigere Preis und die positiven Kommentare einiger Besitzer und Boxenbauer überzeugt. Mal sehen, was ich sage, wenn die Kiste wirklich fertig ist und spielt. Dann wird sich auch entscheiden, ob ich den mittleren Bassreflexkanal schließe oder nicht.

Da die Box neben meinem renovierten Echolette-Leslie stehen wird, habe ich beschlossen, sie äußerlich passend zu gestalten. Dafür liegen die klassischen Trapezecken von Adam Hall und ein verchromter Riemengriff bereit, außerdem noch ein Stück Ampeg-Frontbespannung, das vom Echolette-Projekt übrig war. Anstatt Tolex oder Filzbezug wird die Box wohl eine Lackierung bekommen, was mit sauber verschliffenem MPX und verschlossenen Schraubenlöchern ganz gut klappen sollte.

Bilder vom derzeitigen Stand sind angehängt. So langsam möchte ich die Kiste endlich fertig bekommen, allerdings habe ich momentan selten viel freie Zeit am Stück und messe der Aktion auch weniger Dringlichkeit als etwa meinen Lesliearbeiten zu.
 
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Ach, dafür dass einige der Bretter schief sein sollen sieht die Box aber schonmal ganz lecker aus. :)

Mich wundert aber, dass die Kiste ein ziemlich kleines Volumen zu haben scheint? Gerade so ein 12"er müsste doch ein ziemlich großes Volumen benötigen? Wie groß ist das effektive Volumen denn?
 
Stimmt, bei einem geschlossenem Gehäuse würde ich davon auch ausgehen. Vielleicht kann der Andi ja dazu nochmal Stellung beziehen.

Ansonsten von mir auch: Coole Kiste ;)
 
Äh, ich handle hier nur auf Anweisung des alten EV-Plans... außerdem ist die TL806 eine Bassreflexbox. Mit mehr Information kann ich leider nicht dienen :redface:
 
Daric schrieb:
Mich wundert aber, dass die Kiste ein ziemlich kleines Volumen zu haben scheint? Gerade so ein 12"er müsste doch ein ziemlich großes Volumen benötigen? Wie groß ist das effektive Volumen denn?

FYI:

-> http://www.hifi-forum.de/viewthread-42-53.html

-> http://www.audiogen.de/thiele-small.html

EDIT ach ja, meinen Text vergessen :rolleyes:

Die "Originalbestückung" der Thiele-Box war tatsächlich der EVM 12 L (übrigens ein PA-Anlagen- und kein Gitarrenboxen-Lautsprecher) allerdings war der lange Zeit nicht mehr neu erhältlich.

Der Eminence DELTA PRO 12-A gilt als "passender" Ersatz. Einen 12er willkürlich auszuwählen, würde den TS-Parametern nicht gerecht, weil das Boxenvolumen genau auf den verwendeten Speaker maßgeschneidert ist.
 
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Kurzer Zwischenbericht: Ich habe heute mal das Loch gefräst und den Delta Pro 12 probeweise drin versenkt. Klingt gut! :)
 
Ein weiteres hochqualitatives Bild vom Zustand nach dem Einbau des Lautsprechers.
Jetzt steht noch an, die Ecken rund abzufräsen, einen Rahmen fürs Frontgitter zu bauen und das Teil zu lackieren.
Der Klang macht schon jetzt Freude - fürs Rhodes genau richtig, etwas mehr "hifi" als die gängigen Gitarrenverstärker, mehr als genug Bass und saubere Mitten und Höhen.
Ein Nachteil ist das Gewicht: 18,9kg.
 

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Was mich interessiert: Hast du mal einen Versuch gestartet, wie sich das auf den Sound auswirkt, wenn man den mittleren "Kanal" mit einem Holzstück verschließt?

Lg, Rick
 
Ja, habe ich. Auf einem der Fotos müsste man auch das extra angefertigte MPX-Stück sehen. Der Klang wird etwas bassiger - allerdings war mir das Fender Rhodes so ein bisschen zu dumpf. Außerdem schadet es ja nicht, wenn man nach unten noch ein wenig Luft für den Bass lässt.

Die HK CF-100 kam übrigens zusammen mit dem Crunchmaster wieder weg. Einerseits war es doch nicht "mein" Sound, andererseits kam mir die CF-100 mit der TS-Box ein wenig kurzatmig vor. Mal sehen, was als nächstes kommt.

