
Egbert Nuernberg
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
von Berufes wegen zerlege ich ja vorgegebene (oder eigene) Texte.
DEN HIER unten, habe ich schon vor längerem in Peto.
Stammte (als weiterführender LINK) aus einem anderen Forum.
Von wem ER ist, habe ich nicht herausfinden können.
Der (gute, informative) Text, hatte Zeitungs-Länge +
ellenlange Fußnoten, die hier den Diskurs-Rahmen
wissenschaftlich sprengen würden ...
Aber die - nun meine - komprimierte Raffung
ist hoffentlich nicht sinnentstellend.
Wenn jemand Veto einlegt, werde ich Ihn löschen.
ICH FAND JEDENFALLS - die Diskussion darüber - und die
teils nonchalante-wissenschaftliche Betrachtungsweise
des mir (leider) unbekannten Autors lesenswert.
Nun, wie interpretiert IHR - die dargelegten Fakten -
über SINN- und UNsinn über des/das Klang-Bau-Kauf-Blech
von Posaunen und Mundstücken und ihrer Besitzer im Allgemeinen.
HIER IST DER AUSZUG:
(dem Fließtext entrissen und optisch strukturiert):
Posaunisten sind ein Leben lang mit ihrem Instrument unzufrieden.
Sie versuchen alles Mögliche, um das Stradivari-Geheimnis für die Posaune zu entdecken,
suchen also analog zur Geige nach dem idealen Werkstoff und einer raffinierten Verarbeitung
und nerven damit die armen Instrumentenmacher, denen bald der Text ausgeht, den Bläsern
nach dem Munde zu reden.
Das kann Posaunisten und Posaunenmacher nicht entmutigen.
Sie arbeiten weiter an der Entdeckung des Steins der Weisen.
Warum sind also die Posaunisten so unzufrieden mit ihrem freiwillig erwählten Instrument
und vergeuden ein Leben lang viel kostbare Zeit und Geld auf der Suche nach dem
edelklingenden Metall oder dem „Stradivari-Geheimnis".
Sie probieren die Posaunen aller Marken durch, ob weit, ob eng, ob Messing, Goldmessing,
Neusilber oder gar Sterlingsilber.
Sie reisen zu Instrumentenmachern, die ihnen die seltsamsten Wünsche erfüllen:
einen Stimmbogen aus reinem Kupfer, einen besonders schweren Außenzug,
ein Bündel an unterschiedlichen Mundrohren.
Noch zeitaufreibender gestaltet sich die Suche nach dem „richtigen" Mundstück.
Wenn die große Palette an erhältlichen Mundstücken nicht ausreicht, pilgert man
zu den Mundstückdreher-Spezialisten, die mit mehr oder weniger Geduld die Sonderwünsche
bezüglich Stängelbohrung, Kesselform und –tiefe, Rand und Materiallegierung zu treffen versuchen,
wobei zwischendurch immer mal aufs neue probiert wird, solange, bis der Rohling gänzlich verdorben ist.
Im Ernstfall kehrt man reumütig zum alten Mundstück zurück.
Diese Misere verdanken wir ausschließlich unserem Aberglaube, wonach Metalllegierungen
und Wandstärken einen Einfluss auf die Klangfarbe eines Blechblasinstrumentes haben.
Es gibt hervorragende Bläser, die sich einen Deut darum kümmern, und die es auch nicht nötig haben.
Wir anderen wollen es aber genauer wissen, ermangeln aber der Fähigkeit, die komplizierten
physikalischakustischen Vorgänge zu verstehen.
Akustiker geben uns auf diese Frage keine Auskunft, da ihr Interesse nicht dem Metall,
sondern allein der Luftschwingung gilt. Wir wollen nicht begreifen, dass ein Blechblasinstrument
kein Blech-Klinger, sondern ein Luft-Klinger ist. Die Geige ist auch kein Holz-Klinger.
Schauen wir uns mal die Sache näher an.
Da bei den Blechblasinstrumenten nicht das Blech, sondern die im Blechrohr eingeschlossene Luft
zum Klingen gebracht wird, ist die Bezeichnung Blechblasinstrument nach zwei Seiten hin falsch.
