Das ultimative "Wunschtraum-Akkordeon"

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Gast 113247
Guest
Hallo an die Akkordeon-Fan-Gemeinde.

Mich würde mal interessieren - und hier sind vor allem die Fachleute gefragt - wie das ultimative Akkordeon
aussehen müsste.

Konkret: Wenn man mal vom Preis vollkommen absieht, also wenn Geld überhaupt keine Rolle spielen würde,
was könnte man sich an Konstruktion und Material an ein "Traum-Akkordeon" wünschen.

Z.B. bei den Stimmzungen. Gibt es ein Material, das dem herkömmlichen Stahl an klanglichen Eigenschaften überlegen ist und nur aus Kostengründen nicht verwendet wird? Kann man den Korpus durch besondere Hölzer
oder sonstwie optimieren?

Was würde dabei herauskommen, wenn man einen Forschungsauftrag z. B. an die TH Aachen
vergeben würde, die dann mit wissenschaftlicher Akribie und allen zur Verfügung stehenden Methoden allen derzeit noch nachteiligen Eigenschaften des Akkordeons auf den Grund gehen würde?

Lasst mal eurer Phantasie freien Lauf, auch wenn das so zustandekommende Akkordeon dann 300.000 EURO oder mehr kosten würde.

Bin gespannt auf die Vorschläge! Wenn ich dann mal im Lotto gewinne, lasse ich mir dieses Traum-Instrument bauen.

play_bach
 
Eigenschaft
 
Hallo play_bach,

bitte vor der Erstellung eines Themas mit Hilfe der Suchfunktion überprüfen, ob nicht schon ein Thread zu diesem Thema existiert:
https://www.musiker-board.de/akkord...5-welches-waere-euer-naechstes-akkordeon.html
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/383537-waere-wenn-du-5000-a.html
https://www.musiker-board.de/akkord...-akkordeonbau-wohin-soll-die-reise-gehen.html

Die einzelnen Aspekte ("beste" Stimmzungen etc.) wurden ebenfalls schon in mehreren Threads angesprochen:
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/320600-stimmzungenkunde.html
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/293750-beste-stimmplatten-die-fuer-haben.html

Müssen wir das also alles noch einmal durchkauen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz ehrlich, ich finde wir machen uns hierzulande sowieso in vielerlei Hinsicht viel zu viele Gedanken, was man an der "Hardware" noch perfektionieren könnte, obwohl das, was man hat, schon Spitzenklasse ist und die Möglichkeiten, die das Vorhandene bietet, bei weitem nicht ausgeschöpft werden. So nach dem Motto: Ok, und womit könnte ich jetzt noch unzufrieden sein?
Ich muss da immer an eine Äußerung eines ehemaligen Schlagzeuglehrers von mir denken, der in den 70ern/80ern an einer französischen Schlagzeugschule ausgebildet worden war: "Die haben da die letzten Eimer rumstehen, aber wie die darauf spielen, das ist einfach unglaublich!"
 
Ich muss da immer an eine Äußerung eines ehemaligen Schlagzeuglehrers von mir denken, der in den 70ern/80ern an einer französischen Schlagzeugschule ausgebildet worden war: "Die haben da die letzten Eimer rumstehen, aber wie die darauf spielen, das ist einfach unglaublich!"

... oder ein ehemaliger Akkordeonlehrer von mir. Der kam immer mit einem Ding, das er für 50 Mark auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Gespielt hat er darauf halt trotzdem mindestens 50 mal besser als ich auf meiner mindestens 50 mal so teuren Kiste. Habe mich immer dafür geschämt...

Das heisst aber nicht, dass die Fragestellung von play_bach nicht interessant wäre.

Gruss
holzkiste
 
Ich kenne das Thema "neuer, größer, teurer, mehr Features usw." auch von Keyboards und Hammondorgeln. All die, die ihr Geld für immer das neueste Equipment ausgeben, nutzen die meisten Möglichkeiten davon gar nicht aus und spielen auch mit den neuen Kisten nicht besser als vorher. Wie oft habe ich schon - vorzugsweise osteuropäische - Straßenmusiker gesehen, die auf zerschlissenen Gurken ganz tolle Akkordeonmusik gespielt haben. Gleiches gilt auch für andere Instrumente - der Spieler macht`s, nicht das Instrument.

Ich glaube auch, dass es nur eine ganz kleine Anzahl von Akkordeonisten gibt, die mögliche bauseitige Verbesserungen gegenüber heutigen Spitzeninstrumenten hörbar aus einem neuen "Wunderinstrument" herauskitzeln könnten. Die meisten Zuhörer würden die Unterschiede ohnehin nicht heraushören ....

Aus Sicht eines Spielers sehe ich keinen Bedarf für eine Klangverbesserung oder größere Klangvielfalt - da stellen mich gute Instrumente vollkommen zufrieden. Schön wäre es, wenn auch große Instrumente - bei gleichem Klang wie gute Instrumente heute - spürbar leichter würden, damit auch langes Spielen im Stehen nicht mehr eine solche Plackerei ist. Aber da sind offenbar mit der heutigen Technik zur Klangerzeugung wohl kaum große Verbeserungssprünge möglich. Modifiziert man beispielsweise zur Gewichtsersparnis die Klangerzeugung, z.B. mit neuen Werkstoffe statt Holzstöcken und Metallzungen, entstünde wohl eher ein neues Instrument als ein verbessertes Akkordeon - in etwa so, wie die Rolands auch nur wie Akkordeons aussehen, aber in meinen Augen keine sind (dass man damit dennoch, oder gerade deswegen auch tolle Musik machen kann, steht auf einem anderen Blatt).
 
Ich möchte nicht missverstanden werden. Natürlich macht der Spieler die Musik und nicht das Akkordeon.
Aber so wie es zwischen einem Klavier aus dem Kaufhaus und einem Steinway Flügel für 300.000 EUR einen Klangunterschied gibt, so müsste es doch möglich sein, mit den heutigen technologischen Möglichkeiten das Akkordeon bis an die Grenzen des Machbaren zu optimieren. Ich hatte mir erhofft, hier ein paar fantasievolle Vorschläge zu sehen. Sicher hat doch der eine oder andere noch Wünsche an sein Trauminstrument. Dass nun alle vollkommen zufrieden sind mit ihrer Kiste, ist doch mehr als unwahrscheinlich.

Ich z.B. könnte mir durchaus noch klangliche Verbesserungen bei den Stimmzungen vorstellen, obwohl ich schon ein Spitzenklasse-Instrument habe (Beltuna Leader V mit Amplisound) mit A Mano-Stimmzungen, bester Verarbeitung etc.

Ich habe vorher viele Spitzen-Instrumente der bekanntesten Hersteller probegespielt und immer ein Haar in der Suppe gefunden.
Ich mache mal den Anfang und stelle ein "Pflichtenheft" auf:
- Stimmzungen - absolut gleiche Ansprache aller Zungen in allen Registern und Tonhöhen. 16' und 8' im Cassotto ist
selbstverständlich. 4' auch ohne Cassotto nicht zu spitz. Stimmzungenmaterial vielleicht sogar vergoldet, falls damit besondere Klangeigenschaften verbunden wären? (Hat wahrscheinlich noch niemand ausprobiert) Oder ersatzweise besondere Vorbehandlungen des Stahls? (bin kein Metallurgie-Fachmann)
- Kein "Flattern" der Töne im Diskant bei tiefen Bässen - sehr wichtig, ist aber selbst bei teuersten Instrumenten leider "normal".
- Minimalster Luftverbrauch.
- Kein Balgknistern beim Öffnen nach längerer Zeit (anderes Balgmaterial? Warum immer Pappe?).
- Bässe fein abgestimmt auf Diskant. Nicht zu dominierend oder wuchtig. Oktavknick beim Standardbass-Manual bei allen Registern möglichst unauffällig bzw. unhörbar. Erfordert wohl eine ganz neue Bassmechanik mit mehr Stimmzungen.
- Gewichtsreduzierung evt. noch optimierbar durch spezielle Hölzer.
- Kann der Korpus als Resonanzkasten mit in die Klangoptimierung einbezogen werden? Warum müssen die Stimmzungen ihren Schall immer gleich nach außen pusten? Die Erfindung des Cassottos zeigt, dass es auch anders geht.
- Registerschalter nicht nur fast sondern völlig lautlos.

Bei Rolls Royce hieß es mal, die Fahrer hätte noch was an dem Auto auszusetzen: das Ticken der Uhr. Recht hätten sie! Daran arbeiteten die Ingenieure. War zwar ein Werbespruch, aber zeigte den Anspruch, den die Erbauer an das Auto stellten.

