1176 - Seine Clones - kurzer Erfahrungsbericht

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Der 1176er ist zu Recht einer der beliebtesten Komps und eine Wonne für wahrlich die vielfältigsten Signalarten besonders für Vocals, akustische Guits und Drums.

Von diesem Gerät gab es unzählige Versionen (Revisionen genannt) die alle ihrem Charme haben, teils rauschen, zerren und in diesen Tagen wird von Urei (übergegangen in Universal Audio) der 1176LN vertrieben und das zu einem brutalen Kurs von 2650 EUR und somit hat sich der Preis innerhalb von 30 Jahren verdoppelt. Das LN steht für LowNoise aber rauschfrei ist der damit nicht.

Nun haben sich einige Cloner auf diesen Klassiker gestürzt und bieten diese in allen Preisklassen an und teils mit eigenen Interpretationen und Zusatzfeatures, die das Original bis heute nicht hat.
Selbst ein riesen Fan von diesen Dingern hatte ich im Laufe der letzten 25 Jahre einige im Setup und möchte dahingehend etwas aus dem Nähkästchen plaudern was angesichts der Preisentwicklungen es in diesen Tagen für Alternativen gibt, von denen ich meine das Original hinfällig zu machen. Kurz zu mir ich bin ein Soundnerd der ständig im Dialog mit anderen steht und sich mit denen auch regelmäßig hier bei mir in Köln trifft um Tools gegeneinander zu halten und habe selbst 19 analoge Kompressoren wovon 5 verschiedene Fet-Komps dauerhaft im Stall stehen und es werden garantiert weitere kommen.

Sicherlich ist es keinem entgangen das die Midas-Group (Behringer) vor kurzem einen 1176erKlon mit dem Klark Teknik 76KT rausgehauen hat für sagenhafte 210 EUR und damit den bislang günstigsten Cloner mit Warm Audio preislich abgelöst hat. Weil ich es einfach mal wissen wollte was der Günstling kann, habe ich mit großer Skepsis einen anlanden lassen und siehe da der durfte bleiben. Die Verarbeitung samt Haptik gefällt mir besser als beim Original , Reglerbewegungen verursachen keine Kratzgeräusche im Signalweg wie beim Oginal und das Regleverhalten des Kompresors ist ganz klar 1176 aber klanglich sehr clean auch dann wenn man das Inputlevel in den Grenzbereich fährt, wo ein 1176LN seine Klangfarbe verändert, was manche so mögen, aber anders als beim Original setzt hier kein nerviges Rauschen ein.
Dann bin ich hingegangen und habe ein Pattern aus dem Zwitscherkönig Future Retro FR777 da durch gerammt, der typisch für 303artiges hohe Dynamikspannweiten hat, versucht es platt zu bügeln in der Erwartung der Günstling würde die hohen Zwitscherlaute kaputt bekommen, aber dem war nicht so. Absolut begeistert davon selbst Monate später. Einzig nachteilig am 76KT ist der Umstand der hat keine Link-Buchse um 2 von denen im Stereobetrieb zu nutzten, was man zwar nachträglich modifizieren kann, was dann teuer wird, vor allem wenn man das zu Zen-Audio in die USA schickt, die bislang der einzige Anbieter dahingehend sind. Dieses Schicksal teilt es sich mit dem Warm Audio der zudem als Nachteil eine Wandwarze statt integrertem Netzteil hat.

Dann kommen wir doch gleich mal zu ein paar andere Kandidaten, die gleichfalls eine eigene Interpretation vom 1176er darstellen, die ich leider noch nicht vor der Flinte hatte und um die 780 EUR bzw 980. Da landen wir nun bei dem Black Lion Audio 17 und dem Bluey. Während der 17 eine eigene Interpretation von Black Lion ist (die haben sich einen Namen gemacht indem sie bestehendes Studiozeugs gepimpt haben) verfügt dieser über eine LinkBuchse für den Stereobetrieb und das Highlight ist ein Highpass-Filter, das tieffrequentes aus dem Signalweg holt und man so heftiger zupacken kann ohne gleich das Signal zum pumpen zu bekommen. Dazu gesellt sich ein Dry-Wet-Regler mit dem man eine Paralellkompression realiseren läßt.
Nun kommen wir aber zu dem Highlight aus der Black Lion Feder und zwar ist das der Bluey. Einst hat Urei 16 Stück von den als Bluestripe genannten Komps gebaut, die heute für Preise ab 10.000 EUR gehandelt werden aber sie alle klingen unterschiedlich. Chris Lord Alge hat 4 Stück von denen und nur einer davon ist sein Klang-Highlight ausschließlich für Vox und bat Black Lion diesen nachzubauen und ein Trupp reiste an und hat das Teil komplett zerpflückt und in Serienproduktion gebracht. Zwischenzeitlich hat Universal Audio auch eine Sonderedition zu Preisen weit über 3k rausgehauen, die aber nicht das Ziel hatten, den Retrosound zu erreichen, es kann aber auch sein, dass die es schafften, aber dem Chris sein Bluey in der Jahren derart oft repariert wurde, sodass keiner so richtig weiß, ob es am Ende ein Unfall oder Tolleranzen waren, die zu dem Lord seinen Fvo-Bluey führten. Optisch, haptisch und klanglich ein Fest und mit seinen 8kg ein ordentlicher Broken. Fingern durfte ich den kurz vor Ladenschluß im Store, aber nicht mit arbeiten. Grrrrrr
Definitiv steht der auf meiner Watchlist und warte auf fallende Gebrauchtpreise, dann wird der FET-Nr 6 im Stall.

