Angst vor (auslaufenden) Elkos in Röhrenamps - Unbegründet?

justamusician
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Schönen Sonntagabend zusammen,

neulich unterhielt ich mich mit einem Gitarristen, der schon seit Jahren selbst an seinen Tube Amps bastelt, Mods einbaut und sich auch schon selbst Röhrenamps von Grund auf gebaut hat. Vom Höckschen aufs Stöckschen kamen wir auch zum Thema Elko‘s.

Er erzählte mir, dass die schon ab und zu mal kontrolliert werden sollten und nach 10 bis 20 Jahren auch oft platt sind und mal ausgetauscht werden sollten. „Andernfalls können die auch mal auslaufen und mit ihrer Suppe den ganzen Amp mit ins Verderben reißen“ dramatisch formuliert.

Als Besitzer von inzwischen fünf Röhrenamps aus den Baujahren 1978, 1987, Ende 90er, Anfang 2000er und Ende 2010er fing dieser Gedanke an, an mir zu nagen.

All diese Amps habe ich gebraucht gekauft, bei den meisten wurden kurz vor dem Kauf (durch Rechnungen belegbar) noch Röhren getauscht oder ein Allgemein-Check gemacht.

Dennoch frage ich mich, wie die Elkos in meinen Amps (gerade in den Amps der älteren Semester) noch so beschaffen sind und habe jetzt Angst, dass ich so einen Elko mit Altersschwäche gar nicht bemerken würde. Geschweige denn ein Auslaufen und, ob ich damit eigentlich Tag für Tag Totalschäden an meinen Amps riskiere.

Deshalb meine Fragen an die versierten Amp Techniker und Tüftler unter euch:

- Wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass ein Elko aufgrund von Altersschwäche ausläuft?

- Nach wie vielen Jahren passiert das wirklich so im Schnitt?

- Und bei wie vielen Amps (schätzungsweise) werden dadurch wirklich andere Bauteile so in Mitleidenschaft gezogen, dass es eben nicht bei einem reinen Elko Tausch bleibt?

Ein Freund hatte das Thema auch mit einem Amp Techniker aus der Gegend neulich, dessen Aussage war „Regelmäßig anschauen, wenn da nichts aufgebläht ist und wenn der Amp nicht plötzlich signifikant an Sound/Bassreserven verliert müsste alles im Grünen Bereich sein - oder nachmessen wenn man es kann, dann ist man ganz auf der sicheren Seite“ aber ich weiß nicht, ob das die ganze Wahrheit ist und wollte daher gerne eure Erfahrungen und Meinungen :redface:

Vielen Dank vorab!
 
Hi!
Schönen Sonntagabend zusammen ...
Danke - dir auch!
... müsste alles im Grünen Bereich sein ...
Ich würde sagen, dass das hier der treffende Satz ist.
Nach "müsste alles ..." kommt ja manchmal "Oh, jetzt ist es doch kaputt" ;)

Die meisten Bauteile in einem Verstärker (Elkos und andere) unterliegen einer ständigen Alterung. Deswegen sollte man sie (einigermaßen) regelmäßig auf ihre korrekte Funktion überprüfen, bzw. überprüfen lassen. Das ist keine große Sache, vermeidet aber ungewollte Defekte und eventuelle weitere Schäden.

Tatsächlich funktionieren all diese Sachen ja auch erstaunlich gut - aber ein kleiner "Check-Up" alle 10-15 Jahre schadet sicher nicht (y)


cheers - 68.
 
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Nach wie vielen Jahren passiert das wirklich so im Schnitt?
Dein Bekannter hat theoretisch Recht.
Qualität, Betriebstemperatur, Alter, Dimensionierung sind Faktoren die Einfluss auf die Haltbarkeit haben.
Und auch wenn ein Elko defekt ist muss nichts schlimmeres passieren, es sind Sicherungen eingebaut.