Ich weiß, dass es so ein Akkordeon wohl nie geben wird, es sei denn ein russischer Milliardär lässt sich sowas mal bauen unter Aufbietung sämtlicher technisch-wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse.

Vielleicht müsste sich erst mal eine Firma wie Steinway mit dem Akkordeonbau beschäftigen um zu zeigen, was an Verbesserungen noch möglich ist. Aber die wird wohl daran kein Interesse haben und die kleinen Familienbetriebe dürften damit überfordert sein.

Natürlich wird selbst auf diesem fiktiven "Akkordeon-Traum" niemand automatisch besser spielen, abgesehen vielleicht von der Mechanik, die das Spiel erleichtern sollte.
Aber interessant wäre es schon, mal darüber zu spekulieren, ob so ein Akkordeon überhaupt technisch realisierbar wäre.

play_bach
 
An die Runde,

Bilder ohne Worte (oder Mal anderes denken):

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Gruß,

Mkl454
 
Spannend, vor allem die puren Cassotto Instrumente :great:
Von wem ist das Cassotto in den ersten vier Bilder? Ist das vom Klang her nicht ein wenig eingeschränkt?

Leicht OT, aber gerade deshalb passend: am anderen Ende der Instrumentenherstellung: http://www.youtube.com/watch?v=i2BN6Y3xbgM

Tolle Musik lässt sich auch mit einfachen Instrumenten zaubern.....:D
 
Spannend, vor allem die puren Cassotto Instrumente :great:
Von wem ist das Cassotto in den ersten vier Bilder? Ist das vom Klang her nicht ein wenig eingeschränkt?

Die Antwort lautet: http://www.youtube.com/watch?v=w7TCtEFklZg&feature=related :)

Wahrscheinlich würde es von Gurrini, in die sechziger Jahre, gebaut. Leider habe ich es noch nie Live gehört oder gespielt :(

Übrigens, vor einige Jahre hat Dallape mit ähliche Bauweise experimentiert. Kann schon Toll sein ! :romeo:

Gruß,

Mkl454
 
Mit einer geschlossenen harten Jalousie wird ein ganz ähnlicher Klang erreicht - und der ist auch noch abschaltbar - hat sich bewährt und ist verfügbar - evolution eben.
 
Ich wollte mich raushalten, schreibe jetzt aber doch ein wenig:

Zuerst: Es gibt zig Patente für alles mögliche, die entweder aus Kostengründen oder sonstirgendwelchen Gründen nie umgesetzt worden sind. Bis es heute eine Idee bis zur Serienreife schafft, ist ein langer Weg, der vor allem von der Kosten-Nutzen-Seite gesehen wird: "Zahlt es der Käufer und habe ich genügend Käufer, die das zahlen?" Es müssen nämlich für neue Konstruktionen erst mal Maschinen etc. angeschafft werden, die auch wieder erst einmal konstruiert werden müssen.

Zweitens: Die Alten gehen in Rente und viel Wissen bleibt damit auf der Strecke, was mitunter zu Qualitätseinbußen (Es war in einem Faden von Bugari die Rede) führen kann.

Nun zur Liste:

Ich mache mal den Anfang und stelle ein "Pflichtenheft" auf:
- Stimmzungen - absolut gleiche Ansprache aller Zungen in allen Registern und Tonhöhen. 16' und 8' im Cassotto ist
selbstverständlich. 4' auch ohne Cassotto nicht zu spitz. Stimmzungenmaterial vielleicht sogar vergoldet, falls damit besondere Klangeigenschaften verbunden wären? (Hat wahrscheinlich noch niemand ausprobiert) Oder ersatzweise besondere Vorbehandlungen des Stahls? (bin kein Metallurgie-Fachmann)
---> Absolut gleiche Ansprache ist eine Einstellungssache, die nur schwer bis gar nicht bei eingebauten Stimmstöcken zu realisieren ist. D.h. anderer Stimmaufwand. Desweiteren ist eine absolut gleiche Ansprache kaum möglich, da größere Zungen (ohne Gewicht) schneller ansprechen und so den kleineren die Luft nehmen. Bei Einzeltonspiel also möglich, bei Mehrtonspiel nicht möglich. Zusätzlich spielt die Kanzelle eine große Rolle, deren Untersuchung und Optimierung sich Manfred (Balg) angenommen hat. Gotthard Richter hatte auch schon mal ein Patent für verschiedene Kanzellen 1980 gemacht, Dr. Dorner und andere haben sich ebenfalls Gedanken gemacht. Vieles kam nie zur Serienreife, obwohl sicherlich gut oder besser. Ein Beispiel für die Arbeit mit Kanzellen ist das russische Timbre Orchestra.

