Buchempfehlung "Vom Mississippi zum Mainstream"

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Wollte nur kurz ein Buch empfehlen, das sich dem Thema Blues 'mal von einer etwas anderen Seite nähert als die gewöhnlichen Blues - Geschichts - Whoiswho - Bücher.
"Vom Mississippi zum Mainstream" Untertitel "Robert Johnson und die Erfindung des Blues" von Elijah Wald.

Obwohl ich, wie ich schon öfter geschrieben habe, nicht d e r Robert Johnson Fan bin, ist es sehr, sehr interessant hier einige ausführliche Darstellungen seiner wichtigsten Songs zu lesen, die sich nicht nur werk immanent mit den einzelnen Songs auseinandersetzen, sondern sie auch in den Gesamtzusammenhang sowohl der Blues- als auch der Unterhaltungswelt dieser Zeit setzen, Vorbilder benennen und auch auf spätere Versionen und Covers eingehen. Wobei der Autor nicht nur in Jubelarien verfällt, sondern die Songs auch durchaus kritisch hinterfragt. Sehr interessant zu lesen!

Faszinierend finde ich vor allem, sich die Texte zu den Songs durchzulesen und sie sich dann incl. der Vorbilder anzuhören. Für mich hat das mein Bild von Robert Johnson doch schon ziemlich beeinflusst. Vielleicht werde ich doch noch zum Fan!

Daneben erhält man äußerst aufschlussreiche Einblicke in die damalige Unterhaltungswelt und -industrie in den USA. Manchmal übertreibt es der Autor, wie ich finde, ein bißchen mit seiner Grundthese, dass - überspitzt formuliert - selbst die von uns heute verehrten Blueser eigentlich Blues neben Schnulzen, Schlagern und Tanzsongs nur gespielt haben, weil sie damit am besten Geld verdienen konnten. Grundsätzlich war ich ja auch schon immer der Überzeugung, dass der Blues eben in Wahrheit auch in hohem Maße der Unterhaltung diente, aber hier wird es, finde ich, ziemlich dick aufgetragen.

Insgesamt ist dieses Buch aber eines der interessantesten, die ich je über den Blues gelesen habe.

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schön, dass du die Original-Ausgabe erwähnst, beides zusammen der Tip :great:
 
Bin auch gerade dabei von Mississippi zum Mainstream zu lesen. Einfach faszinierend, so viele Einblicke über die Entstehung und Entwicklung des Blues zu lesen. Das Buch ist sehr, sehr informativ.

Ich wünsche mir, dass auch die "Bluespolizisten" dieses Buch lesen werden.
Als "Bluespolizisten" bezeichne ich diejenigen, die überzeugt sind, alles über den Blues zu wissen und für die gibt es nur 1 Blues.... Sie können bei Konzerten nur mit bissigem Gesichtsausdruck zuhören und wenn sie was sagen, dann "Das was ihr spielt ist kein Blues" .... Tja, manchmal sind sie witzig :rofl:
 
Beim Wort "Bluespolizisten" musste ich grade schmunzeln, wurden doch der liebe emptypockets und ich in einem anderen Thread als ebensolche bezeichnet, gerade weil wir solche Bücher lesen... lustig!
 
Daneben erhält man äußerst aufschlussreiche Einblicke in die damalige Unterhaltungswelt und -industrie in den USA. Manchmal übertreibt es der Autor, wie ich finde, ein bißchen mit seiner Grundthese, dass - überspitzt formuliert - selbst die von uns heute verehrten Blueser eigentlich Blues neben Schnulzen, Schlagern und Tanzsongs nur gespielt haben, weil sie damit am besten Geld verdienen konnten. Grundsätzlich war ich ja auch schon immer der Überzeugung, dass der Blues eben in Wahrheit auch in hohem Maße der Unterhaltung diente, aber hier wird es, finde ich, ziemlich dick aufgetragen.

Mir ist nicht bekannt, dass damals irgendjemand etwas anderes als Unterhaltungsmusik im Blues sah. Die Zielgruppe der "race records" waren ungebildete Schwarze. Die Musiker waren ebenso ungebildet wie ihr Publikum.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts begannen europäische Avantgardekünstler afrikanische Skulpturen als Kunst zu sehen. Der Jazz wurde damals vielleicht auch schon langsam zur Kunst gezählt, aber der Blues nicht.
Den Blues zur Kunst gemacht haben weiße Intellektuelle als Johnson längst tot war.
Aber ihr dürft mir gerne widersprechen, vielleicht lerne ich dann was dazu:great:

Interessant wäre die Frage ob frühe nichtkomerzielle Sammler und Forscher wie z.B. die Lomax http://en.wikipedia.org/wiki/John_A._Lomax Blues schon als Kunst sahen
 
Beim Wort "Bluespolizisten" musste ich grade schmunzeln, wurden doch der liebe emptypockets und ich in einem anderen Thread als ebensolche bezeichnet, gerade weil wir solche Bücher lesen... lustig!

Ihr könnt aber keine Bluespolizisten sein, wenn ihr solche Bücher liest :great:

Die meisten Polizisten, die ich bis jetzt begegnet bin, haben eine ganz feste Meinung zum Blues, sehr einseitig und gehen davon aus, dass nur SIE die absolute Wahrheit besitzen. Sie können kein Blues spielen/singen, kritisieren aber permanent. Und das nervt ganz schön!
 
