"Der grüne Teich" - Mal ein deutscher Text von mir

  • Ersteller Disposable Hero
  • Erstellt am
Disposable Hero
Disposable Hero
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
07.08.10
Registriert
30.06.04
Beiträge
837
Kekse
270
Ort
Chemnitz
Ich bin ja sonst eher den englischen Songlyrics zugeneigt, die deutsche Sprache benutze ich normalerwreise lieber für Geschichten oder Gedichte, aber heut hab ich einmal Lust verspürt, einen Songtext in meiner Muttersprache zu verfassen, und dazu auch gleich Gitarrenbegleitung und Melodie zu basteln - wobei ich kein Sänger bin, die Melodie ist vorläufig.
Ist also ein bisschen Neuland für mich.

Auf jeden Fall hab ich mir gedacht, hier zirkulieren grade viele deutsche Texte, da finde ich vielleicht auch ein wenig Kritik.

Der Songtext ist inspiriert von Georg Büchners offenem Drama "Woyzeck", falls das jemand kennt; es ist ein eher düstres, simples Akkustikstück, wenn es meinen beiden Bandkolleginnen gefällt wird es am Ende mit schönen Frauenstimmen versehen sein. :)

Der grüne Teich

Pechschwarze Schleier auf schneeweißen Wolken,
Scheint so blass, grau vom roten Regen,
Gehetzt, rastlos, will hastig weit wehen.
Und der See liegt so still.

Es fließt so heiß, ich kanns fast spüren,
Wies aus dem stetig Zittern weicht.
Was Himmel nahm, muss Himmel geben,
Zahl aus, begleiche! Gib roten Regen!


Komm schon näher, ich seh doch, wie du bebst!
Frost auf den Lippen, Atem zu warm.
Die bildschöne Lüge, die du heut Nacht lebst,
Noch so heiß, komm kalt Erbarm’n!


Dein Haar fällt weiter auf dein blass’ Gesicht,
Wirbelt vage durch meinen Kopf.
Sein schwarzer Vorhang hüllt in Schatten
Die grüne Unschuld in deinen Augen.


Komm schon näher, ich seh doch, wie du bebst!
Frost auf den Lippen, Atem zu warm.
Die bildschöne Lüge, die du heut Nacht lebst,
Noch so heiß, komm kalt Erbarm’n!


Die finstre Nacht, Meisterin der List,
Kann lang nicht mehr verstecken.
So wie du nimmst von fremden Firmamenten.
So gibt’s du mir die Unschuld grün zurück.

Die einsame Nacht, Herrin des Todes,
Kann lang nicht mehr entfliehen.
So wie du nimmst, verschleuderst mich,
So geb’ ich dir den silbern Kuss.

Roter Regen, schöner Fluss,
Du reißt auch mich weg von hier.
Geb auch dir den silbern Kuss,
Nimm mich auf, ich frier.

Aus Grün wird niemals Rot,
Aus Grün wird niemals, niemals Rot.
Schwarz. Kalt. Tot.
Schwarz. Kalt. Kalt. Tot.
 
Eigenschaft
 
Will denn keiner was dazu sagen? :(
 
Das ist auch kein leichter Stoff, den Du da servierst.

Sehr schöne Worte, sehr poetisch.

Ich versuchte lange, die vielen Bilder für mich in einen Zusammenhang zu bringen, was mir nicht sicher gelungen ist. Vielleicht reichen meine Kenntnisse über die Bedeutung von Farben und Symbolen und Metaphern nicht aus.

Zunächst hat sich mir eine Bedeutung nicht sofort erschlossen, da ich intuitiv mit "rot" Blut verbunden habe, als Leben gebende Kraft. Den Wunsch, etwas/jemand Sterbenden neues Leben einzuhauchen. Das passte aber nicht zum grün, dem ich nur widerwillig die Eigenschaften "Kälte, Tod" zugewiesen hätte. Ich musste mir einen Zusammenhang schwer erarbeiten (ist jetzt wohl die 5. Editierung).

Am Ende kam dabei raus: Der grüne, stille Teich das Leben, aber ein "statisches" Leben, dessen man überdrüssig geworden ist. Daher der Wunsch nach "rotem Regen", nach Tod (oder "neuem" Leben auf einer anderen, mehr "dynamischen" Ebene), nach Erlösung oder Re-generierung. Aber aus grün wurde nicht rot. Hat nicht geklappt. Von der Schippe gesprungen - aber nicht ganz freiwillg. Oder weniger dramatisch: Das Leben bleibt statisch. Es pulsiert noch immer nicht.

Tipp: Man muss dem Grün das Rot entziehen, dann wird es blau - die erlösende Farbe der Romantik :)


Aber schön.
.
.
 
Wow wer hätte gedacht dass ich Antipastis Meinung nochmal teilen würde ;)
Und das auch noch voll und ganz! LOL verrückte Welt!

Der Text ist wirklich sehr schön wenn auch nicht einfach zu lesen. Ganz zu schweigen davon ihn völlig zu verstehen! Aber vielleicht muss man das ja auch nicht.

Es ist einfach ein schöner Text!
 
Erstmal danke für die Meinungen. :)

Das grün steht in diesem Falle eigentlich für Treue, für das Gute in jemandem und rot sowohl für Blut als auch für Sünde...

Der Text erzählt eine ganz spezielle Geschichte, was man durch die vielen Bilder aber wahrscheinlich kaum heruasbekommen kann, wenn man es nicht weiß...finde ich immer sehr reizvoll bei Texten - einem versteckten Sinn nachzueifern, den man kaum erkennen kann.
Also ich habe den Text als ein Eifersuchtsdrama geschrieben, mit einem betrogenen lyrischen Ich, dass am Schluss mit dem Mord an der Geliebten reagiert. Dann muss er aber einsehen, dass es ihm keine Befriedung gibt, dass seine Liebe nun für immer verloren ist. Deswegen "Aus grün wird niemals rot".
Dabei wird die Geliebte am Anfang mit einer Wole verglichen, die umbedingt weg will, weil sie ahnt, dass das Ich misstrauisch gewoirden ist.

Aber deine Idee mit dem "statischen Leben" passt auch gut rein. :)
 
Ja, dass mich doch dieser und jener...

Grün für Treue - das war völlig weg. Nicht mal Hoffnung fiel mir ein. Aber hier siehst Du, wie man als Leser völlig daneben liegen kann.:)

Eifersucht kam mir gar nicht in den Sinn - da fehlt mir die Gelbfärbung.:)
 
Ist ja auch aus der Sicht des Wahnsinnigen, der sich nicht als gelb vor Eifersucht sieht. ;)

Seine blaue Blume wird er wohl nie finden, nach der Aktion...

:D
 
Ok, anhand der Erklärung ergibt esfür mich auch SInn, warum du dich von Woyzeck inspiriert hast lassen. ;)
Da ich bildlich, metaphorisch gestaltete Texte sehr gerne mag ( nicht umsonst handhabe ichdas auch so hehe )
Das Ende hat schon was Verzweifeltes und auch dies kann man sich jetzt durch die Erklärung gut ersinnen, warum und wieso.
Guter text
 
ja schon schwieriger stoff...

wobei das mit farben immer so eine sache ist...wegen den verschiedenen bedeutungen
in der kunst in der philophie undso ^^ ja das ist halt schwer..

und für mich deswegen verwirrent vileicht verstehe ich denn text irgednwann
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben