Der Panther

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Der Panther


Ein Panther schleicht durchs Nachtgesicht
so glÀnzend schwarz wie Teer
und leiser als die Stille

du siehst ihn nicht du hörst ihn nicht
kennst weder sein Begehr
noch ahnst dass zwei Berylle
dich funkelnd streng beÀugen


Und doch ist da ein Unwohlsein
das kriecht vom Nackenhaar
Dir tief in Deinen Magen

von einer Art ganz allgemein
doch sehr elementar
du kannst es zwar nicht sagen
doch zweifellos bezeugen


was dir mein Freund von außerhalb
der diesseitigen Wand
von jenseits der Kulissen

erscheinen mag als wĂ€r‘s ein Alp
ist dir sehr wohl bekannt
man nennt es das Gewissen
du stehst unter Beschattung


drum sperre Deinen Panther nicht
in eis'rne StÀbe ein
lass ihn sich frei bewegen

sonst hört Dein eignes Lebenslicht
im Herzen auf zu sein
und netzt Dich nicht mehr Regen
und drĂŒckt Dich die Ermattung
 
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WOW!

Soll ich jetzt sagen, Rilke kann einpacken?

Hier stimmt einfach alles, von der Intention ĂŒber die Wahl der Worte bis zu der Versform, die mich erst kurz stolpern ließ und mich dann komplett in dein Werk hineingezogen hat.

Aber am beeindrucksten finde ich das Bild vom Gewissen als die um mich schleichende Raubkatze, die ich fĂŒrchten mĂŒsste - oder doch nicht? Es kommt darauf an. Das Bild werde ich jedenfalls im Herzen behalten.

Großartig. Vielen Dank fĂŒrs Teilen!

Beste GrĂŒĂŸe
Markus
 
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Soll ich jetzt sagen, Rilke kann einpacken?
Das wĂŒrde ich nicht sagen wollen. :)

Aber man könnte sich schon fragen, wenn Rilkes bekanntes Gedicht eine Metapher ist - wofĂŒr steht der Panther dann?

Ich habe versucht, (m)eine Antwort darauf zu finden.

Danke fĂŒr Dein Feedback. Es freut mich, dass Dir der Text in sich schlĂŒssig vorkommt.
 
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Tolle Bilder, starker Aufbau: Ging mir wie @Tone Poet , erst gestolpert, dann begeistert.

Zwei Mini-Ideen:
statt
in eis'rne StÀbe ein
in eisern StÀbe ein

(ließe sich besser sprechen/singen und klingt fĂŒr mich noch etwas poetischer)
so glÀnzend schwarz wie Teer
... und hier, weil ich Teer nicht glÀnzend sehe, gerade nicht in der Nacht, vielleicht
so schwer und schwarz wie Teer
 
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Kann ich mir gesprochen auch nur schwer verstÀndlich vorstellen. GitterstÀbe? Oder vermutlich spricht man das eisern schneller, so dass der Rhythmus passt.

Teer kann schon glĂ€nzen, wenn er heiß oder feucht ist.

Ansonsten cooler spannender Text mit dem Rilke-Bezug!
 
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Zwei Mini-Ideen:
statt

in eisern StÀbe ein
Das wÀre tatsÀchlich eine Option. Ich war auch mit "eis'rne" nicht 100-prozentig zufrieden. Obwohl es geschrieben schwieriger aussieht, als es sich aussprechen lÀsst.
Einziger Wermutstropfen: "eisern' StĂ€be" wĂ€re dann die einzige Stelle mit einem etwas antiquierten Spachduktus. Ich habe mich in dem Text um einen relativ neutralen, d.h. zeitlosen Pinselstrich bemĂŒht.

Aber vielen Dank fĂŒr den Ratschlag!

... und hier, weil ich Teer nicht glÀnzend sehe, gerade nicht in der Nacht, vielleicht
so schwer und schwarz wie Teer
Opa Albin hat es schon geschrieben: Teer kann schon glĂ€nzen. Ich war als Kind ein paar Mal dabei, wenn mein Vater und mein Onkel die DĂ€cher von Schuppen und Garage geteert haben. Frischer flĂŒssiger Teer glĂ€nzt so - wenn er in einem Fass ist und man hineinblickt, kann man sein eigenes Spiegelbild darin erkennen.
 
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Vielleicht
drum sperre deinen Panther nicht
in Stahl-StÀbe ein

(stĂ€hlerne böte keinen Vorteil gegenĂŒber eiserne)

Die Wendung mit "deinen Panther" finde ich sehr genial, weil es die Subjekt-Objekt-Beziehung eines Panthers, den man im Zoo betrachtet, aufhebt.

x-Riff
 
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starre StÀbe
kalte StÀbe
 
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Ich habe eiserne genommen, weil das Material ein Sinnbild fĂŒr BrutalitĂ€t, HĂ€rte und Unnachgiebigkeit ist. Z.B. der eiserne Wille, der alles andere plattmacht. Oder eiserne Klauen. Jemanden das Eisen kosten lassen, bedeutet., ihn mit einer Klinge zu töten usw.
 
