Feedback zu Eigenbau mobile Gesangskabine / Sprecherkabine (300-500€)

Davinat0r
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Hallo zusammen,

ich plane, mir fuer meine Mietwohnung eine (semi-)mobile Gesangskabine à la Isovox 2 - nur größer, nicht ganz so grottig und guenstiger - zu bauen.
Da es in meiner Wohnung keinen vorgesehenen Platz fuer eine Gesangskabine gibt, fällt eine Vollformat-Gesangskabine raus und das Teil muss in 5 Minuten auf- und abbaubar und verstaubar sein.
Da fuer mich die Außendämmung sehr wichtig ist, reichen auch normale Raumakustikverbesserungen nicht aus.
Diverse Videos und Forenthreads, die die Isovox 2 zerreißen oder von einem Eigenbau abraten, habe ich gesehen und möchte die meisten Unzulänglichkeiten der Isovox im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten ausgleichen.

Einsatzzweck:
männliche Stimme
  • Rockgesang
  • Rap
  • Sprachaufnahmen (Hörbuch, ...)
auf Hobby-/Demo-/Indie-Produktionsniveau mit einem RODE NT1-A.

Meine Ziele sind in folgender Reihenfolge:
  1. mir in meiner Mietwohnung die Seele aus dem Leib schreien, ohne dass die Nachbarn die Polizei rufen (also Dämmung)
  2. sehr trockene Sprachaufnahmen (Dämpfung)
Ich möchte mir hier von Euch Feedback zu meinem Entwurf einholen, da meine Akustikkenntnisse begrenzt sind.
Ich weiß, was Dämmung, Dämpfung, Frequenzen, Wellenlängen, stehende Wellen, Kammfiltereffekt, Reflektion, Absorption und Schallschnelle sind, darueber hinaus wird es duenn.
Akustik auf so begrenztem Platz, wie beispielsweise bei der Isovox, ist immer suboptimal. Deshalb werte ich das Projekt als Erfolg, wenn die Akustik nur minimal besser als bei der Isovox ist.

Ich sehe folgende Probleme bei der Isovox 2, und versuche so, sie abzumildern:

Platzmangel im Innern:
Mein Entwurf hat 2,5 mal mehr Volumen im Innern als die Isovox

Hitze und Luftmangel im Inneren:
Das Plus an Volumen und insbesondere mehr Platz zwischen Kopf und Decke

Preis
Mein Entwurf kommt mit ca. 380€ aus im Vergleich zu 900€ fuer die Isovox.

Dämmung:
Die Außendämmung der Isovox mit ihren 4cm Schaumstoff(?) ist manchen Videos und Reviews nach schon beträchtlich und ausreichend gut. Ich möchte das durch eine Außenhuelle von 1cm MDF und exorbitant viel Basotect noch weiter verbessern, sofern das bei einer Öffnung unten ueberhaupt noch relevant ist. Etwas besser als die Isovox reicht.

Boxyness (stehende Wellen, Resonanzen bei 120-300Hz, Kammfiltereffekt)
Die Isovox hat parallele Wände, wodurch sich stehende Wellen bilden, mein Entwurf hat kaum parallele Wandfläche und hat zudem einen viel größeren Innenraum.
Außerdem sind die 4cm Schaumstoff(?) viel zu duenn, um Frequenzen im Bereich 120-300Hz (bei 110-120Hz habe ich meist einen Low Cut drin) ausreichend abzumildern. Aus dem Grund sind alle Wände vollständig mit 10cm Basotect ausgekleidet. An der Front, wo ein Großteil der Energie zuerst auftrifft, sind es 20cm Basotect. Ich weiß, dass es eigentlich 40cm sein muessten, um das Meiste direkt zu schlucken, aber wie gesagt: Die Wirkung sollte schon ein gutes Stueck besser als bei der Isovox sein. Bei der Isovox versuchen Einige mit EQ oder einem Multiband-Kompressor in dem Bereich zu tricksen. Da die Resonanzen allerdings so deutlich sind, ist auch der Eingriff deutlich wahrnehmbar. Ich hoffe, dass ich bei meiner Variante wesentlich dezenter bis gar nicht mehr eingreifen muss.

