Black Swan - Interpretation der Filmmusik und Eigenvertonung einer Szene

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BraunerSenf
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Hallo allerseits,

in drei Tagen, am Dienstag, muss ich meine Seminararbeit mit bereits genanntem Titel abgeben (bin Oberstufe und mache dieses Jahr Abi). Nun bin ich wie immer etwas knapp damit dran, weshalb mein Seminarleiter bisher nur ca. 6 von meinen bisherigen 14 Seiten vorab schon mal korrigieren und beurteilen konnte. Mir fehlen aber eindeutig zum Rest der Arbeit ein paar Bemerkungen und Einschätzungen von Leuten, die eine gewisse Ahnung von dem ganzen haben - dabei müsst ihr den Film nicht zwingend gesehen haben, auch eure ersten Eindrücke des Tracks würden mich schon freuen. Insofern sollen hiermit alle herzlichst eingeladen werden, mal einen Blick über meine Arbeit zu werfen :) (Anmerkung: der grau gefärbte Teil befasst sich nicht direkt mit dem behandelten Track, sondern gibt Erklärungen für das Einsetzen und Verhalten der Musik)

Damit ich nicht alle gleich mit den gesamten 14 (bzw. 7, ohne jegl. Formatierung) Seiten überfahre, poste ich erstmal nur den Teil zu einer der insgesamt 3 analysierten Sequenzen aus Black Swan. Wir sind also ganz am Anfang des Films bei der Zugsequenz [Zur Orientierung: Film beginnt mit der Traumszene, in der Nina den weißen Schwan tanzt; danach: Aufwachen und weiterhin verträumtes und schwärmerisches Erzählen darüber; dann: Gespräch mit Mutter, in dem der Beginn der neuen Saison deutlich wird; nun: Zugsequenz!]. Inhalt dessen ist im Text zusammengefasst, ihr benötigt lediglich den Link zum Track:

http://www.youtube.com/watch?v=CFzUmHmgrX4
--> [0:53 - 1:17]

Hier nun mein fast finaler Teil der Arbeit darüber:



