Dresdner Philharmoniker unter musikalischer Leitung eines Roboters mit drei Armen

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„Es folgt ein Auftragswerk des Komponisten und Jazz-Pianisten Andreas Gundlach für die Dresdner Sinfoniker. In Semiconductor’s Masterpiece nutzt Gundlach die Fähigkeit des Industrieroboters, mit drei Armen das dreigeteilte Orchester unabhängig voneinander durch komplexe rhythmische Passagen zu führen. Das Gesellenstück des roboten Dirigierlehrlings würde es im normalen Leben sicher so nicht geben. Orchester unabhängig voneinander durch komplexe rhythmische Passagen zu führen. Das Gesellenstück des roboten Dirigierlehrlings würde es im normalen Leben sicher so nicht geben.“

Nach Bands, die komplett aus Robotern bestehen ist der Roboter also jetzt auch auf dem Dirigentenpult angekommen. Ich bin gespannt auf seine künstlerische Leistung.

Für die Bewertung der Fähigkeit eines Dirigenten gab es schon vor Jahren den schönen Spruch „There are conductors, non-conductors, semiconductors, insulators and resistors.“
 
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Natürlich ist Musik eine Form der Unterhaltung und da ist Originalität immer erlaubt und willkommen. Aber den Dirigenten auf Klicktrack zu reduzieren auch wenn er halt womöglich winkt und nicht klickt...

Technisch sehe ich schon eine Herausforderung dem Roboter das Sirren der Motoren/Getriebe und das Fiepen der Elektronik auszutreiben. Ein paar Displays auf dem ein Licht pulst, Balken durchläuft oder animierter Taktstock winkt wäre die bessere Lösung gewesen wenn es nur um Musik gegangen wäre.

Immerhin ist ihnen mindestens ein Publicity Stunt gelungen was ja nie schlecht ist.
 
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Danke für den Link!
Ist sicher eher ein PR-Gag.

Ich bin gespannt auf seine künstlerische Leistung.

Dirigieren besteht ja aus mehr als den Takt vorgeben - nämlich reagieren auf das, was die Musiker da machen, regulierend eingreifen, bei Einsätzen helfen, führen, Solostimmen begleiten ... auch in Abstimmung auf die konkrete Konzertsituation, Akustik usw. Und auch der Blick sowie Handbewegungen können eine Rolle spielen.

Das was der Roboter da macht, hätte man wahrscheinlich auch durch einen Klicktrack plus Dynamikangabe machen können. Ein echter KI-Dirigent müsste eine Vorstellung haben, wie es klingen soll, fortlaufend abgleichen und bei Abweichungen entsprechende Anweisungen in Bewegungen übersetzen, die die Musiker interpretieren können.

Es wäre zB mal interessant für den einfachsten Fall, dass das Orchester vom Tempo abweicht, ob der da reagieren kann und wie.

"#kreuzknoten wäre aufgrund seiner rhythmischen Finesse von einem Menschen nicht zu dirigieren."
Auch das typische PR-Übertreibung. Natürlich ist das nicht einfach und muss man das proben, aber dann machen das die Musiker schon. Gerade wenn sie Erfahrung mit Neuer Musik haben.
Oder: Wenn dem Roboter drei Arme zugestanden werden, dann sollte man das auch beim Menschen zulassen, sprich dann könnten das einfach zwei Dirigenten machen. Easy peasy.

Witzig ist die Idee schon. Aber ein Orchester ist halt was anderes als zB. ein Klavier, was durch MIDI-Befehle gesteuert wird ;)

Es gab allerdings schon in den 90ern Software, die wirklich schon einen Solisten in dem Sinne "begleiten" konnte, dh. sie erkannte, wie der Solist spielt, und reagierte auf Temposchwankungen. Ob das weiter verfolgt wurde, weiß ich aber nicht.

Immerhin ist ihnen mindestens ein Publicity Stunt gelungen was ja nie schlecht ist.
Denke ich auch, man wird sicherlich ein paar Zuschauer damit abholen.
Ich hör mal rum, wie es ankommt. Würde mir auch gern mal anschauen, wie sie die Bewegungen umgesetzt haben. Ob der Roboter zB wirklich so Staccato anzeigen kann, diesen Impuls aus dem Handgelenk, und ähnliches.