Trotzdem passiert es über die Jahre immer wieder das ein Elko ausläuft, und einiges "versaut". Das heißt nicht automatisch das der Amp ins verderben gerissen wird.
Tr6kann ein defekter bzw. ausgelaufender Kondensator weitere Fehler zur Folge haben.
Letztlich ist das immer eine Frage wie wertvoll ist der Amp, wie hoch sind die Kosten für einen kompletten Tausch der alterungsempfindlichen Bauteile.
Wie oft der einzelne Verstärker benutzt wird hat natürlich auch Einfluss auf die Haltbarkeit.
Die ersten 25 Jahre würde ich mir keine Gedanken machen.

Und danach: kommt drauf an.
 
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Kann mich da noch an eine Farb-Röhrenglotze erinnern...
Eines Tages ein Knall, Geruch nach verbrannter Elektrik, ok das war‘s dann wohl mit dem alten Teil.
Nächsten Tag einen (damals modernen) Plasma Bildschirm geholt, Kabel-Receiver angeschlossen, eingeschaltet - kein Bild kein Ton :eek:
Da dämmerte mir was... Receiver aufgeschraubt und siehe da: Elko als Tischfeuerwerk.
War schnell getauscht, Bild und Ton ok, und die alte Glotze logischerweise auch noch in Ordnung. Ich Depp...

Entweder ein Fall von „planned obsolescence“ oder einfach schlechter (Bauteile)Qualität, der Receiver war vielleicht 3 Jahre alt. :evil:

Will sagen: manches war früher wirklich besser. Und das „Auslaufen“ ist eigenlich nur auf Platinen ein Problem, da frisst sich das Elektrolyt dann uU durch Leiterbahnen.
 
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Bei defekten Kondensatoren hatte ich bis heute nur Probleme, weil sie ausgetrocknet waren. Geplatzt und ausgelaufen ist mir bisher noch kein Kondensator (ausgelaufen sind bei mir bisher nur - vergessene - Batterien).
Platzen tun sie eigentlich nur wenn sie heiß werden, was aber bei einer einigermaßen sorgfältigen Schaltungsauslegung wo man die Kondensatoren ihrer Eignung und Dimensionierung nach korrekt aussucht (z.B. Low-ESR für (Schalt-)Netzteile / Temperaturfestigkeit - ganz wichtig bei Kondensatoren auf Motherboards) sehr selten passiert.
Üblicherweise trocknen sie aus wenn sie altern und verlieren immer mehr an Kapazität. Das macht sich aber meistens schon früh bemerkbar durch ein allmählich lauter werdendes Brummen (vor allem bei alternden Kondensatoren im Netzteil) und/oder klangliche Veränderungen bei Amps (Schaltnetzteile starten dann ganz plötzlich nicht mehr). Solange beides nicht auftritt, sollten die Elkos noch o.k. sein.

Ich habe hier eine über 40 Jahre alte elektronische Kirchenorgel (noch mit analoger Klangerzeugung), die war bis vor einem Jahr in einer Kapelle regelmäßig in Gebrauch. Als ich sie bekam dachte ich sofort daran, dass ich am besten routinemäßig die Elkos im Netzteil erneuere (die Netzteil-Elkos sind immer die, die am meisten belastet werden). Ich hatte schon zwei neue besorgt, aber vor dem Tausch sinnvollerweise die alten erst mal noch genauer durchgemessen. Und siehe da: Die alten hatten sogar noch etwas mehr Kapazität als die neuen! (beide aber im Rahmen der üblicherweise recht hohen Toleranz). Die alten waren also nach über 40 Jahren noch gut - ich hab´ sie dann natürlich drin gelassen.
 