3.2. Erstes Auffallen einer "zweiten Nina"


Die neue Szene setzt ein und zeigt Nina in ihrem rosafarbenen Mantel mit weißem Schal, die mit der U-Bahn auf dem Weg zur Ballett-Stunde ist. Nach nur wenigen Sekunden bemerkt sie eine Frau im anderen Zug Abteil, die synchron zu ihr die gleichen Körperbewegungen macht und vor allem die äußerlich das komplette Pendant zu ihr zu sein scheint: schwarzer Mantel, grauer Schal; Frisur und Haarfarbe sind jedoch fast identisch zu ihr. Entscheidender Grund zu Ninas beharrlichen Neugierde bleibt jedoch die Tatsache, dass das Gesicht dieser Frau, das - soweit man es erkennen kann - ihrem sehr ähnlich sieht, in keiner Sekunde eindeutig gezeigt wird. Die Sequenz endet, als die Frau aus der U-Bahn aussteigt und Nina ohne jegliche gewonnene Erkenntnis im Zug zurück lässt.
Sehr auffällig ist gleich zu Beginn der musikalische Einstieg in die Szene: ein synthetischer, kalter und schroffer Schlag setzt ein, verstärkt den Bildwechsel und schafft somit einen starken Kontrast zur vorherigen Sequenz - als würde sie aus ihrem sicheren Zuhause herausgerissen worden sein und nun mit einer eiskalten Welt konfrontiert werden, in der sie - bedingt durch die sie bestimmenden Personen - niemals das Gefühl von Selbstsicherheit und Geborgenheit erfährt. Bedeutend für ein richtiges Verständnis der gesamten Szene ist die Erinnerung an dieses vorbeirauschende Flattern mit starken Bassfrequenzen, das ursprünglich mehrmals in ihrem Traum in Verbindung mit der Figur "Rotbart" zu hören war (vgl. z.B. 00:02:20 bzw. 00:02:12), das aber wie schon erwähnt bereits in der zweiten Sequenz erklang, als man das erste mal ihre Mutter direkt vorbeilaufen sah. Auch hier in dieser Zugsequenz ist dieses Flattern zu hören, als die nun "hinein rauschenden" Lichter des Bahnsteigs zu sehen sind und der Zug zu bremsen beginnt. Dieses Geräusch gibt zu erkennen, dass sie sich weiterhin gedanklich mit ihrem Traum auseinandersetzt, sie in den Zauber der Rolle des weißen Schwans fast schon verliebt ist und somit ihre Wahrnehmung "gefärbt" und stark beeinflusst ist. Ohne diesen Gedanken entstehen beim ersten Anschauen dieser Zug-Sequenz nämlich möglicherweise Verständnisschwierigkeiten, warum ihre Neugierde beim ersten Auffallen dieser so gegensätzlichen "Spiegelperson" schlagartig so fixiert ist und sich nicht erst peu á peu aufbaut. Das Verschwinden der Darstellungsebene des Sounddesigns - sie wendet sich von der Tür ab, als die Lichter des Bahnsteigs erscheinen - lässt nachfühlen, dass sie ihre Gedanken abbricht und sich von dieser Tiefe der Traumwelt, in der sie sich vorher befand, zumindest etwas distanziert. Und doch fällt sie kurz darauf wieder zurück, als sie diese andere Frau sieht. An dieser Stelle muss der Wissensvorsprung der Protagonistin in Bezug auf den Zuschauers etwas erläutert werden, da man zu diesem Zeitpunkt des Films noch nicht ausreichend Einblicke in ihre Traumwelt hat: wie beschrieben erzählt Nina in der Szene zuvor ihrer Mutter bzw. sich selbst über ihren zuvor erlebten Traum. Zu einem richtigen Verständnis dessen ist das Bewusstsein über die Rolle und Funktion des weißen und schwarzen Schwans in Schwanensee notwendig, die nun vorweg genommen werden sollen: eine junge Frau, gefangen im Körper des weißen Schwans, muss einen Prinzen dazu bringen, dass er sich in sie verliebt. Hierbei kommt ihr jedoch ihre hedonistische Zwillingsschwester, der schwarze Schwan, zuvor, indem sie ihn verführt und für sich gewinnt. Die eigene Ermordung, also die des weißen Schwans, ist das Ergebnis. Nina ist sich also die ganze Zeit dieser Dualität des weißen und des schwarzen Schwans, vielleicht auch dem Ende der Geschichte, bewusst, weshalb sie auch so schnell in dieser Zug-Sequenz ihrer Neugierde verfällt, da sie - so scheint es - sofort ihren schwarzen Schwan in dieser Frau erkennt oder sich zumindest die Frage stellt, ob das nicht ihr schwarzer Schwan sein könnte. Dem entsprechend ist hier die Musik, sie bemüht sich nicht einer schrittweisen Hinführung zur Auslösung dieser Neugier, sondern setzt plötzlich und unmittelbar ein.
Das Arrangement (siehe "The New Season", Takt 19-31) wirkt einfach: alles läuft auf einen gewissen Punkt hinaus, der sich nicht so ganz bestimmen lässt, und doch folgt das Stück einer klaren Struktur - ganz dem Wesen der Neugierde entsprechend: der Instinkt gewinnt gewissermaßen Oberhand über die Vernunft und wird von einer äußeren Kraft "nach oben" getrieben, das Ziel bleibt dabei jedoch unvorhersehbar. Innerhalb einer tiefen e-Moll Oktave auf und abwärts kreisende Achtelbewegungen des Klavier bilden das Fundament und dienen somit als Orgelpunkt; hohe Geigen sorgen für eine gewisse Steigerung des ganzen, indem sie mehrmals um eine viertel Note versetzt einen Ton anreißen, bis er zum neuen Takt auf die eins wieder um einen Halbton höher gesetzt wird. Zusätzliche hohe Klavier-Akkorde verstärken diese sich aufbauende Spannung bzw. Dissonanz durch hinzugefügte Sekunden und übermäßige Quinten und akzentuieren zudem die Melodiestimme der Geigen. Des weiteren faden ab Einstieg der Geigen in Takt 21 Percussionschläge ein, die der gesamten Szene in Form von ständigen Achteln eine Art Gefahrenelement beimischen. Die chromatische Steigerung endet schließlich harmonisch gesehen in der Dur-Subdominante mit übermäßiger Quinte, doch ganz dem Ergebnis der Szene entsprechend - Nina weiß am Ende nicht mehr als bereits zuvor - folgt keine "erhellende" Harmonik, sondern bleibt auf der Subdominante mit dieser Dissonanz stehen.
Auch man wenn bereits hier aus der Musik leicht dieses sich einschleichende angsterfüllte Element herausziehen könnte, in sich wirkt das Gesamtbild der Musik doch relativ zurückhaltend und dezent. Alles andere wäre zu diesem Zeitpunkt auch völlig verkehrt und würde einen unglaubwürdigen Eindruck hinterlassen.
An dieser Stelle soll nun eine Szene vorweggenommen werden, die diese Seminararbeit offiziell zwar nicht umfasst, die für das Erkennen der eigentlichen Bedeutung der vorherigen Szene jedoch von äußerster Wichtigkeit ist.
Sie setzt bei 14:44 des Films ein und setzt somit einen schon etwas größeren Handlungssprung voraus, welcher aber für den Vergleich zu dieser Szene vollkommen irrelevant ist. … [hier schreibe ich noch etwas über den eben besagten Teil]
Synchron zum Bildschnitt erklingt dann das nächste Stück, wodurch das Einsetzen einer neuen Szene deutlich wird.



