Hi browni,
zuletzt hast Du ja den Duncan JB ins Spiel gebracht. Davon würde ich ehrlich gesagt schon mal abraten, viel zu viele penetrante Mitten und Output.
Für den AC/DC und den EVH-Sound (soweit Du den frühen Eddie auf den VH I- und VH II-Scheiben meinst) eignen sich am besten etwas schwächere Pickups in PAF-Manier. Unter denen gibts ja nun auch Unterschiede, also sollte es kein Vertreter der "weich und warm"-Fraktion sein, sondern eher einer aus der klaren, knalligen Richtung. Das heißt in aller Regel, dass ein AlNiCo V-Magnet drin sein sollte. Der Widerstand sollte im gehobenen PAF-Bereich liegen, aber nicht ganz am obersten Rand, also so um 8,5 KOhm. Ich hab zB einen Gibson Classic 57+, der hat 9,07 KOhm und einen AlNiCo II, den würde ich für sowas eher nicht nehmen. Generell ist ein PU mit zu vielen Mitten eher kontraproduktiv für das angepeilte Ergebnis. Eddie hatte damals einen PAF aus einer ES-335 ausgebaut und in seine Strat gesteckt, Angus hat eine SG aus den End-60ern, bei denen die PUs auch nicht gerade fett waren.
Klar ist, dass der Angus-Sound am schwersten zu treffen sein wird. Eine Strat ist halt eine total andere Gitarre als eine SG. Konstruktion, Mensur, Holz, alles ganz anders. Andererseits funktionieren AC/DC-Songs (und ähnlich rotziges) eigentlich immer gut, wenn 1. die Band gut groovt und nicht zu viel spielt und 2. der Sound nicht zu stark verzerrt ist. Ist das der Fall, gehts zur Not auch mit ner Tele gut.
Prima HB sowohl für Angus- als auch frühe Eddie-Sounds sind meiner Meinung nach der Rockinger PAF-ECT (günstig und gut, schön knallig) und der gute alte Duncan SH-1; besonders gut gefällt mir persönlich der Dimarzio 36th Anniversary PAF Bridge (DP223F). Untenrum schön konkret, hat guten Biss und erstaunlich viel Output, aber ist nicht zu fett. Sehr transparent und mit guter Saitentrennung, einfach ein sehr vielseitiger PU. Ein weiterer Vorteil ist, dass er auch gesplittet erstaunlich gut klingt, was Du für die Gilmore-Sounds (
ganz andere Welt) unbedingt nutzen solltest.
Eine Ausnahme von der AlNiCo II-Regel wäre übrigens noch der Duncan Pearly Gates (in dem Fall als Trembucker), der sehr transparent klingt und jeglichen Matsch im Ansatz unterbindet. Witzigerweise war der übrigens in der sündteuren Custom Shop-Angus Young-SG eingebaut, und nicht etwa der Angus Young-HB (den er offensichtlich in überhaupt keiner Gitarre hat...). In einer Strat könnte er aber schon zu viel des Guten sein, das hängt vom Holzton ab. Ist es eine eher brillante Strat, würde ich den Dimarzio auf jeden Fall bevorzugen, hat sie gute Bässe, aber klingt vielleicht etwas belegt, könnte der PG Abhilfe schaffen.
Was für alle diese PUs gilt: für die Hals Position gibts ein passendes Modell, das würde ich dann auch wählen, weil es einfach am besten passt. Ich bin aber ehrlich gesagt skeptisch, ob das überhaupt sinnvoll ist, da komme ich noch dazu.
Als Mittel-PU willst Du ja gerne einen HB im SC-Format. Ich gehe mal davon aus, dass Du jetzt nicht solche meinst, die einen großen HB nachmachen sollen, sondern einen Strat-Ton ohne Brumm produzieren. Hier kann ich Dir die Dimarzio Area-Serie wärmstens empfehlen, mMn das Stratigste, was man in diesem Bereich zu bezahlbaren Preisen kriegt. Kinman, Fralin etc. lasse ich von daher mal außen vor.