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Ich finde Stahl da bedeutungsgleich ... kalt, hart, Material fĂŒr Waffen ... stĂ€hlerne Umklammerung etc.
Ist aber natĂŒrlich Empfindungssache.
 
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Da gibt es fĂŒr mich einfach Nuancen, weswegen ich Eisen besser fand. Stahl ist Eisen(erz) mit ZusĂ€tzen wie Chrom, Mangan, Kohlenstoff usw. und impliziert fĂŒr mich eher etwas Moderneres. Ich war auf der Suche auch nach zeitloser AllgemeingĂŒltigkeit. Die StĂ€be in alten Zoo-KĂ€figen . . . da hĂ€tte ich nicht StahlstĂ€be gesagt. Das wĂ€ren fĂŒr mich immer EisenstĂ€be - auch wenn es u.U. etwas kindlicher klingt.
 
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Und dann einfach
"in EisenstÀben ein"?
 
Weil ich das Wort StÀbe allein wollte - als Reminiszens das Rilkes StÀbe. Ich wollte sie nur noch etwas konkretisieren.
 
Schöner Text!
Wenn man es vertonen wollte, wĂ€re "eiserne StĂ€be" nicht gut zu singen und auch schwer zu verstehen, da man es schnell singen mĂŒsste. FĂŒr mich wĂ€re "EisenstĂ€be" die erste Wahl.
LG Jörg
 
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Dein Text hat mich gleich gepackt , leise ,unbesehen eben wie der
Panther .
 
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Schöner Text.

Stahl ist Eisen(erz) mit ZusĂ€tzen wie Chrom, Mangan, Kohlenstoff usw. und impliziert fĂŒr mich eher etwas Moderneres.


Wenn du die Legierungen nennst, klingt es natĂŒrlich modern-wissenschaftlich. Aber du nennst Eisen ja auch nicht "chemisches Element mit der Ordnungszahl 26 und dem Symbol FE", sondern Eisen. Und da reines Eisen an sich eher wabbelig ist, kĂ€me die VergĂŒtung zu Stahl dem nĂ€her. Oder Gusseisen.

Aber wenn dir Eisen einfach besser gefÀllt, ist es auch okay. Zu StÀben passt es wahrscheinlich wirklich besser.

---
 
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Ich verstehe den Konflikt und Du machst Dir zur Bedeutung und Wirkung der Worte ja sehr viele Gedanken.
TatsĂ€chlich ist das aber die einzige Stelle an der auch ich beim Lesen ins Stolpern kam. Hier bricht auch das Versmaß trotz der Auslassung, wenigstens wenn ich das r versuche mitzusprechen.

Mir persönlich gefĂ€llt "eisern StĂ€be" am besten und ich finde, dass der sprachliche Stil sich dennoch gut einfĂŒgt und nicht antiquiert klingt, sondern einfach poetisch, was der Rest des Textes auch ist.

Alternativ werfe ich mal noch folgende Variante in den Ring:

drum sperre Deinen Panther nicht
in StÀb' aus Eisen ein
 
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Wenn man einen Text schreibt, tun sich Probleme auf, die gelöst werden mĂŒssen:

Reim-Probleme, dramaturgische Probleme, begriffliche Probleme usw.

Es macht Spaß, diese Probleme zu lösen, aber es ist auch Arbeit. Nicht immer lassen sich alle Probleme 100-prozentig zufriedenstellend lösen. Manchmal muss man Kompromisse eingehen. Manchmal muss ein ungelöstes Problem auch zunĂ€chst liegen bleiben - im Vertrauen darauf, dass es sich zu einem spĂ€teren Zeitpunkt lösen wird.

Das "eis'rne" - Problem ist solch ein evtl. noch nicht ganz gelöstes. Aber es macht am Gesamtpacket weniger als 0.5 Prozent aus. Deshalb sehe ich das momentan nicht so dramatisch.

Das grĂ¶ĂŸere "Problem" sind mMn die beiden Schlusszeilen, die ein bisschen wie drangepappt wirken. Aber auch dieses Problem lĂ€sst sich lösen. Wenn nicht ĂŒber die Lyrics selbst, dann durch den Vortrag. Man muss froh sein, wenn man bei einem Text 95, 96, 97, 98 Prozent dessen erreicht, was ĂŒberhaupt möglich gewesen wĂ€re.
 
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Mir geht es mir Eisen und Stahl genauso. Eisen klingt archaischer, Stahl eher industriell.
 
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Eisen klingt archaischer, Stahl eher industriell.
Ja. Eisen ist ein natĂŒrlich vorkommender Stoff, Stahl wird kĂŒnstlich hergestellt. Archaisch -> Eisenzeit.

Sehr deutlich ist es auch in Englisch: iron vs steel.

Steel klingt fĂŒr mich sofort nach Manowar.
 

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