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@68goldtop @Marc Blues @Telefunky @LoboMix erstmal vielen Dank für eure Zeit und die hilfreichen Antworten, da war schon wirklich viel spannendes dabei!

sollte man sie (einigermaßen) regelmäßig auf ihre korrekte Funktion überprüfen, bzw. überprüfen lassen

Gibt es denn eurer Meinung nach dafür Faustregeln? Zum Beispiel: Alle X Jahre überprüfen? Durch LoboMix Beitrag habe ich erfahren, dass es offenbar kein „spätestens nach X Jahren austauschen“ gibt, weil es offenbar Elkos gibt, die ewig halten. (Insofern man es selbst zuverlässig durchmessen kann, da haperts dann bei mir leider auch :redface:)

wie wertvoll ist der Amp, wie hoch sind die Kosten für einen kompletten Tausch der alterungsempfindlichen Bauteile.

Ich denke die „Kronjuwelen“ sind ein 1987 JCM 800 in museumsreifen Zustand, ein 1978 Twin, der nicht viel weniger gut erhalten ist und ein Mesa Boogie Road King aus der ersten Serie. Also ein paar Werte stehen hier schon, deshalb war mir die Klarheit über die Elkos hier auch so wichtig.

Wie oft der einzelne Verstärker benutzt wird hat natürlich auch Einfluss auf die Haltbarkeit.

Leider zu meiner Schande recht selten, wenn jeder Amp pro Monat eine Stunde läuft, ist das schon viel. Die aktuellen Lebensumstände erlauben es nicht ausgiebiger, auch wenn ich es mir wünsche.

das „Auslaufen“ ist eigenlich nur auf Platinen ein Problem, da frisst sich das Elektrolyt dann uU durch Leiterbahnen.

Und ich schätze der Mesa Boogie Road King, ein weiterer Mesa Boogie Dual Caliber 3 und ein ENGL Gigmaster 30 wären davon betroffen, genau weiß ich aber nicht, ob die eine Platine haben. Eher „Bauchgefühl“.

nur Probleme, weil sie ausgetrocknet waren. Geplatzt und ausgelaufen ist mir bisher noch kein Kondensator

Das beruhigt auf jeden Fall! Danke für das Teilen deiner Erfahrungen.

Das macht sich aber meistens schon früh bemerkbar durch ein allmählich lauter werdendes Brummen (vor allem bei alternden Kondensatoren im Netzteil) und/oder klangliche Veränderungen bei Amps (Schaltnetzteile starten dann ganz plötzlich nicht mehr). Solange beides nicht auftritt, sollten die Elkos noch o.k. sein

Und auch das sind auf jeden Fall konkrete Anhaltspunkte, mit denen ich weiterarbeiten kann, klasse!

nach über 40 Jahren noch gut

Vielleicht kann man es auch mit dem Zahnriemen vom Auto vergleichen ein Stück weit? Manche Autos fahren 200.000 Kilometer und 20 Jahre mit einem Zahnriemen, ohne Wechsel und bei anderen ist es nach 60.000 und 3 Jahren schon höchste Eisenbahn. Eine Regel lässt sich daraus dennoch nicht ableiten, sondern nur die Ausnahmen :redface:

Aus euren Nachrichten entnehme ich bisher, dass man theoretisch schon „so lange spielen könnte, bis man was merkt“ bevor man tätig wird. Und selbst wenn man was merkt, es nur in wirklich seltenen Fällen echt dramatisch endet. Daher das Risiko, das Amps wirklich durch Elkos teure Schäden erleiden, verhältnismäßig gering ist. Oder ist das zu optimistisch formuliertes Wunschdenken?
 
Eine Regel lässt sich daraus dennoch nicht ableiten, sondern nur die Ausnahmen :redface:
Wenn ich dazu eine Regel formulieren würde, dann diese: Nur nachweislich hochwertige Bauteile verwenden und diese so zu dimensionieren, dass sie schaltungstechnisch nie an ihre Grenzen belastet werden, also ausreichend Reserven haben.

