Bald Mensch (Gedicht)

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Puristisches Gedicht, mit leicht expressionistischem Geist... (Vorsicht, Kultur! ;))



Bald Mensch
von Marius Borjans

Es gellt das schrille Grau, das ragt
bis in den Kopf, schwellt aus dem Mund
auf den Asphalt,
der Blasen wirft, an Himmeln nagt.
Die Erde klafft zum Mutterschlund
und ich bin Spalt.

Durch fieberheiße Straßen bebt
der Flamme Puls. Ein spätes Ich
erlischt im Wir.
Im Bruch des letzten Tales hebt
der kranke Gott zum Berge sich,
bald Mensch, dann Tier.
 
Eigenschaft
 
Sehr ausdrucksstark - und nicht so fürchterlich kulturhaft, dass man erschrecken müßte - verdichtet halt

- wieso der kranke Gott? wieso nicht einfach Gott oder ein kranker Gott?
 
Ich habe einige Zeit gebraucht, um das Gedicht zu erfassen. Das liegt zum einen daran, dass ich zuerst dachte, es mit einem "Original" aus der Zeit des Expressionismus zu tun zu haben und deshalb nicht sooo interessiert war, und zum anderen, dass man sich schon Zeit nehmen muss, um das Werk auf sich wirken zu lassen.

Wortwahl und Form bilden ein in sich stimmiges Gemälde!!!

Eure Musik gefällt mir übrigens auch sehr gut und ich freue mich, durch dieses Gedicht auf Euch aufmerksam geworden zu sein!

Zu Eurer Umbenennung kann ich Euch nur gratulieren!
Was war denn der Ausschlaggebende Grund?
Ihr wolltet doch eigentlich den alten beibehalten.
Waren es rechtliche Gründe (die US.Band gleichen Namens) oder die veränderung Eurer Band, die der alte Name nicht mehr repräsentierte?

Gruß vom horst
 
Ja, ich hätte es noch extra erwähnen sollen, das Gedicht ist tatsächlich meinem ureigenen wirren Hirn entfleucht.
Schön, dass es hier Anklang findet! Es ist schon ein paar Jährchen alt, aber immernoch etwas worauf ich glaube verhältnismäßig stolz sein zu dürfen.
Inhalt und Symbolik sind noch sehr dem Expressionismus entwendet (Großstadt, Krankheit, das Ursprüngliche, etc.), aber in der Ausführung ist das trotzdem schon eine recht runde Sache, glaube ich! :)

Toll, dass ich durch dieses Ungetüm auch auf meine Band aufmerksam machen konnte! ;)
Wir sind durch diverse Besetzungswechsel gegangen und haben uns mit der Umbenennung so etwas wie einen symbolischen Neustart erschummelt! ;) Musikalisch sind wir aber nicht allzuweit vom Kurs abgewichen! :)

EIN kranker Gott klingt nicht genug nach Götterdämmerung! Man soll nicht das Gefühl bekommen, dem einen müssten erst noch weitere Folgen, bis die Welt untergeht! ;)
Und krank muss er nunmal sein, wenn er sterben soll!

DANKE für euer reges Interesse! Bedeutet mir viel! :)
 
EIN kranker Gott klingt nicht genug nach Götterdämmerung! Man soll nicht das Gefühl bekommen, dem einen müssten erst noch weitere Folgen, bis die Welt untergeht! ;)
Und krank muss er nunmal sein, wenn er sterben soll!

Dann habe ich das Gedicht sehr anders interprtiert/aufgefasst.
Würde mich interessieren, ob andere das Gedicht im Kontext Götterdämmerung angesiedelt haben.

x-Riff

x-Riff
 
Hey
auch wenn das wohl einige Stufen über mir ist und ich nicht denke, dass ich alles verstehe, muss ich sagen ich würde es gerne :D

der kranke Gott zum Berge sich,
bald Mensch, dann Tier.
Das ist für mich der beste Teil im Gedicht, der bei mir hängen bleibt und

schön gemacht :D :great:
 
@x-Riff

x-Riff schrieb:
Würde mich interessieren, ob andere das Gedicht im Kontext Götterdämmerung angesiedelt haben.

ich schrieb spontan: starke Worte - starker Sinn.

starke Worte meint:
gellendes schrilles, ragendes, schwellendes Grau,
Blasen werfender, nagender Asphalt, fiebernde Straßen, bebende Flammen
Ein spätes Ich erlischt im Wir
Der kranke Gott, erst Mensch, dann Tier

"starker Sinn" schrieb ich vielleicht voreilig. Ich lese und verstehe den Text wie eine Mondlandschaft: Ratlosigkeit paart sich mit Faszination.

Das Undurchsichtige hat immer etwas Geheimnisvolles.

Aber ist vor allem dann gar nicht so leicht zu schreiben, wenn man es gegenüber anderen Musikerkollegen durchzusetzen muss.

@Pictura:

Oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
"starker Sinn" schrieb ich vielleicht voreilig. Ich lese und verstehe den Text wie eine Mondlandschaft: Ratlosigkeit paart sich mit Faszination.

Das Undurchsichtige hat immer etwas Geheimnisvolles.

Ratlosigkeit, Faszination, Undurchsichtigkeit - das fühle und verstehe ich auch.
Ich habe es verstanden aus Sicht des Menschen.
Götterdämmerung sehe ich aus Sicht der Götter.
 
Ich fände es platt und langweilig, wenn einen die Message (sofern es sie geben sollte) meines Gedichts geradezu anspringen würde.
Kunst, die sich einem vorerst nur in Bruchstücken offenbaren will, übt einen ganz eigenen Reiz aus. Sie lässt Raum für eigene Assoziationen und kann diese (sofern es geschickt gemacht ist) dennoch zu 'nem gewissen Grad lenken.
Obwohl ich viel Mühe und Sorgfalt in eine sinnvolle Konstruktion des Gedichts gelegt habe, gibt es Stellen im Gedicht, die sich selbst für mich noch nicht vollkommen glatt einfügen und sich auch garnicht einfügen müssen.
Das klingt jetzt vermutlich ziemlich abgehoben, aber soweit ich es mir zugestehen würde Kafka verstanden zu haben, liegt darin auch ein Reiz seiner Werke.

@x-Riff: Götterdämmerung muss ich als Atheist und im Sinne des Gedichts selber zwangsweise aus Sicht des Menschen sehen, diesem Gedicht liegt kein abrahamitisches Gottesbild vor. Hier ist Gott mehr ein Begriff für die Natur und das Ursprüngliche.
Wenn sich selbst Mutter Natur dem Virus Mensch und seiner Technik (bei aller Ironie, dass ich gerade ebensolche verwende...) beugen muss, sich dem Menschen dienbar macht, bis es nurmehr Nutzvieh für ihn ist ('Bald Mensch, dann Tier'), dann haben wir die Götterdämmerung des Pantheismus.
Das ist eine mögliche Interpretation... ;)

@Jongleur: Das Gedicht selber habe ich bisher nicht bei meinem Bandkollegen durchsetzen müssen, da es in dem Rahmen vermutlich keine Verwendung findet. Aber glücklicherweise ist auch unser Schlagzeuger ein kleiner Hobbypoet und da ist der Austausch eher ein belebendes Element ohne Missgunst, Missverständnis und Zickenkrieg. ;)
 

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