Ich würde dem Robbi natürlich auch einen Frack anziehen ...

Es ergeben sich ja auch noch andere Fragestellungen:
  • Wie würdet Ihr Euch als Musiker fühlen, von einem Roboter "dirigiert" zu werden? Da wird es fast schon philosophisch ...
  • Könnte man die Bewegungen historischer Dirigenten wie Celi, Karajan usw. auf den Roboter übertragen?
  • Kann man sich in die Software des Roboters hacken? Dann könnte man mal schön peu a peu das Tempo anziehen, plötzliche überraschende Fermaten machen, abklopfen und von vorn beginnen usw.
;)
 
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Verdammt - das wäre ein schöner post für den Aprilscherz 2025 gewesen ...
 
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...andere Fragestellungen:
  • Wie würdet Ihr Euch als Musiker fühlen, von einem Roboter "dirigiert" zu werden? Da wird es fast schon philosophisch ...
  • Könnte man die Bewegungen historischer Dirigenten wie Celi, Karajan usw. auf den Roboter übertragen?
  • Kann man sich in die Software des Roboters hacken? Dann könnte man mal schön peu a peu das Tempo anziehen, plötzliche überraschende Fermaten machen, abklopfen und von vorn beginnen usw.
;)
Neben den Bewegungen wäre natürlich eine humanoide Oberfläche wichtig, um die Gesichtsausdrücke der Genannten auch nachzubilden!:rock:
Und die Idee, eine Dirigenten zu 'hacken' hab ich zugegebenermaßen schon öfter gehabt, aber daß das mal werden könnte...
 
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Könnte man die Bewegungen historischer Dirigenten wie Celi, Karajan usw. auf den Roboter übertragen?
Ja und nein, es sind ja nicht nur die Gesten: Karajan war dafür bekannt, dass er den einen oder anderen Spruch losgelassen und auch mal Musiker runtergemacht hatte. Einigen hat das nach eigener Aussage geholfen, Motivation zur Verbesserung aufzubauen. In jedem Fall braucht es schon eine gewisse Persönlichkeit, um hochkarätige Musiker zu führen. Ist wie bei Fussballtrainern.

Respekt vor der Authorität eines Dreiarm-Roboters darf man bei gestandenen Musikern sicher nicht erwarten. Die lachen sich eins und sobald es einen Konflikt gibt, schalten die dem Ding den Strom ab und gehen nach Hause.
 
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Karajan war dafür bekannt, dass er den einen oder anderen Spruch losgelassen und auch mal Musiker runtergemacht hatte.
Da ist er nicht der einzige. Mein ehemaliger Prof. erzählte immer mal wieder, dass er heute sein Orchester wieder zusammengestaucht hätte, weil die das einmal in der Woche brauchen. ;)
Aber dem tat das selber auch ganz gut, glaub ich.

Könnte man einem Roboter natürlich auch eintrainieren. Die besten Sprüche von Celibidache, Böhm und Co.
Der muss das dann aber auch im Konzert machen, damit das Publikum was zu lachen hat.

"Ich gebe nicht alle Einsätze, ich bin kein Octopus!"
"Der Nachschlag hört sich an wie wenn ein Huhn auf den Hof kackt" ... usw. ;)

und aus dem Orchester dann
"Dirigieren Sie so wie immer. Wir schauen eh nicht hin."

--
Richard Strauss hatte ja eh eine andere Meinung zu dem Thema, wieviel Hände man bräuchte

Der würde das Stück oben auch mit einer Hand dirigieren können.


Die meisten Leute haben aber denke ich sowieso keine richtige Vorstellung davon, was der Dirigent da eigentlich macht, wieviel in den Proben passiert, usw.
Jemand der da vorn steht und roboterartig nur seinen Takt schlägt, wäre auch nur ein besseres Metronom.
 
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Orchester ist das Instrument eines Dirigenten. Staune ohnehin über die Selbstlosigkeit der Orchestermusiker die vom Blatt genau so spielen wie der Dirigent will. Das wäre mir zu wenig. Dafür würde ich nicht die vielen Stunden üben.
 