Und da schneiden gerade alte Geräte oft sehr gut ab. Selbst viele alte Röhrenradios laufen heute noch mit ihren ersten Kondensatoren. "Auf Kante nähen" war in den Urzeiten der Elektrotechnik noch nicht üblich, auch die Schaltungen wurden (im Rahmen des damaligen Möglichkeiten) normalerweise sorgfältig ausgelegt.
Bei Bauteilen, die ich heute neu kaufe, ist es leider alles andere als sicher, dass die Qualität immer stimmt. Es sind schon Fälle bekannt geworden, wo sogar guten Fachhändlern Lieferungen untergejubelt wurden, wo die Bauteile ihre Spezifikationen vorne und hinten nicht einhielten, bis hin zu totalen Fakes komplett ohne Funktion!
Das hat damit zu tun, dass dieser Massenkram heute vorwiegend in China gefertigt wird. Die können zwar auch Qualität, ohne Zweifel. Aber auch dort gibt es Menschen mit betrügerischen Absichten, die ohne mit der Wimper zu zucken den letzten Schrott in den Handel bringen.

Der Hersteller der alten Kirchenorgel (den es heute noch gibt) hat bei diesem Instrument alles sehr sorgfältig und professionell ausgelegt. Die Orgel war ja auch für den professionellen Einsatz gedacht und seinerzeit auch nicht gerade billig.
Dass sie mit ihrer alten analogen Klangerzeugung heute technisch überholt und praktisch wertlos ist, steht auf einem anderen Blatt und hat ausschließlich mit dem technischen Fortschritt auf diesem Gebiet zu tun.

Ich bin kein Fachmann für Röhrenamps, würde aber vermuten, dass deine "alten Schätzchen" seinerzeit ebenso sorgfältig konzipiert wurden.

Zum Messen der Kapazität von Kondensatoren braucht man ein entsprechendes Messgerät, viele bessere Mulitmeter haben einen solchen Messbereich.
ABER: Für diese Messung MÜSSEN die Kondensatoren IMMER SPANNUNGSFREI sein bzw. vorher gemacht werden (ein Ausbau ist nicht zwingend nötig). Das erfordert die nötige Sachkenntnis und das richtige Werkzeug, insbesondere bei Röhrenamps mit ihren hohen und LEBENSGEFÄHRLICHEN Spannungen.
Also nur machen bei entsprechend umfassender Sachkenntnis - oder gleich in einer guten Fachwerkstatt machen lassen (alternativ machen so etwas auch Leute in einem Reparaturcafé).
 
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Wenn es anfängt zu brummen oder zu krachen, können es die Elkos oder Koppel-Kondensatoren sein, dann ist Handlungsbedarf.

Ich habe über viele Jahre auch noch keinen ausgelaufenen Elko in Röhrenverstärkern gesehen (was nicht heisst, dass es das nicht gibt), aber viele ausgetrocknete oder aufgeblähte mit kleinen Elektrolytausschwitzungen.

Röhrenamps werden ja meist deutlich wärmer als Transistoramps, und zwar meist das ganze Chassis. Auch durch Wärmestrahlung der Endröhren können Elkos durch die dauernde höhere Temperatur austrocknen. Dann hat man aber Symptome wie Brummen etc.

Deshalb nehme ich für meine Neubauten oder Reparaturen Elkos mit 105 Grad Temperaturresistenz und mind. 3000-5000h Standzeit, dann ist man gut aufgestellt.

Eine Faustregel zum Service gibt es nicht wirklich, denke ich, da es vor allem auf die Betriebsstunden (Sommer? Winter? 21 Grad?) ankommt.

Wenn man den Amp zum Tech gibt, sollte man alle Elkos, Kondensatoren und ggf. Widerstände kontrollieren lassen, es wird ja einen Anlass geheben haben.

Ein Sonderfall ist die Inbetriebnahme nach jahre- oder jahrzehntelangem Einlagern. Da sollte man den Amp mit einem Regeltrafo langsam über ein paar Stunden hochfahren, um die Elkos zu reformieren. Sonst kann es zu Brumm oder schlimmstenfalls zum Knall bei ausgetrockneten Elkos kommen.