Denn es gibt zum einen auch Instrumente aus Urstoffen wie Holz (Alphorn, Zinken),
Horn (Widderhorn) Elfenbein (Zinken), Ton, Muschel und neuerdings Kunststoff (Karbon, Glasfiber),
die zur gleichen Spezies der Luftklinger gehören.
Also nicht der Werkstoff ist das allen diesen Instrumenten verbindende Kriterium,
sondern deren gleiche Anblasweise durch die Bläserlippen.
Überhaupt sollte man festhalten: „Im Gegensatz zu sämtlichen anderen Instrumentengattungen
wird der Klang beim Blechblasinstrument durch die Schwingungen von nicht zum Instrument
gehörenden Elementen, nämlich den Bläserlippen erzeugt."
Die Bezeichnungen Blech- oder Metallblasinstrumente, wie auch im englischsprachigen Raum
„brass instruments" oder französisch „cuivres", werden sich umgangssprachlich weiter behaupten,
bis schließlich doch das Kunststoffzeitalter, die Carbonzeit über uns kommt.
Die erste leichtgewichtige und in vier unterschiedlichen Farben erhältliche Kunststoff-Posaune
lockt mit niedrigem Preis und wird, wenn sich vor allem auch gute Bläser ihrer bemächtigen
– wie schon Jiggs Whigham sich beeindruckend hören ließ - die Diskussion über die Frage neu beleben,
ob Materialbeschaffenheit, Metalllegierung und Wanddicke einen messbaren Einfluss auf Klangfarbe
oder Ansprache der Polsterpfeifeninstrumente haben.
Dieser Frage soll in dieser Abhandlung speziell nachgegangen werden.
Die Fachliteratur über die Physikder Musikinstrumente im allgemeinen und der Blasinstrumente
im besonderen ist für jeden Musiker, der nicht ausnahmsweise auch ein Studium der Akustik
absolviert hat, sehr schwer verständlich und oft ein Buch mit sieben Siegeln.
Aber eines lässt sich durchaus sicher herausfinden: kaum eine physikalisch-akustische Abhandlung
widmet sich der Frage nach dem Einfluss von Rohrwandvibrationen der Blechblasinstrumente
auf deren Klangfarbe oder Klangvolumen.
Helmholtz und andere Physiker erforschten akribisch das Klanggeschehen, die Schwingungszustände
der durch Bläserlippen angeblasenen Luft und die Resonanz der stehenden Schallwelle in den Blasrohren.
Aber keiner hat je einen Gedanken oder eine Stunde daran verschwendet, die Rohrwandung
in die Untersuchungen und Schwingungsmessungen mit einzubeziehen.
Das ist nicht Bequemlichkeit oder Desinteresse, sondern eher die wissenschaftliche Einsicht
in die Sinnlosigkeit solcher an Erhellungen nichts bringenden Überlegungen.
Die Posaune ist ein Luftklinger und kein Blechklinger, das müssen wir uns immer wieder eintrichtern.
Wie stark müsste ein Posaunist blasen, dass durch die Luftschwingungen die Metallröhre
so zum Mitschwingen angeregt wird, bis deren Eigenresonanz hörbar oder lauter
als der Posaunenton selbst ist! Das beträfe überdies auch nur einen einzigen Ton,
der mit der Eigenresonanz– sagen wir - der Stürze übereinstimmt.
Und dieser Sekundärton wäre gegenüber dem Primärsound marginal.
Auf die Klangfarbe der Posaune hat das keinen Einfluss. Die Posaune ist kein Instrument,
um das Blech zum Klingen zu bringen. Dem widerspricht nicht die Tatsache, dass die Luftschwingung
benachbarte Medien zum Mitschwingen anregt.
Das ist die Krux für jeden Laien, diese Unterscheidung zu begreifen, wo doch bei der Geige der Resonator
vermeindlich so einfach verstanden wird. Denn hier wird die sichtbare Schwingung der Saite über den Steg
und den Stimmstock auf Decke und Rücken des Geigenkorpus übertragen, wodurch die Luft im Hohlraum
zum Schwingen angeregt wird.
