Diatonisches Club-Record von Pigini?

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Hallo liebe Leutz,

Ich habe aktuell ein praktisch neuwertiges, 3-reihiges, 5-chöriges (!) mit Cassotto ausgestattetes (!!) diatonisches Record-Instrument mit Club-Knopfbelegung C-F zum probespielen zuhause, welches mutmasslich von Pigini gebaut wurde - zumindest gemäss dem Dikantverdeck / -verschluss und den zwei kleinen Kreuzschlitzschrauben anstelle von zwei Balgnägeln. Auch die Stimmstöcke und deren Befestigung sehen verdächtig nach Pigini aus.

Fragen:
  • Kennt jemand solche Instrumente und allenfalls deren Geschichte?
  • Wie alt könnte das Ding sein?
  • Gibt es noch mehr davon oder ist das eine Rarität?
Ja, ich habe Paul @Frager seine Kurzgeschichte zu den Record-Akkordeone gelesen, auch andere Hörensagen-Geschichten, was man halt so findet im grossen, weiten Rindernet. Da stand aber nie etwas davon, dass Record auch diatonische Örgeli hat bauen lassen...

Für alle sachdienlichen Hinweise danke ich bereits zum Voraus :)

Beste Grüsse
Wolkensprung

PS: Fotos stelle ich ein, sobald ich welche habe, mein Handy-Fotopirat ging kaputt beim letzten Fallen lassen...
 
Eigenschaft
 
Doch es gibt ab und zu Angebote solcher Handharmonikas, auch diese gebaut in Italien.
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Guten Morgen Paul,

Ja, das sieht fast gleich aus. Ich hab's kurz gesucht auf Ricardo, es ist eins mit 12 Bässen. Meins (oder korrekter: "Das in der Mein-Werdung begriffene" :cool:) hat zwar nur 8 Bässe, für diatonisches reicht es mir aber alleweil. Ich wüsste gar nicht, was machen mit den 4 Zusatzknöpfen... ;)

Weisst Du auch etwas über die Geschichte der diatonische Records?

BTW: Habe mittlerweile Fotos:
 

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Ich wüsste gar nicht, was machen mit den 4 Zusatzknöpfen... ;)
Weisst Du auch etwas über die Geschichte der diatonische Records?
Ich würde die 4 Zusatzknöpfe mit b-moll belegen, dann kannst Du damit z.Bsp. den spanischen Marsch 1. Teil schön spielen.
Über die diatonischen Records weiss ich gar nichts; es gilt vermutlich das Gleiche, was ich über die chromatischen Records gesagt habe.
 
so belegt wie bei der Hohner Morino Club
Vermute ich auch, habe ich aber noch nie gespielt und werde mangels Knöpfen auch nicht beim hier diskutierten Instrument benötigen.

Trotzdem noch mal in die Runde:
  • Kennt jemand diatonische Record-Akkordeone?
  • Könnte die Vermutung stimmen, dass dies bei Pigini gebaut wurde? Baustil etc?
  • Wie alt könnte das Instrument sein?
Danke für alle hilfreichen Antworten schon zum Voraus.
Wolkensprung
 
Hallo Wolkensprung,

irgendwie scheinen Akkordeon-Hersteller einen Faible für "ungeschickte" Firmennamen zu haben...
Eine Suche im Internet wird erheblich erschwert, wenn man nach "Record" oder "Weltmeister" sucht, weil diese Begriffe aus der Alltagssprache stammen, zudem völlig nichtssagend sind und man somit Millionen von Treffern landet, die alle nichts im Entferntesten mit Akkordeons zu tun haben.

Vermute ich auch, habe ich aber noch nie gespielt und werde mangels Knöpfen auch nicht beim hier diskutierten Instrument benötigen.

Stimmt. In Deinem Fall hat das Instrument ja nur die üblichen 8 Bassknöpfe, aber dass es bei den Record-Clubs auch eine erweiterte Morino-Variante gibt, ist ja auch nicht uninteressant.
Die Hohner Ouverture (steht gerade neben mir) hatte nur zwei zusätzliche Bassknöpfe: das sind einfach nur Septakkord-Varianten der beiden benachbarten Akkord-Knöpfe (übrigens ohne Quinte).