Aber auch das ist selten.
 
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Hi!
... Gibt es denn eurer Meinung nach dafür Faustregeln? Zum Beispiel: Alle X Jahre überprüfen?...
Ja, sagte ich doch weiter oben. Alle 10-15 Jahre sollte ausreichen!

... Oder ist das zu optimistisch formuliertes Wunschdenken?
Meiner Ansicht nach - ja ;)

Hi!
... alternativ machen so etwas auch Leute in einem Reparaturcafé.
Bitte nicht :oops:

cheers - 68.
 
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...Ein Sonderfall ist die Inbetriebnahme nach jahre- oder jahrzehntelangem Einlagern. Da sollte man den Amp mit einem Regeltrafo langsam über ein paar Stunden hochfahren, um die Elkos zu reformieren. Sonst kann es zu Brumm oder schlimmstenfalls zum Knall bei ausgetrockneten Elkos kommen.

Aber auch das ist selten.
Damit werden die Geräte aber stundenlang außerhalb der vom Entwickler einberechneten Versorgungsbereiche betrieben.
Ob das dem Rest der Elektrik/Elektronik gut tut darf man bezweifeln.

Wie richtig beschrieben, wenn ein Elko alt wird und austrocknet verliert er Kapazität und es erhöht sich der Innenwiderstand. Dadurch lässt die Filterwirkung nach und es kommt verstärkt zu brummen. Das sollte man hören. Im Extremfall kann der auch platzen. Normalerweise passiert da aber (außer dem heftigen Knall) nicht viel. Wenn der eh "trocken" ist kann sich auch kein Elektrolyt entzünden.
 
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wenn ein Elko alt wird und austrocknet verliert er Kapazität

Kann man dann die Behauptung aufstellen, dass ein Elko in Röhrenamps viel eher austrocknet, als dass er ausläuft? Und, dass ein Platzen noch unwahrscheinlicher ist, als Auslaufen? Ich möchte nur ein Gefühl dafür bekommen. :great:
Ja, sagte ich doch weiter oben. Alle 10-15 Jahre sollte ausreichen!

Kann sein, dass wir da aneinander vorbeigeschrieben haben: Meine Frage bezog sich eher auf das "Reingucken, ob was aufgebläht oder ausgelaufen ist" und was da ein gutes Intervall wäre :redface:Entschuldige, wenn das missverständlich formuliert war. Aber wenn es da trotzdem bei den 10 - 15 Jahren bleibt, wäre das ja entspannt.

Wenn es anfängt zu brummen oder zu krachen, können es die Elkos oder Koppel-Kondensatoren sein, dann ist Handlungsbedarf.

Also, wenn es untypisch brummt oder kracht sofort ausmachen und zum Techniker? Und in dem Fall kann dann ein einfacher Tausch der Elkos alles wieder ins Lot bringen und nichts ist "zu spät" und versaubeutelt an den restlichen Teilen, richtig?
 
Ich würde mir da nicht so viel Gedanken machen, das dürfte sehr sehr selten sein und ist auch zu beheben. Feste Intervalle machen m. E. keinen Sinn, wenn es Probleme gibt, ab zum Tech.
 
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Kann man dann die Behauptung aufstellen, dass ein Elko in Röhrenamps viel eher austrocknet, als dass er ausläuft? Und, dass ein Platzen noch unwahrscheinlicher ist, als Auslaufen? Ich möchte nur ein Gefühl dafür bekommen. :great:

Ich denke, dass "Taub" eher auftritt, als das gefürchtete "Platzen": Zumindest in den 'zig Amps, Radios und TV's, die bei mir schon auf der Werkbank standen, habe ich noch nie einen geplatzten Elko gefunden und das seit ca. 40 Jahren. Wenn geplatzt, dann nur, weil jemand die verpolt eingebaut hatte oder die Spannungsfestigkeit stimmte nicht - also bei unbedachten Bastelgeräten. :gruebel:

"Gefühl" solltest Du keines bekommen, sondern im Prinzip einfach mal horchen, ob so ein Amp beginnt, auffällig zu brummen. Und dann mal ab zum Tech.
Ansonsten ist die beste Prävention: die Kisten immer mal wieder laufen lassen zwecks Eigenformierung.