Hingegen wird bei dem Blechblasinstrument die Lippenschwingung nicht auf die Metallteile übertragen,
von denen dann eine Schwingungsanregung auf die im Rohr eingeschlossene Luft erfolgt.
Nein, die Lippenschwingung überträgt sich direkt auf die im Rohr eingeschlossene und gemischt
zylindrisch-konisch geformte Luftsäule.
Es leuchtet also ein, dass die Materialbeschaffenheit, die Blechlegierung und die Wandstärke keinen Einfluss
auf die Resonanz und die Klangfarbe des Blechblasinstrumentes hat. Diese Logik erschließt sich auch ganz einfach
aus der Tatsache, dass z. B. Horn, Trompete und Posaune aus den gleichen Messingblechen gefertigt werden,
und dass trotzdem der spezifische Klangcharakter dieser Instrumente unverwechselbar bleibt.
Es gibt also andere physikalische Gesetze.
Weiterführende Forschungen wurden im Laboratorium für Musikalische Akustik
der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Braunschweig betrieben.
Für die Blechblasinstrumente war besonders Klaus Wogram verantwortlich, der 1972
mit der Dissertation „Ein Beitrag zur Ermittlung der Stimmung von Blechblasinstrumenten" promovierte.
Er entwickelte eine mechanische Anblasvorrichtung, die alle bisherigen Prototypen wesentlich verbesserte
und genauere Messergebnisse in einem reflexfreien Raum ermöglichte.
Als Schallquelle diente eine eigens dafür konstruierte Lochsirene, die durch Beschleunigung stufenlos alle Frequenzen
anregen konnte. So ließen sich die Naturtonfrequenzen und deren Abweichung von der temperierten Stimmung ermitteln.
Sein Sohn Nils Wogram hat eine große und auch internationale Karriere als Jazzposaunist hingelegt.
Vermutlich, nein sicher besitzt er eine maßgeschneiderte Posaune nach den Berechnungen seines Herrn Vaters,
bei der auch das Mundstück auf das Instrument und auf den erwünschten Tonumfang abgestimmt ist,
allerdings eine Posaune aus normalem, handelsüblichem Messing, nicht aus Silber und nicht vergoldet,
dafür aber von einer in sich ausgeglichenen Stimmung und somit von leichter Ansprache, also Gold!
Das „Maßschneidern" oder die gezielte Vorausberechnung eines gut stimmenden Instrumentes
ist eine komplizierte Geschichte. Die „Schnittbogen" dafür lieferte Wogram 1974.
Der mechanische „Bläser" lieferte die Abweichungen der Naturtonfreqenzen von der wohl- (oder übel)
temperierten Stimmung. Stimmungskorrekturen lassen sich, wie Wogram umfangreich belegt hat,
durch Mensurveränderungen an Rohr-Stellen von Schallkonten oder Schallbäuchen vornehmen,
wobei die stehende Welle im Instrument immer mit einem Bauch am Mundstück beginnt
und am Schallstückende mit einem Knoten endet.
Die von Wogram gelieferte Faustregel besagt: Mensurverengung an der Stelle eines Knotens
erniedrigt die Stimmung und erhöht sie an der Stelle eines Bauches.
Bei einer Mensurerweiterung ist es genau umgekehrt. Klingt einfach, jedoch einen Knoten,
der nur einen Naturton verbessert, muss man erst finden und ist Computerarbeit.
Erforderliche Mensur-Verengungen oder -Erweiterungen im Bereich des Schallbechers beispielsweise
führen zu der Konsequenz, neue Druckformen erstellen zu lassen.
Außerdem, mit einer Korrektur ist es meist nicht getan, so dass weitere Druckformen nötig sind.
Daraus erhellt, dass der sparsamste Weg, zu einer in der Stimmung ausgeglichenen Posaune zu gelangen,
darin bestehen muss, den Mensurverlauf vor dem Bau vorauszuberechnen.
Alle diese wissenschaftlichen Experimente beantworteten aber noch nicht die eigentlich brennende Frage,
die in der Posaunenzunft so heiß debattiert wird und zu Sektenbildungen geführt hat,
vor allem zu der Sekte der Materialgläubigen und Stradivari-Geheimnis-Fetischisten,
die Frage, der auch dieser Artikel hauptsächlich gewidmet ist: Macht das Blech den Ton?
