[Bass] DiMavery MM-501 fretless

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DiMavery MM-501 – robuster fretless E-Bass für kleines Geld

Vorgeschichte & Kaufgrund
Die Geschichte begann im Frühjahr 2010. Zwischen der Vorprobe und einem Konzert in der Stadtmitte hatte ich ein bis zwei Stunden Zeit. Ganz in der Nähe liegt das örtliche Musikgeschäft. Ich war schon lange nicht mehr dort und wollte „unverbindlich“ mal schauen, was sie so da haben. Außerdem suchte ich (eigentlich für einen meiner Schüler) einen fretless E-Bass. Es gibt so gut wie keine bundlosen Exemplare im low-cost Bereich. Und wenn, dann haben sie oft diese Streifen auf dem Griffbrett (wo sonst die Bünde sind), doch die gefallen mir nicht. Umso mehr war ich überrascht, als ich dann ein recht ansehnliches Modell entdeckte und zwar eine Kopie des bekannten MM StingRay. Der sehr nette Verkäufer stellte Amp und Kabel zur Verfügung und ich konnte ein bißchen auf dem Bass herumdudeln. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl: Das Instrument lag gut in der Hand und ließ sich angenehm spielen. Auch der Preis war günstig mit 149 €. Ich war nahe daran, ihn sofort zu kaufen. Nur die Farbe „amber“ (so ein orange-honiggelb) gefiel mir nicht und einen anderen hatten sie leider nicht.

Der Bass ließ mich nicht mehr los. Im Internet forschte ich nach und entdeckte schließlich einen absolut baugleichen, nur mit einem anderen Namen auf der Kopfplatte. Es handelte sich um den DiMavery, den es übrigens in allen möglichen Farben gibt, sowohl fretless als auch bundiert. Zudem war der Preis bei einigen Händlern sogar noch etwas günstiger, nämlich 129 €. Ich dachte mir, dabei kann man nichts verkehrt machen bei vollem Rückgaberecht. Allseits bekannte Meinungen und Vorurteile wie „Chinaschrott“, „Billigmarke“, „Serienstreuung“ und dergleichen ließ ich außer Acht. Ich wollte selbst entscheiden, was mir taugte oder nicht, also bestellte ich ihn. Schlimmstenfalls hätte ich einige Teile austauschen müssen wie Mechaniken, Brücke, Pickups. Ein wichtiges Kaufkriterium war für mich: Die Elektronik mußte passiv sein, eine aktive wäre für mich ein Ausschlußgrund gewesen!

Erster Eindruck
Der Bass wurde dann schnell geliefert und ich war tatsächlich über die Verarbeitung angenehm überrascht. Er wirkte auf mich überhaupt nicht „billig“ oder minderwertig. Das hatte ich nicht erwartet bei diesem Preis! Auch war das Spielgefühl sehr angenehm, keine Kopflastigkeit oder andere Nachteile. Der Sitz vom Hals in der Halstasche war makellos, auch die werksmäßige Einstellung von Hals-Spannstab und Saitenlage war gut, da schnarrte nichts. Ich konnte die Saitenlage sogar noch ein bißchen tiefer einstellen. – Nur als erstes flogen natürlich die Werkssaiten runter, die üblichen roundwounds, die auf einem fretless nichts zu suchen haben! Das weitere übliche Zubehör (Tasche, Kabel, Plektren) konnte man jedoch getrost vergessen.


Hölzer, Verarbeitung und äußere Erscheinung
Der Korpus ist laut Hersteller aus Linde. Definitiv konnte ich feststellen, daß das Holz total massiv ist. Das Gesamtgewicht (ohne Gigbag) beträgt 4,5 kg. – Erst heute beim Fotografieren entdeckte ich, daß die Maserung vielleicht nur eine Fototapete ist, wie bei vielen preiswerteren Bässen, die nicht einfarbig bunt lackiert sind. Das war mir voher nie aufgefallen.