Darum bekommen die ja auch Geld.🙂
Orchester ist das Instrument eines Dirigenten.
Nein, so einfach ist das nicht.
Deshalb schrieb ich ja
Die meisten Leute haben aber denke ich sowieso keine richtige Vorstellung davon, was der Dirigent da eigentlich macht
Klar, es gibt auch Musiker, die auf Orchester keine Lust haben. Aber es gibt auch sehr viele, die gern im Orchester spielen.
Hängt natürlich auch vom Chef ab, aber ist das nicht letztlich in jedem Job so?
 
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Danke! Der Teil mit den Kindern und dem "Hund"-Roboter ist ja hübsch.

Das "Dirigieren" hab ich mir angesehen. Wie erwartet ist es ein reines Taktschlagen, grade durch, ein paar blinkende LEDs auf den Pulten hätten den gleich Zweck erfüllt. Es fehlen auch die kleinen "Kicks" aus dem Handgelenk, (die Richtungswechsel sind immer "weich" und abgerundet) die Auftakte für einzelne Musiker oder Instrumentengruppen, Artikulation (Staccato-Legato) usw.

Also klar, dass ein bewegter Taktstock alleine keinen Menschen mit Mimik, Handgelenk, Arm, Körpersprache usw. ersetzen kann. Insofern als Marketing-Gag mit Neuer Musik ganz OK. Einzig der Titel gefällt mir wirklich "Semiconductor" ;)

Interessant wäre mal Eure Meinung über eine kleine Nebenfrage: Im Einführungstext wird ja gesagt, dass man dieses komplexe Stück gar nicht dirigieren könne als einzelner Mensch. Grund waren die polyrhythmischen Elemente. Mal angenommen, das sei so - kann man so eine Komplexität dann überhaupt noch durchs Hören erfassen? Oder ist das dann eh egal? Was ist gar nicht kapiere, braucht auch nicht soo exakt aufgeführt zu werden?

Im Übrigen finde ich es beim einmaligen Hören gar nicht so komplex, dass es undirigierbar scheint - und musikalisch auch OK zum Anhören. Gundlach ist ja eigentlich Jazzer, das hört man, finde ich.

Aber wenn man mal eine schöne KI-Aufgabe sucht: Theoretisch könnte man jetzt einen alten Film von zB Otto Klemperer, Karajan oder Celibidache analysieren und die Bewegungen auf einen Roboter übertragen. Der könnte dann "Tosca" oder Bruckner VII. im Stil von .... aufführen ;)
 
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Die Kunst des Dirirgierens hat sich mir bis heute noch nicht wirklich erschlossen. Ja, ich habe verstanden, dass ein Dirigent durch Mimik und Gestik das Tempo und die Dynamik eines Werkes steuert und so auch eine individuelle Dramatik entstehen lassen kann - vermutlich der Hauptgrund, warum bestimmte Klassik-Werke (CDs) sich unterscheiden und viele Liebhaber genau bestimmte Konsteallationen von Orchestern und Dirigienten bevorzugen.
Ich hab in den letzten 20 Jahren das eine oder andere Mal in Rock-Projekten mit Orchestern zu tun gehabt. Mir - und vielen Musiker-Kollegen, die das genausowenig gewohnt sind, wie ich - fiel es dabei ungemein schwer, mich von einem Dirigenten führen zu lassen. Als erstes erschließt sich mir nicht die Latenz zwischen der Bewegung des Dirigenten und des Metrums. wenn der Stock runtergeht, ist das für mich die Eins, und nicht ein paar Zehntelsekunden später, wie vom Orchester umgesetzt.
 
Mir - und vielen Musiker-Kollegen, die das genausowenig gewohnt sind, wie ich - fiel es dabei ungemein schwer, mich von einem Dirigenten führen zu lassen.
Faktisch ist es so, dass es nicht wirklich einen Standard für Dirigiertechnik gibt.
Die einfachen Dinge - eins runter, zwei nach innen usw. - sind schon klar, aber es gibt tatsächlich Dirigent/-innen, denen man nur sehr schwer folgen kann.
Sowohl vom Timing als auch von dem, was sie ausdrücken.