- -

Zu den Elkos wurde schon vieles geschrieben. Hinzufügend: ich habe zum Beispiel in einem meiner Radios zwei sogenannte "nasse" Elkos drin. Die beiden schlanken, hohen, silbernen Säulen links neben der Gleichrichter- und Endröhre:

P_Seibt5.jpg


In den Elkos hört man die Flüssigkeit schwappern. Das Radio (ein Seibt Roland) ist von 1934 (!) und die Elkos funktionieren wie am ersten Tag...

Ansonsten gibt es wohl keine Regel. Becherelkos in alten Meßgeräten aus den Fünfzigern funktionieren z.T. nach wie vor tadellos, während Elkos desselben Herstellers und desselben Jahrganges in Radios oder TV's taub bis zum Gehtnichtmehr sind oder eben bei einigen der Gummiböppel hochkommt - dann aber meistens aufgrund eines Fehlers seiner Schaltungsumgebung.

- -

An dieser Stelle, weil es ganz gut passt: Vor kurzem hatte ich einen "Two Rock Classic Reverb"-Head auf dem Tisch zur Wartung. Wer die Amps kennt, der weiß: die sind nicht ganz sooo billig. Im Innern schlummern "jedoch" im Netzteil zwei der "berüchtigten", grauen Illinois-Elkos. Kopfkratzen? Nun ja: In allen modernen Fenderamps habe ich diese Elkos ab Werk drin; auch in meinem Bassman '59 LTD. Die Elkos funktionieren völlig problemlos. Bei anderen, sehr geschätzten Kollegen hier lese ich, dass diese Elkos nur Probleme bereiten. Wo ist die Mitte? Gibt es sone und solche Elkos generell? Angesichts des oben Geschriebenen gehe ich fast davon aus, dass dem so ist. Wir kennen nicht die Herstellungsparameter, d.h. sich zwangsläufig aufgrund von Auflagen oder Zulassungen ändernde Zusammensetzungen von Elektrolyten und anderen Materialien.
 
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weil jemand die verpolt eingebaut hatte oder die Spannungsfestigkeit stimmte nicht
Eben das sind die Hauptgründe für platzende Elkos. Als dritte Ursache kommt hinzu, wenn sie in einer heißeren Umgebung betrieben werden als ihrer Temperaturfestigkeit entspricht. In allen drei Fällen (verpolt / zu hohe Spannung / Überschreitung der Temperaturgrenze) erhitzen die Elkos und sie können dann platzen, schlimmstenfalls regelrecht explodieren.
So gab es mal eine Charge Motherboards (Hersteller erinnere ich nicht mehr, Zeit muss um 2015 gewesen sein) wo der Hersteller die zusätzlichen Elkos zur Spannungsstabilisierung, die direkt neben dem Prozessor lokalisiert sind mit 85-Grad-Typen belegt hat statt wie es nötig gewesen wäre mit 105-Grad-Typen. Diese Elkos sind dann auch reihenweise geplatzt bzw. Oft wirklich explodiert wie in Artikeln dazu zu lesen war. Da sie noch quasi neu waren, enthielten sie noch komplett ihr Elektrolyt das sich dann im Inneren des PC´s und auf der Platine verteilt hat - im Resultat praktisch ein Totalschaden.

Das war sicher ein Extremfall und einer falschen Bestückung geschuldet. Leider werden aber gerade in Consumer-Geräten viele Bauteile so dimensioniert, dass sie gerade eben bis an ihren Spezifikationsgrenzen arbeiten, um den letzten Viertelcent in der Massenproduktion heraus zu quetschen. Das sind dann typischerweise solche Geräte die - ach wie dumm - kurz nach der Garantiegrenze kaputt gehen. Sehr ärgerlich, und absolut vermeidbar bei nur geringen Mehrkosten.
 