Nun kommen ich zu meinem absoluten Favo im Bereich der 1176er Klone und da landen wir dann in Polen bei WES Audio mit dem Beta76, der dem 1176LN klanglich am allernächsten kommt.
Auch dieser verfügt über einen Highpassfilter und zudem noch über 2 einstellbare Modis und spätestens im Vintage Mode kann ich nicht mehr zwischen Original 1176LN und Clone unterscheiden.Muß aber zugeben im Direkt-Vergleich beide nicht gehabt zu haben. Mit 1,4k ist man hier im Rennen was dem 1176LN Preis zu Milleniumzeiten entspricht.

Nun zum letzten und der ist evtl der abgefahrenste von allen mit dem Slate Audio Dragon, der mich derart begeistert hat, sodass ich gleich 2 im Setup angedockt habe. Würde es die Bezeichnung 1176er 3.0 geben, der würde sie bekommen. Allerdings ist dieser klanglich dank der modernen Bauweise und verwendeten Teilen klanglich am weitesten vom 1176er entfernt. Für mich klingt das alsob Neve einen 1176er gebaut hätte mit allerlei erdenklichen Features auf die sonst kein anderer kommt. Dry-Wet-Regler, HighpassFilter, Saturation-Knobs, Sheen, Boom, Bite, Link-Funktionen wo man selbst für 5.1 Anwendungen alle auf Kurs bekommt etc sind Eingriffsmöglichkeiten die ich mir nie hätte erträumen lassen. Es gibt aber für mich zumindest bei all den übertrieben geilen Features einen kleinen Wermutstropfen und das ist das Regelverhalten bei voll aufgedrehtem Release. Hier schätze ich besonders bei der Snare Nachbearbeitung am 1176r, dass man diese fast eckig /lang ziehen kann. Auf dem letzten Meter fällt dieser schneller ab als bei den zuvor genannten Modellen. Dies kann ich zwar mit einem weiteren Komp kompensensieren aber es stört mich. Slate seine Tools werden gerne zerissen, ob das den Gebrauchtpreis von 1k zu 2k neu erklärt weiß ich nicht.

Dürfte ich nur einen haben, bei mir wäre es dann der WES Audio und wenn nur 2 dann noch den Bluey on top.

Selbst der Klark Teknik 76KT ist eine Bereicherung für jedes Setup und mein Tipp an alle, die über den Tellerrand der SW hinausblicken wollen ohne gleich einen Monatslohn zu verbraten.

Der Kollege @Astronautenkost hat vor kurzem Universal Audio angeschrieben, um in Erfahrung zubringen, warum deren 1176er nun bei 2,65k angekommen ist und die Antwort lautete wegen gestiegener Lohne und Gehälter in den USA. Ich denke das ist die halbe Wahrheit, denn Black Lion fertigt seine Tools gleichfalls in den USA und wird sicherlich keine illegalen Mexikaner im Keller ihre Geräte zusammen zimmern lassen.
Wie dem auch sei, es gibt derart geile Alternativen da draußen mit Zusatzfeatures die UA bis heute nicht für nötig hält und überläßt das Feld den anderen. Vermutlich sind deren Soundcard mit UAD und Co Plattformen in diesen Tagen lukrativer in der Produktpflege aber das ist alles Orakelei.
 
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Der beste 1176er, den ich bisher unterhalte war der ToolMod FET. Wie ein 1176er in rauscharm. Leider weiß niemand, wie es nach dem Tod von Gerd Jüngling weitergeht.
 
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