Coco Schumann ist tot

gidarr
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Der Swing- und Jazzgitarrist Coco Schumann starb gestern mit 93 Jahren in Berlin. Er wurde am 14. Mai 1924 in Berlin als Heinz Jakob Schumann geboren. Seine Mutter war Jüdin und sein Vater trat aus Liebe zu ihr ebenfalls zum Judentum über. Den Namen „Coco“ bekam er von einer französischen Freundin, die seinen Namen Jakob nicht aussprechen konnte. Schumann lernte autodidaktisch Gitarre und Schlagzeug und spielte schon als Jugendlicher in Bands. 1943 wurde er verhaftet und ins Ghetto Theresienstadt gebracht, wo er bei den „Ghetto Swingers“ spielte und für die SS Konzerte geben musste. Im September 1944 kam er in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er zu den Musikern gehörte, die an der Todesrampe spielen mussten. Auf einem Todesmarsch wurde er im April 1945 von den Amerikanern befreit. Später trat er mit Musikern wie Helmut Zacharias und Bully Buhlan auf.
Coco Schumann war wahrscheinlich der Erste in Deutschland, der auf einer elektrischen Gitarre spielte. Er modifizierte mit Hilfe des Gitarrenbauers Roger Rossmeisl eine akustische Jazzgitarre, baute einen Tonabnehmer ein und bastelte sich dazu einen Verstärker.
Anfang der Fünfzigerjahre wanderte er kurzzeitig nach Australien aus, kehrte aber bald wieder zurück. Seine Autobiografie „Der Ghetto-Swinger“ wurde 2012 als Musical an den Hamburger Kammerspielen aufgeführt.
„Solange ich Musik mache, habe ich keine Zeit alt zu werden.“

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Coco Schumann im Gespräch auf ARD-alpha



Coco Schumann – Moskauer Nächte

 
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Seine Autobiographie "Der Ghetto Swinger" hat mich beim lesen sehr berührt.
Seine Musik wird uns erhalten bleiben!

Ruhe in Frieden, Coco ... und grüße ... :(
 
Schade, sehr schade. Leider habe ich ihn nie live gehört. Das Buch kenne, Platten habe ich gekauft gehabt. Großartig und wichtig.
 
Danke für die Musik und danke für die Wegbereitung.

Coco Schumann, ruhe in Frieden!
McCoy
 
Ich erlebte ihn vor etwa 4 Jahren, eher zufällig, live im Badenschen Hof in Berlin, einer kleinen, quirlig-traditionellen Jazzkneipe.

Beeindruckende Persönlichkeit, ausgeschlafener Musiker, bester Laune. Kleine Combo, allesamt jüngere Mitspieler_innen, mit denen er blendend klar kam und die ihm größten Respekt zollten.

Wie viele große Jazzmusiker schien er auch ein großartiger Förderer von Talenten zu sein, gab sein Wissen weiter und sah sich als Teil eines mächtigen Flusses namens Musik, der fließt, solange Menschen leben und in dem er schwamm und zu dem er beitrug, solange er lebt.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre es nach den Nazis gegangen, wäre er schon viel früher gestorben. Denen hat er ein Schnippchen geschlagen und ist sehr alt geworden und hat uns alle noch mit tollem Jazz beglückt. #WeRemember
 
Hallo,

...Coco Schumann ist mir sogar als Nicht-Jazzer ein Begriff - allerdings bin ich aus einem völlig anderen Grund auf ihn gestoßen, das war vor vielen, vielen, vielen, vielen Jahren, noch als Schüler in der Oberstufe, bei einer intensiven Recherche zum Thema Vernichtungslager im 3. Reich im Rahmen des Geschichtsunterrichtes. Eben, weil er zu den Künstlern gehörte, die gezwungen waren, im KZ auch noch für die SS zu konzertieren, da fand ich ihn in der Literatur. Später habe ich dann auch sein Buch gelesen und auch irgendwo mal ein kurzes Fernsehinterview gesehen, in dem er mich als Mensch sehr beeindruckt hat. Auch in meinem Plattenschrank ist er vertreten.
Da ist nicht "nur" ein Musiker, sondern auch ein Zeitzeuge gegangen. Danke, und ruhe in Frieden!

Viele Grüße
Klaus
 
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