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Um noch vielleicht eine Sprachverwirrung aufzulösen: Im englischen Sprachgebraucht sprechen viele von "leaky caps", also übersetzt leckenden/undichten Kondensatoren. Dabei ist technisch aber weniger ein physisches "lecken", im Sinne von Auslaufen des Elektrolyts, gemeint, sondern der Verlust der Eigenschaft, ungewollte Ströme zu blockieren. Der Kondensator "leckt" also im elektrischen Sinne, weil er Sachen durchlässt, die er eigentlich eben nicht durchlassen sollte.

Ausnahme: https://en.wikipedia.org/wiki/Capacitor_plague

Und wie ja Andere schrieben - es gibt noch 70 Jahre alte Fender-Amps die mit den originalen uralten Elkos heute noch laufen. Vielleicht nicht gut und perfekt, aber sie laufen noch. Und im Gegensatz gibt es 10 Jahre alte Chinaböller, wo Komponenten abrauchen. Reinschauen kann man nicht, messen kann man aber schon. Für Gitarren-Amps ist weniger die Kapazität entscheidend, sonder

Es gibt zwei Ansätze: Entweder warten, bis was nicht mehr stimmt, und dann ab zum Techniker damit ... oder proaktiv zum Techniker geben zum Check und ggf. proaktiv alternde Teile ersetzen lassen (bei Röhrenamps sind das i.W. die Elkos und die starker Hitze ausgesetzten Widerstände).

Gerade bei den "alten Schätzchen" muss man halt auch einen Tech haben, der diese zu schätzen weiß und die Balance zwischen "Werterhalt/Originalität" und "technisch-funktionaler Betriebssicherheit" findet. Ein 100% originaler alter Tweed Princeton, der noch passabel läuft, verliert an deutlich Wert, wenn man alle Komponenten austauscht, die nicht mehr innerhalb der Spezifikation laufen. Etwas Augenmaß ist entscheidend, und "historische" Teile (ja, auch kaputte alte Papier-Elkos!) sollte man sich im Tütchen mitgeben lassen und der Vollständigkeit halber behalten. Es gibt jede Menge Horror-Stories, wo übermotivierte (und mit wenig Wissen zu alten Amps ausgestattete) Techniker alles Mögliche ersetzen und damit den Amp wert- und soundtechnisch verändern. Schön auf den Punkt gebracht hier: https://www.skipsimmonsamps.com/truthaboutvintageamps.html
 
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Gerade das Herauslaufen aus den Spezifikationen z. B. von Kondensatoren und Widerständen kann einen Röhrenamp soundtechnisch stark verändern, zum Vorteil, aber auch zum Nachteil.

Wenn ein bestimmter Amp besonders toll klingt, sollte man vorsichtig sein mit dem Austausch von Teilen. Ggf. die aktuellen Werte ausmessen und berücksichtigen, wenn sich der Sound danach verändert hat.
 
(alternativ machen so etwas auch Leute in einem Reparaturcafé).

Ich dachte da eigentlich mehr an Leute wie den Herrn aus diesen Videos hier: https://www.youtube.com/@ve99online/videos
Habe aber jetzt gelesen, dass er schon länger nicht mehr beim Reparaturcafé in Gelsenkirchen tätig ist. Aber er repariert und testet nach wie vor, und das sehr kompetent.
Wahrscheinlich hast du recht und man muss aufpassen, dass man wirklich ein Reparaturcafé findet, wo Leute mit dem nötigen und ausreichenden Sachverstand tätig sind.
Im Zweifel daher doch besser einen Bogen drum machen und einen richtigen Spezialisten konsultieren.
 
Hatte voriges Jahr einen dreißig Jahre alten Boogie beim Tech weil er mir umgefallen war, er wurde durchgesehen ,bisschen was nachgelötet, ansonsten war er in Ordnung, der Tech sagte mir, daß ältere Amps immer mal wieder überprüft werden sollten. ABER AM BESTEN VON EINEM TECH DEN HOCHSPANNUNG KANN GEFÄHRLICH WERDEN FÜR DAS Leben
 
Ich hab noch eine Geschichte dazu.. ich gehe davon aus, dass ein ausgelaufener Elko mit verantwortlich für den Totalschaden an meine Mesa Boogie 2:90. Allerdings kommt noch ein unfähiger Techniker dazu.

In der besagten Endstufe hat's mal ordentlcih gekracht und anschließend gestunken... der Amp hat aber noch funktionert danach. Ich habe ihn aber sicherheitshalber zum Amp-Tech gebracht... der aber angeblich nichts gefunden hat. Amp lief weiterhin, roch auch noch ein wenig aber da ich ihn dann kaum noch gebraucht habe, lief er ein paar Jahre nicht.
Dann wollte ich die Endstufe eines Tages verkaufen und hab sie zu Testzwecken ausprobiert, was nach dem Einschalten sofort mit Flammen im Inneren quittiert wurde. Der Amp wanderte dann zu einem anderen Amp-Tech (Redstuff), der sagte, dass ein kaputter Transistor auf der Platine die Ursache ist, und die Platine ausgetauscht werden müsste was wahrscheinlich deutlich mehr als den Zeitwert kosten würde.
Genau kann ich es nicht sagen, aber ich glaube, dass der Kondensator schon beim ersten Amp Tech-Besuch ausgetauscht hätte werden müssen.
 
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Gerade das Herauslaufen aus den Spezifikationen z. B. von Kondensatoren und Widerständen kann einen Röhrenamp soundtechnisch stark verändern, zum Vorteil, aber auch zum Nachteil.
Ein von den Spezifikationen sich entfernender Elko hat nur negative Auswirkungen außer jemand hat ihn als Koppelkondensator eingesetzt (was absolut unüblich ist).
Weder im Netzteil noch als Kathoden Elko wirkt es sich positiv aus (von driftenden (Kohlepress)Widerständen in der Spannungsversorgung mal abgesehen) wenn ein Kondensator taub wird.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

ich gehe davon aus, dass ein ausgelaufener Elko mit verantwortlich für den Totalschaden an meine Mesa Boogie 2:90.
Kein Elko sondern einer der (bei Mesa generell spannungstechnisch unterdimensionierter) Koppelkondensator hat bei unten gezeigter 50/50 dafür gesorgt daß eine Endröhre der 50/50 keine negative Spannung mehr am Gitter hatte, damit durchging und den Ausgangsübertrager mitriss....Arbeiten zur Restaurierung sind im Gange, mit dem speziellen OT der da rein passt sind ca 300€ Reparaturkosten (davon gehen 50% auf den OT)einzuplanen.
Alle Elkos zeigen Kapazitätswerte die hoch in der Spezifikation liegen und im ESR komplett daneben, deswegen alle Elkos neu, aller Kohlepress neu (teilweise um 300% daneben, vor allem bei den Balancing Resistors für die HT Elkos)


Beitrag automatisch zusammengefügt:

Hatte voriges Jahr einen dreißig Jahre alten Boogie beim Tech weil er mir umgefallen war, er wurde durchgesehen ,bisschen was nachgelötet, ansonsten war er in Ordnung
Ich hoffe er hat die Endstufen Koppel Cs getauscht... 400V ODs sind hier absolut am Limit und der "Erfolg" ist auf dem Bild dargestellt...das ist im übrigen eine Dauerbaustelle an allen(!) Mesa, irgendwie hat da keiner auf die nächste Seite des Teilekatalogs geblättert wo die 600V Typen gelistet sind...
 

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