Goldeloxierung der Stimmzungen: Wäre Silber da nicht besser? Aber: Wie sieht es mit einer Benachteiligung der Schwingungseigenschaften aus? Stimmt der Wärmeausdehnungskoeffizient? usw...? Manfred feilt und schleift seine Stimmzungen. Damit wäre so eine Eloxierung auch hinfällig...

Klangoptimierung des 4er Chors geht am besten durch das Verdeck.


- Kein "Flattern" der Töne im Diskant bei tiefen Bässen - sehr wichtig, ist aber selbst bei teuersten Instrumenten leider "normal".

--> Da sind die Fachleute auch schon dran. Zuerst einmal muß erkannt werden, woran das liegt, bevor Abhilfe geschaffen werden kann.

- Minimalster Luftverbrauch.

---> Vernünftige Stimmplatten bei vernünftiger Aufhängung der Stimmstöcke. Desweiteren, je lauter, umso mehr Durchsatz.

- Kein Balgknistern beim Öffnen nach längerer Zeit (anderes Balgmaterial? Warum immer Pappe?).

--> Die Spezialpappe hält ewig und sorgt für Festigkeit. Es liegt zudem nicht an der Pappe, sondern an den Balgstreifen, die durch Staub, Feuchtigkeit etc. das Kleben anfangen

- Bässe fein abgestimmt auf Diskant. Nicht zu dominierend oder wuchtig. Oktavknick beim Standardbass-Manual bei allen Registern möglichst unauffällig bzw. unhörbar. Erfordert wohl eine ganz neue Bassmechanik mit mehr Stimmzungen.

---> Kommt darauf an, wie tief der Baß gehen soll. Ansonsten geschlossene Haube. Man könnte auch kleinere Baßzungen nehmen, aber das hat wieder klangliche Nachteile. Um den Oktavknick zu kaschieren, nutzen die Italiener einen 2. 1.-Begleiter, der um ein paar Töne versetzt ist. Mehr Stimmplatten wären auch möglich, bringen aber einen großen Mehraufwand im Aufbau des kompletten Baßsystems und damit Gewichtszunahme.

- Gewichtsreduzierung evt. noch optimierbar durch spezielle Hölzer.

---> Nicht bei Deinen obigen Wünschen. Desweiteren ist Carbon das Zauberwort.

- Kann der Korpus als Resonanzkasten mit in die Klangoptimierung einbezogen werden? Warum müssen die Stimmzungen ihren Schall immer gleich nach außen pusten? Die Erfindung des Cassottos zeigt, dass es auch anders geht.

---> Auch beim Cassotto pusten die Stimmzungen den Schall gleich nach außen. Er wird eben nur durch einen Schacht nochmal geformt. Diskantverdeck ist ebenfalls eine Möglichkeit der Klangbeeinflussung. Die Wände der Druckkammer haben auf den Klang keinen Einfluß. Desweiteren ist auch kein Platz.

- Registerschalter nicht nur fast sondern völlig lautlos.

---> Wozu?

Bei Rolls Royce hieß es mal, die Fahrer hätte noch was an dem Auto auszusetzen: das Ticken der Uhr. Recht hätten sie! Daran arbeiteten die Ingenieure. War zwar ein Werbespruch, aber zeigte den Anspruch, den die Erbauer an das Auto stellten.

Ich weiß, dass es so ein Akkordeon wohl nie geben wird, es sei denn ein russischer Milliardär lässt sich sowas mal bauen unter Aufbietung sämtlicher technisch-wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse.

Vielleicht müsste sich erst mal eine Firma wie Steinway mit dem Akkordeonbau beschäftigen um zu zeigen, was an Verbesserungen noch möglich ist. Aber die wird wohl daran kein Interesse haben und die kleinen Familienbetriebe dürften damit überfordert sein.

