Eigenbau - eine Überlegung

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"Ich hab `nen Baum im Garten und eine Stichsäge - ich bau mir einen BASS"

Präambel (keine Sorge - Präambeln sind nicht gefährlich...die wollen nur spielen!)

Immer wieder geschieht es in Deutschlands Proberäumen, dass verrückte Musiker auf die Idee kommen sich ihr Instrumen selbst zusammen zu schustern - oft mit sehr ansehnlichen Ergebnissen. Doch hinter diesen Ergebnissen steckt viel Arbeit, noch mehr Planung und am allermeisten Frustrationstoleranz!

Da immer wieder Fragen zum Thema "Wie baue ich einen Bass" "Lohnt sich eine Eigenbau" und so weiter und so fort aufkommen, dachte ich mir: Sei doch mal zur Abwechslung ein netter Mensch und fass' deine Gedanken völlig ungeordnet und zusammenhanglos zusammen, damit sich Begeisterte ihre Rosinen 'rauspicken können.

Vorweg: Dies ist kein Guide zum Traumbass und es folgt hier auch keine Baubeschreibung oder geheime Profitipps, die von Generation zu Generation weitergereicht wurden. Alle, die das erwarten, können jetzt schon zu lesen aufhören.
Dies sind nur einige Gedanken, um Einsteigern auf diesem Gebiet einen kleinen Überblick über dieses Thema zu geben.

Motivation oder "Das perfekte Instrument"

Um gleich alle Illusionen zu zerstören - nicht sehr nett ich weiß, aber es muss sein!

1.) Es gibt kein perfektes Instrument!
2.) Man wird selbst KEIN annähernd perfektes Instrument bauen können - vor allem nicht beim ersten Versuch.

Viele Einsteiger glaube, sie könnten auf Anhieb ihr Trauminstrument aus einem Block schnitzen. "Ist ja einfach - man nimmt ein Stück Holz und sägt alles weg, was nicht nach Bass aussieht"

Leider ist es in den allermeisten Fällen so, dass beim ersten Versuch zwar ein bespielbares Instrument mit sehr hohem ideellem Wert herauskommt, aber eben kein Trauminstrument.
Wer das sucht, der soll zu einem einschlägigen Bassbauer (Ritter, LeFay, Larkin und wie sie nicht alle heißen!) gehen und sich es dort auf den Leib schneidern lassen. Die "Großen" verstehen ihr Handwerk und tun nichts anderes als Bässe zu bauen. Aber auch die haben mal klein angefangen und viele Rückschläge einstecken müssen. Auch Jens hat nicht immer nur Traumbässe gebaut.

Es gibt den schönen Spruch unter Selbstbauern: "Den ersten baut man für einen Feind, den zweiten für einen Freund und den dritten für sich selbst." Der ist mehr mit einem Zwinkern zu lesen, aber trifft dennoch den Kern der Sache.

Die wirkliche Motivation sollte es sein, ein Werk seiner eigenen Hände zu bespielen, geboren aus eigenem Schweiß und Blut, gehegt und gepflegt, eigenhändig aufgezogen...diesen Traum kann man sich mit etwas Planung und Vorüberlegung erfüllen.

Kosten oder "Wer am Monats-3ten noch Geld hat, ist geizig!"

Nein - man spart kein Geld, wenn man sich selbst ein Instrument baut. Zumindest nicht, wenn es annähernd gute Qualität haben soll!
Schon allein die Maschinen und Werkzuege, die unumgänglich sind (ich rede jetzt nicht von nice-to-have Sachen wie einer Bandsäge o.ä.) sind in entsprechender Qualität nicht gerade billig.

Gerade der erste Bass ist daher meist der teuerste, da die meinsten Menschen (wenn sie nicht gerade Schreiner sind oder einen kennen) viele der benötigten Werkzeuge nicht im Haus haben.
Aber keine Angst - man braucht das Werkzeug nicht nur einmal: Bass bauen ist ein wie GAS, hat man es einmal, hat man es immer!!

Bass bauen ist ein teures und sehr zeitintensives Hobby. Und manchmal kommt man in Erklärungsnot: Wie erklärt man dem Hausdrachen, dass man dieses Stück Sipo zum Preis eines schönen Colliers unbedingt haben musste!?

Start oder "Aber ich will UNBEDINGT"

Wer sich bis jetzt nicht hat abschrecken lassen, ist schon fast ein gemachter Bassbauer.
Aber aller Anfang ist schwer - was mach ich als erstes? Holz kaufen? Pickups bestellen?

Jedes gute Projekt fängt mit einer guten und sorgfältigen Planung an. Hier werden auch der Großteil der letztendlichen Kosten festgelegt.

- Was will ich?
- Was hab ich?
- Was brauch ich?

Ein sehr schöner Rat, den ich einmal bekommen habe und der sooo wahr ist, war:
Fang NIEMALS an, wenn nicht JEDES Teil, das du benötigst vor dir liegt!