Gerade die Wirkung dieses musikalischen Abschnitts und Bedeutung für Nina in diesem Moment zu beschreiben, fällt mir hier irgendwie etwas schwer. Schließlich fällt der richtig musikalische Teil hier auch etwas knapp aus.
Also das würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr mal euren Blick darüber werft. Sei es, dass ihr Formulierungen oder sonstiges bemängelt, ich bin euch über jede Hilfe dankbar.

Viele Grüße,

Julian
 
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Gerade die Wirkung dieses musikalischen Abschnitts und Bedeutung für Nina in diesem Moment zu beschreiben, fällt mir hier irgendwie etwas schwer. Schließlich fällt der richtig musikalische Teil hier auch etwas knapp aus.

Welche Szene genau? Welcher Übergang fällt dir denn schwer?
Ich finde Du hast es soweit sehr gut analysiert und auch Nina gut beschrieben.

Mansell hat sich für den score mit Tchaikovsky auseinandergesetzt und seine Musik verwendet,und sich meiner Meinung nach zu sehr darauf konzentriert.

Es ist zwar ein Meisterwerk,aber es gehört im Film auch dazu den Zuschauer/Hörer mit auf diese Reise zu nehmen. Den emotionalen Zugang hat er zum Teil nicht schaffen können, der "alte" Mansell hätte das emotional um einiges besser gemacht.

Ich finde Du hast die Szene im Zug und Nina's Dream mit grosser Bedeutung und Tiefgang erklärt,davon hört man aber leider nichts im Film ...Was vermutlich daran liegt,dass er zu sehr von der Tschaikovsky Idee getrieben wurde, und es ihm ausgereicht hat ,sich "oberflächlich" mit dem schrittweisen Abstieg von Nina zu beschäftigen.

