Beispiele für Teufelsmühle/Omnibus in Jazz Rock Pop

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In der klassischen Musik gibt es ja zuhauf Beispiele für Voglers Teufelsmühle als Sequenz/Satzmodell (Beethoven, Brahms, CPE Bach, Chopin, Schubert, younameit)
Leicht modifiziert auch unter "the omnibus progression" bekannt.

Gibt es aber Beispiele in der populären Musik? Die meisten Songs haben wenn, dann ja "nur" die absteigende Basslinie (passus duriusculus) bis zur V. Stufe runter.

Gibt es Songs, die eine chromatisch auf/absteigende Basslinie bis zur Oktave haben? Oder gibt es Songs, bei denen sich der Höreindruck ergibt, dass die Kadenz nie aufhört?

Der einzige Song, der mir einfällt ist zwar nicht chromatisch sondern diatonisch, sorgt aber durch die Auffächerung (und fade-out) für einen ähnlichen Effekt:

- Das Outro von "I Am The Walrus"

Fallen euch irgendwelche Songs ein? :)
 
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Da schon mal die Anzahl der Popularmusiksongs, in denen auch nur ein verminderter Akkord vorkommt, äußerst begrenzt ist (außer Jazz), glaube ich nicht wirklich, daß Du hier fündig wirst. Aber ich bin gespannt auf das Ergebnis.

Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Da schon mal die Anzahl der Popularmusiksongs, in denen auch nur ein verminderter Akkord vorkommt, äußerst begrenzt ist [...]

In David Bowies "Life on Mars" ziemlich prominent. Auch in "Michelle" von den Beatles. Oder "SOS" von ABBA.

Sogar in Margit Sponheimers Mainzer Fassenachtsschlager "Am Rosenmontag bin ich geboren" als kurzer Übergangsakkord zwischen IIIm7 und V7/II (bei "ich ge - bo - ...") blitzt mal kurz ein Verminderter auf - wer hätte das gedacht! :D



Aber bei Teufelsmühlen sehe ich schwarz...

Viele Grüße
Torsten
 
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n David Bowies "Life on Mars" ziemlich prominent. Auch in "Michelle" von den Beatles. Oder "SOS" von ABBA
Ja, eh.
Und bei Queen auch ab und zu.
Aber angesichts der Menge an veröffentlichten Songs empfinde ich das eben als „begrenzt“. So begrenzt, dass es direkt auffällt, wenn es dann mal vorkommt ... :)

Thomas
 
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So begrenzt, dass es direkt auffällt, wenn es dann mal vorkommt ... :)

Ja, das ist sicherlich begrenzt - sehr begrenzt.
Aber angesichts der überwältigenden Anzahl von Popsongs, die sehr oft (in den meisten Fällen) mit extrem simpler Harmonik auskommen, ist quasi jeder Ausreißer statistisch praktisch nicht vorhanden.

Es hätte ja sein können, dass man in den wenigen Ausnahmen fündig wird.
Bei chromatischen Basslinien denke ich an das unvermeidliche "Stairway to Heaven" oder auch "One Note Samba", aber die kommen jeweils nicht sehr weit. Nicht ansatzweise an einen vollen Oktav-Durchlauf.

Der "Trick" besteht ja in der unendlichen Fortsetzung durch Wiederholung und enharmonische Umdeutung.
Es sind massiv verminderte, evtl. übermäßig Akkorde essentiell.
Ich glaube, dass allein diese theatralische Überdramatisierung und Schwülstigkeit in der Popmusik einfach unangemessen ist und daher nicht auftritt.

Vielleicht findet ja doch noch jemand ein Beispiel (wenigstens eines!).

Viele Grüße
Torsten
 
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Verminderte Akkorde und chromatische Aufwärtsbewegungen gibt es in King Crimsons Mellotron-Orgie The Devil's Triangle. Die laufen aber meistens über einem Pedalton ab. Aber ich habe nicht genau genug zugehört, um zu entscheiden, ob da eine waschechte Teufelsmühle dabei ist.



Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich denke, auf Grund des fast schon ikonischen chromatischen Basslauf runter, der ja mehrfach auftaucht, passt der song hier rein, wie es im weiteren song aussieht und ob es hundertprozentig als Beispiel taugt, wage ich angesichts meiner theoretischen Unbeleuchtetheiten nicht zu prognostizieren.

Langer Vorrede kurzer Song:
Nancy Sinatra "These boots are made for you".

x-Riff
 
Nancy Sinatra "These boots are made for you"
Bei "These Boots are made for walking" ist es eher ein oft angeschlagenes glissando, eher von vom 8. zum 4. Skalenton und springt dann zum Grunton runter als komplett chromatisch durchzugehen. Würd ich daher nicht dazuzählen...