Als Teil eines Bassamps müsste die Box eigentlich auch gut gehen.
 
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Ok, danke für die Antwort!
Wirds denn bassiger im Sinne von insgesamt dumpfer oder einfach im Bassbereich noch stärker, evtl. druckvoller? Ich hab das leider damals beim Bau nicht ausprobiert und nun immer das Gitter abschrauben ist auch blöd, weil ich nicht zu oft an der selben Stelle Spax rein- und rausdrehen will, auf einmal hälts dann nicht mehr...

PS: Für einen Bassamp solls wohl - so wurde mir zumindest von einem Basser berichtet - doch nicht ganz reichen, er hatte die Box dann als Monitor vorne auf der Bühne stehen. ;)
 
So genau weiß ich das nicht mehr. Ich vermute, dass beides zusammenhängt, also im Bass etwas mehr kommt, was das Gesamtbild dumpfer erscheinen lässt.

Die Geschichte mit dem Bassamp hängt vielleicht auch davon ab, womit man das Teil antreibt.
 
Ich hab es nun endlich mal geschafft, die Ecken rundzufräsen. Dank Unerfahrenheit und billigem Fräser wurde es nicht perfekt aber ansehlich.
Heute kam Warnex drauf, was einfacher und besser wurde als erwartet. Mit einer groben Rolle aus Fellersatz kommt die Struktur ganz gut, wenn auch etwas feiner als auf gekauften Boxen. Der Untergrund war nicht so gut wie er hätte sein können, aber egal - ich bin zufrieden so. Mir kommt nichts mehr anderes auf meine ( zwei ;) ) Boxen.
Jetzt kommt noch ein Ampeg-Frontgitter, dann ist Ende mit dem Irrsinn! :D

Als Antrieb habe ich jetzt übrigens einen frisch überholten Dynacord Favorit! Mit dem muss ich noch ein wenig rumexperimentieren, aber damit dürfte ich schon glücklicher werden als mit den HK-Sachen.
 

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Tolle Box, sehr schön verarbeitet!
Was mich besonders daran interessiert ist die Beschreibung "etwas mehr hifi als die gängigen Gitarrenverstärker" und die Tatsache, das die Kosten übersichtlich sind (den Lautsprecher gibt es ja so um die 125,- Euro). Auch andere Beschreibungen im Netz weisen ja darauf hin, dass dieser Lautsprecher kein typischer GitarrenLS ist, sondern eher PA und auch für Keyboards durch den Bassbereich sehr interessant sein soll.

Mein erster Gedanke war: Vielleicht kann man aus zwei solcher Boxen (zwecks Stereo-Effekts) seine eigene kleine "Mini-PA" nur für's Keyboard bauen? Nutzbar für Gigs mit 100-200 Leuts-Publikum und darüberhinaus wenigstens als Monitore zu gebrauchen?
Wäre es von Vorteil für die kleinen Gigs NICHT über die PA sondern über ein solches System zu spielen, wäre der Gesamtklang der Band dann nicht vielleicht sogar transparenter?

18kg pro Box ist natürlich ein Wort, allerdings wiegt der LS "nur" 7,4kg. Ich habe keine Ahnung vom Boxenbau, aber wahrscheinlich gibt es einen guten Grund warum Andi85 für die entsprechenden Holzstärken und -materialien entschieden hat.

Noch eine Frage zum Verstärkerpart in dieser Box: Vom Dynacord Favorit gibt's ja anscheinend verschiedene Modelle. Welches verwendest du? Und was könnte man verwenden für einen von mir beschriebenen Einsatzbereich wo man event. keine Röhren zwecks Sound braucht (ich nutze ausschließlich VSTi's)?

Sorry wenn das jetzt etwas vom eigentlich Thema abweicht aber falls nötig kann das ein Mod ja in einen extra Thread schieben :rolleyes:

Viele Grüße
hisdudeness
 
Ach, warum, passt doch gut dazu.

Also, Klang ist natürlich immer schwer zu beschreiben. Ich finde eben, dass die TL-806 weniger gefärbt (in dem Fall mittig) klingt als Gehäuse und Lautsprecher des Fender HotRod, den ich zum Vergleich habe. Klar ist natürlich auch, dass eine geschlossene Bassreflexbox anders abstrahlt als ein offener Gitarrencombo. So ein Fender verteilt den Klang im Raum, während die TL-806 sehr konzentriert geradeaus nach vorne abstrahlt.
Dass die Boxen aber linear genug für Flügelsamples klingen, bezweifle ich. Da dürfte es obenrum nicht reichen. Daher ist fraglich, ob die Band damit tatsächlich transparenter klingen würde als bei Benutzung der PA. In kleinen Räumlichkeiten wäre der Vorteil vielleicht der, dass der Klang der Keyboards auch daher kommt, wo das Instrument steht.