Wogram untersuchte 1976 schließlich doch den Einfluss von Material und Oberflächenbeschaffenheit
des Schallstücks auf den Klang von Blechblasinstrumenten und erklärte dazu:
„Erst die Entwicklung von objektiven Messverfahren für die Untersuchung der akustischen Eigenschaften
von Blechblasinstrumenten ermög ichte die reproduzierbare Ermittlung von Qualitätsparametern,
die nicht mehr durch persönliche Einflüsse verfälscht wurden."
Untersucht wurden acht Tenorposaunen gleicher Bauart mit in der Mensur baugleichen Schallstücken,
die jedoch in Material, Wandstärken und Oberflächenbehandlung variierten.
Verglichen wurden aus den standardmäßig gehandelten 60 Messinglegierungen die Sorten Ms. 72 (CuZn28),
Ms. 82 (CuZn18) und Ms. 85 (CuZn15, Goldmessing, Mittelrottombak), Neusilber (Kupfer-Nickel-Zink-Legierung),
Messing verchromt und versilbert und lackiert.
Außerdem variierten die Wandstärken zwischen 0,7 (normal) bis 0,3 mm (extra dünn).
Zunächst wurden die Instrumente durch acht Berufsposaunisten beurteilt, die hinsichtlich des Untersuchungszieles
im Unklaren gelassen wurden, und die durch besondere Vorkehrungen nicht erkennen konnten,
dass es sich um unterschiedliche Instrumente handelte. Eine gelbe Beleuchtung ließ alle Instrumente gleich aussehen.
Jeder hatte jeweils das „Tuba mirum" aus Mozarts Requiem und das Solo aus Strawinskys „Pulcinella" zu spielen,
zunächst im echofreien, dann in einem Raum mit normaler Akustik. Außerdem wurde alles auf Band aufgenommen.
Das Fazit dieser subjektiven Testreihen zur Beurteilung der Stimmung, des Klanges und der Ansprache lässt sich abschließend
so zusammenfassen, dass es den Posaunisten nicht gelang, „sich eindeutig zu einer Qualitätsabstufung zu bekennen."
Somit ergibt sich als abschließendes Urteil:
Entscheidend für den Klang der Posaune ist das Schwingungsverhalten der im Rohr eingeschlossen Luft,
oder wie es Wogram ausdrückt: „Eine Beeinflussung der akustischen Eigenschaften von Blechblasinstrumenten
kann bei nüchterner Betrachtung nur durch eine Veränderung des inneren Schallfeldes erfolgen."
Bezüglich der Stimmung wird eine Beeinflussung durch das Material oder die äußere Oberflächenbeschaffenheit ausgeschlossen.
Beim Klangvergleich heißt es, dass sie „weder durch Veränderung der Wandstärke noch durch Oberflächenbearbeitung
beeinflusst werden" können. Lediglich die Ansprache könnte geringfügig durch die Materialstärke (dicker oder dünner?)
beeinflusst werden, während die Materialzusammensetzung und die Beschaffenheit der äußeren Oberfläche keine Rolle spielen.
Das „Stradivari-Geheimnis" für die Posaune wurde gelüftet: es gibt keines.
Die Suche danach kann abgeblasen werden. Es hat aber sein Gutes. Die bekehrten Sektenanhänger sparen nun viel Zeit und Geld,
und auch die Instrumentenmacher müssen nicht mehr ihre teuren Lottoeinsätze beim Spiel mit den geheimnisvollen Metalllegierungen
und in der Hoffnung auf den Jackpot durch das Rohr jagen.
Wenn alle am selben Strang bzw. „Zug" ziehen, ließe sich aus dem Ersparten ein Förderfonds begründen,
der die Optimierung der Kunststoff-Posaune vorantreibt. Sie ist bereits in den vier Farben rot, blau, grün und gelb auf dem Markt
und wird die Optik unserer Orchester und Instrumental-Ensembles beleben, allerdings auch einen neuen Streit entfachen,
welche Farbe am besten klingt. Das „Stradivari"-Geheimnis der Farbe.