Es ist ihm zwar gelungen, sich musikalisch düster durch den Film zu schleichen,lag aber auch am Gesamtkonzepts des Films. Denn der Stufenweise Absturz von Nina ist und bleibt permanent im Vordergrund und sehr verständlich ohne in Szenendetails gehen zu müssen.Der alte Mansell hätte aber genau das getan,und Ninas Perspektive um einiges emotionaler rübergebracht. Als seine Oskar nominierung wegen Tschaikovsky zurückgezogen wurde, nahm Mansell es humorvoll und sagte "It's all Tschaikovsky fault" :D
 
Welche Szene genau? Welcher Übergang fällt dir denn schwer?

Ich habe bei der ganzen Szene einfach ständig die darauf folgende im Kopf, in der dem Zuschauer/-hörer nun erstmals auf erzählerische Art und Weise tiefere Einblick in Ninas Innenleben, in ihren Jetzt-Zustand (das, was ihre Mutter und ev. ihr Vater aus ihr gemacht haben) gewährt werden und aus der man soooo viel herauslesen kann. Falls es dich interessiert kann ich die ja auch mal posten, vielleicht würdest du da ja etwas hinzufügen wollen (?).

Ich finde Du hast die Szene im Zug und Nina's Dream mit grosser Bedeutung und Tiefgang erklärt,davon hört man aber leider nichts im Film...

Ich finde es schwingt halt einfach zu unterbewusst in der Musik mit, wodurch man es während dem Film einfach noch nicht so klar deuten kann, das braucht mMn seine Zeit. Trotzdem hilft sie doch unterbewusst bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen Ninas zu verstehen, oder nicht?

Es ist ihm zwar gelungen, sich musikalisch düster durch den Film zu schleichen,lag aber auch am Gesamtkonzepts des Films. Denn der Stufenweise Absturz von Nina ist und bleibt permanent im Vordergrund und sehr verständlich ohne in Szenendetails gehen zu müssen.
Ja, dieses Gesamtkonzept Aronofskys gibt dabei aber auch schon gewissermaßen diesen Rahmen vor, gerade jetzt bei meinem Praxisteil der Arbeit habe ich meine Probleme damit, weil ich gerne z.B. zum Schluss mit Musik kontrapunktieren würde, aber das würde so gar nicht zum ganzen restlichen Film, bzw. zum Aufbau dessen passen. Insofern überlege ich, ob ich da nicht einfach die erste Szene, also die Traumszene Ninas vertone...
 
Die Idee das zu kontrapunktieren, finde ich persönlich,bei dem Ende ziemlich gut,ist aber für eine Arbeit mit Tschaikovsky Hintergrund, für eine Benotung auch ziemlich gewagt. Zeigt allerdings,dass du dir über den Inhalt und Nina ernste Gedanken gemacht hast. Wenn ihr keine Vorgaben habt für die Eigenvertonung ,warum nicht ...
 
Ich finde es schwingt halt einfach zu unterbewusst in der Musik mit, wodurch man es während dem Film einfach noch nicht so klar deuten kann, das braucht mMn seine Zeit. Trotzdem hilft sie doch unterbewusst bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen Ninas zu verstehen, oder nicht?

Ist das wirklich so? Dazu müsste ich mir den Film nochmal ansehen.

Der Einsatz beim Szenenwechsel und die Wiederholungen sind denke ich das entscheidende gewesen,worauf auch der musikalische Fokus lag.

Also alles was auf Ninas Erinnerung aufmerksam macht.

Aber auf ihre emotionale Gefühlslage ist Mansell nicht wirklich eingegangen,weil es "oberflächlich" gereicht hat den Zugang zum Traum und Erlebten zu schaffen.

Ich versuche das mit den Emotionen mal anhand eines kleinen Ausschnitts deiner beschriebenen Szene zu erklären.

So wie du es beschreibst und im Film auch tatsächlich visuell sowie akustisch realisiert wurde, habe ich blau markiert.
Die rot markierten Stellen sind visuell bzw. nach Drehbuch richtig verstanden, wurden aber im score etwas vernachlässigt
bzw. nicht ausreichend genug hervorgehoben.

