Zu weich, echt? Ich hätte jetzt eher gedacht, dass das (Thomann 2.0) Blatt zu hart für meine untrainierte Embouchure ist, da ich mir fast die Unterlippe kaputt beißen muss um überhaupt einen Ton herauszubekommen... Mit welcher Stärke fängt man denn so auf einem 4C an?
Das "zu weich" mache ich am gehörten Klang fest. Der Ton "scheppert". Das passiert, wenn das Blatt beim Schwingen die volle Länge bis zur Blattspitze auf die Bahn aufschlägt. Das schneidet die Schwingung quasi an der oberen Rundung gerade ab. Bahnlänge/Öffnung/Blattstärke passen dann gut, wenn das auch beim "sehr laut" spielen nicht passiert. Idelaerweise sollte das dann auch die Kombination sein, mit der man ohne Kraftanstrengung spielen kann und die Luft gut ausreicht um eine Phrase ohne absetzen durch zu spielen aber auch keine verbrauchte Restluft mehr in der Lunge bleibt, die man vor dem nächsten Atemzug erst ausatmen muss. Gerade als Anfänger kriegt man nicht alle Forderungen gleichzeitig erfüllt.
Das mit der Lippe "kaputt beißen" ist ein häufiges Problem bei Einsteigern. Am Alto schlimmer als am Tenor. Das solltest Du sehr bald ablegen, weil sich das sonst verinnerlicht. Es ist nicht nötig, dass man sich das "durchbeißt" bis es irgendwann nicht mehr weh tut. Das ist ein Zeichen, dass man es JETZT schon falsch macht. Eines der Dinge, die man mit einer Person an der Seite besser in den Griff bekommt als mit reinem Video Material, weil dort ja keiner sehen kann was Du machst um zeitnah korrigierend einzugreifen. Gerade am Tenor soll die Lippe das Blatt nur halten und abdichten. Schwingen soll es durch den Luftstrom aus der Lunge (nicht dem Kehlkopf). Die Luft muss man da durch hauchen oder durch husten. Letzteres natürlich nicht wörtlich, sondern soll eine Vorstellung vom Luftstrom geben der nötig ist. Reichlich und durchaus kräftig, aber eben gleichmäßig. Der Ton wird mit der Zunge gestartet und gestoppt, nicht mit dem Zwerchfell.
Da geht schon einiges an Luft durch ein Tenor, auch bei einem doch recht engen 4C. Wenn das 2er Blatt so nicht schwingt, dann wird es meist zu fest(!) gehalten. Ein "2er Blatt" sollte eigentlich für den Anfang schon passen. Wobei "2er" leider keine endeutige Maßangabe ist. Je nach persönlicher Anatomie kann aber auch am Anfang ein 1,5er den Einstieg erleichtern. Davon braucht man aber kaum mehr als eins oder zwei, ehe das definitiv und erkennbar zu leicht wird. Ich kann mich noch gut an meine Anfänge und die zugehörigen Lippen Probleme erinnern. Wenn es wirklich nicht anders geht: eine halbe Stärke weniger. Nicht beißen! Eher beizeiten aufhören 10 Minuten können am Anfang schon recht lang sein.
Muskelaufbau dauert naturgemäß länger als einem lieb ist. :-( Aber Saxophon ist kein Kraftsport. Die Lippe wird zur Kontrolle benötigt, nicht um damit Nüsse zu knacken.
Macht es eigentlich Sinn sich als Anfänger schon ein synthetisches zu besorgen?
Ganz am Anfang ist das schwer und vor Allem teuer. Die Blätter halten deutlich länger als Deine Stärken Vorliebe. Und man muss die richtige Stärke ja erst einmal finden. Mit Holzblättern ist es billiger die jeweils nötige Stärke zu ermitteln.
Im ersten halben Jahr wirst Du mit sicherheit eine halbe Stärke mehr beim Blatt zulegen, bis Du ein angenehmes Spielgefühl hast. Dann würde ein Kunststoffblatt technisch praktisch sein, weil das diese Stärke sehr lange behält. Holzblätter sind als Naturprodukte teilweise untereinender etwas unterschiedlich, teilweise von einem Tag zum anderen auch. Manch einer fühlt sich sicherer mit der Gerwissheit, dass das Blatt jeden Tag exakt gleich ist und Unterschiede daher zwangsläufig vom Spieler bzw. der mangelnden Übung kommen. Für andere ist es wichtig, die Widrigkeiten des Lebens genau so zu nehmen wie sie kommen und zu lernen damit umzugehen.
Die ersten Monate würde ich auch am Klang gar nicht so viel herum experimentieren. Der ändert sich spieltechnisch viel zu viel als dass verschiedene Blattsorten hier zu konsistentern Ergebnissen führen können. Jetzt am Anfang ist es erst einmal wichtig, dass sich das Spiel angenehm und wiederholbar gestaltet. Dann hat man Freiraum, sich auf die unausweichlichen Probleme zu konzentrieren.
Allerdings kann ich zu den "Thoman Blättern" nichts sagen. Die kenne ich nicht persönlich und weiß nicht, wie sie im Vergleich zu anderen Blättern zu werten sind. Die Maßangaben sind ja keineswegs genormt. Das Einzige was man relativ sicher sagen kann ist, dass aufsteigende Numerierung innerhalb der spezifischen Blattsorte jeweils härtere Blätter angibt. Ein 2er Thoman, ein 2er D'addario (xxx), und ein 2er Vandoren (xxx) ist garantiert unterschiedlich zu spielen. Vergleichstabellen helfen etwas, aber nur "etwas". Mit ungeübter Lippe sind die Anweichungen deutlicher zu spüren als mit trainiertem Ansatz.