(Autor mir unbekannt)
von Berufes wegen zerlege ich ja vorgegebene (oder eigene) Texte.
DEN HIER unten, habe ich schon vor längerem in Peto.
Stammte (als weiterführender LINK) aus einem anderen Forum.
Von wem ER ist, habe ich nicht herausfinden können.
Der (gute, informative) Text, hatte Zeitungs-Länge +
ellenlange Fußnoten, die hier den Diskurs-Rahmen
wissenschaftlich sprengen würden ...
Aber die - nun meine - komprimierte Raffung
ist hoffentlich nicht sinnentstellend.
Wenn jemand Veto einlegt, werde ich Ihn löschen.
ICH FAND JEDENFALLS - die Diskussion darüber - und die
teils nonchalante-wissenschaftliche Betrachtungsweise
des mir (leider) unbekannten Autors lesenswert.
Nun, wie interpretiert IHR - die dargelegten Fakten -
über SINN- und UNsinn über des/das Klang-Bau-Kauf-Blech
von Posaunen und Mundstücken und ihrer Besitzer im Allgemeinen.
HIER IST DER AUSZUG:
(dem Fließtext entrissen und optisch strukturiert):
Posaunisten sind ein Leben lang mit ihrem Instrument unzufrieden.
Sie versuchen alles Mögliche, um das Stradivari-Geheimnis für die Posaune zu entdecken,
suchen also analog zur Geige nach dem idealen Werkstoff und einer raffinierten Verarbeitung
und nerven damit die armen Instrumentenmacher, denen bald der Text ausgeht, den Bläsern
nach dem Munde zu reden.
Das kann Posaunisten und Posaunenmacher nicht entmutigen.
Sie arbeiten weiter an der Entdeckung des Steins der Weisen.
Warum sind also die Posaunisten so unzufrieden mit ihrem freiwillig erwählten Instrument
und vergeuden ein Leben lang viel kostbare Zeit und Geld auf der Suche nach dem
edelklingenden Metall oder dem „Stradivari-Geheimnis".
Sie probieren die Posaunen aller Marken durch, ob weit, ob eng, ob Messing, Goldmessing,
Neusilber oder gar Sterlingsilber.
Sie reisen zu Instrumentenmachern, die ihnen die seltsamsten Wünsche erfüllen:
einen Stimmbogen aus reinem Kupfer, einen besonders schweren Außenzug,
ein Bündel an unterschiedlichen Mundrohren.
Noch zeitaufreibender gestaltet sich die Suche nach dem „richtigen" Mundstück.
Wenn die große Palette an erhältlichen Mundstücken nicht ausreicht, pilgert man
zu den Mundstückdreher-Spezialisten, die mit mehr oder weniger Geduld die Sonderwünsche
bezüglich Stängelbohrung, Kesselform und –tiefe, Rand und Materiallegierung zu treffen versuchen,
wobei zwischendurch immer mal aufs neue probiert wird, solange, bis der Rohling gänzlich verdorben ist.
Im Ernstfall kehrt man reumütig zum alten Mundstück zurück.
Diese Misere verdanken wir ausschließlich unserem Aberglaube, wonach Metalllegierungen
und Wandstärken einen Einfluss auf die Klangfarbe eines Blechblasinstrumentes haben.
Es gibt hervorragende Bläser, die sich einen Deut darum kümmern, und die es auch nicht nötig haben.
Wir anderen wollen es aber genauer wissen, ermangeln aber der Fähigkeit, die komplizierten
physikalischakustischen Vorgänge zu verstehen.
Akustiker geben uns auf diese Frage keine Auskunft, da ihr Interesse nicht dem Metall,
sondern allein der Luftschwingung gilt. Wir wollen nicht begreifen, dass ein Blechblasinstrument
kein Blech-Klinger, sondern ein Luft-Klinger ist. Die Geige ist auch kein Holz-Klinger.
Schauen wir uns mal die Sache näher an.
Da bei den Blechblasinstrumenten nicht das Blech, sondern die im Blechrohr eingeschlossene Luft
zum Klingen gebracht wird, ist die Bezeichnung Blechblasinstrument nach zwei Seiten hin falsch.
