Bassgeometrie deutsch/italienisch

[baumfuchs]

Hallo, ich bin Amateur-Akkordionist in einer Klezmer/Folk-Band und neu hier. Vor kurzem habe ich mir ein neues Brandoni 66 LI gekauft und bin begeistert von Klang und Spielbarkeit. Allerdings musste ich umlernen: Der Abstand der Bassknöpfe ist größer als bei meiner alten Hohner Verdi III N (Baujahr 1971). Wenn man von innen nach außen in Richtung der Knopfreihe (also schräg) misst, ist der Abstand von Mitte zu Mitte bei Brandoni 12,5 mm, bei Hohner 11,4 mm. Weltmeister-Instrumente scheinen auch oft den geringeren Knopfabstand zu haben (zumindest hatte ich beim Umsteigen von Hohner auf Weltmeister nie Probleme). Andere (moderne) Italiener, die ich ausprobiert habe, hatten dagegen eher einen weiteren Abstand.

Da ihr kollektiv viel mehr Instrumente euer eigen nennt, als ich bisher testen konnte, hier meine Frage:

Ist das landesspezifisch, gibt es einen deutschen und einen italienischen Standard, oder hängt es eher vom Baujahr ab? Gibt es überhaupt Standards, oder hat jeder Hersteller seine eigene Bassgeometrie? Was sind eure Erfahrungen mit der Bassgeometrie beim Instrumentenwechsel?

 

[saitentsauber]

Ist der Durchmesser der Knöpfe denn identisch? Vgl. auch die Überlegungen hier.

 

[baumfuchs]

Ist der Durchmesser der Knöpfe denn identisch? Vgl. auch die Überlegungen hier.

Die Knöpfe haben 8 mm Durchmesser bei Brandoni und 7,3 mm bei Hohner.

Die Website, die du zitierst, bezieht sich ja eher auf die Melodie-Seite bei Knopfakkordeons, da habe ich keine Ahnung. Ich kann nur sagen, dass sich die größeren Knöpfe beim Brandoni besser anfühlen, aber manche schnellen Sprünge sind schwerer auszuführen.

Ein weiterer Unterschied: Beim Hohner muss man die Bassknöpfe ziemlich weit drücken, bevor etwas passiert (kann aber vielleicht daran liegen, dass das Instrument schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat). Bei Brandoni ist der effektive Hub kürzer, die Klappen öffnen früh. Auch das ist (um)gewöhnungsbedürftig, ich muss mich daran gewöhnen, die Knöpfe nur anzutippen und aufpassen, dass nicht versehentlich benachbarte Akkorde mitklingen.

 

[saitentsauber]

Das spräche für die Vermutung, dass bei Brandoni die größeren Knöpfe eine Rolle gespielt haben, als die Entscheidung für den größeren Abstand getroffen wurde. Damit verlagert sich die Frage dahin, warum die Knöpfe größer sind...

 

[baumfuchs]

Das spräche für die Vermutung, dass bei Brandoni die größeren Knöpfe eine Rolle gespielt haben, als die Entscheidung für den größeren Abstand getroffen wurde. Damit verlagert sich die Frage dahin, warum die Knöpfe größer sind...

Nun ja, die größeren Knöpfe schmeicheln (in Verbindung mit der leichtgängigen Mechanik) den Fingerkuppen schon mehr, da hat offensichtlich die Ergonomie eine Rolle gespielt. Aber technisch dürfte es kein Problem sein, auch diese in einem engeren Raster anzuordnen, da ist noch genug Platz.

Meine Frage war aber, ob diese Unterschiede nach eurer Erfahrung eher länderspezifisch oder zeitbedingt (Baujahr) sind. Und gibt es überhaupt herstellerübergreifende Standards für die Geometrie der Bassknöpfe, oder macht das jeder, wie er will? Zum Vergleich: Für die Gestaltung von Orgelspieltischen gibt es schon seit 50 jahren einen ergonomisch fundierten Standard, trotzdem hält sich kaum jemand dran. Da spielen wohl oft historische Erwägungen eine Rolle - man möchte eine möglichst originale Barockorgel bauen und nimmt in Kauf, dass die Organisten sich quälen müssen.

Viele Grüße,
Der Baumfuchs

 

[morino47]

Ich spekuliere mal: der Abstand der Bassknöpfe ist nicht frei wählbar, er ist durch die Bassmechanik weitestgehend festgelegt. Bassmechaniken gibt es aber heute nur von ganz wenigen (ca. 2?) spezialisierten Zulieferern, von denen alle namhaften Hersteller beliefert werden. Nur Pigini baut m.W. seine eigene Konvertermachanik. Auch Weltmeister hat, historisch bedingt, eigene Mechaniken gebaut.

Das könnte Deine gemessenen Unterschiede erklären. Sie beruhen wahrscheinlich nicht auf einer tiefschürfenden Überlegung. Aber, wie gesagt, meinerseits nur Spekulation.

Viele Grüße

morino47