Ausloten der Möglichkeiten der eigenen Stimme (Stimmschäden)

luzil
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Hallo,

vorneweg, ausser privaten unregelmässigen autodidaktischen Singen bin ich absoluter Laie auf dem Gebiet. Habe die FAQ und Stickies hier sowie Kapitel über Vocals von "Musik im Kopf" von M. Spitzer studiert. Ich möchte mich daran machen, die eigene (männl.) Stimme in eigene Songs einzubauen bzw. damit zu experimentieren. Das techn. Vorgehen hab ich mir soweit angeeignet was Prozessierung angeht (Compression, Hall, Dubbing-Technik...) Das hat schon grossen Einfluss auf das Endresultat, warum ich da auch noch weiter versuchen werde zu optimieren. Ich brauch die eigene Stimme nur für Recordingzwecke, nicht Live, lautes, langes & intonationssicheres Singen was ein prof. Stimmtraining soweit ich verstehe hptsl. fördert, ist erstmal komplett unwichtig bzw. ferne Zukunft.

Ich hab mir überlegt ob es vielleicht Online-Anleitungen oder überhaupt Tests gibt, die den aktuellen Zustand einer Stimme charakterisieren, messen können.. Also änlich wie man über ein Testbild, den Fernseher kalibriert :) Ich mag meine Stimme so wie sie ist, nicht fiepsig, rauh, möchte jetzt kein deathmetal ;) oder so gröhlen, sondern soll in normalen pop/dance Hintergrund eingebaut werden. Was hätte ich zu beachten wenn ich die nächsten Wochen hier experimentieren will um nicht evtl. irreversible Stimmschäden herbeizuführen? Irgendwelche Faustregeln, erstmal nicht länger als Stunde pro Tag singen etc.. Gibts evtl. Hörbeispiele/Videos im Netz die zeigen wie sich ein schechter/gekonnter Vibrato im Unterschied anhören (sozusagen vor/nach Training) und was anatomisch passiert (Kernspintomographie, Endoskop Aufnahmen z.B. http://www.endoscopiccameras.com/videos-opera-singer-endoscope-[Cxj_-RGAxWM].cfm :)

Desweiteren wollte ich mal fragen inwieweit neben unmenschlichen Effekten wie Autotune auch gezielt heute schon Software-Effekte genutzt werden um die Klangfarbe von best. Stimmen gezielt zu verändern, die Klangfarbe einer Stimme ist wohl grössteteils durch die physik. Kenngrössen des Individuums bestimmt (Stimmbandlänge, Stimmlippen, etc.) was sich durch best. Gesangstechniken wohl schwer ändern lässt.

D.h. die Klangfarbe (fiepsig, rauh, warm....) ist wohl grösstenteils angeboren/entwicklungsbedingt? Ein Beispiel, ich hab noch nie so schöne Männerstimme wie von IZ gehört hier



Ist das trainierbar, bestimmte Gesangstechnik, software plugin beeinflusst, rein anatomisch bedingt, ein mischmasch aus allem? Warum ist sie so schön, bild ich mir dass nur ein. Erinnert mich sehr an Pan Flöte Version von El Condor Pasa, evtl. nur so schön weil Klangfarbe und Melodie perfekt zueinander passen? Jedenfalls hat mich seine Stimme hypnotisiert, könnte ich std. lang zuhören. Täten mich mal Meinungen von Nicht-Laien zu interessieren ob und warum einzigartig.

Danke schonmal
 
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Hallo luzil,

Ich verstehe dein Vorhaben irgendwie nicht. Möchtest du deine Stimme so mit Softwares bearbeiten und verändern, dass sie z.B. statt rau bearbeitet plötzlich streichelzart klingt? Theoretisch geht das bestimmt und man kann bestimmt auch nach mühsamer, langjähriger Kleinarbeit eine Gitarre plötzlich wie ein Mensch singen lassen, aber praktisch ist das eher ein Ding der Unmöglichkeit oder zumindest völliger Unsinn alle Arbeit in Nachbearbeitung zu stecken, die man gar nicht hätte, wenn der Input gut genug wär.
Wenn du auf deinen Aufnahmen einen schönen, tragfähigen, emotionserweckenden Gesang haben willst, wärst du sehr beraten dann auch schön, tragfähig und emotionserweckend einzusingen. Wenn du das nicht kannst und autodidaktisch lernen dir zu langsam und irreführend vorkommt, dann lohnt es sich doch in Stimmbildung/Gesangsunterricht zu investieren. Oder du suchst dir einen Studiosänger, der für dich schön, tragfähig und emotionserweckend einsingen kann. Dabei hast du dann eher Auswahl, was das Timre angeht. Dein eigenes Timbre ist an deine Anatomie gekoppelt und steht somit fest bzw. kann nur um Nuancen verändert werden. Aus einer von Natur aus tiefen, rauen Stimme wird nie eine hohe, glockenklare Stimme. Und auch der Berg an Bearbeitungstechnik mit Kompressor, Hall, Deesser, EQ, Autotune und pipapo kann nur um Nuancen eine Stimme verändern. Guter Gesang klingt im Studio nur gut, wenn gut gesungen wurde, auch ohne Bearbeitung. Schlechter Gesang bleibt auch mit Bearbeitung schlecht.

