Hallo Petra,
zum Thema Kondenswasser in der Praxis beim Synthophone kann ich leider nicht so viel sagen, da ich es noch nie länger als 10 Minuten am Stück in der Hand hatte. Allerdings kenne ich einige, die es spielen und bislang hat keiner davon etwas negatives darüber erwähnt, währen ich beim EWI mit meinem "offenen Ansatz" schon ziemliche Sabber-Probleme habe.
Zu meinen Prototypen (da sind wir hier eigentlich schon wieder mal im falschen Thread):
Es gibt in erster Linie vier Dinge, die mich an allen Windcontrollern stören:
1) Die Luftströmung wird nur eindimensional mit einem Drucksensor analysiert. Die Luftgeschwindigkeit (oder auch der Winkel) bleibt außen vor. Diese Parameter sind aber extrem wichtig für die Tonhöhe (Überblasen oder Bending). Das Fehlen dieser Kontrolle hält wahrscheinlich viele akustische Bläser davon ab, einen Wind Controller zu spielen.
Einen weiteren Effekt, den es zu diesem Thema gibt, ist die Übereinstimmung des Luftstroms mit der gespielten Tonhöhe. So etwas nennt man "Voicing" oder "Throat Tuning" (s. Robert Dick - Flötist). Durch Feinstimmen dieses Parameters oder auch bewußten "nicht feinstimmen" kann man auch neben der Intonation auch die "Tonreinheit", bzw. den "Dreck" beim akustischen Instrument kontrollieren.
2) Ansatzkontrolle: Auch gibt es keine Messmöglichkeiten außer dem Lippendruck, die Ansatzveränderungen registrieren.
Ein Saxophonist kann beispielsweise durch das unterschiedliche Dämpfen des Blattes von luftigem Subtone hin zu einem sehr offenen agressiven Ton über den "normalen" Sound stufenlos hin- und herwechseln. Ähniche Klanggestaltungstechniken gibt es bei allen Blasinstrumenten.
3) Analoge Klappensensoren:
Das langsame Öffnen und Schliesen von Klappen erlaubt es Glissandos zwischen Tönen zu spielen. Am deutlichsten wird das z.B. bei asiatischen "open hole" Bambusflöten.
Analoge Klappen könnten auch viele Probleme von unsauberen Tonübergängen lösen, da analoge Klappen bereits eine Bewegung registrieren, bevor der (sonst digitale) Kontakt schließt. D. h. die unerwünschten Zwischennoten könnten zum größten Teil eliminiert werden. Vor allem auch bei den Oktavwechseln.
4) Übertragung von Griffen anstatt MIDI-Noten.
Über System Exclusive lässt sich mit gerade mal der doppelten Übertragungszeit (2 ms) die komplette Konstallation aller Klappen übertragen.
Der Vorteil wäre immens.
Zum einen wäre es möglich, benutzerdefinierte Griffschemen im Soundmodul (oder der Software) zu speichern, um von Blockflötengriffen über Klarinette oder Saxophone, Querflöte, Blech, etc. oder auch völlig neuen Systemen dem Spieler zu überlassen, wie er denn gerne seine Töne greifen möchte.
Zum zweiten, könnte man alle möglichen Attribute wie "False Fingerings", Muliphonics, Vierteltöne oder auch Steuergriffe, die zur Gerätebedienung dienen, für die Griffe definieren. Was einem auch immer in den Sinn kommt.
Um all diese Dinge zu erforschen und zu testen, bin ich derzeit nebenher dabei, mir diverse Teile zusammenzubauen. Eine Variante , die allerdings keine analogen Klappen besitzt, ist ein einfacher Game Controller, wie ich ihn bei dem Bach Air Video benutzt habe.
Die USB-Übertrgung mit dem HID Protokoll ist extrem viel schneller als MIDI. Ein drahtloser Gamecontroller + Blasrucksensor und ein weiterer Sensor wie z.B. ein Hall-Sensor kosten zusammen unter 50 EUR und erfüllt dieselbe Funktion wie ein drahtloses EWI. Ein Bastler kann sich damit selbst ein Instrument mit genau der Klappenanordnung bauen, die er gerne hätte. Durch die freie Klappen- und Griffzuordnung, an der ich arbeite, kann dann jemand, der lieber Klarinettengriffe benutzen möchte, das dann auch tatsächlich tun.
Ich werde auf jeden Fall beginnen, all diese Dinge nach und nach in meinen XPression zu integrieren.
Leider muss ich dazu sagen, dass mit ziemlicher Sicherheit keiner der derzeitigen Wind Controller - Hersteller auf diesen Zug aufspringen wird. Ebensowenig werden Soundmodul oder Hersteller von Softwareinstrumenten in absehbarer Zeit diese Möglichkeiten nuten (können / wollen ?). Es steht also in den Sternen, ob ich so eine Entwicklung tatsächlich bis zur Marktreife durchziehen kann oder nicht.
Es gibt einige, die behaupten, dass das alles nicht möglich sei. Dieselben Leute waren aber auch der Überzeugung, dass ein auf Samples basiertes Soundmodul (wie der XPression) niemals so spielbar sein könne, wie der VL70. LOL !!!
Es gibt schon noch gigantisch viel zu tun bei den Wind Controllern, die alle seit den Achtzigern nicht mehr wirklich weiterentwickelt wurden.
Viele Grüße
Ingo