An unsere Mutter (geheimes Weihnachtsgedicht)

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An unsere Mutter
(geheimes Weihnachtsgedicht)


Was wÀre schwer daran gewesen,
einmal nicht schlecht gelaunt zu sein?
Statt unsre Spannung aufzulösen,
warst du empfindlich und gemein.

Mit dir war es nicht auszuhalten,
das lang ersehnte Weihnachtsfest.
Ich seh noch deinen Blick, den kalten,
er gab uns Kindern gleich den Rest.

SpÀtestens mittags Heiligabend
war jede Hoffnung aufgezehrt,
es wird noch schön. Nach GrĂŒnden grabend,
hast du uns Liebe schlicht verwehrt.

Wir haben dann im Kinderzimmer
den grĂ¶ĂŸten Teil der Zeit verbracht
und hofften sehr, es wird nicht schlimmer.
Es reicht ja schon, wenn keiner lacht.

Nur selten in den ganzen Jahren
sah’n wir dich auch mal mild gestimmt.
Gefasst auf lauernde Gefahren,
dachten wir dann: Gleich kracht’s bestimmt!

Heut willst du, dass wir dich besuchen
und rufst uns Mitleid heischend an
mit einer Stimme wie aus Kuchen.
Als ob man Steine wecken kann!

Wozu musst du dir denn beweisen,
dass du noch immer Macht besitzt?
Wir werden weiterhin vereisen,
wenn du an den GemĂŒtern ritzt!

LÀngst schöpfen wir aus andern Quellen
die Liebe, die ein Herz erhofft,
um sich das Dasein aufzuhellen.
Sei eingeschnappt wie sonst so oft!
 
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Dieser Text bewegt mich aus verschiedenen GrĂŒnden. Auch deshalb, weil er mE sehr glaubwĂŒrdigen Zorn auf die BĂŒhne bringt!

Ich wĂŒrde das deinen Leuten vom Theater zeigen. Das ließe sich sicher interessant sprechen
 hm.,, singen
 das weiß ich nicht. HĂ€ngt sicher sehr davon ab, wem man das zeigt! Toi toi toi!
 
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Ich wĂŒrde das deinen Leuten vom Theater zeigen.
Hm. Die fragen dann als Erstes, wann und wo sie ne Mugge haben, bei der das Lied eingesetzt werden könnte. Ich kann es ja mal probieren. Mehr als nein sagen könnten die ja nicht. :) Dann hab ich es wenigstens mal versucht. (Frag mich gerade, ob ich mich traun wĂŒrde, es meiner uralten Mutter zu zeigen. Weihnachten ist ja das große Fest des allgemeinen Verzeihens. Hm.)
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Jetzt weiß ich's: Der Text hĂ€tte eine Chance, wenn er humorvoller wĂ€re. Wenn ich praktisch ĂŒber den Dingen stĂŒnde. Aber so weit bin ich noch nicht.
 
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Bis Weihnachten ist lange hin. Und aus meiner Sicht könnte der Text auch als Prolog einer StĂŒckes zum nachtrĂ€glichen Schreiben eines Selbigen inspirieren,

Jetzt weiß ich's: Der Text hĂ€tte eine Chance, wenn er humorvoller wĂ€re. Wenn ich praktisch ĂŒber den Dingen stĂŒnde. Aber so weit bin ich noch nicht.

Ich brĂ€uchte im Zusammenhang mit so einem Weihnachten keine ironischen Sieger. Eher ein buntes Leben und Leben lassen. Als Song berĂŒhrt mich in diesem Falle deine HĂ€rte. Vielleicht kennen wir uns schon zu lange,,,🙃 warten wir doch auf weitere Reaktionen.
 
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Als Song berĂŒhrt mich in diesem Falle deine HĂ€rte.
Komisch, jetzt, wo ich es hinter mir habe, könnte ich mich direkt noch mal hinsetzen und einen viel großzĂŒgigeren Text schreiben. Nicht, um davonzukommen, sondern, weil ich, als ich wĂŒtend war, meine milderen EinwĂ€nde nicht habe zu Wort kommen lassen. Hab mir eben meinen Groll von der Seele geschrieben. Dazu stehe ich.
Ich brÀuchte im Zusammenhang mit so einem Weihnachten keine ironischen Sieger. Eher ein buntes Leben und Leben lassen.
Wenn das möglich wĂ€re bei meiner Mutter, ich wĂŒrde sie mit Freuden besuchen. Dummerweise kriegt sie sofort ihren Weihnachts-Rappel, gerade, wenn alle um sie herum gut gelaunt sind. Und darauf hab ich einfach keine Lust mehr. Meine Weihnachten wĂ€hrend meiner Ehe waren so schön!!! Das hat mich reich entschĂ€digt fĂŒr die Entberungen in der Kinderzeit. Trotedem werde ich wohl noch einen humorvollen Text nachreichen, so es mir gelingt. :)
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Bis Weihnachten ist lange hin. Und aus meiner Sicht könnte der Text auch als Prolog einer StĂŒckes zum nachtrĂ€glichen Schreiben eines Selbigen inspirieren,
Stimmt, so werde ich es auch angehen. :)
 