Was die Belastbarkeit deiner Stimme angeht, musst du das für dich selbst herausfinden. Wenn du merkst, dass dir das Singen irgendwie nicht gut getan hat (weil sie schnell ermüdet, matt klingt, heiser oder belegt ist, die Höhen oder Tiefen nicht mehr ansprechen, es kratzt, uswusf), dann musst du eben deiner Stimme eine Pause gönnen und beim nächsten Mal nen Gang zurückfahren. Oder eben was tun, um die Leistungsfähigkeit deiner Stimme zu erhöhen. Und da wären wir wieder beim Stimmtraining.

Wenn du wissen willst, wie es um deine Stimme bestellt ist, dann wäre es einfacher, wenn du einfach jemanden, der Ahnung hat vorsingst. Selbsteinschätzungstest mit Fragebögen wären quatsch, weil sich die wenigsten richtig selbst einschätzen. Und Messgeräte, die "gut gesungen" und "schlecht gesungen" oder ähnliches anzeigen, gibt es nicht. Geht schon allein deshalb nicht, weil eine Einschätzung in "gut/schlecht" sehr subjektiv ist und es keine festgelegten Kriterien für die Güteklasse eines Gesangs gibt (zum Glück!). Kannst ja auch eine Hörprobe von dir hochladen. Hier an Board sind viele Leute, die Gesang und Gesangstechnik gut einschätzen können.

Außerdem möchte ich dringend darauf hinweisen, dass Studiogesang nicht zu unterschätzen ist!! Von wegen ist ja "nur" für Recording und nicht für Live auf der Bühne. Ich finde, dass Studiogesang einem viel abverlangt, weil der unbedingt so perfekt wie möglich sitzen muss. Ist es das nicht, muss man wiederholen und wiederholen und wiederholen und zwar jedes Mal mit 200% Leistung. Und es knabbert sehr an der Konzentration.
Ich selbst bin eine trainierte, erfahrene Sängerin, die stundenlang auf der Bühne gut singen und entertainen muss/kann und mir einen abhampel. Aber im Studio bin ich nach einem Song und spätestens nach zwei fix und fertig, sowohl stimmlich, als auch von der Konzentration her.

Prospektive Studien (vor/nach Training) könnte es geben, aber wohl kaum frei im Internet zugänglich. Laryngoskopievideos gibt es auch bestimmt. Auch im Internet (aber nicht zu allem, zumindest nicht kostenlos). Wenn es dich so interessiert, dann frag doch mal in der Musikhochschule und Universität nach und durchwühl ihre Bibliotheken.
 
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Obwohl es zu Vali's Beitrag kaum noch was anzumerken gibt :great:, trotzdem noch ein paar Kleinigkeiten: Du sagst, Du hast die FAQ, Stickies und das Gesangskapitel im (übrigens hervorragenden) "Musik im Kopf" studiert. Aber mir scheint, als sei die Bedeutung dieser Texte nicht so wirklich durchgedrungen. Sonst würdest Du nämlich nicht auf die Idee kommen, daß für Aufnahmen intonationssicheres Singen komplett unwichtig sei. Bei aller Höflichkeit, aber was soll denn das bitte für ein Blödsinn sein? Studiogesang ist, was die Präzision anbetrifft, die Königsdisziplin. Live kommt man viel, viel eher mit einem nicht sauber getroffenen Ton davon. Woher kommt nur diese Einstellung, daß Autotune alles reine macht? Autotune ist dafür gedacht, daß man einen guten Take nicht wegschmeißen muß, nur weil ein kleiner Schnitzer drin ist. Ein schlechter Sänger klingt schlecht, völlig egal mit wie vielen Effekten man ihn zumüllt. Aus Gammelfleisch wird kein Filet Mignon, niemals, nicht mal wenn Herr Lafer höchstpersönlich darselbst Hand anlegt.

Dann zu manchen Deiner Fragen. Den aktuellen (medizinischen) Zustand Deiner Stimme kann Dir ein Phoniater sagen. Wenn du den künstlerischen Zustand meintest, dafür gibt's keine allgemeinen Maßstäbe, also logischerweise auch keine Online-Anleitungen oder "Testbilder". Vibrato ist, wie so ziemlich alles an der Stimme, individuell verschieden. Also gibt's auch hier keine allgemeinen Beispiele, was gut und schlecht ist. Laryngoskopie-Videos findest Du sicherlich einige.