Denn es gibt zum einen auch Instrumente aus Urstoffen wie Holz (Alphorn, Zinken),
Horn (Widderhorn) Elfenbein (Zinken), Ton, Muschel und neuerdings Kunststoff (Karbon, Glasfiber),
die zur gleichen Spezies der Luftklinger gehören.
Also nicht der Werkstoff ist das allen diesen Instrumenten verbindende Kriterium,
sondern deren gleiche Anblasweise durch die Bläserlippen.
Überhaupt sollte man festhalten: „Im Gegensatz zu sämtlichen anderen Instrumentengattungen
wird der Klang beim Blechblasinstrument durch die Schwingungen von nicht zum Instrument
gehörenden Elementen, nämlich den Bläserlippen erzeugt."
Die Bezeichnungen Blech- oder Metallblasinstrumente, wie auch im englischsprachigen Raum
„brass instruments" oder französisch „cuivres", werden sich umgangssprachlich weiter behaupten,
bis schließlich doch das Kunststoffzeitalter, die Carbonzeit über uns kommt.
Die erste leichtgewichtige und in vier unterschiedlichen Farben erhältliche Kunststoff-Posaune
lockt mit niedrigem Preis und wird, wenn sich vor allem auch gute Bläser ihrer bemächtigen
– wie schon Jiggs Whigham sich beeindruckend hören ließ - die Diskussion über die Frage neu beleben,
ob Materialbeschaffenheit, Metalllegierung und Wanddicke einen messbaren Einfluss auf Klangfarbe
oder Ansprache der Polsterpfeifeninstrumente haben.
Dieser Frage soll in dieser Abhandlung speziell nachgegangen werden.
Die Fachliteratur über die Physikder Musikinstrumente im allgemeinen und der Blasinstrumente
im besonderen ist für jeden Musiker, der nicht ausnahmsweise auch ein Studium der Akustik
absolviert hat, sehr schwer verständlich und oft ein Buch mit sieben Siegeln.
Aber eines lässt sich durchaus sicher herausfinden: kaum eine physikalisch-akustische Abhandlung
widmet sich der Frage nach dem Einfluss von Rohrwandvibrationen der Blechblasinstrumente
auf deren Klangfarbe oder Klangvolumen.
Helmholtz und andere Physiker erforschten akribisch das Klanggeschehen, die Schwingungszustände
der durch Bläserlippen angeblasenen Luft und die Resonanz der stehenden Schallwelle in den Blasrohren.
Aber keiner hat je einen Gedanken oder eine Stunde daran verschwendet, die Rohrwandung
in die Untersuchungen und Schwingungsmessungen mit einzubeziehen.
Das ist nicht Bequemlichkeit oder Desinteresse, sondern eher die wissenschaftliche Einsicht
in die Sinnlosigkeit solcher an Erhellungen nichts bringenden Überlegungen.
Die Posaune ist ein Luftklinger und kein Blechklinger, das müssen wir uns immer wieder eintrichtern.
Wie stark müsste ein Posaunist blasen, dass durch die Luftschwingungen die Metallröhre
so zum Mitschwingen angeregt wird, bis deren Eigenresonanz hörbar oder lauter
als der Posaunenton selbst ist! Das beträfe überdies auch nur einen einzigen Ton,
der mit der Eigenresonanz– sagen wir - der Stürze übereinstimmt.
Und dieser Sekundärton wäre gegenüber dem Primärsound marginal.
Auf die Klangfarbe der Posaune hat das keinen Einfluss. Die Posaune ist kein Instrument,
um das Blech zum Klingen zu bringen. Dem widerspricht nicht die Tatsache, dass die Luftschwingung
benachbarte Medien zum Mitschwingen anregt.
Das ist die Krux für jeden Laien, diese Unterscheidung zu begreifen, wo doch bei der Geige der Resonator
vermeindlich so einfach verstanden wird. Denn hier wird die sichtbare Schwingung der Saite über den Steg
und den Stimmstock auf Decke und Rücken des Geigenkorpus übertragen, wodurch die Luft im Hohlraum
zum Schwingen angeregt wird.
Hingegen wird bei dem Blechblasinstrument die Lippenschwingung nicht auf die Metallteile übertragen,
von denen dann eine Schwingungsanregung auf die im Rohr eingeschlossene Luft erfolgt.
