Alvarez AG70 CEAR - starker Saitenzug durch Bi-Level-Steg

Dscheko
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Hallo!

Ich habe mir jezt die Alvarez AG 70 CEAR Elektroakustik neu zugelegt. Grand Auditorium mit Bevel, Sitka-Fichte A+ Decke massiv, Korpus Palisander laminiert, LR Baggs Stage pro-Tonabnehmer. Mit Klang, Optik und durch den Bevel angenehmerem Korpus-Handling bin ich sehr zufrieden.
Die Alvarez-Gitarren besitzen einen sogenannten Bi-level Steg, das heißt die Saiten-Pins sind stärker abgesenkt, wodurch der 'Abknick-Winkel' der Saiten von der Stegeinlage steiler ist. Damit will Alvarez nach eigenen Worten eine stärkere Saiten-Spannung erzeugen, die Klang und Ansprechverhalten der Saiten verbessern soll. Dazu meine Fragen:

a) nach meinem physialischen Verständnis würde ein stärkerer Saitenzug bei gleich starker Saite und gleich langer Mensur doch zu einer höheren Tonhöhe führen - die angegebene Erhöhung der Saitenspannung durch den Bi-Level-Steg wäre also widersinnig, oder?

b) in der Tat habe ich den Eindruck , dass die Saiten ( d'addario exp16 12- 53) sich im Vergleich zu meiner anderen Grand Auditorium mit gleichen Saiten und Saitenlage (2,5 mm im XII Bund) merklich schwerer bespielen lassen. Dies könnte ich zwar gegebenenfalls durch einen 11er oder 10er Satz kompensieren, das erschiene mir aber genauso unsinnig, oder?

c) hat jemand im Forum diesbezüglich Erfahrungen mit der AG70 bzw einer vergleichbaren Alvarez-Gitarre mit Bi-Level-Steg?

Vielen Dank für eure Meinungen / Hinweise!

Dscheko
 
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Damit will Alvarez nach eigenen Worten eine stärkere Saiten-Spannung erzeugen, die Klang und Ansprechverhalten der Saiten verbessern soll.

An der Saitenspannung ändert sich durch die Geometrie des Steges nichts. Lediglich der Druck auf die Stegeinlage wird erhöht.

a) nach meinem physialischen Verständnis würde ein stärkerer Saitenzug bei gleich starker Saite und gleich langer Mensur doch zu einer höheren Tonhöhe führen - die angegebene Erhöhung der Saitenspannung durch den Bi-Level-Steg wäre also widersinnig, oder?

Genau.

b) in der Tat habe ich den Eindruck , dass die Saiten ( d'addario exp16 12- 53) sich im Vergleich zu meiner anderen Grand Auditorium mit gleichen Saiten und Saitenlage (2,5 mm im XII Bund) merklich schwerer bespielen lassen. Dies könnte ich zwar gegebenenfalls durch einen 11er oder 10er Satz kompensieren, das erschiene mir aber genauso unsinnig, oder?

Die Bespielbarkeit sollte sich durch ein ordentliches setup optimieren lassen.

Dünnere Saiten würde ich nicht empfehlen.
 
Ich habe mal gelesen/gehört, dass diese Konstruktion im Hinblick auf ein eventuelles "Ramping" bei älteren Gitarren gewählt wurde. Sie wäre also für eine neue Gitarre lediglich in Bezug auf die Optik interessant.
 
Ramping bewirkt genau das gleiche und würde auch mancher neuen Gitarre gut tun. Hat also mit dem Alter nichts zu tun.

Ich "rampe" oft neue Gitarren.
 
Habt vielen Dank für Eure Antworten!

Hier nochmal der Originaltext von Alvarez-Guitars:
"Our Bi-level bridge is designed to heighten string tension and improve sustain and response"
Sie glauben also zumindest selbst, dass die stärker abgesenkte Ebene der Saitenpins / dadurch steilerer Winkel der abknickenden Saiten die Saitenspannung erhöht.

Umso mehr bin ich froh, dass Bassturmator meine Auffassung bestätigt, dass es bei gleicher Tonhöhe keine höhrere Saitenspanung geben kann. Die Erklärung mit dem stärkeren Druck auf die Stegeinlage durch den steileren Winkel klingt hingegen einleuchtend, da man sich dadurch eine bessere Schallübertragung auf die Decke erhoffen könnte. Merci

Im Vergleich zu meinen anderen Akustik-Gitarren kommt der 'Breaking-Angle' der Saiten hinter der Stegeinlage der Alvarez AG70 durch den Bi-Level Steg tatsächlich mehr an die als optimal empfohlenen 45° heran.

Schön auch dass ich jetzt weiss, was 'Ramping' und 'Slotting' sind.