@McCoy waschecht ist sie nicht - sehr interessant aber von der Wirkung der Passage 4:50 - 5:50 (teilweise schwer rauszuhören, aber wahrscheinlich eine ganze oktave) und eine kleiner Abschnitt zwischen 8:40-8:58

Was sagt ihr zu meinem Vorschlag bei "I Am the Walrus?" ab 3:25
 
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Auch wenn kein Pop sondern eher Funk ist, vielleicht hier ab 0:40 und 1:20

 
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Ist das hier eine "Teufelsmühle"?
Anfang und Ende der LP "A Day at the Races" von Queen:

Intro (ab 0:40) vor "Tie your Mother Down"


Das Thema wird am Ende der LP wieder aufgenommen.
Outro (ab 4:40) nach "Teo Torriatte":
 
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Hey, hier scheint es "nur" eine diatonische Verschiebung der leitereigenen Akkorde über einen Orgelpunkt zu sein
(Greif beim Klavier C-Dur und schieb dann diesen Griff jeweils eine Taste weiter;) )
Ein tonales Zentrum in diesem Teil lässt sich dadurch recht gut raushören.
 
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"Goodbye" von Gordon Jenkins beinhaltet ein Miniausschnitt des Voglerschen Tonkreis.


1641321046463.png
 
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Weil hier eher auf lange Chromatik abgezielt wird:

Die Teufelsmühle wird für mich charakterisiert durch das trickreiche Setzen uneindeutiger Akkorde, so daß man durch eine kleine Änderung in einer Stimme ganz woanders im harmonischen Kontext landen kann. Womit man dann unerwartete Wendungen, Modulationen etc. bekommen kann. Es ist das Unbestimmte, Unsichere, was diese Mühle ausmacht.
Reduziert man die Akkorde auf jeweilige Grundformen, kommen viele Terzverwandtschaften heraus. Die Akkorde selbst sind also eigentlich gar nicht so spannend, sondern die Art und Weise, sie aneinander zu kleben.
Mit einer einzigen Note, chromatisch versetzt, kommt man schnell eine Terz weit weg. Wie ein Wurmloch im Quintenzirkel, mal sehr metaphorisch gesprochen ;)
Es setzt aber auch vier wahrnehmbare Stimmen voraus, damit man die gleichzeitige Auf- und Abwärtsbewegung mitbekommt.

Anders herum gefragt: Was muß ich denn tun, um eine Teufelsmühle irgendwo unterzubringen ?
Ich habe mal etwas mit der Mühle gespielt, eher als "Wippe", und einen relativ aktuellen Song untergebracht. Durchaus bekannt, so man man denn auf Martini steht.
Daran habe ich eine weitere Mühle drangeklebt, was natürlich mit dem Song nicht mehr direkt funktioniert. Und danach kommen ein paar Akkorde, die nicht der Mühle angehören, aber den Kontext nutzen. Wer kann den Schlußakkord ahnen ?



Prinzipiell bekommt man eine Mühle schon hin, es setzt aber einigen Aufwand bei Schreiber und Hörer voraus. Da kann ich gut verstehen, daß in Pop/Rock/Jazz wenig Bestrebung zur Mühle zu finden ist.
Haydn, Bruckner etc. haben ihre Mühlen teils sehr groß inszeniert. Wenn man sich die nicht geringe Mühe macht, muß sich das schon lohnen.

Ein Aspekt, der hier meines Erachtens eine große Rolle spielt: Ein durchlaufender Beat neigt dazu, beim Hören dominant zu werden und bügelt harmonische Details schnell etwas glatt. Und bei Rock und Pop spielt ein Beat ja meist eine relativ große Rolle. Ambitioniert, von einem Hörer zu verlangen, neben einem Rhythmus noch vier gleichwertige Stimmen in einem komplizierten Zusammenhang verfolgen zu wollen (und nicht Melodie vs. Begleitstimmen).
Das kriegen vielleicht die Jungs von "dirty loops" hin, ich selbst aber nicht :D

Hier übrigens auch schöne, wabernde Chromatik in der Refrainwiederholung:




Auch wenn die Ausgangsfrage eigentlich eine andere war, für mich war's ein guter Impuls, wieder mal in Details von Stimmführung reinzuschauen. (y)
 
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Haydn, Bruckner etc. haben ihre Mühlen teils sehr groß inszeniert. Wenn man sich die nicht geringe Mühe macht, muß sich das schon lohnen.
Schau einmal, ob sich da nicht auch harmonisch viel schlichtere Verhältnisse finden, sprich I... V I.
Die Teufelsmühle erweist sich dann als Mittel, um den Eintritt der Dominante nebst folgender Auflösung hinauszuzögern.

Gruß Claus
 
Die Akkorde selbst sind also eigentlich gar nicht so spannend, sondern die Art und Weise, sie aneinander zu kleben.
Viel Wahres dran!
Wie ein Wurmloch im Quintenzirkel
Exakt - Eine Sequenz, die man "unendlich" oft anwenden kann
Ein durchlaufender Beat neigt dazu, beim Hören dominant zu werden und bügelt harmonische Details schnell etwas glatt.
Das ist in der Tat sehr schwierig, wobei die Dreigliedrigkeit genau das in gewisser Weise auch ausbügeln kann, siehe CPE Bachs Rondo, wenn man die Agogik wegdenkt:
(Ab 4:50 Thema, ab 4:59 Mühle)

Übrigens, das habe ich noch zum "Omnibus", einer Variante der Teufelsmühle, gefunden:
 

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