Nein, die Lippenschwingung überträgt sich direkt auf die im Rohr eingeschlossene und gemischt
zylindrisch-konisch geformte Luftsäule.
Es leuchtet also ein, dass die Materialbeschaffenheit, die Blechlegierung und die Wandstärke keinen Einfluss
auf die Resonanz und die Klangfarbe des Blechblasinstrumentes hat. Diese Logik erschließt sich auch ganz einfach
aus der Tatsache, dass z. B. Horn, Trompete und Posaune aus den gleichen Messingblechen gefertigt werden,
und dass trotzdem der spezifische Klangcharakter dieser Instrumente unverwechselbar bleibt.
Es gibt also andere physikalische Gesetze.
Weiterführende Forschungen wurden im Laboratorium für Musikalische Akustik
der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Braunschweig betrieben.
Für die Blechblasinstrumente war besonders Klaus Wogram verantwortlich, der 1972
mit der Dissertation „Ein Beitrag zur Ermittlung der Stimmung von Blechblasinstrumenten" promovierte.
Er entwickelte eine mechanische Anblasvorrichtung, die alle bisherigen Prototypen wesentlich verbesserte
und genauere Messergebnisse in einem reflexfreien Raum ermöglichte.
Als Schallquelle diente eine eigens dafür konstruierte Lochsirene, die durch Beschleunigung stufenlos alle Frequenzen
anregen konnte. So ließen sich die Naturtonfrequenzen und deren Abweichung von der temperierten Stimmung ermitteln.
Sein Sohn Nils Wogram hat eine große und auch internationale Karriere als Jazzposaunist hingelegt.
Vermutlich, nein sicher besitzt er eine maßgeschneiderte Posaune nach den Berechnungen seines Herrn Vaters,
bei der auch das Mundstück auf das Instrument und auf den erwünschten Tonumfang abgestimmt ist,
allerdings eine Posaune aus normalem, handelsüblichem Messing, nicht aus Silber und nicht vergoldet,
dafür aber von einer in sich ausgeglichenen Stimmung und somit von leichter Ansprache, also Gold!
Das „Maßschneidern" oder die gezielte Vorausberechnung eines gut stimmenden Instrumentes
ist eine komplizierte Geschichte. Die „Schnittbogen" dafür lieferte Wogram 1974.
Der mechanische „Bläser" lieferte die Abweichungen der Naturtonfreqenzen von der wohl- (oder übel)
temperierten Stimmung. Stimmungskorrekturen lassen sich, wie Wogram umfangreich belegt hat,
durch Mensurveränderungen an Rohr-Stellen von Schallkonten oder Schallbäuchen vornehmen,
wobei die stehende Welle im Instrument immer mit einem Bauch am Mundstück beginnt
und am Schallstückende mit einem Knoten endet.
Die von Wogram gelieferte Faustregel besagt: Mensurverengung an der Stelle eines Knotens
erniedrigt die Stimmung und erhöht sie an der Stelle eines Bauches.
Bei einer Mensurerweiterung ist es genau umgekehrt. Klingt einfach, jedoch einen Knoten,
der nur einen Naturton verbessert, muss man erst finden und ist Computerarbeit.
Erforderliche Mensur-Verengungen oder -Erweiterungen im Bereich des Schallbechers beispielsweise
führen zu der Konsequenz, neue Druckformen erstellen zu lassen.
Außerdem, mit einer Korrektur ist es meist nicht getan, so dass weitere Druckformen nötig sind.
Daraus erhellt, dass der sparsamste Weg, zu einer in der Stimmung ausgeglichenen Posaune zu gelangen,
darin bestehen muss, den Mensurverlauf vor dem Bau vorauszuberechnen.
Alle diese wissenschaftlichen Experimente beantworteten aber noch nicht die eigentlich brennende Frage,
die in der Posaunenzunft so heiß debattiert wird und zu Sektenbildungen geführt hat,
vor allem zu der Sekte der Materialgläubigen und Stradivari-Geheimnis-Fetischisten,
die Frage, der auch dieser Artikel hauptsächlich gewidmet ist: Macht das Blech den Ton?
