Frage an Flötisten, Klarinettisten und Oboisten zu Vierteltönen

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Liebe Isten,

ich habe in einigen vergangene Kompositionen Vierteltöne für die jeweiligen Instrumente geschrieben. Nun weiß ich zwar, dass diese für gewöhnlich "mit dem Ansatz" (per leichtem Eindrehen?) umgesetzt wurden und werden, allerdings nicht genau, wie dies im Detail funktioniert. Ich tippe jedoch darauf, dass es sich hierbei um ein Verfahren handelt, welches sich vor allem für Vierteltöne im langsamen Tempo eignet, und nicht für schnelle Tonfolgen.

Mir sind diverse Grifftabellen für Vierteltöne bekannt, und mich würde interessieren, ob diese eine Möglichkeit bieten, schnelle Vierteltonfolgen - etwa im Kontext von Läufen - zu realisieren? Wie kompliziert sind diese Griffe, und was bedeutet dies für das Tempo?

PS: Und gehe ich richtig davon aus, dass ich nicht davon ausgehen kann, dass ihr diese Griffe im Gedächtnis habt und ich sie also in die Partitur schreiben müsste?

:D

Danke für jede Antwort,

SM
 
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Hallo!

Bei einigen Tönen kann man Hilfsgriffe verwenden. Die können jedoch aber auch bei einigen Instrumenten variieren. Also von Hersteller zu Hersteller anders sein.
Schau dir z.B. mal dazu die Grifftabelle von Peter Wespi an! Also bringt es nichts diese in die Stimme einzutragen. Einige Vierteltöne gehen aber auch durch den Ansatz, wie du schon sagtest.
Solche in einen Lauf zu schreiben ist eher unpraktikabel. Wenn es ein schneller Lauf ist, dann ist das schon sehr hohe Kunst. Mit halben Klappen ist zwar auch schon viel machbar, jedoch die Genauigkeit leidet dann darunter.
Für welchen Zweck sollen die Vierteltöne sein? Effekt oder Klang?

LG
Dan
 
Hi!

Allein durch Ansatz werden die Vierteltöne nie "rein", also richtig klingen, es wird alles relativ "geschmiert" klingen, würde ich jetzt mal sagen (bin saxophonist). Dafür kann man mit dem Ansatz wirklich jeden Viertelton, der innerhalb der Range des Instruments liegt, spielen. Für Saxophon gibt es auch für jeden einen Griff, ich kenn auch ein paar Leute, die damit spielen/improvisieren und komponieren. Hör dir mal beispielsweise Hayden Chisholm an, zumindest auf dem Saxophon ist es praktikabel, auch in hohen Tempi.. Sollte wohl auch auf anderen Holzblasinstrumenten gehen. Vielleicht gibts hier Leute aus dem Bereich Neue Musik, die was dazu sagen können?

Grüße
Philippe
 
.... zumindest auf dem Saxophon ist es praktikabel, auch in hohen Tempi..

Aber nur, wenn dir die Sachen geläufig sind. Je nach Sax können auch nicht alle Griffe angewandt werden. Es hat halt bei den Holzblasinstrumenten nunmal mit dem Tonlochnetz zu tun. Das unterscheidet sich sogar bei einem Hersteller zwischen den Modellen!!!
 
PS: Und gehe ich richtig davon aus, dass ich nicht davon ausgehen kann, dass ihr diese Griffe im Gedächtnis habt und ich sie also in die Partitur schreiben müsste?

Von jemandem, dem du einen Griff in die Noten schreiben musst würde ich nicht erwarten, dass er Vierteltöne gut (genug) umsetzt. Wie tmbdan schon schreibt, ist das von Instrument zu Instrument unterschiedlich, und wer sich mit Vierteltönen auseinandersetzt muss mit seinem Instrument selbst nach den optimalen Griffen suchen.