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Ich hatte ebenfalls eine strenge Mutter und Weihnachten war nicht nur schön, aber eigentlich doch! Schreib doch einen zweiten Text. Aber nicht zur Korrektur des ersten, sondern aus der Sicht deiner anderen, braven Schwester! 🧑
 
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Liebe @Teestunde, gerade habe ich deinen Text geliked und gleichzeitig das GefĂŒhl gehabt - Nein! Hier passt kein Like, hier schnĂŒrt mir etwas das Herz ab. Dein Text hat mich sehr berĂŒhrt, schlagartig eigene Erinnerungen hochgeholt, die sorgfĂ€ltig in Schachteln verpackt im Regal stehen. Ich habe sie angeschaut und gedacht: Ja, bleibt dort ruhig stehen, in den schönen Schachteln, die ich euch gegeben habe. Ich weiß, was in euch drinnen ist, kann es mir anschauen, wenn ich will oder auch lassen. Und manchmal muss eben einfach mal ein wenig Dampf aus dem Kessel - dann können die Schachteln bis auf weiteres im Regal stehen bleiben. Danke fĂŒr deinen Text.
 
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Schreib doch einen zweiten Text. Aber nicht als Korrektur, sondern als deine versöhnlichere Schwester!
Ja, das ist eine gute Idee. Ich stelle mich in die Schuhe meines versöhnlicheren Ich's. :) Aber erst mal esse ich Abendbrot. ;) ;) ;)
Danke fĂŒr deinen Text.
Mir ist es heute (teilweise) gelungen, von so einer Schachtel den Deckel abzuheben. Heraus kamen die Dinge von selbst. Jongleur hat mir gerade einen Tipp gegeben, wie ich meine milder gestimmten Facetten auch noch sichtbar mache. Mal sehen, ob es mir gelingt. Freut mich, dass meine Wut nicht gemaßregelt wurde. Ich merke, dass ich viel mutiger sein kann. :)
 
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Jongleur hat mir gerade einen Tipp gegeben, wie ich meine milder gestimmten Facetten auch noch sichtbar mache. Mal sehen, ob es mir gelingt. Freut mich, dass meine Wut nicht gemaßregelt wurde. Ich merke, dass ich viel mutiger sein kann. :)

Aber vermische bitte die beiden Texte nicht! Du siehst, den ersten Kommentaren gefiel dein erster Text viel besser als dir, was ich in diesem Fall auch absolut nachvollziehen kann!
 
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Harter Stoff. Und intensiv geschrieben. Wieder einmal Chapeau. Wer's liest, spĂŒrt es.
Weihnachten ist ja das große Fest des allgemeinen Verzeihens
... und Verzeihen tut beiden Seiten gut, auch denen, die verzeihen. Auch ohne ein Fest ...
 
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Wow, so hart, so verletzt, so bitter - und dann doch so stark.

Wenn ich von solchen Kindheitskatastrophen lese oder höre, bin ich oft fassungslos. Aber dein Text macht mehr. Er lÀsst mich dabei sein, wie aus dem alljÀhrlichen Hieb in die Magengrube ein "Jetzt nicht mehr!" geworden ist. Hut ab vor dieser tiefen, unglaublich gut geschriebenen Geschichte.

Wenn du dem jetzt wie von Jongleur vorgeschlagen den anderen Blick gegenĂŒberstellst, lĂ€sst du eine ganze Welt vor unseren Augen entstehen.
 
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Ich hab mir gerade Gedanken gemacht und alles, was mir einfiel, erst mal hintereinander aufgeschrieben ohne mich dabei zu kritisieren. Ihr findet den Post unter dem Titel Vergebliche MĂŒh gleich hier im Textforum. :)
 
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Ich habe "vergebliche MĂŒh" vor diesem Text gelesen - wirft ein neues Licht auf beide Texte.
Sehe aber beide Texte als eigenstÀndige Texte, die beide Bestand und Berechtigung haben.

Gleichwohl eine inhaltliche Anmerkung:
Die ĂŒbermĂ€chtige Kraft von Ritualen wird oft unterschĂ€tzt - auch Erwachsene sind ihnen ausgeliefert.
Nach wiederholten dramatischen Weihnachtstreffen ( Feste konnte sie keine/r nennen) haben wir irgendwann mal beschlossen, dass wir damit aufhören. Mutter und Kinder treffen sich jenseits dieser Tage zu zweit. Ein Familientreffen im Sommer, gern verbunden mit einem gemeinsamen Ausflug oder Àhnlichem.