Um also die eigentlich emotionale Bedeutung Ninas zu verstehen, muss man allein auf die gespielte Gestik Natalie Portmans vertrauen.
Sie hatte nicht immer musikalische Unterstützung, um das was in Nina vorgeht hervorzuheben. Auch hier sei angemerkt,dass Natalie Portman
es perfekt gespielt hat. Aber durch fehlendes hervorheben der Mimik und Gestik Ninas ,kann der Zuschauer/Hörer das rein visuell auch
anders einordnen bzw. völlig missverstehen.

Der alte Mansell hätte das erst garnicht zugelassen. War aber vermutlich durch den Tschaikovsky Hintergrund dazu gezwungen es anders als üblich zu tun.

Sehr auffällig ist gleich zu Beginn der musikalische Einstieg in die Szene: ein synthetischer, kalter und schroffer Schlag setzt ein, verstärkt den Bildwechsel und schafft somit einen starken Kontrast zur vorherigen Sequenz - als würde sie aus ihrem sicheren Zuhause herausgerissen worden sein und nun mit einer eiskalten Welt konfrontiert werden, in der sie - bedingt durch die sie bestimmenden Personen - niemals das Gefühl von Selbstsicherheit und Geborgenheit erfährt. Bedeutend für ein richtiges Verständnis der gesamten Szene ist die Erinnerung an dieses vorbeirauschende Flattern mit starken Bassfrequenzen, das ursprünglich mehrmals in ihrem Traum in Verbindung mit der Figur "Rotbart" zu hören war (vgl. z.B. 00:02:20 bzw. 00:02:12), das aber wie schon erwähnt bereits in der zweiten Sequenz erklang, als man das erste mal ihre Mutter direkt vorbeilaufen sah. Auch hier in dieser Zugsequenz ist dieses Flattern zu hören, als die nun "hinein rauschenden" Lichter des Bahnsteigs zu sehen sind und der Zug zu bremsen beginnt. Dieses Geräusch gibt zu erkennen, dass sie sich weiterhin gedanklich mit ihrem Traum auseinandersetzt,sie in den Zauber der Rolle des weißen Schwans fast schon verliebt ist und somit ihre Wahrnehmung "gefärbt" und stark beeinflusst ist. Ohne diesen Gedanken entstehen beim ersten Anschauen dieser Zug-Sequenz nämlich möglicherweise Verständnisschwierigkeiten
 
Zuletzt bearbeitet:
Okay ich glaube so langsam verstehe ich was du meinst. Ist mir so noch gar nicht aufgefallen - was wahrscheinlich daran lag, dass ich mittlerweile schon zu stark vom visuellen Material beeinflusst bin. Ich finde es manchmal auch nicht ganz einfach, NUR die Wirkung der Musik an sich zu beurteilen. Aber ja, das stimmt. Da werde ich nochmal über diesen Teil meienr Arbeit drüberschauen...

Jetzt gerade nochmal was anderes: mir ist immer noch nicht ganz klar, welche Szene ich zum Schluss wählen möchte. Entweder greife ich in den letzten Akt des Films - die Aufführung des ganzen - ein und versuche während des Tanzes entsprechend gegenwirkende Musik zu erstellen, ODER in den Akt zu vor, bei dem Nina beginnt nun völlig ihn ihrer Paranoia zu versinken (Lily-Thomas Sex-Szene, eigenes Erstechen Beths, zu Hause: verstärke Erinnerung an die Vergangenheit mit ihrer Mutter [->"liebes Mädchen"] und das Zusammenbrechen in ihrem Zimmer). Wenn ich letzteres wähle, würde ich wahrscheinlich in diesen hektisch panischen Szenen eine ruhige, langsame und gefasste Musik mit tiefer aber authentischer Trauer wählen, die ihre spätere eigene Ermordung erzählerisch gewissermaßen vorab ankündigt. Ob sich das musikalisch realisieren lässt ist mir noch unklar. Was würdest du denn eher "empfehlen"?
Edit:
Okay also ich habe mich jetzt für letzteres entscheiden. Zeit drängt jetzt schließlich, wenn ich das bis Dienstag noch schaffen will.

