Elbazz 2015 - Eine kleine Nachlese

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Hallo zusammen,

wer war auch beim Elbjazz-Festival in Hamburg am vergangenen Wochenende? Mich würde mal interessieren, was Eure Highlights waren. Ich bin selbst zwar etwas unvorbereitet hingegangen und hatte dementsprechend auch ein paar Mal etwas Pech, insgesamt war ich aber echt beeindruckt von dem, was ich da so zu hören bekommen habe. Hier mal stichwortmäßig, was ich so entdeckt habe. Das meiste war wie gesagt ein echtes Vergnügen, einige Acts haben mich dagegen etwas ratlos gemacht.

Erlend Øye and The Rainbows - Tolle Show, live (noch) viel besser als erwartet. Ist mit sehr guter Begleitband unterwegs. Ich kannte vorher nur ein paar Songs, die ich in den letzten Jahren im Internet aufgeschnappt hatte. Die hatten mir zwar gut gefallen aber ich hielt ihn bis letztes Wochenende für etwas zu sehr gehypt. Nun nicht mehr.

Silvan Strauss presents The Urban Academy - Ziemlich cooler und origineller Fusion, sehr gut auf die Bühne gebracht. Unbegreiflich eigentlich, dass sie (mutmaßlich ohne Gage) auf der Hochschulbühne anstatt auf dem Festivalgelände spielen mussten. Vom Niveau her jedenfalls meilenweit jenseits dessen, was man von einigen der Etablierten auf den großen Bühnen gehört hat.

Edward Perraud Synaesthétic Trip - Experimenteller Avandgarde Jazz unter der Leitung eines französischen Percussionisten, der in seiner Heimat anscheinend schon lange kein Geheimtipp mehr ist. Muss man wirklich mal live gehört haben. Ich bin eigentlich kein ausgemachter Freejazz-Fan, aber die Musik von "Synaesthétic Trip" ist handwerklich perfekt und musikalisch sehr gut durchdacht. War sehr spannend in der Halle des Hafenmuseums hätte man während des Konzerts eine Stecknadel fallen hören können.

Ian Shaw - Der walisische Jazzsänger ist ganz klassisch mit Jazz-Trio aufgetreten. Gespielt wurden Jazz- und Popklassiker. War sehr schön und einwandfrei gespielt und gesungen, vielleicht aber doch etwas zu brav, um mit vielen anderen Acts mithalten zu können.

Monty Alexander & Harlem Kingston Express - Sehr cooler Mix aus Swing, Latin und Reggae in einer doppelten Bandbesetzung (eine Jazz- und eine Reggae-Rhythmusgruppe, die sich zum Teil abwechselten, zum Teil gemeinsam spielten). Musikalisch an sich kein Neuland, der rhythmische Mix war aber sehr unterhaltsam und das alles auf höchstem musikalischem Niveau. Unter dem Strich aber ein recht klassisches Vergnügen, das seine Wirkung beim Publikum nicht verfehlt hat,.

Marc Ribot's Ceramic Dog - Eine Art Post-Punk, gespielt von drei sitzenden Herren. Irgendwie ganz cool (vor allem in der alten Fabrikhalle, in der das Konzert stattgefunden hat), nach den ersten 15 Minuten dann aber doch sehr monoton für meine Ohren. Wohl eher Special Interest.

Diazpora Featuring Pee Wee Ellis - Pee Wee Ellis ist fast schon eine Saxofon-Legende. Der mittlerweile 75-Jährige hat lange für James Brown gespielt und dürfte vielen vom Namen vor allem als Komponist des Jazz-Funk-Klassikers "The Chicken" bekannt sein. Aufgetreten ist er als Gast der Hamburger Combo Diazpora, die eine Stunde lang genial groovenden, überwiegend instrumentalen Funk gespielt habt. Vom Konzept ein wenig wie Nils Landgren's Funk Unit, vom Sound sehr stark in der James-Brown-Tradition. Und Pee Wee Ellis spielt immer noch sehr sehr gut Sax.

LaBrassBanda - Eine relativ große Formation, die offensichtlich süddeutsche Blasmusik und Funk-Jazz verbinden will. Scheint wohl schon einige Jahre relativ erfolgreich unterwegs zu sein aber zumindest am letzten Wochenende ist für mich nicht so ganz durchgekommen, warum das so ist. Gespielt wurden relativ simple und stereotypische Funkjazz-Instrumentals, zwar ganz annehmbar gespielt aber meist dröge arrangiert und eher mit Schulband-Feeling. Dazu versuchte der Frontmann, eine Art Kabarett-Show durchzuziehen, indem er durch die ganze Show hinweg (und sehr oft die einzelnen Stücke unterbrechend) die Tatsache strapazierte, dass hier studierte Jazzmusiker zünftige Blasmusik spielen. Wäre in einem kleinen Bierzelt vielleicht sogar halbwegs unterhaltsam gewesen aber für mich ist das Ganze sehr schlecht durchdacht und holprig herübergekommen, vor allem, weil das ganze musikalisch und handwerklich dabei doch sehr dem hinterher hinkte, was man auf den anderen Bühnen so zu hören bekam. Den Slot zur Prime Time auf der Hauptbühne hätten sich viele andere eher verdient.

Yemen Blues - Fusion, verbunden mit orientalischen Elementen. Klingt erstmal wie etwas, was man schon oft genug gehört hat. Das Quartett, das für mich den Abschluss des Festivals gebildet hat, hat mich aber dann doch ziemlich von den Socken gehauen. Sowohl handwerkliches Können als auch gemeinsame Spielfreude waren wirklich ein Genuss und die ganze Show sehr mitreißend. Am meisten beeindruckt hat mich der Pianist.

Matthis Rasche Quintett - Ebenfalls eine Combo auf der Hochschulbühne. Spielt ganz klar im Sound des Modern Jazz der 50er Jahre (dabei größtenteils Eigenkompositionen), webt aber dezent neue Fusion-Stilistiken mit ein. Kam im Kontrast mit den anderen Festival-Acts etwas brav rüber, war aber sehr gut gespielt und hat mir gefallen. Weiter so!
 
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