---> Eine Frechheit gegenüber den Akkordeonbauern, daß eine Klavierbaufirma es besser können soll, da das einzig gemeinsame von Akkordeon und Klavier die Tasten sind.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Mit einer geschlossenen harten Jalousie wird ein ganz ähnlicher Klang erreicht - und der ist auch noch abschaltbar - hat sich bewährt und ist verfügbar - evolution eben.

Nun dämpft einer Jalousie alle Klänge gleichmäßig. Und die Frage ist, so glaube ich zu verstehe, was kann man noch in Akkordeonbau verbessern. Jalousie ist einer von mehrere Möglichkeiten, nicht unbedingt naturellem klingende Lösung, finde ich.

Wünschwert wäre es, einen Klang, der aus dem Instrument auf ganz naturellem Weg herauskommt. In diese Richtung habe verschiedene Entwickler das verschieden Cassotto-Lösungen, ausprobiert. Wie Stradavox und Sonola (in die vorherige Post) oder z.B. IORIO, im folgenden Fotos:

7982598mos.jpg

7982599xwc.jpg


Man versucht die Stimmzunge in bessere Resonanzkammer zu bringen.

Gruß,

Mkl454
 
---> Eine Frechheit gegenüber den Akkordeonbauern, daß eine Klavierbaufirma es besser können soll, da das einzig gemeinsame von Akkordeon und Klavier die Tasten sind.

Nee, Ippenstein. Es ist nicht nur eine Frage des Know-Hows, sondern auch eine Frage des Volumens. Die meisten Akko-Bauer sind zu klein, um teure F&E bis zur Serienreife zu betreiben. Eine Firma von der Grösse von Steinway hätte eher die nötige Puste, um etwas zu entwickeln, was bestenfalls (!) nach mehreren Jahren auch einen Gewinn bringen wird. Und sie hätte den genügend grossen Namen, um damit auf dem Markt auch ernstgenommen zu werden. Eine Firma Hohner hatte in den 20er/30er Jahren des letzten Jh solche Möglichkeiten, mit einem Fast-Monopol in einem x-mal grösseren Markt als heute. Die konnten es sich damals denn auch leisten, einen Morino anzustellen, um ihnen was Feines zu entwickeln. Heute ist sowas den meisten Akko-Bauern halt nicht mehr möglich, mangels Volumen. Und wenn dann doch einmal ein Akkordeonbauer in seiner Werkstatt eine signifikante Weiterentwicklung schafft, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass das dann eine grosse Verbreitung findet, mangels Namen und mangels Vertriebsmöglichkeiten.

Ich sehe die Bemerkung von play_bach daher keineswegs als Affront gegen Akkordeonbauer.

Gruss
holzkiste
 
Goldeloxierung der Stimmzungen: Wäre Silber da nicht besser? Aber: Wie sieht es mit einer Benachteiligung der Schwingungseigenschaften aus? Stimmt der Wärmeausdehnungskoeffizient? usw...? Manfred feilt und schleift seine Stimmzungen. Damit wäre so eine Eloxierung auch hinfällig...

Wie kommst Du eigentlich auf die Goldeloxierung von Stimmzungen? Das ist technisch doch gar nicht machbar. Eloxieren (Anodisches Oxidieren) ist ein Verfahren, mit dem man die Oberflächen von Aluminium-Teilen durch eine gezielte Oxidbildung widerstandsfähiger macht. Auf Stahl geht das nicht.

Bei der Eloxierung kann man durch Zugabe von Farbstoffen fast alle Farben erzielen, daher auch "Goldeloxierung". Das hat aber mit Gold gar nichts zu tun. Da hat man nicht mal ein Stück Gold vorbeigetragen. Diese ganzen Eloxal-Färbungen sind reine Kosmetik; die ändern die mechanischen Eigenschaften des Aluminiums überhaupt nicht. Man hat zeitweise und manchmal auch heute noch die Stimmplatten farbig eloxiert, das sieht halt hübscher aus als die "Natur"-Eloxierung, bei der die Aluminium-Farbe erhalten bleibt.

Das ist aber auch schon alles.

Was die Zungen anbetrifft: Ich weiß noch von einem alten Hohner-Mitarbeiter, dass man vor vielen Jahren alle möglichen Versuche mit der Galvanisierung mit allen möglichen Fremdstoffen an den Stimmzungen betrieben hat. Das hat aber außer einer Verschlechterung der Eigenschaften nichts gebracht; das wurde dann alles eingestellt und ich wüsste nicht, dass es je wieder einer versucht hat. Da konnte man Gold oder Silber oder weiß der Geier was draufgalvanisieren, es war halt nichts.