Desweiteren würde ich dich bitten (bzw. mich sehr darüber freuen), mal über meine Inhaltsangabe drüber zu schauen, da sie sich ansatzweise auch schon mit den tiefgreifenderen Gründen befasst, die zu dem Ende Ninas führen. Ich hab ständig das Gefühl es irgendwie noch nicht exakt passend beschrieben zu haben:


"Wir alle kennen die Handlung: ein unschuldiges Mädchen, rein und süß, gefangen im Körper eines Schwans, sie sehnt sich nach Freiheit, aber nur wahre Liebe kann ihren Fluch brechen. Ihr Wunsch scheint sich auch zu erfüllen, in der Gestalt eines Prinzen. Aber bevor er ihr sagen kann, dass er sie liebt, erscheint ihr laszives Ebenbild, der schwarze Schwan, und täuscht und verführt ihn. Am Boden zerstört, stürzt sich der weiße Schwan von einer Klippe, gibt sich dem Leben hin und findet im Tod die ersehnte Freiheit."1
So beschreibt Thomas Leroy (gespielt von Vincent Cassel), Leiter des berühmt-berüchtigten New Yorker Ballett-Ensembles, seinen Tänzerinnen die grundlegende Handlung aus Tchaikovskys Schwanensee. Eine Neuinszenierung dessen mit völlig neuen Akzenten, der Vermittlung von Impulsivität und Realität, soll die neue Saison eröffnen. Nina Sayers (Natalie Portman), die hochsensible, verzagte, fragile und gleichzeitig so selbstzerfressene und hyperkontrollierte Hauptperson mit ständiger Angst zu versagen, ist dabei für die Hauptrolle bestimmt, muss somit sowohl den weißen Schwan als auch den schwarzen Schwan verkörpern, und nimmt den Platz der alten Schwanenkönigin, Beth Macintyre (Winona Ryder), ein. Doch mit der damit verbundenen Auseinandersetzung mit ihrer dunklen Seite, dem schwarzen Schwan, zeigt sie sich deutlich überfordert und beginnt peu à peu in einer Wahnwelt zu versinken. Ist es anfangs ihre Verzweiflung, die von Thomas verlangte Leidenschaft und mühelose Sinnlichkeit im Tanz nicht umsetzen zu können, so kommen im Verlauf des Films zahlreiche weitere aufeinander aufbauende Fragmente hinzu, die maßgeblich für ihre Persönlichkeitsspaltung verantwortlich sind: das zwiegespaltene Verhältnis zu ihrer obsessiven Mutter (Barbara Hershey), der extreme Hang zur Perfektion, die Entwicklung von Schuldgefühlen gegenüber Beth, die sich nach ihrer Verabschiedung aus dem Ballett vor ein Auto stürzte, der heranwachsende Drang aus den von ihrer Mutter gepflegten festgefahrenen Lebensstrukturen auszubrechen sowie die spätere Manifestierung des Gedankens, dass es Lily (Mila Kunis), das neue Mitglied der Gruppe, nur auf ihre Rolle abgesehen hat. Schlussendlich veranlasst sie die Arbeit an der Rolle des schwarzen Schwans dazu, sich langsam aber sicher von der herrischen Kontrollsucht ihrer Mutter zu lösen und den Entschluss zu fällen ein eigenes Leben aufzubauen. Doch während Nina sich peu á peu von ihrer Mutter emanzipiert, gerät sie immer mehr unter die manipulierenden Hände Thomas', der das Spiel nun von vorne beginnen lässt, indem er aus ihr erneut diese Marionette macht, die nur existiert um die Erwartungen des Gegenübers - in diesem Fall Thomas und das Publikum - zu erfüllen. Doch dies scheint Nina in gewisser Weise zu befriedigen, da sie dieser Prozess mit Thomas erst von ihrer Mutter zu lösen begann. Schließlich zerbricht sie allerdings an diesem zu schnellen Wandel zum anderen Extrem, den ihre eigentliche Persönlichkeit - das, was ihre Mutter und ev. ihr Vater aus ihr gemacht haben - nicht verarbeiten kann. Eine atemberaubende Verkörperung des schwarzen Schwans zur Premiere von "Schwanensee" ist die Folge, allerdings ebenfalls die eigene Ermordung der "Mutter-Nina", die gewissermaßen eine unterbewusste Maßnahme zur Beendigung dieses Wahnsinns darstellte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Doch dies scheint Nina in gewisser Weise zu befriedigen, da sie dieser Prozess mit Thomas erst von ihrer Mutter zu lösen begann. Schließlich zerbricht allerdings an diesem zu schnellen Wandel zum anderen Extrem, den ihre eigentliche Persönlichkeit - das, was ihre Mutter und ev. ihr Vater aus ihr gemacht haben - nicht verarbeiten kann. Eine atemberaubende Verkörperung des schwarzen Schwans zur Premiere von "Schwanensee" ist die Folge, allerdings ebenfalls die eigene Ermordung der "Mutter-Nina", die gewissermaßen eine unterbewusste Maßnahme zur Beendigung dieses Wahnsinns darstellte.

