Art&Lutherie - Kompensierte Stegeinlage "wie rum"?

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Hallo Foren-Gemeinde,

jetzt habe ich auch mal eine ganz "dumme" Frage aus der Praxis. Beim Saitenwechsel meiner A&L Folk Antique Burst (sowas hier: https://www.thomann.de/de/artlutherie_folk_antique_burst_cedar_q_1.htm) ist mir doch tatsächlich die komplette Stegeinlage rausgeplumpst.

Wie das, fragt Ihr Euch? Naja, einfach so. Ich putze bei der Gelegenheit halt immer ein bisschen, habe sie umgedreht und schwupps war das Teil draußen - erste Gitarre, bei der das Ding nur eingelegt ist in meiner Karriere. Nun war mir auf Anhieb nicht klar, wie rum das Teil wieder rein muss - also wo "oben" und wo "unten" ist damit die Kompensation auch klappt. Ich habe mir durch Internet-Recherche auf Fotos und Websites jetzt was rausgesucht und bin mir 99% sicher, dass das so stimmt... wollte aber trotzdem nachhaken, ob es hier jemand weiß und auch erklären kann bzw. mir etwas mehr Hintergrund dazu vermitteln kann.

Ich verrate hinterher auch, ob ich es tatsächlich richtig gemacht habe.

Jemand Tipps?
 
Eigenschaft
 
Wenn du hinter der Gitarre stehst - die Kopfplatte also von dir weg zeigt - die Stegeinlage so reinlegen, dass die Kompensationsschräge rechts ist.

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hat zwar 12 Saiten, ist bei einer 6-saitigen aber auch so.
 
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erste Gitarre, bei der das Ding nur eingelegt ist in meiner Karriere. ....erklären kann bzw. mir etwas mehr Hintergrund dazu vermitteln kann.

Eigentlich ist es bei jeder Gitarre nur eingelegt ;).
Sollte aber ganz genau passen - nicht zu streng und nicht zu locker sein --> sollte beim Umdrehen der Gitarre nicht von alleine rausfallen, aber mit der Hand relativ leicht rausnehmbar sein.
Wenn eine Stegeinlage zu locker ist, sind vor allem bei Unterstegtonabnehmern (UST) Probleme vorprogrammiert, da die Stegeinlage durch den Saitenzug und dem vorhandenen Spiel leicht kippt und somit nicht satt am Tonabnehmerstreifen aufliegt.
Da oft übers Jahr die relative Luftfeuchtigkeit in der Umgebung nicht konstant ist kann es vor allem im Winter schon passieren, dass eine ursprünglich genau passende Stegeinlage auf einmal sehr locker wird.

Je dicker eine Saite wird, desto weniger flexibel wirkt sie an den Auflagepunkten --> das heißt die Schwingungslänge der Saite ist etwas kürzer und somit wäre der Ton etwas zu hoch. Ein weiterer Grund ist, dass beim Greifen der Saite vor allem in den höheren Bünden die Saite etwas gedehnt wird und somit der Ton auch etwas erhöht wäre.

Um dies zu kompensieren wird die Stegeinlage etwas schräg eingebaut --> Mensur an der tiefen E-Saite ist um ca. 2 - 3 mm länger als an der hohen e-Saite.
Die b-Saite einer Westerngitarre ist die letzte blanke Stahlsaite wenn man von unten nach oben zählt. Die erste umwickelte Saite ist die g-Saite, bei der üblicherweise der Stahlkerndraht dünner ist als die b-Saite.
Nachfolgend die Saitenstärken der Kerndrähte von üblichen 011er, 012er bzw. 013er Saitensätzen:
e ... 011 bis 013
b ... 014 bis 017
g ... 012 bis 014
D ... 014 bis 016
A ... 016 bis 018
E ... 018 bis 020

Das heißt eine b-Saite ist üblicherweise so dick wie der Kerndraht einer D-Saite. Um diesen Sprung in der Steifigkeit der Saiten zu kompensieren wird oft bei Stegeinlagen der Auflagepunkt der steiferen b-Saite Richtung Brücke verschoben.

Weiters ist die Tonerhöhung beim Greifen auch abhängig von der Saitenzugkraft --> bei einer geringeren Zugkraft erfolgt beim Greifen auch eine leichtere Tonerhöhung durch Dehnung. Jetzt sind die Saitenzugkräfte bei üblichen Saitensätzen nicht gleichmäßig verteilt sondern vor allem die b-Saite und auch die tiefe E-Saite haben bei Standardsaitensätzen geringere Zugkräfte als die restlichen Saiten.

Durch die Kombination von geringerer Zugkraft der b-Saite, dickste blanke Stahlsaite (Vergleichbar mit Kerndraht D-Saite) und relativ wenig Kompensation durch Schräglage der Stegeinlage aufgrund der Position ist eine Verlagerung des Auflagepunktes in Richtung Brücke bei der b-Saite sinnvoll (manche Stegeinlagen haben noch zusätzlich die dicke E-Saite nach hinten verlagert).

Da es aber sehr viele unterschiedliche Saitenmacharten gibt --> kann eine Stegeinlagenkompensation niemals für alle Saitensätze perfekt funktionieren --> ist aber für viele Standardsaitensätze trotzdessen sinnvoll :D.
 
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Danke an alle - (a) Teil war von mir wieder richtig eingesetzt worden und (b) wieder was gelernt!
 

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