Das Herrenberg-Urteil und seine Folgen für die Musikschullandschaft (Das Ende der Honorarkräfte?)

  • Ersteller der dührssen
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Ein Bildungsträger vor Ort beschäftigt seine Ausbilder auf Honorarbasis, dieses Honorar ist unter dem Mindestlohn, obwohl diese Kräfte 40 Stunden die Woche dort tätig sind.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit Scheinselbständigkeit. Die brauchen nur mal bei der Kranken- oder Rentenkasse anzurufen, und dann geht das gleiche Ding los wie bei den Musikschulen.

Sie haben kein eigenes Risiko, keine Möglichkeit, Ihre Arbeitszeit zu bestimmen, sind in den Betrieb eingebunden ... das ist keine Selbständigkeit.
 
Als Arzt habe ich das auch hinter mir, war lange Jahre als Honorararzt unterwegs und habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt, wir haben sogar eine Genossenschaft gegründet - alles umsonst. Keine Chance.

Seitdem läuft es über verschiedentliche Angestelltenkonstruktionen, Arbeit auf Abruf, Kurzzeitanstellungen etc. Funktioniert ganz gut, den Vertragsaufwand haben Agenturen.

Auch für Musiklehrer und ITler sehe ich keine Chance, die DRV und die Politik haben sich parteiübergreifend vorgenommen, diese Formen der Selbständigkeit zu beenden. Da kommt niemand gegen an, da die Gesetzgebung nicht geändert wird.

Jetzt nach diesem Urteil läuft man Gefahr, in den Vorsatz zu kommen, was auch strafrechtliche Folgen haben kann.

Unbefriedigend, aber nicht zu ändern.

Edit: Selbst die Rechtsanwälte konnten nichts machen und sind in solchen Situationen jetzt alle angestellt.
 
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die DRV und die Politik haben sich parteiübergreifend vorgenommen, diese Formen der Selbständigkeit zu beenden. Da kommt niemand gegen an, da die Gesetzgebung nicht geändert wird.
Die rechtliche Lage war ja schon vorher so. Es hat nur keiner dran gerührt.

Von den Ärzten hatte ich das auch schon mal gehört.
 
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Sehe ich genau so. Die Ausbeutung und Umgehung der Steuern wird schon lange praktiziert. So was muss auch mal beendet werden. Wer einen Rechtsanwalt, Lehrer, Ausbilder oder was auch immer braucht, der soll diesen entweder einstellen oder echte selbständige zu dem entsprechenden Stundensatz beauftragen.

Natürlich sind die Leidtragenden wieder die ehrlichen, aber zu viele missbrauchen das System. Keine Rechte, alle Pflichten und Bezahlung unter Mindestlohn...
 
Bei den Ärzten war das anders. Alle haben Krankenkasse und Rentenbeiträge in die Ärzteversorgung zahlen müssen (!), hatten eigene Berufshaftpflicht, BG etc. Nur Arbeitslosenbeiträge wurden nicht gezahlt, aber auch nie in Anspruch genommen.

Die Stundensätze waren weit überdurchschnittlich, nix mit Ausbeutung. Das ist im Schlachthof natürlich nicht so.
 
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Die Stundensätze waren weit überdurchschnittlich, nix mit Ausbeutung. Das ist im Schlachthof natürlich nicht so.
Richtig, freie Tätigkeit an sich hat ja mit den Stundensätzen nichts zu tun. Die Stundensätze "regulieren" sich halt über Angebot und Nachfrage.

Musiker liegen da irgendwo zwischen Hühnerhof und Freuds Couch, je nachdem ...
 
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Die Stundensätze waren weit überdurchschnittlich, nix mit Ausbeutung. Das ist im Schlachthof natürlich nicht so.
Wie kommst du auf die Assoziation eines Schlachthofs, wenn du von Ärzten schreibst? :biggrinB:

Zum Thema:
Im Prinzip ist Scheinselbständigkeit ein Betrug seitens der Arbeitgeber an den Sozialkassen, weil sie ja dort nichts einzahlen. Das schwächt unweigerlich die Sozialkassen.
Die scheinselbständigen (Musikschul-)Arbeitnehmer, abgespeist als Honorarkräfte, ziehen dabei auch den Kürzeren, weil sie sich selber von ihrem in der Regel recht geringen Gehalt um die Krankenversicherung und um eine Altersabsicherung kümmern müssen. Dabei fällt meistens die Altersvorsorge hinten runter, weil dafür einfach nichts übrig bleibt. Altersarmut vorprogrammiert.

Wenn der Scheinselbständige ein fettes Salär bezieht, mag das ja noch einigermaßen angehen, aber bei den paar Kröten die die hier zur Debatte stehende Berufsgruppe (aber auch andere nicht zu vergessen) in die Hand gedrückt bekommt, finde ich das skandalös.
Daher finde ich es gut, wenn jetzt dagegen vorgegangen wird. Aber ich sehe hier ebenfalls den Gesetzgeber und vor allem die öffentlichen Hände in der Pflicht, hier ausgleichend und schützend einzugreifen, wenn Stellen abgebaut werden sollen und Menschen ohne das geringste eigene Verschulden die Arbeitslosigkeit droht.
Und wie schon erwähnt, sehe ich jetzt ganz besonders die Musikschulen in der Verantwortung, die in öffentlicher Trägerschaft sind und ihr Personal bisher nach dem Motto "möglichst billig" als Honorarkräfte abgespeist haben.
 
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Die scheinselbständigen (Musikschul-)Arbeitnehmer, abgespeist als Honorarkräfte, ziehen dabei auch den Kürzeren, weil sie sich selber von ihrem in der Regel recht geringen Gehalt um die Krankenversicherung und um eine Altersabsicherung kümmern müssen.
Da liegt der Hase im Pfeffer. Von dem Honorar müssten die "Auftragnehmer" nämlich Altersvorsorge, Krankheitstage, Urlaub usw. finanzieren können, und das ist schlicht nicht der Fall.

Es relativiert sich bei einem Teil der Leute dadurch, dass es ein Zubrot ist und nicht die Hauptbeschäftigung.

Wie ist das eigentlich an Musik- und Theaterhochschulen, da gibt es doch auch ne Menge Honorarstellen, die von Semester zu Semester verlängert werden ..? Die sind doch auch in den Betrieb eingebunden, haben kein eigenes Risiko usw.
 
Ob ein generelles Verbot jetzt ein Vorteil oder Nachteil ist, darüber kann man wohl streiten. Meiner Meinung nach wären sinnvolle Rahmenbedingungen die gesetzlich festgelegt werden sinnvoller. Also dass Honorarkräfte nicht nur für einen Auftraggeber arbeiten dürfen, sondern mehrere Auftraggeber haben müssen. Wenn jemand nur bei einem tätig ist, dann liegt nämlich der Verdacht nahe, dass das etwas faul ist.
Ein Verbot gibt es nicht. Nur die Rahmenbedingungen sind nun enger geschnürt worden.

Und dass man als Honorarkraft mehrere Auftraggeber haben muss war schon immer so. Das ist ja nix neues, im aktuellen Kontext aber komplett in den Hintergrund geraten, weil das mitunter die niedrigste Hürde ist, die es nun zu bewältigen geht wenn es um eine Honorartätigkeit an einer Musikschule geht.
 

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