In diesem zitierten Abschnitt fehlt noch irgendwas. Bin mir aber selbst noch nicht ganz im Klaren weshalb.

Was aber sofort auffällt und du bei einer Analyse generell vermeiden solltest, sind spekulative Äusserungen.

Ursachen sollten niemals in Vermutungen formuliert sein,weil das zum einen Fragen offen lässt und auch zeigt,dass du dir da nicht sicher bist.

Also sowas wie und ev. ihr Vater aus ihr gemacht haben solltest du entweder deutlich machen,dass es tatsächlich so gewesen ist oder besser ganz raus lassen.

Auch die gewissermaßen eine unterbewusste Maßnahme zur Beendigung dieses Wahnsinns darstellte ist nicht ganz überzeugend.
 
Okay, vielen Dank für die Rückmeldung. Wäre natürlich klasse, wenn du deine Gedanken darüber selber noch etwas ausführst, gerade das letzte kann ich z.B. nicht so ganz nachempfinden :-/

Hier sind jetzt vorab schonmal erste musikalisch umgesetzte Gedanken meiner Vertonung, was also noch nichts über die spätere Länge der Musik aussagt, das hier sind lediglich zwei zwei dramaturgisch unterschiedliche "Skizzen". Wäre echt supter, wenn du mir dazu deine Gedanken, Empfindungen, GEfühle, etc. beschreibst. Meine genauen Gedanken dazu sollen vorest verschwiegen bleiben - schließlich hoffe ich darauf, dass man die auch ohne Hilfe entdeckt; bzw. ist das ja später notwendig, weil die Musik ja einen eigenen Standpunkt entgegen dem Bild setzt...
Dabei musss ich dazu sagen, dass im ersten Teil diese immer wieder angerissenen Noten viel schwellenhafter gespielt werden sollen, nicht so plötzlich wie es momentan klingt. Das lässt sich nur nicht mit dem Plugin realisieren, was ich verwende...

Hier also der Link:
 
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Okay, die Zeit wird knapp, deshalb poste ich vorab schonmal meine Gedanken, mein "Konzept". Sag doch einfach, was davon in dem kleinen musikalischen Ausschnitt oben rüberkommt und was nicht, und was du grundsätzlich so von meinen Ideen hälst. Ist noch nicht ganz final, weil ich noch nichts über den "Höhepunkt" diesen Akts geschrieben habe, also da wo Nina die Exorzismus-Szene hat ;)


4. Eigenvertonung einer Szene
Im folgenden soll nun der Abschnitt 1:15:16 - 1:19:27 aus Black Swan anhand eigener Vorstellungen musikalisch vertont werden. Aufgrund des eigenen musikdramaturgisch so konträren Konzepts werden dabei die Ergebnisse der Spotting Session nicht übernommen, es werden also Einsatzzeiten und "Menge" der Musik selbst bestimmt. Originalgeräusche des Films werden dabei soweit wie möglich übernommen, insofern sie nicht mit der originalen musikalischen Untermalung verbunden sind.