Lack und Verarbeitung lassen ansonsten nichts zu wünschen übrig und die tobacco-burst Farbe gefällt mir sehr gut. Die Korpusform entspricht ziemlich genau dem MM-Original, inclusive der halbmondförmigen Kontrollplatte mit den drei Reglern für Lautstärke, Höhen und Bässe.

Die Kopfplatte hat die Fender-übliche 4-links Anordnung der Mechaniken und nicht die MM-typische asymetrische 3-links plus 1-rechts Form. Eigentlich finde ich diese ziemlich häßlich, doch um meine Kopie des MM möglichst echt wirken zu lassen ließ ich durch meinen Gitarrenbauer die Kopfplatte entsprechend ändern. Na ja, eigentlich überflüssig aber ich wollte das so. ;)

Das Griffbrett aus Palisander reicht bis zum 22. „Bund“ zum ganz hohen f. Der Hals aus Ahorn ist seidenmatt lackiert. Er fühlt sich angenehm und gut bespielbar an, Maße und Griffgefühl sind ähnlich wie beim Fender PB.

Die Mechaniken sind sehr stimmstabil und präzise. Auch an Brücke und Pickguard gibt es nichts auszusetzen. Der Tonabnehmer samt Elektronik ist passiv, nicht aktiv wie beim Original – für mich ein Vorteil. Er lieferte jedoch einen Höllen-Output, etwa doppelt so laut wie normal an meinen anderen Bässen. Ich durfte also den Amp immer nur ganz wenig aufdrehen. Um das zu normalisieren half mir ein sehr hilfsbereiter User aus dem MB, der die Verdrahtung einfach umlötete von seriell auf parallel. Danach funktionierte alles wie gewünscht. Auch die Potis laufen einwandfrei, die Knöpfe sind sogar aus Metall, nicht aus Plastik.

Dieser Bass wird auch und hauptsächlich bundiert verkauft. Beim fretless Modell wird dann aus Kostengründen genau der gleiche Hals montiert mit der Konsequenz:
1. der Sattel ist zu hoch und
2. die seitlichen Bundmarkierungen sind falsch.
Das konnte ich jedoch leicht selbst nachbessern, obwohl ich nicht der geborene Heimwerker bin. Die Einkerbungen im Sattel konnte ich einfach vorsichtig auf die richtige Höhe nachfeilen. Danach übermalte ich die „falschen“ Markierungen in der Farbe des Palisandergriffbretts und anschließend wurden die „richtigen“ fretless Punkte in elfenbein-Farbe aufgetupft. Fertig! Diese Arbeit machte mir sogar Spaß und als Zuckerli bekam ich dafür vom Verkäufer noch 15 € erstattet. :)

Klang
Der ist natürlich wie immer schwer zu beschreiben. Er hängt hauptsächlich ab von den Saiten und auch von anderen Einflüssen wie Spielweise, Pickup, Elektronik usw. Sowohl trocken als auch über Amp klingt er für mein Empfinden wirklich stark und durchsetzungsfähig, auch in der Band. Er unterscheidet sich deutlich von meinen anderen Bässen und geht tatsächlich in Richtung original MM. Auf soundcloud existieren schon drei Vergleichsaufnahmen, die ich mit meinem Fender PB, Eastwood EUB-1 und dem MM-501 gemacht habe.
https://soundcloud.com/fretless-bass/e-bass1
https://soundcloud.com/fretless-bass/e-bass2
https://soundcloud.com/fretless-bass/e-bass3
Bei Bedarf könnte ich später noch weitere soundfiles erstellen und hochladen. Seit längerer Zeit spiele ich D’Addario Black Nylon Tapewounds, die sehr gut speziell zu dem Instrument passen und meinem Wunschklang entsprechen. (Sie sind äußerst angenehm zu spielen. Mein Review zu diesen Saiten findet ihr bei thomann, Verfasser = „Bernd568“.)
https://www.thomann.de/de/daddario_etb92.htm