ALLE fĂŒhlten sich entlastet, es gab Raum fĂŒr Freude, in den zweier-Treffen gab es die Möglichkeit zu wirklicher Begegnung.

Man kann auch von Dingen Abschied nehmen, die ihren Zweck nicht mehr erfĂŒllen. Die Frage, warum und wofĂŒr man etwas macht, ist immer aktuell und immer zu stellen.

Herzliche GrĂŒĂŸe

x-Riff
 
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Man kann auch von Dingen Abschied nehmen, die ihren Zweck nicht mehr erfĂŒllen. Die Frage, warum und wofĂŒr man etwas macht, ist immer aktuell und immer zu stellen.
Stimmt. Und: Wut aufzuheben ist Blödsinn. Es hat mir gutgetan, sie rauszulassen, aber jetzt hat sich's damit, hoffe ich. :)
 
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Es hat mir gutgetan, sie rauszulassen, aber jetzt hat sich's damit, hoffe ich. :)
it ainÂŽt over till itÂŽs over.
Oder: Wut zu unterdrĂŒcken kostet Energie, Wut rauszulassen, schafft Energie. Die Lebensklugheit besteht darin, die Energie in eine konstruktive Richtung zu lenken.

Herzliche GrĂŒĂŸe

x-Riff
 
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Liebe @Teestunde: Starker Text, glaubhaft und direkt.

Und ich finde sehr, dass er performt werden kann. Der Idee vom @Jongleur
Ich wĂŒrde das deinen Leuten vom Theater zeigen. Das ließe sich sicher interessant sprechen
 hm.,, singen
 das weiß ich nicht. HĂ€ngt sicher sehr davon ab, wem man das zeigt! Toi toi toi!
möchte ich mich anschließen.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass der Text im Verband mit anderen z.B. (https://www.musiker-board.de/threads/vergebliche-mueh.750253/) in der Zukunft als kleine Textsammlung veröffentlicht werden könnte.

Es hat mir gutgetan, sie rauszulassen, aber jetzt hat sich's damit, hoffe ich.
Und wenn nicht: Auch gut und weiter schreiben... :)
 
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Schwierig. Eigentlich ein vernichtendes Urteil ĂŒber die Mutter.

Schwierig finde ich vor allem, dass hier das erwachsene LI immer noch die Kindheits-Perspektive einnimmt. Denn es fehlt jeglicher Ansatz, verstehen zu wollen, wie es dazu kommen konnte. Der Mutter wird ja schon in den ersten beiden Zeilen unterstellt, sie hÀtte auch anders gekonnt, wenn sie nur gewollt hÀtte.

Ob es so einfach ist?

Nicht, dass es nicht berechtigt wÀre, auch einmal so weit zu gehen, das alles zu sagen. Aber dann wÀre vielleicht die Kinderperspektive geeigneter?

Hier scheint es, als wĂ€re das Kind einfach "alt" geworden, aber im Damals wie festbetoniert: "Wir werden weiterhin vereisen" klingt fast nach einem bösen Versprechen, dass sie nie mehr anzukommen braucht, dass sich die Dinge ein fĂŒr alle Mal umgekehrt haben und jetzt die Kinder am lĂ€ngeren Hebel sitzen.

Wie passt diese Unbarmherzigkeit zusammen mit der Feststellung, dass die Kinder lÀngst Liebe aus anderen Quellen schöpfen? VerÀndert die Liebe die Kinder nicht, so dass sie vielleicht zu verstehen beginnen, was ihnen damals zu verstehen unmöglich war?

Wie gesagt - ein bisschen schwierig (fĂŒr mich).
 
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Schwierig finde ich vor allem, dass hier das erwachsene LI immer noch die Kindheits-Perspektive einnimmt. Denn es fehlt jeglicher Ansatz, verstehen zu wollen, wie es dazu kommen konnte. Der Mutter wird ja schon in den ersten beiden Zeilen unterstellt, sie hÀtte auch anders gekonnt, wenn sie nur gewollt hÀtte.
In diesen Punkt stimmen wir absolut ĂŒberein . (y) Diese gnadenlose Abrechnung passt aber gleichzeitig und eher unauffĂ€llig zum Tonfall der Gegenwart. Ein Grund mehr, eine radikale Abrechnung durch eine Ă€hnlich radikale Hinterfragung radikaler Ablehnungen in Frage zu stellen! Deshalb meine Empfehlung, mit Leuten vom Theater den Text zu diskutieren. Dieser Text eignet sich mE gut als Prolog fĂŒr ein StĂŒck

 
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