Wogram untersuchte 1976 schließlich doch den Einfluss von Material und Oberflächenbeschaffenheit
des Schallstücks auf den Klang von Blechblasinstrumenten und erklärte dazu:
„Erst die Entwicklung von objektiven Messverfahren für die Untersuchung der akustischen Eigenschaften
von Blechblasinstrumenten ermög ichte die reproduzierbare Ermittlung von Qualitätsparametern,
die nicht mehr durch persönliche Einflüsse verfälscht wurden."
Untersucht wurden acht Tenorposaunen gleicher Bauart mit in der Mensur baugleichen Schallstücken,
die jedoch in Material, Wandstärken und Oberflächenbehandlung variierten.
Verglichen wurden aus den standardmäßig gehandelten 60 Messinglegierungen die Sorten Ms. 72 (CuZn28),
Ms. 82 (CuZn18) und Ms. 85 (CuZn15, Goldmessing, Mittelrottombak), Neusilber (Kupfer-Nickel-Zink-Legierung),
Messing verchromt und versilbert und lackiert.
Außerdem variierten die Wandstärken zwischen 0,7 (normal) bis 0,3 mm (extra dünn).
Zunächst wurden die Instrumente durch acht Berufsposaunisten beurteilt, die hinsichtlich des Untersuchungszieles
im Unklaren gelassen wurden, und die durch besondere Vorkehrungen nicht erkennen konnten,
dass es sich um unterschiedliche Instrumente handelte. Eine gelbe Beleuchtung ließ alle Instrumente gleich aussehen.
Jeder hatte jeweils das „Tuba mirum" aus Mozarts Requiem und das Solo aus Strawinskys „Pulcinella" zu spielen,
zunächst im echofreien, dann in einem Raum mit normaler Akustik. Außerdem wurde alles auf Band aufgenommen.
Das Fazit dieser subjektiven Testreihen zur Beurteilung der Stimmung, des Klanges und der Ansprache lässt sich abschließend
so zusammenfassen, dass es den Posaunisten nicht gelang, „sich eindeutig zu einer Qualitätsabstufung zu bekennen."
Somit ergibt sich als abschließendes Urteil:
Entscheidend für den Klang der Posaune ist das Schwingungsverhalten der im Rohr eingeschlossen Luft,
oder wie es Wogram ausdrückt: „Eine Beeinflussung der akustischen Eigenschaften von Blechblasinstrumenten
kann bei nüchterner Betrachtung nur durch eine Veränderung des inneren Schallfeldes erfolgen."
Bezüglich der Stimmung wird eine Beeinflussung durch das Material oder die äußere Oberflächenbeschaffenheit ausgeschlossen.
Beim Klangvergleich heißt es, dass sie „weder durch Veränderung der Wandstärke noch durch Oberflächenbearbeitung
beeinflusst werden" können. Lediglich die Ansprache könnte geringfügig durch die Materialstärke (dicker oder dünner?)
beeinflusst werden, während die Materialzusammensetzung und die Beschaffenheit der äußeren Oberfläche keine Rolle spielen.
Das „Stradivari-Geheimnis" für die Posaune wurde gelüftet: es gibt keines.
Die Suche danach kann abgeblasen werden. Es hat aber sein Gutes. Die bekehrten Sektenanhänger sparen nun viel Zeit und Geld,
und auch die Instrumentenmacher müssen nicht mehr ihre teuren Lottoeinsätze beim Spiel mit den geheimnisvollen Metalllegierungen
und in der Hoffnung auf den Jackpot durch das Rohr jagen.
Wenn alle am selben Strang bzw. „Zug" ziehen, ließe sich aus dem Ersparten ein Förderfonds begründen,
der die Optimierung der Kunststoff-Posaune vorantreibt. Sie ist bereits in den vier Farben rot, blau, grün und gelb auf dem Markt
und wird die Optik unserer Orchester und Instrumental-Ensembles beleben, allerdings auch einen neuen Streit entfachen,
welche Farbe am besten klingt. Das „Stradivari"-Geheimnis der Farbe.
(Autor mir unbekannt)
- Eigenschaft
Zuletzt bearbeitet: