Bernnt
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Hallo Leute,
ich bin gerade dabei, mir den ersten Satz von Antonio Vivaldis Winter aus den Vier Jahreszeiten anzueignen. Dazu höre ich diverse Youtube-Videos. Die meisten gefallen mir überhaupt nicht und lassen mich ratlos zurück.
Vivaldi hat seine Komposition ja mit Anmerkungen versehen. Zum Beispiel steht in Takt 1: "Inmitten eisigen Schnees zittert man vor Kälte" oder in Takt 12, als die Solo-Violine deutlich hervortritt: "Bei erbarmungslos schrecklichen Wind". Gegeigt wird dort meist virtuos-flott. Den "erbarmungslos schrecklichen Wind" höre ich in den Aufnahmen an der Stelle nicht, was ich irgendwie unangemessen finde. Man kann doch nicht die Aussage einer Komposition so einfach fallen lassen, weil Vivaldi über den Takt 1 "Allegro non molto" drübergesetzt hat und ein gleichbleibendes Metrum vorzuschreiben scheint.
In meiner Irritation habe ich mir dann Aufnahmen von Winterstürmen angehört. In der Tat macht der Wind unterschiedlich hohe Töne. Braust ein Wind auf, ist der Startton bei niedriger Windgeschwindigkeit tief. Dann geht es schnell tonlich hinauf, um dann langsamer in der Tonhöhe und der Lautstärke wieder zu fallen. Diese Winde zeichnen sich also durch den zusammengehörenden Prozess des Aufbrausens und Abebbens aus. Die Prozesse selber kommen nicht immer in demselben Abstand und sind selber unterschiedlich lang. Man kann sie nicht in ein Metrum pressen, was ich aber bei fast allen Aufnahmen deutlich spüre, in denen eher eine Stoppuhr zu ticken scheint.
Jetzt könnte man sagen: "Vivaldi, du bist schuld. Deine Komposition ist schlecht." Aber genau das stimmt nicht: Akzeptiert man, dass Vivaldi hier einen Wintersturm darstellen möchte, finde ich genau den Versuch, diese Aneinanderreihung der chaotischen Prozesse des Aufbrausens und Abbebbens darzustellen. Schaut mal in die Noten hier: T.12, erste 32-tel: tiefer Ton, also Wind in Ruhe, dasselbe wieder in demselben Takt, diesmal 7letzten 32-tel. Es gibt auch Wind in Takt 14. Dort ist Windruhe auf dem 3. Schlag... Ich will das jetzt nicht durchgehen. Mir fällt nur auf, dass Vivaldi durch die Verlagerung seiner musikalischen Motive die chaotische Komponente des Windes zu beschreiben scheint.
Warum also diese Stoppuhr-Interpretationen? Irgendwie scheinen die mir nicht richtig zu ticken.
Warum diese Geschwindigkeit? Warum diese Virtuosität? Wird genau dadurch nicht die Intention des Stücks zerstört?
Vielleicht gibt es ja Aufnahmen, die das herausarbeiten und die ich nicht kenne. In diesem Fall wäre ich für einen Hinweis / Link dankbar.
ich bin gerade dabei, mir den ersten Satz von Antonio Vivaldis Winter aus den Vier Jahreszeiten anzueignen. Dazu höre ich diverse Youtube-Videos. Die meisten gefallen mir überhaupt nicht und lassen mich ratlos zurück.
Vivaldi hat seine Komposition ja mit Anmerkungen versehen. Zum Beispiel steht in Takt 1: "Inmitten eisigen Schnees zittert man vor Kälte" oder in Takt 12, als die Solo-Violine deutlich hervortritt: "Bei erbarmungslos schrecklichen Wind". Gegeigt wird dort meist virtuos-flott. Den "erbarmungslos schrecklichen Wind" höre ich in den Aufnahmen an der Stelle nicht, was ich irgendwie unangemessen finde. Man kann doch nicht die Aussage einer Komposition so einfach fallen lassen, weil Vivaldi über den Takt 1 "Allegro non molto" drübergesetzt hat und ein gleichbleibendes Metrum vorzuschreiben scheint.
In meiner Irritation habe ich mir dann Aufnahmen von Winterstürmen angehört. In der Tat macht der Wind unterschiedlich hohe Töne. Braust ein Wind auf, ist der Startton bei niedriger Windgeschwindigkeit tief. Dann geht es schnell tonlich hinauf, um dann langsamer in der Tonhöhe und der Lautstärke wieder zu fallen. Diese Winde zeichnen sich also durch den zusammengehörenden Prozess des Aufbrausens und Abebbens aus. Die Prozesse selber kommen nicht immer in demselben Abstand und sind selber unterschiedlich lang. Man kann sie nicht in ein Metrum pressen, was ich aber bei fast allen Aufnahmen deutlich spüre, in denen eher eine Stoppuhr zu ticken scheint.
Jetzt könnte man sagen: "Vivaldi, du bist schuld. Deine Komposition ist schlecht." Aber genau das stimmt nicht: Akzeptiert man, dass Vivaldi hier einen Wintersturm darstellen möchte, finde ich genau den Versuch, diese Aneinanderreihung der chaotischen Prozesse des Aufbrausens und Abbebbens darzustellen. Schaut mal in die Noten hier: T.12, erste 32-tel: tiefer Ton, also Wind in Ruhe, dasselbe wieder in demselben Takt, diesmal 7letzten 32-tel. Es gibt auch Wind in Takt 14. Dort ist Windruhe auf dem 3. Schlag... Ich will das jetzt nicht durchgehen. Mir fällt nur auf, dass Vivaldi durch die Verlagerung seiner musikalischen Motive die chaotische Komponente des Windes zu beschreiben scheint.
Warum also diese Stoppuhr-Interpretationen? Irgendwie scheinen die mir nicht richtig zu ticken.
Warum diese Geschwindigkeit? Warum diese Virtuosität? Wird genau dadurch nicht die Intention des Stücks zerstört?
Vielleicht gibt es ja Aufnahmen, die das herausarbeiten und die ich nicht kenne. In diesem Fall wäre ich für einen Hinweis / Link dankbar.
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