Moin!
Sehr guter Ansatz, denn wenn Du erstmal länger dabei bist, dann wirst Du erkennen, dass nicht schnelle Licks und komplizierte Läufe das Problem, sondern die Rhythmik die eigentliche Schwierigkeit beim Musikmachen ist.
Ich kenne so viele Musiker, die komplizierte Sachen spielen, aber nur eine kleine Hand voll, die ein gutes Timing haben. Interessanterweise wird die Timing-"Sehschärfe" besser, wenn man sich damit beschäftigt. Wenn man vorher unbewusst wahrnimmt, dass es nicht groovt, lernt man mit zunehmender Beschäftigung zu sehen, wo genau das Versagen liegt. Und umgekehrt lernt man Musiker zu schätzen, bei denen man vorher das Gefühl hatte, die spielen nichts Besonderes...
Ok. Ich gebe Dir mal eine Website an die Hand, die die kompletteste Timingschule beinhaltet, die mir bisher so über den Weg gelaufen. Die Site ist wirklich old school, stammt aus den Anfängen des Internet, aber eigentlich behandelt der gute Mann alle Aspekte guten Timings, mit denen man sich befasst haben sollte. Das ganze ist mit Midifiles unterlegt (ja, sie klingen auch echt old school, das ist aber egal):
http://www.jazclass.aust.com/rhythmcl/rc01.htm
Übersichtsseite ist hier
http://www.jazclass.aust.com/rhythmcl/1rc.htm
Er schreibt zwar nicht ausdrücklich von Gitarristen, sondern von Keyboarder und Blasinstrumenten, das ist aber für die Thematik selbst vollkommen schnurz. Lies Dir das durch, mache die Übungen, sie steigern sich von Lesson zu Lesson und Du hast je nach Talent einige Monate bis mehrere Jahre Futter genug. Und nein, da steht nicht Rock oder Metal, sondern Jazz und Blues, aber auch hier gilt: Es ist universell.
Für alle, die mal lernen wollen, wie man auf die Eins klatscht, macht mal das hier:
Bitte exakt auf den Klick klatschen, keine anderen Bewegungen oder Unterteilungen in Achteln, das gilt nicht, sondern einfach nur tiefste Konzentration. Es gibt einen Vorzähler und einen Zähler mittendrin. Auf dem Klick seid ihr, wenn er nicht mehr zu hören ist, sondern hinter dem Klatschen verschwindet.
So, hier ein Midifile von der o.g. Site:
http://www.jazclass.aust.com/rhythmcl/rc01m1f.mid
Und hier das Ganze nochmal in schwer:
http://www.jazclass.aust.com/rhythmcl/rc01m2s.mid
Wie gesagt, der Klick MUSS hinter dem Klatschen verschwinden. Gerade die letzte Übung kann einen zur Verzweiflung treiben. Aber es ist möglich, dauert nur halt, bis man es heraus hat und sicher kann. Und -wie immer beim Timing- es ist kein Selbstbetrug möglich, man merkt es nur halt nicht :-D
Weitere spezielle Übungen:
Baue Dir Rhythmuspyramiden, am besten mit einem Sequencer oder mit Guitar Pro, wenn Du einen Sequencer (Cubase, Reaper) hast, nimm Dich auf (z.B. Dead notes auf einzelnen Saiten) und analysiere, wie Deine Impulse zum Beat liegen. Bist Du davor, dahinter oder genau drauf. hast Du die Neigung, meist davor oder dahinter zu sein.
Ganze->Halbe-Viertel-Achtel-16tel
oder
Ganze->Halbe-Viertel-Achtel-Achteltriolen-16tel-Quintolen-Sextolen und wieder zurück.
Nimm Dich auf und spiele nur die Eins. Oder eine eine beliebige andere Zählzeit.
Lerne eine Rhythmusformel, und spiele die.
Grundsätzlich gilt: Je langsamer das Tempo ist, desto schwerer wird es. Wenn Du es aber auch bei langsamem Tempo schaffst, ein gutes Timing zu haben, dann wird es bei schnellerem Tempo ebenso gelingen. Es sei denn natürlich, Du stößt an spieltechnische Grenzen.
Hier noch eine Buchempfehlung:
https://www.amazon.de/gp/product/0963880128
Sehr schönes Lehrbuch, kann ich nur empfehlen.
Grüße Thomas