Zuverlässigkeit & Fazit nach 4 Jahren
Der MM-501 wird schon seit etwa acht Jahren gebaut, was für ihn spricht. Ich besitze ihn seit vier Jahren und bisher gab es noch nie ein Problem oder einen Ausfall bei meiner intensiven Nutzung. Unter „intensiv“ verstehe ich harte Belastung im Schulalltag, beim Transport, bei Konzerten, bei extremen Temperaturen im Sommer und Winter im Auto usw. Auch meine Schüler dürfen darauf spielen, ohne große Befürchtung, daß sie etwas kaputtmachen. Ich hatte schon viele andere preiswerte Bässe der bekannten führenden Hersteller in den Händen (ich nenne keine Namen!) in der Preisklasse 150 € +/– 30 €, doch keiner wirkte so robust und solide.

Ein weiterer Vorteil ist für mich: Ich kann den DiMavery relativ unbesorgt auch mal im Auto liegen lassen ohne mir allzu große Sorgen zu machen, er würde geklaut. Mit meinen anderen teuren Bässen würde ich das nie wagen.

Möglicherweise werden Musiker, die nur Bässe bekannter Marken bzw. solche ab 2.000 € aufwärts spielen, oder die „Instrumenten-Polizei“ verächtlich die Nase rümpfen, wenn sie den Namen DiMavery hören. Wer sich angesprochen fühlt, sollte doch mal mit verbundenen Augen meinen Bass oder ein baugleiches Instrument in die Hand nehmen und darauf spielen. Ich wette, seine Meinung würde sich ändern!

Die Minuspunkte bei der fretless-Version (falsche Punkte, zu hoher Sattel) gelten natürlich nicht für das bundierte Modell. Auch den für meine Begriffe zu lauten Output kann man leicht ändern, wenn man sich ein bißchen mit Elektronik und dem Lötkolben auskennt.

Als Fazit kann ich diesen Bass empfehlen für Anfänger oder als Zweit-/Dritt-/Viert-Bass, wenn einem der teure Erstbass zu wertvoll ist für manche Einsätze. Er hat sich nach mehr als vier Jahren bestens bewährt und ich bereue den Kauf keine Sekunde.

Plus & Minus
+ solide verarbeitet und zuverlässig
+ gut zu spielen, angenehmes Feeling
+ günstiger Preis
- evtl. kleine Bastelarbeit nötig (Potis) und beim fretless (Sattel, dotmarks)

© bernie49
 
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1. der Sattel ist zu hoch und
2. die seitlichen Bundmarkierungen sind falsch....
das ist das ärgerliche bei m.w. vielen preisgünstigen grätenfreien. beim punkt 2 könnte man noch mit dem massenfertigungs- und totschlagargument streicher haben sowas gar nicht - du hast doch ohren und sowieso ... kommen. aber schlicht ´nen flacheren sattel auf die bundlosen kleben kann nun sooo aufwändig nicht sein :rolleyes1:.
klingt aber gut. und mit der parallelverdrahtung immer noch deutlich fetter als`n j ohne s-1-switch. hast du vollkommen clean in´s interface gespielt?
 
...aber schlicht ´nen flacheren sattel auf die bundlosen kleben kann nun sooo aufwändig nicht sein :rolleyes1:.
klingt aber gut. und mit der parallelverdrahtung immer noch deutlich fetter als`n j ohne s-1-switch. hast du vollkommen clean in´s interface gespielt?
Natürlich wäre es eigentlich ein Klacks, einen extra Sattel einzusetzen. Doch der fretless Markt ist nicht soo riesig, da zählt wohl jeder Cent in chinesischer Währung.;) – Aber wie ich schon schrieb: Den Sattel anzupassen hat mir Spaß gemacht und ich bekam dafür sogar 15 € erstattet.:D

Die Aufnahmen hab ich so gemacht: Bass direkt per Kabel mit Zoom H1 aufgenommen als mp3 192 kBit. Dann hochgeladen auf soundcloud ohne Korrekturen, sollte ja keine musikalische Offenbarung sein, nur als Soundvergleich und bewußt langsam und einfach gespielt.
1. Durchgang Höhenblende zu, 2. Durchgang Höhenblende auf.
 
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