Aber mal so als eine Art Fazit: Auch wenn Du glaubst, auf diese Weise das Ei des Kolumbus zu entdecken - es ist noch niemand durch Lesen zum guten Sänger geworden. Du kannst über alle PlugIns dieser Welt perfekt Bescheid wissen und alle Anleitungen durchackern, die Du findest. Letzten Endes kommst Du nicht drumherum zu singen, um Erfahrung zu sammeln und Dich voranzuarbeiten. Ob mit oder ohne Unterricht ist ja erstmal wurscht. Aber wenn Du schwimmen willst, wirst Du Dich früher oder später naß machen müssen - so leid's mir auch tut :p
 
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Hallo luzil,

Ich verstehe dein Vorhaben irgendwie nicht. Möchtest du deine Stimme so mit Softwares bearbeiten und verändern, dass sie z.B. statt rau bearbeitet plötzlich streichelzart klingt? Theoretisch geht das bestimmt und man kann bestimmt auch nach mühsamer, langjähriger Kleinarbeit eine Gitarre plötzlich wie ein Mensch singen lassen, aber praktisch ist das eher ein Ding der Unmöglichkeit oder zumindest völliger Unsinn alle Arbeit in Nachbearbeitung zu stecken, die man gar nicht hätte, wenn der Input gut genug wär.
Wenn du auf deinen Aufnahmen einen schönen, tragfähigen, emotionserweckenden Gesang haben willst, wärst du sehr beraten dann auch schön, tragfähig und emotionserweckend einzusingen. Wenn du das nicht kannst und autodidaktisch lernen dir zu langsam und irreführend vorkommt, dann lohnt es sich doch in Stimmbildung/Gesangsunterricht zu investieren. Oder du suchst dir einen Studiosänger, der für dich schön, tragfähig und emotionserweckend einsingen kann. Dabei hast du dann eher Auswahl, was das Timre angeht. Dein eigenes Timbre ist an deine Anatomie gekoppelt und steht somit fest bzw. kann nur um Nuancen verändert werden. Aus einer von Natur aus tiefen, rauen Stimme wird nie eine hohe, glockenklare Stimme. Und auch der Berg an Bearbeitungstechnik mit Kompressor, Hall, Deesser, EQ, Autotune und pipapo kann nur um Nuancen eine Stimme verändern. Guter Gesang klingt im Studio nur gut, wenn gut gesungen wurde, auch ohne Bearbeitung. Schlechter Gesang bleibt auch mit Bearbeitung schlecht.
Danke für Infos und sry, war 2 Wochen Urlaub und konnte nicht eher zurückmelden.

Grundsätzlich gings mir darum zu erfahren, inwieweit die eigene Stimme formbar ist, besonders in Bezug auf Timbre. z.B. eben bei dem Song oben von IZ, aber dass scheint dann doch weitestgehend keine besondere Gesangstechnik oder Können dieser sondern doch ehhr anatomisch bestimmt zu sein, er ist ja anatomisch auch sichtbar etwas abnormal. Aber seine Stimme stich mir bei der Timbre Frage sehr ins Ohr. Ich habe auch garnicht Studiogesang per se unterschätzt, gerade im Chor scheint ja intonationsgenaues Singen den Unterschied zwischen einem guten und besseren Chor auszumachen. Aber für mich sind jetzt Fertigkeiten wie Ausdauer, Lautstärke, Intonationssicherheit eher weniger wichtig, als das sich viel Zeit zu investieren lohnen würde, da ich eben nicht Live spiele sondern beliebig oft mit comping und DAW per trial & error verfahren kann. Das ein prof. Studiosänger ein Stück möglichst ohne allzu oft den richtigen Ton treffen zu müssen "richtig" einsingen können sollte und das hohe Anforderungen stellt kann ich mir vorstellen. Aber das ist ja wiegesagt nicht die Zielsetzung bei mir. Das Buch "Musik im Kopf" ist eher theoretisch/anatomisch gehalten, inwieweit man durch gezielte Gesangstechniken die Stimme etwas rauher/sanfter machen kann wär für mich z.B. noch interessant, rauher wohl eher wenn man mehr aus der Kehle singt (so zumindest bei meinen rudimentären Stimmspielereien), was bei mir und allen wohl automatisch immer stärker wird, je lauter man versucht zu singen.

PS: bewerten kann ich leider nicht erneut, scheinbar schon bei nem Stickie passiert, aber ich fand deinen Beitrag sehr hilfreich ;)

Obwohl es zu Vali's Beitrag kaum noch was anzumerken gibt :great:, trotzdem noch ein paar Kleinigkeiten: Du sagst, Du hast die FAQ, Stickies und das Gesangskapitel im (übrigens hervorragenden) "Musik im Kopf" studiert. Aber mir scheint, als sei die Bedeutung dieser Texte nicht so wirklich durchgedrungen. Sonst würdest Du nämlich nicht auf die Idee kommen, daß für Aufnahmen intonationssicheres Singen komplett unwichtig sei.
Hab ich ja oben geschrieben, weniger intonationssicher nur in dem Sinn, dass ich nur vorhabe eher kurze Passagen zu singen und diese ja beliebig oft wiederholen kann beim recorden. bis ich treffe, den Luxus hat ein Live-Chor bzw. prof. Studiosänger natürlich nicht, sonst könnt ja jeder DSDSler daherkommen :)
 

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