Der Area 61 würde outputmäßig ganz gut passen, ebenso der '54 Pro und der Virtual Vintage Blues. Alle drei klingen sehr gut, wobei der Area 61 der brillanteste ist und der Blues der Mittigste, etwas rotzige. Der '54 Pro liegt so in der Mitte. In einer Standard-Erle-Strat, die weder besonders brillant noch matt klingt, würde ich für Gilmour-Sounds den '54 Pro empfehlen. Was ganz sinnvoll wäre, wäre ein Push-Poti, um StegPU und MittelPU zu splitten, oder einen speziellen 5-Weg-Schalter zu nutzen, der beide beim Zusammenschalten automatisch splittet. Dann wäre die Zwischenposition authentischer und dennoch brummfrei. Voraussetzung ist allerdings die richtige Polung. Von daher wäre der Dimarzio PAF Bridge auch am Steg das Mittel der Wahl, denn dann könntest Du mal beim Dimarzio-Support anfragen, welche Ausführung der MittelPU haben muss. Das steht zwar nicht auf der Website, aber Dimarzio stellt den PU auf Wunsch auch in umgekehrter Polung und Wicklung her, damits beim gesplitteten Zusammenschalten wieder passt. Meines Wissens kostet das auch keinen Aufpreis, aber sollte eben nachfragen und das dann als komplettes Set bestellen.
Das Zusammenfügen von Dimarzios und Duncans trifft öfters auf Probleme mit der Polung, manchmal muss man bei einem Humbucker dann den Magneten ausbauen und umdrehen, aber das führt jetzt zu weit...
Auch von Duncan gibt es aber eine neue Generation brummfreie SCs, den Classic Stack Plus und einige andere Variationen. Die würden sich vom Zusammenarbeiten sicher anbieten, wenn Du Dich für einen Duncan-Humbucker entscheidest. Dazu kann ich aber nix näheres sagen, da ich sie noch nicht gespielt hab. Auch dort kann man Dir sicher ein bestimmtes Set empfehlen, erfahrungsgemäß antworten die Support-Leute dort auf E-Mail Anfragen immer zügig und kundig.
Zuletzt will ich nochmal auf den HalsPU zurück kommen. Ich würde hier eigentlich eher einen weiteren brummfreien SC empfehlen. Angus und Eddie sind ja nicht unbedingt für ihre HalsPU-Sounds bekannt geworden, während zu einem guten Gilmour-Sound unbedingt auch ein Strat-Neck-Sound gehört. Den bekommt man so auch mit einem gesplitteten HB nicht wirklich hin. Hier würde ich nachdrücklich zu sowas wie dem Area 61 raten, ein wirklich toller HalsPU, wie ich finde. Willst Dus ganz flexibel, könntest du immer noch ein Push-Poti einbauen, das Mittel-Und HalsPU in Reihe schaltet. Die Reihenschaltung verwende ich in meiner Strat und benutze sie sehr gerne, weil sie einem Humbucker am Hals wirklich sehr nahe kommt. Sehr gut für diese Slash-HalsPU-Sounds.
Ja, ich weiß, das ist jetzt alles eine Menge Denk- und Lötarbeit, aber wenn es sauber gemacht ist, hast Du eine extrem flexible Strat, die Deinen doch sehr gegensätzlichen Soundidealen sehr nahe kommt und auch bei ordentlich Zerre wenig Nebengeräusche produziert.
Ach ja, eins noch: sowohl EVH als auch David Gilmour haben ihre klassischen Sounds mit Maple-Necks geprägt. Der Einfluss des Griffbrettmaterials ist nicht zu unterschätzen, wenn Dich das auch ein Stück weiter vom Angus Young-Sound entfernen würde. Auf Knopfdruck die Holzsorte wechseln get aber halt noch net, da wirst Du Dich also entscheiden müssen. Tendenziell würde ich aber sagen, dass es bei verzerrten HB-Sounds weniger deutlich rauszuhören ist als bei den typischen Strat-Sounds. Als Korpusmaterial würde Gilmour nach Erle oder Esche und Eddie eher nach leichter Esche verlangen, während Mahagoni so etwas die SG beschwören würde. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass letzteres dem Eddie- bzw. Gilmour-Sound doch sehr im Wege steht. Ich hab mir eine Warmoth gebaut, die auch wirklich toll ist, aber trotz EVH-Pickup kommt das nicht in die Nähe, die hohen Mitten dominieren da schon sehr deutlich. Ich würde als bestem Kompromiss zu Erle raten, die klingt ausgeglichener als Mahagoni, hat aber etwas mehr Wärme in den Mitten als Esche.
Gruß, bagotrix