4.1. Begründungen zur Wahl der Szene und Vorstellung des Konzepts

Ziel war es dem Visuellen entgegenzuwirken, die innersten Gefühlsregungen Ninas musikalisch hervorzuheben und zugleich ab dem Zeitpunkt, an dem Nina meiner Meinung nach aufgrund ihrer nun endgültig dominierenden Wahnvorstellungen nicht mehr zu helfen ist, das Ende des Films auf erzählerische Weise gewissermaßen vorwegzunehmen, sich dabei aber zu keinem Zeitpunkt jeglicher Klischees bedienen. Zu Beginn sollte sie diese erschöpfte, matte, kraftlose und wimmernde Angst ausdrücken, dieses verzweifelte zu schlapp und zu schwach sein um weitere Lasten auf sich zu nehmen und zu verarbeiten. Ab oben genanntem Zeitpunkt (…) sollte sie dann "Ausbruchs-förmig" tiefe Trauer auf eine aber authentische und gefasste Art und Weise vermitteln und zugleich diesen unaufhaltsamen Sog der selbstzerstörerischen Macht verdeutlichen, der aus der Rolle des schwarzen Schwans hervorgeht. Sie sollte beim Zuschauer/-hörer Mitgefühle wecken, ihn kurzzeitig fragmentarisch auf eine kleine Reise in die Zukunft mitnehmen, zu keinem Zeitpunkt aber das Bildliche paraphrasieren, sondern einen eigenen Standpunkt setzen, eben kontrapunktieren. Dabei ist wichtig anzumerken, dass diese eigene Vertonung der Szene fast überhaupt nicht mit der Musik des gesamten restlichen Films harmoniert und somit in keinster Weise ins Gesamtkonzept Aronofskys passt, da der musikalische Fokus des Films auf der dramatischen Inszenierung der "oberflächlichen" Gefühle, dem schrittweisen Abstieg Ninas lag, nicht aber auf dem, was Natalie Portman einen Oscar einbrachte und was auch das bildliche Material zumindest ansatzweise ersetzt: die Darstellung der innersten und tiefsten Gefühlsregungen Ninas. Diesen musikalischen Schwerpunkt versuche ich zumindest mit dieser kurzen Vertonung gewissermaßen umzugewichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ohne die Szenen von Black Swan im Kopf zu kennen, wäre der Ausschnitt der Musik etwas,dass mich zum hinschauen zwingen würde,weil ich einen leichten Spannungsaufbau wahrnehme und davon ausgehe das gleich eine erschreckende Entdeckung gemacht wird. Jemand der gerade zu sich kommt,oder umgekehrt das Bewusstsein verliert.

Das ganze erinnert mich gerade an spannende Miss Marple oder Edgar Wallace Filme mit Joachim Fuchsberger als Kommissar. :D
Als hätte jemand Gift genommen und durchlebt nun die langsame Wirkung des Gifts zum Beispiel.
 
Schaust du morgen früh vor 9 Uhr oder so nochmal rein? Bis dahin muss die Musik zur Szene stehen, dann könnte ich ev. auch noch leichte Änderungen treffen. 10:30h müsste ich dann weg die Arbeit abgeben. Wäre echt klasse :-/
 
Leider nicht,aber so kurzfristig am Tag der Abgabe,würde ich mir an deiner Stelle keinen Kopf mehr machen. Du wirst in jedem Projekt ,immer was finden was nicht gut genug für dich ist ... Das Selbsturteil vieler Komponisten fällt meistens härter aus,als das der Kritiker ... Das wird schon.
 
Ich fand den Film so gruselig. Aber die Musik war gut !!!




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