Ich hatte das Glück, bei einem zu lernen, der Fan von klarem Dirigieren war und viel Oper dirigiert hat. Ich hab das nie beruflich gemacht, aber weiß schon, wie es geht, und was ich in Konzerten manchmal sehe, kann ich mir teilweise nicht ansehen, das verdirbt mir den Spaß an der Musik. (Das bestätigen mir auch einige Orchestermusiker, die ich kenne). Es gibt aber auch Dirigenten, da ist es eine Freude - man sieht was er/sie will, und hört das Orchester, wie es Spaß dran hat, das umzusetzen. (Auch das von Profis bestätigt ;) )

Dazu kommt, dass ein Dirigent keine Taktmaschine sein muss. Was in den Proben funktioniert, muss er nicht mehr zeigen oder nur ansatzweise. Dafür aber korrigierend und helfend eingreifen.
Manches sieht man als Normalzuschauer auch nicht. Celibidache hat zB mal gezeigt, wie er nur mit ganz leichten Kopfbewegungen und Blicken dirigiert. Dazu braucht es natürlich auch Musiker, die das akzeptieren und auf Zack sind.

Manche Dirigenten hängen sich an die Musik dran und dirigieren sozusagen "mit", schwelgen in den schönen Tönen. Du musst aber immer geistig ein paar Schläge vorneweg sein, die Musiker ansehen, Auftakte vorher geben usw. Das ist schwer, lernt man aber.

Als erstes erschließt sich mir nicht die Latenz zwischen der Bewegung des Dirigenten und des Metrums. wenn der Stock runtergeht, ist das für mich die Eins, und nicht ein paar Zehntelsekunden später, wie vom Orchester umgesetzt.
Ich finde das auch nicht optimal, weil die Latenz nicht definiert ist und es dann leicht bisschen schwammig wird. Entsteht im Orchester, teils aus Unsicherheit, teils aus Gewohnheit. Es gibt Dirigenten, die versuchen das dem Orchester beizubringen, auf den Schlag zu spielen. Für die ist es aber einfacher, auf den Konzertmeister zu warten.

Das führt dann wieder bei den Dirigenten dazu, dass sie praktisch nach oben dirigieren, also den Punkt, wo die Musiker spielen. oben zu erwarten. Sie "ziehen" dann so von unten raus und versuchen unbewusst, dadurch das Tempo zu kontrollieren. Sieht imho scheiße aus und ist auch nicht so gut zu folgen. Oder sie dirigieren "zackig" und warten an den Wendepunkten, so dass man das Tempo und die Tongestaltung praktisch nicht ablesen kann. Du kannst ja in allen Abstufungen zeigen, ob legato, staccato, crescendo decresc., schneller, langsamer werden usw., indem Du die Strecke zwischen den Wendepunkten nutzt.

Auch ein Ding ist der Taktstock. Wenns schön ist, dann malt der Dirigent mit der Spitze des Stocks wie mit einem Pinsel. Viele dirigieren nur mit dem Handgelenk und alles weiter vorne hängt nur so dran ;)

Das Glück ist ein bisschen, dass gute Musiker einen Dirigenten mit schlechter Technik gut ausgleichen können. Dadurch fällt es meistens nicht auf. Die Musiker merken das aber schon.

Gute Beispiele:
Rolf Reuter Bach,
Celi Bruckner (meisterlich: guck Dir mal bei 6:00 an, wie der den Einsatz gibt! oder bei 5:53 kommt so ein "Punkt" der vorausgedacht ist - nämlich den Ort für den nachfolgenden Schlag definiert und damit den Einsatz leicht macht). Bei ihm merkt man, dass er das Werk richtig verinnerlicht hat. Er ist voll da, total auf die Musiker ausgerichtet, kommuniziert, lächelt, zeigt ihnen vorab, was er haben will. Für mich einer der besten Dirigenten. (Hatte natürlich auch seine Macken, klar).
Karajan Beethoven 3
Bernstein,West side story zB. wunderbares Beispiel aus der Probe. Es gibt auch einen ganzen Film über die Plattenaufnahme damals, viele Takes, Proben, absolut sehenswert. Das sind Studiomusiker, also kein eingespieltes Orchester. Lennie muss also hier sehr gut zeigen, was er will.

Am Ende zählt aber das Endergebnis. Wenn der Dirigent das zu den Musikern rüberkriegt, was er will, kann trotz "eigenwilliger" Technik ein tolles Endergebnis rauskommen. Ein großer Teil ist die Probenarbeit, das sieht man als Zuschauer ja nicht.

Damit es nicht so bierernst rüberkommt, hier noch paar lustige Beispiele.
Das bei 1:00 ff ist zB super ;)
 
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