Gruß Claus
 
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Hallo Claus,

falscher Ausdruck von mir. Und selbst, wenn man eine Goldschicht draufmachen würde, so würde es wohl neben einer Verschlechterung der Eigenschaften auch einen Bimetalleffekt hervorrufen.

Hohner und Weltmeister haben auch heute noch Entwicklungsabteilungen, um die Akkordeons weiter zu verbessern. Wie es bei anderen Firmen aussieht, weiß ich nicht. Es gibt zudem auch private Forscher, deren Erkenntnisse, sofern sie eben marktrelevant sind, auch gerne in die Produktion übernommen werden. Das steht alles außer Frage.

Zur Firma Steinway: Wenn man es aus diesem Aspekt sieht, daß die die nötige Puste haben sollen, ist mir der Vorschlag recht. Dennoch ist mir dabei flau im Magen.

Grüße

Ippenstein
 
falscher Ausdruck von mir. Und selbst, wenn man eine Goldschicht draufmachen würde, so würde es wohl neben einer Verschlechterung der Eigenschaften auch einen Bimetalleffekt hervorrufen.

Auch das nicht. Ein Bimetalleffekt aufgrund von unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten tritt nur auf, wenn die Metallschichten in ähnlicher Schichtdicke aufeinanderliegen. Daher kann man Bimetalle nicht galvanisch herstellen, sondern nur durch Pressen bzw. Walzen von konkreten "Blech"streifen oder -platten. Bei der Galvanisierung sind die Schichtdicken viel zu klein, d. h. das Trägermaterial lässt sich von der Galvanikschicht nicht sehr beeindrucken.

Gruß Claus
 
Hohner und Weltmeister haben auch heute noch Entwicklungsabteilungen, um die Akkordeons weiter zu verbessern. Wie es bei anderen Firmen aussieht, weiß ich nicht. Es gibt zudem auch private Forscher, deren Erkenntnisse, sofern sie eben marktrelevant sind, auch gerne in die Produktion übernommen werden. Das steht alles außer Frage.

Zur Firma Steinway: Wenn man es aus diesem Aspekt sieht, daß die die nötige Puste haben sollen, ist mir der Vorschlag recht. Dennoch ist mir dabei flau im Magen.

UUUUUUUUUUUUUUPS!
Aufpassen, denn beim wirklich große Firmen geht es nicht nur um das beste Instrument zu bauen... So z.B. hat die berühmte Firma _ _ _ _ _ _ _ _ mehrere Pianisten & Konzertsaale dazu gezwungen, nur auf ihre Instrumente, also exklusive, zu konzertieren. Es gibt schon bessere Klaviere - aber man kennt meistens nur das o.g. 8x „_“.

Das ist heute Realität. Auch in Holzinstrumente Bereich rühmen sich immer noch einige große, meist Französische Firmen, an ihre Vergangenheit und produzieren mehr oder weniger Müll (neben einige noch erträgliche Instrumente, mehr aber auch nicht).

Lieber beim kleinem und clevere Firmen bleiben (wie damals Stradavox, Sonola, Settimo Soprani, Iorio; heute sind es immer hin Petosa, Victoria, Pigini usw.). Dort gibt es immer noch der Geist, nicht nur das Geld-Gier.

Apropos Holzbläser Instrumente: Hört man die Wirkung eines "f" Resonanzklappe beim Oboe, wird man klar was Holz bedeutet. Das aber die meisten Oboisten diese Resonanzklappe nicht können und deshalb sie es auch nicht haben, liegt an Mängel an Info, aber auch an Marketing Strategie: Serienmäßig bekommt man es meistens nicht, denn es ca. 300 weitere Euro kostet. Billig produzieren usw. - die Probleme sind ähnlich.