Könnte die Vermutung stimmen, dass dies bei Pigini gebaut wurde? Baustil etc?

Das klingt auf jeden Fall plausibel, da zumindest bekannt ist, dass Record phasenweise in Italien bauen ließ.
Das mögen unterschiedliche Hersteller gewesen sein, aber in Castelfidardo hängt ja alles mit allem zusammen und definitiv war auch Pigini dabei.
Ob man herausfinden kann bzw. ob es hier jemanden gibt, der weiß, in welchen Zeiträumen welcher italienische Hersteller für Record gebaut hat, weiß ich nicht. Aber wenn Dein Instrument bauliche Eigenheiten aufweist, die in Richtung Pigini deuten, klingt Deine Vermutung doch überaus plausibel.

Viele Grüße
Torsten
 
Hallo Torsten

Danke für Deine Antwort - ja, es ist wirklich bemühend, nach so allgemeinen Begriffen suchen zu müssen, um wirklich spezifische Infos zu finden.

Wenn sich nicht noch DER ultimative Record-Kenner meldet, wird dem Instrument wohl immer die Aura des mystischen Ursprungs anhaften - mal schauen, vielleicht lässt sich da sogar eine Geschichte für die Auftritte kreieren :cool: "Se non è vero, è ben trovato", sagt man sicher auch bei Pigini... :biggrinB:

Herzliche Grüsse
Wolkensprung
 
@Be-3
Also, schau mich grad' nach einer chromatischen Record um - I-Net-Suche mit "Akkordeon Record" gibt jede Menge Treffer
 
I-Net-Suche mit "Akkordeon Record" gibt jede Menge Treffer

... weil ja erschwerend dazukommt, dass Record höchtwahrscheinlich viel mehr Akkordeons als diatonische Harmonikas produzier hat. Nach "Club" zu suchen (ohne "Akkordeon", weil eine diatonische Harmonika kein Akkordeon ist) ufert in einer noch viel größeren Ergebnisliste aus, weil man dann eher bei Schallplatten und Clubs landet, also in der DJ-Szene.

Da ist @Frager s mit der sprachabhängigen Suche sicher hilfreich, aber wie das verlinkte Beispiel zeigt, geht einem ein Treffer durch die Lappen, wenn "Örgeli" o. ä. statt des Stichworts "Club" dabeisteht.

Schwierig...

Viele Grüße
Torsten
 
Alles richtig, lasst es bleiben. Die Frage war nicht, wie man im Kindernet sucht, sondern ob jemand etwas zum erwähnten Instrument sagen kann.

Ich glaube, wir fangen lieber mit der Mythenbildung an:
Es war einmal ein Club - Harmonikaspieler, dem hat sein Instrument einfach zu quietschig getönt. Er wollte wirklich gute Musik machen, mit vollem Klang und nicht nur Kreti und Pleti im Suff beglücken mit halb ausgegorenen Tönen. Darauf hin hat er einen befreundeten HZIMM gefragt, ob er ihm nicht ein Meisterinstrument bauen könnte, eins mit Cassotto und sagenhaften fünf wohlklingenden Chören. "Yes, we can!" sagte der besagte HZIMM im Pluralis Majestatis und machte sich an die Arbeit. Er erschuf ein wunderbares Instrument, welches Ihr zu hören bekommet - aber nicht mehr hinech, es ist zu spät. Übet Geduld und Ihr werdet es erfahren...
 
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Die Fortsetzung nach geduldigen Tagen:
Nachdem der HZIMM das wunderbare Instrument gebaut hat und der Club-Harmonikaspieler es voller Freude in Empfang genommen hat, wollte der HZIMM seine Entwicklung auch noch anderen Leutz anbieten, damit noch mehr in den Genuss des orchestralen Orgeltons kommen könnten. Er machte sich also auf den Weg und suchte Harmonika-Spieler. Er geriet dabei in immer steileres und unwegsameres Gelände, bis er hoch oben die Alp von Gaudenz sah. Doch der hatte das Gefühl, er wisse schon alles. Henusode, dachte unser HZIMM, dann soll er es halt bleiben lassen und sang das Lied vom Gaudenz:

Gaudenz schaut zum Fenster hinaus.
Er sieht die Berge sind am gleiche Ort.
Hoch und steil die Felsen dort.
Gaudenz kratzt sich am Kinn, schaut ins Tal und meint:
Zuhause isst man an seinem Brot,
Man löffelt sich die Suppe rein.