Mir ist bewusst, dass eine bessere Außendämmung als bei der Isovox durch die MDF-Außenhuelle wieder mehr Reflektionen im Inneren bedeutet. Ich hoffe die 10-20cm Basotect reichen aus, um das zu kompensieren.
Dass das ganze beim Singen zu tot klingen könnte, ist kein Problem. Mir ist klar, dass ich da drin mit Kopfhörer singe und mein Interface einen Raum auf das Monitorsignal legen muss.


Mein Entwurf:

MDF-Platten mit Basotect ausgekleidet. Jeweils zwei Seiten sind mit Scharnier verbunden (Grundplatte und Seite, Deckenplatte und Rueckseite, Frontplatte und Seite). Die Drei Komponenten werden mit Schnappverschluessen verbunden und auf einem PA-Ständer montiert.

B x T x H: 100cm x 102cm x 72cm
Gewicht: 33kg (29kg MDF)
Preis: 380€ -> 210€ Basotect: (7 Stueck x 100cm x 50cm x 10cm); 100€ MDF-Zuschnitt, 70€ Hardware (Scharniere, Schnappverschluesse, Flansch fuer PA-Staender, LED-Strip)

Auf den Ansichten, sind fuer den Größenvergleich eine 1,82m hohe 3D-Figur und ein GMK-Mikrophon abgebildet. Scharniere, Schnappverschluesse, LED-Strip und PA-Stand sind nicht drauf.

Wireframe von oben:

top wireframe.PNG


Wireframe von rechts:

side wireframe.PNG


Wireframe von vorne

front wireframe.PNG


Wireframe diagonal:

diagonal wireframe.PNG


Optik von rechts ohne Seitenwand

side perspective material.PNG


Der Flansch fuer den PA-Stand wird in die Bodenplatte am Schwerpunkt (irgendwo zwischen Mikro und Kante eingesetzt. So sollte die Belastung auf den PA-Stand ( https://www.thomann.de/de/gravity_sp_5211_b_speaker_stand.htm ) zentrisch sein und das Stativ nicht zu sehr in den Fueßen stehen.

Ich bin fuer euer allgemeines Feedback dankbar, habe jedoch auch ein paar konkrete Fragen:
  • Die MDF-Platten liegen Kante an Kante, nicht Fläche auf Fläche. Das liegt zum einen daran, dass die Platten nicht rechtwinkllig zueinander sind, zum anderen sollen die Scharniere ja nicht blockieren, wenn das Ding auseinandergeklappt wird (aus dem selben Grund werde ich an den drei Kanten, wo Scharniere sind auch etwas vom Basotect-Material wegnehmen muessen). Wie viel wird das von der Außendämmung wegnehmen? Lohnt sich hier teures aufwändiges Winkelsägen?
  • Ist die perfekte Dämmung des MDF ueberhaupt relevant, wenn das Ding rund um den Sänger unten offen ist? Die Isovox scheint ja trotz der Öffnung unten und duenner Wände auch schon okay zu dämmen.
  • Reichen hier vielleicht auch 5mm MDF?
  • Denkt ihr die 20cm Basotect in Sprechrichtung reichen, um das Schlimmste zu verhindern, oder soll ich lieber 30cm einsetzen (auf Kosten der Frischluft)?
  • Das relativ kleine Stueck Bodenplatte ist im aktuellen Entwurf parallel zur Deckenplatte. Denkt ihr, das macht akustisch bei mir alles zunichte?
Vielen Dank fuer eure Hilfe!
 
Eigenschaft
 
Mein Entwurf kommt mit ca. 380€ aus im Vergleich zu 900€ fuer die Isovox.

