Ein Versuch über Bach ...

turko
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Hallo Kollegen,

Zu den Jazz-Hörproben gehört das wahrscheinlich gerade nicht ... aber zu allen anderen Kategorien noch viel weniger ...

Heute hat es in meiner Spielwut den Bach´schen Choral „Jesus bleibet meine Freude“ erwischt. Ein Stück Musik, das ich seit eh und je unheimlich liebe.

Bach zu reharmonisieren ist (für mich) schwer: Gewisse harmonische Bewegungen in Sextakkorden kann man einfach nicht weglassen, weil sonst die Musik zu sehr „entstellt“ würde. Andererseits eignen sich Sextakkorde sehr wenig zur Reharmonisation. Und es fällt dann schwer, eine gute Ballance zwischen sextakkordischen Bewegungen und reharmonisierten grundständigen Akkorden mit Tensions zu finden ...

Naja ... am Besten wäre wahrscheinlich, man läßt Bach, wie er ist ... :) , aber wo bliebe da der Spaß ... ?

LG, Thomas


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hi schönes stück, ich würde es bestimmt mit latin pepp spielen :) gefällt mir sehr ich spiele auch ein stück von bach ? beethoven? I dont know. air on the g string als beispiel diente mir classical jazz quartet die haben wirklich tolle ideen. Meiner meinung nach nur meine Meinung und subjektiv würde ich es kürzen auf 32 oder 24 oder je nadh dem was angebracht ist. Das haben die auch bei classical jazz quartet mit beethoven geamcht bei air on the g string. Dann könnte man viel leichter wenn man nur noch 32 oder 24 takte zu hören versucht (auch leichter zu merken) drüber improvisieren. Mir persnölich zu lang oder ich kenne das stück nicht original bis zu ende :)

gruß
 
Bach zu reharmonisieren ist (für mich) schwer: Gewisse harmonische Bewegungen in Sextakkorden kann man einfach nicht weglassen, weil sonst die Musik zu sehr "entstellt" würde.
Ja, das stimmt. Aber Sextakkorde lassen sich auch reharmonisieren, z.B. manchmal auch durch Quartakkorde, je nach Situation eben.
Andererseits eignen sich Sextakkorde sehr wenig zur Reharmonisation. Und es fällt dann schwer, eine gute Ballance zwischen sextakkordischen Bewegungen und reharmonisierten grundständigen Akkorden mit Tensions zu finden ...
Du kannst Sextakkorde auch wunderbar mit Tensions einfärben, wobei man da sehr aufpassen muss um nicht den ästhetischen harmonischen Gesamteindruck zu zerstören.

Naja ... am Besten wäre wahrscheinlich, man läßt Bach, wie er ist ... :) ,
Aber hallo, so kenne ich Dich aber gar nicht :eek:

Apropo harmonische Ästhetik. Ich meine damit eine gewisse Konsistenz in der Wahl der harmonischen Ereignisse.

Bei Deiner Umsetzung, die mir ansonsten sehr gut gefällt, würde ich folgenden Stellen als harmonische inkonsistent bezeichnen:

00:13
00:57
00:58
01:26
01:31
01:38
02:10
02:37

Du siehst, es sind immer sehr "plagative" Akkorde, die zwar im Jazz ihren Platz haben, aber hier weniger angebracht sind.

Ich finde all die Stellen mit add9, versteckten b9's (ich liebe sie!), sus4 und sonstige Quartvoicings die Du anwendest hervorragend. Auch Pedals, ob Bass oder Diskant, Du hast leider keine davon eingebaut, passen zu Bach.

Apropo Quartvoicings. Hör' Dir mal in meinem Arrangement Takt 20 und 21 an. So in etwa stelle ich mir die Integration moderner Harmonik in Bachs Musik vor.

In melodischer Sicht gefällt mir an Deiner Ornamentik nicht der Schleifer. Einzelne Vorschläge wie z.B. beim Hammering ja, aber ein "3-kurze-Noten-Glisando" zur Zielnote passt irgendwie nicht in das Gesamtbild hier, so finde ich.

CIAO
CUDO
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Cudo,
danke für Deine - wie immer - fundierte Stellungnahme !

Ich habe mir gerade die Stellen, die Du als "harmonisch inkonsistent" bezeichnest, noch einmal angehört. Aber ich wußte schon während des Lesens, welche Stellen Du ganz sicher meinst ...

Was ich dazu sagen kann ist: Ja, sie S I N D inkonsistent. Nur sind das halt auch ganz "exponierte" Stellen. Und mein persönlicher Geschmack war halt der, daß gerade diese Stellen diese "unerwarteten Farbtupfer" "vertragen".

Ganz allgemein gesprochen sind wir uns wahrscheinlich einig, daß man bei der Reharmonisation von solch einer Musik recht vorsichtig an die Sache herangehen muß. Nichts ist leichter, als einen "schrägen" Akkord irgendwo einzubauen, der zum jeweiligen Melodieton paßt. Aber es ist erheblich schwerer eine Reharmonisation zu finden, bei der

- jeder Akkord zum vorangehenden Akkord und zum nachfolgenden Akkord "paßt"
- die Akkordverbindungen in sich schlüssig sind, genauso wie die darüberliegende Melodie in sich schlüssig ist
- eine (neue) Bassbewegung gefunden wird, die in sich schlüssig ist und zum selben nächsten "Etappenziel" (nächster Haupt-SchlüsselAkkord) hinführt ...