Interessant wäre noch von Dir zu wissen, Mr. Bassturmator, warum Du die Gitarren genau 'rampst'. Bringt es Dir tatsächlich einen besseren Klang, werden die Gitarre etwas lauter, die Saiten differenzierter im Klangbild?

VD+VG
 

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Interessant wäre noch von Dir zu wissen, Mr. Bassturmator, warum Du die Gitarren genau 'rampst'. Bringt es Dir tatsächlich einen besseren Klang, werden die Gitarre etwas lauter, die Saiten differenzierter im Klangbild?

Es ist eher umgekehrt. Wenn bestimmte Symptome vorliegen ergreift man Maßnahmen.

Bei professionell genutzten Gitarren geht es ja auch um schnelle und zuverlässige Saitenwechsel und in dem Zusammenhang um Langlebigkeit der Stegplatte...

Ein Tommy Emmanuel z.B. wechselt seine Saiten etwa hundert mal öfter als der durchschnittliche user hier und macht sich deutlich weniger Gedanken um tuning zur Verbesserung des Klangbildes.

Geschlitzte Brücken mit ordentlichem ramping sind einfach besser, lassen sich aber nur handwerklich herstellen und sind deswegen selbst bei hochpreisigen Gitarren nur selten zu finden. Bei einer Martin für 3000,- € gibt es geschlitzte Plastik-bridgepins...
 
Sie glauben also zumindest selbst, dass die stärker abgesenkte Ebene der Saitenpins / dadurch steilerer Winkel der abknickenden Saiten die Saitenspannung erhöht.
Ob "sie" das "selbst" glauben? Weiss nicht. Ich halte es z.B. für möglich, dass der Schreiber das so sieht, evtl. weil er eine Auskunft so verstanden hat - die aber so nicht gegeben wurde.

Vielleicht interessant in dem Zusammenhang, dass von Seiten der Fa. Yairi, wo das Design wohl herkommt, diese Aussage anscheinend nicht gemacht wird (klick).

Im Video bei 11:15:

 
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Es ist eher umgekehrt. Wenn bestimmte Symptome vorliegen ergreift man Maßnahmen.

Bei professionell genutzten Gitarren geht es ja auch um schnelle und zuverlässige Saitenwechsel und in dem Zusammenhang um Langlebigkeit der Stegplatte...

Danke Mr. Bassturmator für die ergänzende Erklärung!


Ob "sie" das "selbst" glauben? Weiss nicht. Ich halte es z.B. für möglich, dass der Schreiber das so sieht, evtl. weil er eine Auskunft so verstanden hat - die aber so nicht gegeben wurde.

Vielleicht interessant in dem Zusammenhang, dass von Seiten der Fa. Yairi, wo das Design wohl herkommt, diese Aussage anscheinend nicht gemacht wird (klick).

Ich gebe Dir recht, Saitensauber, dass der Text auf den Alvarezseiten nicht von den Entwicklern selbst geschrieben sein muss. Dann ist die fehlende Endkontrolle der Texte aber auch bedenklich, denn wenn ich die Passage mit dem höheren Saitenzug - die, wie wir mehrheitlich meinen, nicht zutrifft - vorher genauer gelesen hätte, hätte ich die AG 70 CEAR aus Sorge vor mangelndem Spielkomfort gar nicht gekauft (was schade gewesen wäre, denn sie ist wirklich ein schönes und gut klingendes Instrument)

Danke auch für das interessante Yairi-Video.
. . . . Allerdings finden sich auf der Alvarez-Seite auch Verdachtsmomente gegen Meister Yairi himself:

"Kazuo Yairi was a big believer in the importance of getting the right string tension. He came up with a unique bi-level bridge system that angles the strings at a steeper angle. This helps to maintain consistent tension, intonation and sustain."
Nicht ganz so klar ausgedrückt, wie das erste Zitat, aber irgendwie wollte er wohl doch an der Saitenspannung schrauben. Und wenn ich mir die Alvarez jetzt noch mal so zur Hand nehme . . ganz schön straff . . . wer weiss was die Japaner mit genügend Zen so alles hinbekommen . .
 
Es scheint sich ja nicht um ein wörtliches Zitat von K. Yairi zu handeln - und selbst wenn das so wäre, würde ich das nicht auf die Goldwaage legen, weil Yairi wohl kein Muttersprachler-Niveau hatte, wenn er Englisch sprach. Ich glaube, es war T. Gerken, der im Test einer Yairi oder Alvarez das Wort "torque" benutzte, um den Sinn der Konstruktion zu benennen - in etwa wohl einen höheren (vertikalen) Anpressdruck. Das schiene mir jedenfalls nachvollziehbar.
 
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