Hab noch nicht den ganzen Startpost gelesen, aber an dieser Stelle stolpere ich schon, denn diese Isovox wird was reine Materialkosten angeht (und darauf werden sich die von dir angegebenen 380€ beziehen) auch nicht kosten. Gerne werden Kosten wie Entwicklung und Vertrieb und nicht zuletzt Gewinnmargen auf diversen Stufen vergessen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ah OK, fertig gelesen. Fazit: Ein erneuter Versuch die Gesetze der Physik aus den Angeln zu heben. Ein nettes Bastelprojekt, aber zuviel würde ich mir nicht erwarten. Und jetzt bitte nicht nach konkreten Kritikpunkten fragen, die hast Du doch wahrscheinlich schon alle bei deiner Recherche gelesen.
 
Ich habe tatsächlich mal so ein Ding live erlebt (sogar in etwa der gleichen Grösse), aus Sperrholz mit speziellem Akustik-Schaumstoff ausgekleidet, Reduktion vermutlich um 60dB.
(die Box umhüllte einem Messer-Rotor mit dem eine laufende Papierbahn 'abgeschlagen' wurde)
'Ohne' hatte man das Gefühl neben einem startenden Helikopter zu stehen, 'mit' konnte man sich normal unterhalten, echt krass...
Aber: das Prinzip war dort gezielte Auslöschung von Frequenzen, die bei Nenndrehzahl der Mascine entstanden.
Breitbandig funktioniert so etwas natürlich nicht.

Deswegen nutzen alle die Raum-in-Raum Methode bei entsprechender Masse der Umüllung.
Das funktioniert pegelmässig 100% wie du es dir vorstellst, ist aber weder mobil noch billig.
Ein Bekannter gibt in so etwas Saxophon Unterricht, aber bereits bei rund 3x3m Innenfläche ist das ein klaustrophobisches Erlebnis mit einer sehr (!) eigenartigen Tonwahrnehmung und Raumklima bzw Belüftung sind ein echtes Problem.
Niemand würde sich das freiwifllig antun, wenn es anders ginge... ;)
 
Vielen Dank euch fuer's schnelle Antworten!

Fazit: Ein erneuter Versuch die Gesetze der Physik aus den Angeln zu heben.
Hmm, da widerspreche ich dir. Um mein Ziel zu erreichen, ein kleines bisschen besser zu werden als die (zugegebenermaßen suboptimale) Isovox, werde ich vermutlich nicht die Gesetze der Physik aus den Angeln heben muessen.

Ein nettes Bastelprojekt, aber zuviel würde ich mir nicht erwarten.
Ok, dann weiß ich, wo ich dran bin. In den aktuellen Zeiten vielleicht nicht schlecht, ein nettes Bastelprojekt zu haben :)

Niemand würde sich das freiwifllig antun, wenn es anders ginge...
Wenn es anders ginge, wuerde ich es mir auch nicht antun ;-)

Deswegen nutzen alle die Raum-in-Raum Methode bei entsprechender Masse der Umüllung.
Das funktioniert pegelmässig 100% wie du es dir vorstellst, ist aber weder mobil noch billig.
Das regt mich eher zum Nachdenken an. Vielleicht ist das in meinem Eröffnungspost und im Titel falsch ruebergekommen, dass es unbedingt mobil und billig sein muss.
Mit "mobil" meinte ich eher "zerlegbar", nicht dass es leicht durch die Gegend zu schleppen ist. Wenn die Kabine am Ende aus 10 Komponenten a 50kg besteht, dann werde ich sie zwar kaum jeden Abend abbauen, aber wenn es mal sein muss, dann eben schon. Wenn du mit Raum-in-Raum-Methode meinst, dass eine Gesangskabine zwingend an dicken Seilen in der Decke verankert werden muss, dann seh ich da eher schwarz. Aber wenn es nur ein wenig den Schall blockiert und noch ein bisschen Gesang bei den Nachbarn ankommt, ist das auch nicht tragisch.
Vielleicht ist so eine Vollformatkabine mein Plan B, wenn ich mit Versuch A komplett unzufrieden bin. 500kg und 2000€ sollten auch noch verschmerzbar sein.