Letztlich geht´s ja darum, das GANZE (!) irgendwie neu zu verpacken. Dem GANZEN irgendwie eine neue Identität zu verpassen. Und nicht nur einzelnen Akkorden, oder einzelnen Taktgruppen daraus.

Deswegen wie gesagt meine "Vorsicht" dabei. Und deswegen die "harmonischen Inkonsistenzen" ... mein persönlicher Geschmack wäre gewesen, sie "passen" zum "neuen Gewand".

Im Moment bin ich unterwegs und habe keine vernünftigen Boxen an der Hand. Wenn ich das wieder habe, freue ich mich darauf, DEINE oben erwähnte Bearbeitung mal in Ruhe anhören zu können. Danach melde ich mich wieder ... :)

Alles Liebe einstweilen,
Thomas
 
very classical but gospely soul at the same time.

great job

Frankie
 
@ Frankie:
Thanks for your kind comment. Exactly THIS was my target: Leave it original where it should be left original ... modify it where a kind of modification "fits" ... and so create a new "identity" of this piece.

Of course ... thinks like "this fits" and "this fits not" are always highly subjectiv and depend completely on your own sense of taste ... :)

Best regards,
Thomas
 
Apropo Quartvoicings. Hör' Dir mal in meinem Arrangement Takt 20 und 21 an. So in etwa stelle ich mir die Integration moderner Harmonik in Bachs Musik vor.

CIAO
CUDO


Hi Cudo,

hab´s mir gerade - leider erst jetzt - in Ruhe angehört. EINIGE Male. Ich finde das wirklich KLASSE. Beeindruckend (an BACH ...) finde ich (wieder einmal), daß er mit "simpler" Zweistimmigkeit komplexeste harmonische Strukturen ganz schlüssig darstellen kann, ohne daß es einfach nach "Dreiklangszerlegungen" klingt ... phantastisch!

Zwei Dinge gefallen mir ganz besonders an Deiner Interpretation: Erstens: Das Ganze swingt irrsinnig !! (Spielst Du auch die Drums ?)

Zweitens: Es hört sich nicht wie "bearbeiteter Bach" an, sondern hat wirklich eine neue und in sich schlüssige Identität und Charakteristik. Wenn du weißt, wie ich das meine ...

Die einzige klitzeklitze kleine Kleinigkeit, die mir nicht so gefällt, sind die vorgezogenen Akzente auf 6+ in Takt 3 und 4 (und gleichartige). Beim ersten Mal anhören kommt das ein wenig "unvorbereitet" und irgendwie nicht ganz schlüssig. Zumindest für MEIN Empfinden --- bitte um Entschuldigung.


Aber wirklich: Große Klasse --- das macht echt Spaß, sich das in Schleife anzuhören !!!
**************

Nicht ganz das selbe, aber die meiner Meinung nach gelungendste "Interpretation" eines "klassischen" Stückes in einem modernen Musikstil ist jene des Händel´schen Halleluja von Mervyn Warren (CD: A soulful celebration). Kennst Du die zufällig ? Die finde ich GRANDIOS. Da bleibt wirklich auch kein Stein auf dem anderen ... aber nur dort, wo´s Sinn macht. Da treffen sich wirklich zwei Musikstile, und jede von beiden trägt ihre absoluten Stärken bei: Dir gekonnte formale harmonische und melodische Gesamtstruktur von Händel, und die rhythmische und harmonische Intensität bei gleichzeitiger Relaxtheit von moderner Gospelmusik. All das vereint in einem Musikstil, das am Ende fast wie ein eigener, NEUER Stil, klingt ...

Oje, ... bin schon wieder abgeschweift ...
Alles Liebe, Thomas
 
Hi Turko,

vielen Dank für Deine positive Kritik.

Das mit den Vorgezogenen überrascht mich, da es ja im Jazz nichts Außergewöhnliches ist. Aber das sind eben Hörempfindungen die sehr individuell ausfallen können.

Die Drums habe ich alle selbst eingespielt, bzw. programmiert.

Im Moment bin ich dabei neben den Noten des Eingespielten auch noch die Originalpartitur mitlaufen zu lassen.

Ich werde davon berichten.


CIAO
CUDO
 
Ja, diese "erweiterte Version" würde mich dann auch sehr interessieren !

Das mit den vorgezogenen: Ich will jetzt um Himmels Willen keine große Sache daraus machen ... will´s nur noch mal kurz "präzisieren": Natürlich ist das eine Standard-Sache im Jazz und ich bin auch durchaus als Musiker und im Jazz-Hören und -Empfinden geübt genug, daß man über so etwas gar nicht weiter reden müßte.

Nur eben ganz konkret in DIESER Situation hat es mich irgendwie "überrascht" ... ich kann leider auch gar nicht mehr weiter erklären, warum. Vielleicht, weil die "Umgebung" nicht danach ist, oder weil sie so fast ohne "Vorbereitung" daher kommen ... ich weiß auch nicht. Ist auch Wurscht! :)

Alles Liebe,
freu´ mich schon auf die nächste Version!
Thomas
 

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