Laut genug sollte eine TL-806 mit entsprechendem Antrieb schon werden, allerdings würde ich dann, wenn keinerlei Verzerrung gewünscht ist, keinen alten Dynacord nehmen sondern eher eine PA-Endstufe, um genug Luft nach oben zu haben.

Ich habe übrigens einen HiFi-Favorit II mit teiltransistorierten Vorstufen. Es gibt ja Leute, die behaupten, dass das nicht so gut sei wie die früheren Vollröhrengeräte, dafür hat meiner aber auch 85W anstatt 40. Mein Exemplar lerne ich gerade erst kennen, darum kann ich zu Klangnuancen eh noch nichts sagen. Ich habe gerade entdeckt, dass man fürs Rhodes den richtigen Eingang nehmen muss - dann klingt es auch richtig gut :)

18mm MPX war im Originalplan angegeben, und da die Box ja eben nicht unkontrolliert mitschwingen soll, habe ich mich daran gehalten.

P.S.: Als Leslieamp hatte ich den Favorit schon letztes Wochenende im Einsatz. Für Jazz und vergleichbare Lautstärke- und Verzerrungsanforderungen hatte ich bis jetzt noch nichts besseres.
 
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Hier ist noch ein Bild mit dem Favorit und dem passenden Echolette-Leslie.
 

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Nach einiger Zeit dummen Rumstehens hatte ich die Box nun endlich ein bisschen ernsthafter im Einsatz.

Beim Proben musste das Gespann aus Favorit und TL806 teils auch für die (zugegebenermaßen nicht besonders guten) Flügelsamples aus dem Nord Electro 2 herhalten. Fazit: Es geht! Die Höhen sind zwar etwas verhalten, dafür die Mitten ein wenig zu stark, aber gut genug, dass man nicht zwangsläufig einen extra Monitor für Klavier braucht. Aufpassen muss man allerdings, dass man die Vorstufen des Favorit nicht in die Zerre treibt, denn auf moderne Linepegel ist der gar nicht ausgelegt. Abhilfe schafft da eventuell ein Adapterkabel von Klinke auf DIN, mit dem man den FX-Return aus dem Kopfhörerausgang des Keyboards speist. Tremolo und EQ sind dann allerdings lahmgelegt.

Der erste Gig mit der Kombination und meinem Fender Rhodes hat mir sehr gut gefallen. Beim Soundcheck habe ich mal ein bisschen Gas gegeben, und das drückt ganz schön ;) Das Tremolo des Favorit klingt ebenfalls sehr schön und der 2Band-EQ ist überraschend wirksam. Das Rhodes würde mit einem extra Preamp vor dem Favorit eventuell noch besser klingen, weil die Eingänge nicht "richtig" hochohmig sind – also vielleicht könnte man da noch ein paar Obertöne "retten" :)

Bei dem Gig habe ich dann noch einen alten ELA-Verstärker von Dynacord abgestaubt. Es müsste ein MV40t sein, allerdings ist ein Siemens-Logo vorne drauf. Man braucht natürlich wieder DIN-Adapterkabel und 40W Solid State sind nicht die Welt, aber als (billigen) Übungsverstärker mit recht neutralem Klang für zuhause oder leise Bandproben kann man sich sowas ruhig mal ansehen.
 

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Nach weiteren drei Jahren dummen Rumstehens ist die Box im Proberaum meiner Soulband gelandet, wieder mit dem Dynacord Favorit als Antrieb. Für Wurlitzer- und B3-Sounds (beide von Nord) funktioniert die Box gleichermaßen gut und die Lautstärke reicht selbst bei 11 Mann gut aus. Einziger Nachteil ist das Gewicht - man macht sich keine Vorstellung wie schwer diese eigentlich recht kompakte Box dann doch ist.
 
Ich muss das hier mal wieder rauskramen. Ich hab mich dem Andi angeschlossen und auch eine Box gebaut (die zweite ist noch in der Mache). Ich bin absolut begeistert und kann das nur jedem empfehlen, der eine exzellente Box sucht.
 

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