Gaudenz weiss, die Welt ist gross.
In den Ferien war er schon weit fort.
Er hat auch viel am Radio gehört.
Gaudenz denkt lange nach, zeigt ins Tal und meint:
Zuhause isst man an seinem Brot,
Und manchmal denk ich:

Warum schmeckt heute die Suppe nicht?

Es macht wohl keinen Sinn, denen in den Bergen die Mehrchörigkeit zu schenken, auch wenn er für den Gaudenz nur drei davon erklingen liess, dachte unser HZIMM leicht frustriert, und wandte sich wieder dem Tal zu. Dort wurde er nach kurzer Zeit aber fündig und fand einen, der von Wolke zu Wolke sprang und laut sang dazu. Dem vermachte er das wunderbare Instrument, auf dass er seinen Gesang mit Orgelton begleite - was dieser auch mit Wonne tat. Denn nun hinkte die Harmonika im Ton nicht mehr seinen anderen Unterbrechungs-Aerophonen nach und er war glücklich.
Der HZIMM ging nach Hause nach Castelfidardo und erzählte von seiner Reise zu den komischen Berglern, welche zwar mittlerweile nur noch zu 2% in der Agrikultur tätig waren, sich aber immer noch als Hirten und Bauern verstanden und am Abend nach getanem Computer-Tagewerk voller Inbrunst singen:
Lueget vom Bschüttloch i Stall,
S'fliesst scho dr Chuebisustrahl...
Peinlich berührt und kopfschüttelnd drehten sich die Leute um und bauten weiter an ihren Akkordeonen - wechsel- oder gleichtönend, ein-, zwei-, mehrchörig, mit Standard- oder Melodiebass und sogar umschaltbar. Und die Welt riss ihnen die Instrumente richtig aus den Händen.
Und der HZIMM sah, dass es gut war.
Ende der Geschichte
 
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Lt meinen Info's hat Ackermann/Zürich immer in Italien bauen lassen - Nach dem Zerwürfnis ca. 1960 mit Hoeffleur, Franz - Fabrik in Seebach und Begründer der "Schweizer Records" ab 1940, ließ Ackermann zunächst bei Cooperativa l'Armonica Stradella (ebenda und noch nicht in Castel) bauen, 1971-1974 bei Paolo Soprani, danach unter Hans Vogt bei Pigini - mit jeweiligem italienischem Emblem und RECORD-Aufschrift.

Grund für den häufigen Ärger und Wechsel - angefangen von Hoeffleur bis zur den div. italienischen Instrumentenbauern - sei wohl die "besonders nette und umgängliche" Frau Ackermann gewesen.

Da liegt doch die Vermutung sehr nahe, dass auch dieses Dein Instrument von Pigini stammt und nach 1974 in Castelfidardo gebaut wurde.

1974 ging die Firma RECORD von Heinrich Ackermann an Hans Vogt über. Ackermann verstarb 1976. Auf den Instrumenten steht m.W. aber weiterhin "Ackermann/Zürich"

1994 übernahm Hans Keller das gesamte Inventar der Firma und zügelt es nach Rotkreuz. Er verfügte 2007 noch über viele Original-Ersatzteile für die Record-Orgeln.
Seine Adresse: Musikhaus Keller, Birkenmatt 3, 6343 Rotkreuz

Also wenn einer noch was mehr weiß dann er - btw. Eddy hat unsereins schon "ausgequetscht"
 
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Hallo Horst

Danke für die Infos. Ja, ich werde wohl mal bei Hans Keller vorbeischauen. Der hat eh noch spannendes Zeugs rumliegen - ich darf nur nicht zu viel Geld mitnehmen... ;)
 

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