Dank Emptys Tip und wegen meines Streits mit ihm habe ich das Buch nun auch gelesen. Hat mir Freude bereitet. Also dank an Empty:great:
Interessant fand ich die wie der Autor aufzeigt, dass das damalige Publikum andere Vorlieben hatte als wir heute. Johnson war damals eben nicht der Superstar. Trotzdem verdanken wir es den damaligen Bluesfans, dass wir überhaupt alte Aufnahmen hören können.:great:


Bin auch gerade dabei von Mississippi zum Mainstream zu lesen. Einfach faszinierend, so viele Einblicke über die Entstehung und Entwicklung des Blues zu lesen. Das Buch ist sehr, sehr informativ.

Ich wünsche mir, dass auch die "Bluespolizisten" dieses Buch lesen werden.
Als "Bluespolizisten" bezeichne ich diejenigen, die überzeugt sind, alles über den Blues zu wissen und für die gibt es nur 1 Blues....

Bluespolizisten erliegen dem Naturalistischen Fehlschluss. Sie wollen dank ihres großen Wissens was damals aufgenommen wurde darauf schließen was der "richtige" Blues ist. Das geht nicht.:cool:
 
Freut mich natürlich, dass Dir das Buch gefallen hat.
Allerdings irritiert es mich etwas, dass Du manches, was Du in vorherigen Diskussionen noch mit aller Macht bekämpft hast, jetzt plötzlich als schon immer bestehendes Basiswissen darstellst. Wenn ich mich echt erinnere, ging es bei den bisherigen Diskussionen mit dem Zauberer und mir nicht um die Frage "Was ist richtiger Blues?", sondern schlicht darum, dass Du bestimmte Thesen aufgestellt hast, die einfach falsch und abwegig waren.
Dass Du jetzt offensichtlich - sehr erfreulich:) - dazugelernt hast, solltest Du auch so kennzeichnen und nicht so tun, als hättest Du das alles schon immer gewusst!
 
Dass Ihr bei den Fakten viel besser informiert seid als ich ist ganz klar. Die Fakten sind die alten Aufnahmen der 30er Jahre. Die kennt der Zauberer alle:D

Da euch zu widersprechen wäre wirklich unklug. Ich hab euch deswegen auch hauptsächlich bei Geschmacksfrage, die eh nicht durch Fakten geklärt werden können widersprochen.

Im Buch wird sehr schön beschrieben wie die Plattenindustrie bestimmte was damals aufgenommen wurde. Will man nun die Industrie und das damalige Publikum bestimmen lassen was guter und richtiger Blues ist? Worksongs und Fieldhollers, das was der Baumwollpflücker bei der täglichen Arbeit hörte wolle er als Plattenkäufer nicht. Da wollte er einen professionelleren Musiker. Das ist die These des Buchs. Ich würde aber gerne die se Musik höhren, die wir aus den 30er Jahren leider nicht auf Platte haben. Für mich zählt das auch zum Blues. Jeder Romantiker entscheidet selbst was für ihn zum Blues passt.
Deshalb ist eine These wie " Gibson und feiner Zwirn passen nicht zum Blues" durch Fakten nicht zu widerlegen. Auch wenn man nachweisen kann, daß Robert Johnson Gibson spielte oder auf eine sparte. Und B.B. King ohne beides kaum vorstellbar ist.

Und daß zu meinem Spiel und zu meinem Blues nur eine alt Wandergitarre passt ist durch Fakten noch weniger zu widerlegen.
Wenn du hören würdest wie schlecht ich musiziere würdest du mir sicher zustimmen:rofl:
 
blechgitarre;6315307 Und daß zu meinem Spiel und zu meinem Blues nur eine alt Wandergitarre passt ist durch Fakten noch weniger zu widerlegen. [/QUOTE schrieb:
Wir wollen diese Diskussion nicht wieder aufleben lassen, aber: darum geht es nicht und ist es nie gegangen! Das wirst Du leicht ferststellen, wenn Du die Dir die entsprechenden Aussagen vom Zauberer und mir noch 'mal durchliest!
Du hast gefrragt, welche Gitarren bei Slide gut klingen und Du hast ehrliche Antworten gekriegt. Dummerweise wolltest Du aber nur eins hören, nämlich - vereinfacht gesagt - "eine billige, alte Schweinegitarre klingt mit Slide am besten!"
Und nur das haben wir vehement bestritten! Wenn Du der Meinung bist, dass zu Deinem Spiel eben nur solche Billigdinger passen, ist das doch in Ordnung! Nur - und das schrieb ich auch schon - bei Leute Begeisterung damit zu wecken, die ein wenig Erfahrung auf diesem Gebiet haben, ist dann doch ein wenig zu viel verlangt!
 
Ich fürchte dass unser Streit die Leser nur langweilt :igitt:

Deshalb schreib ich besser was zum Buch.
Der Autor spekuliert sehr schön darüber, dass Johnson den Teufel nur als Werbegag besingt. So wie heutige Musiker auch:evil:
Das ist starker Toback. Ich halte Satanas zwar persönlich für ein überflüssiges Hirngespinst, aber Robert Johnson ohne Teufel geht nicht :evil::D:evil:



Der Autor meint ferner, dass die Blütezeit des Blues vorbei sei. Die damaligen Spitzenleistungen würden heute kaum noch erreicht, weil es heute nichtmehr soviele Bluesmusiker gibt auf deren Basis die Genies herauswachsen könnten.
Es gibt heute mindestens 100 mal soviele Gitarristen wie damals. Viele davon spielen auch Blues, oder haben sich mal mit Blues beschäftigt. Heute gibt es in Japan mehr Bluesmusiker als damals im Delta:D
Wenn damals die Musiker nicht nur Blues spielten, sondern ein viel größeres Musikspektrum beherrschten, könnten die heutigen Musiker leicht wieder den Blues zu neuen Höhen treiben, wenn denn das Publikum das wollte.
 
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