Und jetzt bitte nicht nach konkreten Kritikpunkten fragen, die hast Du doch wahrscheinlich schon alle bei deiner Recherche gelesen.
Ich hatte eher auf Kritikpunkte à la "Das wird nicht mal das schlechte Niveau der Isovox erreichen, weil du Aspekt xyz uebersehen hast" gehofft. Dass solche Teile grundsätzlich extrem suboptimal sind, habe ich ja schon geäußert.

Ich warte mal ab, ob in die Richtung was kommt, ansonsten gehe ich das Bastelprojekt bald mal an. :)
 
Das, was du vorhast, ist höchstwahrscheinlich besser als die Isovox.
Warum die das so nicht bauen, hat vmtl. ganz schnöde wirtschaftliche Gründe. Von den meisten potentiellen Käufern
beschäftigt sich keiner soweit mit der Materie wie du. Die wollen eine schnelle, billige Lösung, an die sie glauben können. Mehr Qualität würde sich vmtl. schädlich aufs Geschäft auswirken.
Aber,
es bleibt eine halbgare Lösung des Problems, weswegen die meisten hier sich ablehnend äußern.
 
Mit "mobil" meinte ich eher "zerlegbar", nicht dass es leicht durch die Gegend zu schleppen ist. Wenn die Kabine am Ende aus 10 Komponenten a 50kg besteht, dann werde ich sie zwar kaum jeden Abend abbauen, aber wenn es mal sein muss, dann eben schon.
...
Vielleicht ist so eine Vollformatkabine mein Plan B, wenn ich mit Versuch A komplett unzufrieden bin. 500kg und 2000€ sollten auch noch verschmerzbar sein.
Die Seitenelemente einer professionellen Kabine mit 2m Innenhöhe wiegen um 80kg pro Stück, die von mir erwähnte (beim Umzug eines Bekannten 'kennengelernt') hatte ein Gesamtgewicht von rund 3 t, Neupreis um 10k €. Iirc hat er sie für etwa ein Drittel aus dem Bestand einer Schule übernehmen können.
Die Seiten-Elemente haben ein langezogenes 6-Eck-Profil: in der Mitte ca 15 cm Stärke, am Rand um 10cm. Diese Winkel sind essentiell für den Ton innen, sonst entstehen starke Resonanzen.
(nur damit du ein paar Anhaltspunkte hast)
Ich kenne auch seinen vorigen Selbstbau - da lagen akustisch Welten (!) dazwischen.
'Raum in Raum' bedeutet nicht berührungslos, sondern dass der Innenraum akustisch nahezu komplett von der Umgebung isoliert ist.
 
Das, was du vorhast, ist höchstwahrscheinlich besser als die Isovox.
Warum die das so nicht bauen, hat vmtl. ganz schnöde wirtschaftliche Gründe. Von den meisten potentiellen Käufern
beschäftigt sich keiner soweit mit der Materie wie du. Die wollen eine schnelle, billige Lösung, an die sie glauben können. Mehr Qualität würde sich vmtl. schädlich aufs Geschäft auswirken.
Aber,
es bleibt eine halbgare Lösung des Problems, weswegen die meisten hier sich ablehnend äußern.
Ok, danke!

Die Seitenelemente einer professionellen Kabine mit 2m Innenhöhe wiegen um 80kg pro Stück, die von mir erwähnte (beim Umzug eines Bekannten 'kennengelernt') hatte ein Gesamtgewicht von rund 3 t, Neupreis um 10k €. Iirc hat er sie für etwa ein Drittel aus dem Bestand einer Schule übernehmen können.
Die Seiten-Elemente haben ein langezogenes 6-Eck-Profil: in der Mitte ca 15 cm Stärke, am Rand um 10cm. Diese Winkel sind essentiell für den Ton innen, sonst entstehen starke Resonanzen.
(nur damit du ein paar Anhaltspunkte hast)
Ich kenne auch seinen vorigen Selbstbau - da lagen akustisch Welten (!) dazwischen.
'Raum in Raum' bedeutet nicht berührungslos, sondern dass der Innenraum akustisch nahezu komplett von der Umgebung isoliert ist.
Das ist hilfreich, vielleicht kann ich in Zukunft noch Raum schaffen, um stationär etwas schwereres aufzustellen.
 

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