Es kommt drauf an, für welches Ensemble du schreibst, aber die Chancen stehen gut, dass sich der Großteil der Musiker mit diesem Thema noch kaum beschäftigt hat. Das bedeutet natürlich, dass du den Musikern einiges an Arbeitsaufwand aufbürdest... das muss dir bewusst sein, man macht sich mit solchen Sachen glaube ich nicht viele Freunde. :D

Ich kann nur von Saxophon und Klarinette sprechen, davon kann ich aber auch auf Flöte und Oboe schließen: Möglich ist fast alles! Aber die Musiker sind bei dem Thema wahrscheinlich auf sehr unterschiedlichen Levels unterwegs. Am besten wär's wohl, wenn du die Leute, für die du komponierst direkt fragst, ob das mit vertretbarem Arbeitsaufwand umsetzbar wäre. Lass dich aber dabei nicht zu leicht abwimmeln... wie gesagt, möglich ist fast alles! (Trotzdem würde ich nicht für Klarinette und Flöte mikrotonale unisono-Sechzehntelläufe in der dreigestrichenen Oktave komponieren. ;))
 
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geh mal in die Klezmer Musik z.B. die Klarinettisten nutzen hier Vierteltöne. Wobei schon, wie oben genannt, die Beherrschung des eigenen Instruments die Voraussetzung ist solche Klänge oder Tonfolgen nicht nur zufällig zu produzieren sondern auch genau wiederholbar zu spielen.

Daneben gibt es auch immer wieder Versuche Instrumente zu bauen, die mit Hilfe bestimmter Klappenanordnungen in der Lage sind Vierteltöne zu erzeugen. (Gibt es auch bei den Blechbläsern) Durchgesetzt haben solche Instrumente sich nicht.

Betrachtet habe ich solche Teile im Musikinstrumenten-Museum in Markneukirchen.

http://www.museum-markneukirchen.de/holz.htm


Wenn du die Seite runterscrollst siehst du eine solche Klarinette. Ist schon etwas abartig.


Grüße

atrofent
 
Betrachtet habe ich solche Teile im Musikinstrumenten-Museum in Markneukirchen.

http://www.museum-markneukirchen.de/holz.htm


Wenn du die Seite runterscrollst siehst du eine solche Klarinette. Ist schon etwas abartig.
Meine Güte, Frankenstein's Klarinette! :eek:

Aber gar nicht so ein blödes Konzept. Wär sicher auch mit Halbtönen umsetzbar, wär ein interessantes alternatives System zu den klassischen Halbtonklappen. :gruebel: Wahrscheinlich nicht besser... vielleicht aber auch nicht schlechter.
Am Akai EWI funktionieren die Halbtonklappen analog dazu (na eigentlich digital. :rolleyes:) Die "Gis-Klappe" am linken kleinen Finger z.B. macht jeden Ton einen Halbton höher. Das erleichtert schon manches. Am EWI funktionieren zwar (fast) alle Klappen auf die Weise, aber es würde ja eigentlich eine "Halbton-Klappe" reichen, um den selben Effekt zu erzielen.

(Sry für OT, aber ist ja die Plauderecke, nicht wahr?) :D
 
Meine Güte, Frankenstein's Klarinette! :eek:


vielleicht war die Zielgruppe die Österreicher - haben die nicht bis zum heutigen Tag so manches merkwürdige Teil? mir fällt da das "picksüße Hölzl" ein. :D



Grüße an Radio Wien

atrofent
 
Das picksüße Hölzl ist am aussterben, ich hab noch nie eins gesehen. Ich kenn's nur aus Erzählungen von älteren Musikern. Darauf könnte man aber sicher auch gut Vierteltöne spielen... besser als den meisten lieb wäre, nehme ich an. :p
 
Da bin ich dir ja ein bißchen voraus, ich habe zumindest eine G-Klarinette schon mal gehört und gesehen.

So in dem 70er Jahren habe ich Wien und natürlich auch Grinzing besucht.
In einem Heurigen Lokal spielte ein Trio, Besetzung: Gitarre, Geige und Klarinette später kam noch ein Akkordeonspieler dazu. Alles schon recht betagte Musiker. Da war eine G-Klarinette in Gebrauch.
Zuerst hatte ich die Musiker nicht im Blickfeld und mir ist nur der Klang aufgefallen, dann beim näheren Hinsehen dachte ich erst es sei eine Es-Klarinette, war aber irgendwie anders also habe ich nachgefragt.
Leider war ich im "weanerischen" absolut nicht fit und habe nur die Hälfte verstanden was der wirklich nette ältere Herr mir über seine Klarinette und warum und weshalb und andere Klarinetten erzählt hat.

Manchmal hat die Klarinette im Verein mit der Geige so geklungen als spielten sie beide häufig Vierteltöne - ob's gewollt war?

Auf jeden Fall war es für uns ein schöner Abend und ich hatte was dazu gelernt.


Grüße

atrofent
 

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