Zum Thema Entwicklung: Es ist wirklich nicht leicht, weiter einen Instrument zu entwickeln oder zu verbessern. Das Beispiel Stradivari (ich meine die Geige, nicht das gleichnamige Akkordeon...) zeigt es deutlich – es gibt Grenze. Um solche Grenze zu überschritten braucht man alles: Willen, Talent, Durchsetzungsvermögen, Geld für Investitionen, Vertrieb usw.
Nun, in welsche Richtung soll das weiter Entwicklung gehen? Anbei ein Beispiel: Sollen die 16’, 8’ und 4 wirklich gleich laut klingen und dasselbe ansprache haben? Das wäre als ob bei einem Holzbläsertrio (sagen wir Fagott, Oboe und Piccolo), immer wieder der gleiche Ansatz und Dynamik vorkommen werden. Da sind es 3 Musiker, und gerade das ist unmöglich, auch unnötig, vielleicht sogar ungewollt.

Sind die „Unvollständigkeit“ unsere Instrumente nur ein Zufall, oder vielleicht steckt auch etwas ganz anderes dahinter? das etwas was unser Instrumente so besonderes macht? Der Mensch ist eine feinfühlige Kreation, der nicht alles zulässt und nicht alles was „Korrekt“ ist, auch musikalisch überzeugend findest. Das Weg ist auf jedem Fall mühsam.

Sachen, die bis heute gemacht würde, sind nicht Falsch, auch nicht dumm. die sind ein Teil des schöpferische Prozess, der immer weiter geht. Das „know how“ verschwindet in der Regel auch nicht. Ausnahmen sind immer möglich. Mann kann, darf und muss auch weiter forschen, und mit der Zeit lassen sich den Resultaten wohl sehen: Die besten Akkordeons die ich kenne würde in die letzte 30-40 Jahre, gebaut, und es geht immer weiter nach vorne. Manchmal schnell, manchmal langsam. Und manchmal werden auch die vorgeschlagen 300,000.- Euro nicht viel bringen.

Stattdessen kocht es z.z. bei unsere Berg in der Süden, für wenig als 300,000.- €. Übrigens, sein Geist ist unkäuflich, auch unverkäuflich.

Gruß,

Mkl454
 
Stattdessen kocht es z.z. bei unsere Berg in der Süden, für wenig als 300,000.- €. Übrigens, sein Geist ist unkäuflich, auch unverkäuflich.

Diesen Satz habe ich jetzt nicht verstanden. Wer kocht wo und warum?

Gruß Claus
 
Diesen Satz habe ich jetzt nicht verstanden. Wer kocht wo und warum? Gruß Claus

Pardon lieber Claus, ist ein Typo von mir gewesen, sorry!! Ich meinte doch Balk (Manfred) und nicht Berg.
Wie von Ippenstein oben mitgeteilt, "zusätzlich spielt die Kanzelle eine große Rolle, deren Untersuchung und Optimierung sich Manfred (Balg) angenommen hat." Ich habe mit Manfred vor kurzem gesprochen, und seine Erkenntnisse lassen hoffen das bald einige wichtige vorschritte diesbezüglich folgen wird.
Er macht das auf sein eigene Interesse und Überzeugung, nicht für Geld.

Gruß,

Mkl454
 
Hallo Ippenstein,

ich wollte niemand zu nahe treten und Frechheiten liegen mir fern, wäre überdies auch in diesem Zusammenhang gar nicht angebracht, sorry! Ich habe halt nur mal so ins Blaue hinein phantasiert nach dem Motto: was wäre, wenn....?

Ich kann einfach nicht glauben, dass wir im Akkordeonbau schon die Grenzen des Machbaren erreicht haben, natürlich unter Missachtung aller kaufmännischen Grundsätze und Marketing-Regeln. Mal so queerbeet zu denken, sollte doch erlaubt sein, oder?

Es ist mir schon klar, dass dies eine müßige Beschäftigung ist. Auf unabsehbare Zeit werden wir wohl mit dem vorliebnehmen müssen, was uns die Akkordeonbauer liefern. Aber es gibt ja immer noch "custom made".
Die Bremer Akkordeon-Dozentin an der Hochschule für Künste, Margit Kern, hat ihre Pigini bis auf die Mechanik "entkernen" lassen und alle Stimmzungen nach ihren Vorstellungen und Wünschen extra für sich anfertigen lassen. Es muss ein Vermögen gekostet haben, aber der Sound des Instruments ist unvergleichlich! Weich und doch kraftvoll - ich habe noch nie was besseres gehört! Offenbar gibt es also noch Luft nach oben.

Mehr wollte ich hier gar nicht sagen und schon gar nicht die Akkordeonbauerzunft kritisieren. Das hast Du was missverstanden.

Schöne Grüße
play_bach
 

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