Einen Bass baut man nicht ins Blaue hinein, sondern setzt sich erstmal hin und überlegt sich, was man gerne hätte und wie man das realisieren kann.
Zeichnungen, möglichst in Orginalmaßstab sind hier sehr hilfreich. Backpapier ist hier mein Geheimtipp! Sehr hilfreich sind auch Seitenansichten und Schnittzeichnungen, um später keine Saitenlage Marke Panzerparkplatz zu haben, weil die Halstasche zu flach ist und die Bridge zu hoch sitzt!
Der nächste Schritt ist eine Schablone auf Sperrholz, die gleichzeitig als Führung zum Fräsen verwendet werden kann....aber ich wollte ja keinen Baubericht schreiben, sondern nur ein paar Überlegungen dazu.
Deswegen folgen jetzt nach der nächsten Maus:

Literatur und Verweise oder "Mami - ich kann doch nicht lesen"

Das in meinen Augen beste und anschaulichste Buch hat unter ambitionierten Eigenbauern Kultstatus und wird als die Bibel des Bass- und Gitarrenbaus bezeichnet:

Martin Koch - E-Gitarrenbau mit seiner Homepage

Unersetzlich, weil schön bebildert und ausführlich beschrieben! Ein must-have!
Man sollte es schon gelesen haben, zumindest den Teil "Vorbereitung", wenn man sich an die Planung macht. Hier werden so tolle Sachen erklärt, die auch hier öfter gefragt werden:
Wo müssen denn die Bünde genau hin?
Kann ich aus meinem Baum im Garten einen Bass machen?
Was ist eigentlich eine angeschäftete Kopfplatte?

et cetera...
Ich kann dieses Buch jedem nur schwer ans Herz legen (nein - ich bekomme dafür leider keine Provision)!

Eine andere gute Ressource ist das wunderbare Forum Gearbuilder. Die 11880 des Eigenbaus - Hier werden Sie geholfen!

Natürlich muss ich an dieser Stelle auf The Dude verweisen, dessen fabelhaft schöne Bässe man hier im Forum in der Bastelecke bewundern kann. Andere Selbstbauer sind eine wahre Fundgrube des Wissens. Hier kann man viel lernen und sich vor einigen Dummheiten (Don't panic - man wird selbst noch mehr als genug machen) bewahren.

Alles in allem ist aber wohl die beste, aber auch teuerste Methode Wissen zu scheffeln die gute alte Trial'n'Error-Methode. Keiner wird davon verschont bleiben, beim Bauen Fehler zu machen und daraus zu lernen. Bei jedem Bass lernt man neue Do's und Dont's, gerade das macht ja das Ganze so spannend. Was wird wohl beim Nächsten schief gehen?
Deswegen braucht man auch die oben erwähnte Frustrationstoleranz, denn manchmal passieren einfach unkalkulierbare Dinge - Murphy lässt grüßen!

Conclusio oder "Endlich hört der auf zu reden!"
Wer am Ende dieses Textes angekommen ist, dem möchte ich erst einmal danken, dass er sich die Zeit genommen hat, meinem verwirrten Gebrabbel zu lauschen! Ich hoffe dieser Text regt manche zum Nachdenken an, ob ein Eigenbau wirklich das ist was sie wollen, oder motiviert Leute sich mit diesem wundeschönen Thema zu beschäftigen.
Ferner erhebt dieser Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Im Falle der Rechtsunwirksamkeit eines der Paragraphen bleiben alle übrigen Paragraphen davon unberührt. Ich übernehme keine Haftung für geistige und körperliche Schäden, bei Lesen dieses Textes aufgetreten sind oder im Folgenden auftreten könnten.

Manche mögen einige Dinge anders sehen als ich hier, doch ich erhebe ja wie gesagt keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit, sondern freue mich über jede andere Sichtweise und Diskussion.

Wenn man hier angekommen ist, ist endlich Schluss. Ich hoffe, euch hat's gefallen und manch einer wird zum Nachdenken angeregt und man kann bald massenweise schöne Eigenbauten in der Bastelecke bewundern.

Cheers & Slainte
Tröte
 
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Sehr richtige Ausführungen die ich nur unterstreichen kann und leider nicht bewerten kann
Die interessante Frage ist jetzt eigentlich nur wann dein Selbstbauthread kommt :D
 
ich darf....aber nur weil ich erwähnt wurde...:D

Ne Spaß beiseite. Schön geschrieben und es steckt viel Wahrheit drin. Und jetzt bin ich auch gespannt auf einen Trötenbass!

btw: Ich glaube ich weiß von wem das erwähnte Zitat stammt...;)
 
ich darf....aber nur weil ich erwähnt wurde...:D

Ne Spaß beiseite. Schön geschrieben und es steckt viel Wahrheit drin. Und jetzt bin ich auch gespannt auf einen Trötenbass!

btw: Ich glaube ich weiß von wem das erwähnte Zitat stammt...;)

Ja....den Zitierten dürftest du kennen! ;) Danke für die Kekse!

Ich hoffe dieser Thread hilft manchen Grünschnäbeln ein bisschen über ihr Vorhaben nachzudenken! :)
 

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