Frank Dostal gestorben

gidarr
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In der Nacht auf den 19. April ist Frank Dostal mit 71 Jahren verstorben, die Todesursache ist unbekannt. Frank Dostal gewann 1966 mit den „Faces“ den größten deutschen Beat-Band-Wettbewerb. Preis: Ein Platten-Deal mit Star-Club Records und die einzige von allen vier Beatles signierte E-Gitarre.
Später wurde er Sänger bei den „Rattles“ und gründete im Frühjahr 1968 zusammen mit dem Rattles-Gitarristen Achim Reichel die Band „Wonderland“. Dostal war Sänger, spielte aber auch Bongos, Bass und Orgel und schrieb dieTexte für die Band, zu der u.a. auch Les Humphries gehörte. Mit „Moscow“ hatten „Wonderland“ einen Hit, lösten sich aber bald danach wieder auf und Dostal produzierte zwei Kinderplatten.
Richtig erfolgreich wurde er dann als Texter. So schrieb er die Texte zu Hits wie „Das Lied der Schlümpfe“ von Vader Abraham, „Unter dem Schottenrock ist gar nichts“ von Nico Haak, „Du, die Wanne ist voll“ von Dieter Hallervorden und Helga Feddersen und „Lieder, die Liebe schreibt“ von Nana Mouskouri. „Aber auch die Songtexte der „Baccara“-Hits „Yes Sir, I Can Boogie“ und „Sorry, I'm A Lady“ stammten aus seiner Feder.
Als Produzent war er für Bands wie „Bauer, Garn + Dyke“ und „Die Braut haut ins Auge“ tätig.
Außerdem war Frank Dostal stellvertretender Aufsichtsrat der GEMA.
Verheiratet war Dostal mit Mary McGlory, der ehemaligen Bassistin der Liverpooler Girlband „The Liverbirds“, mit der er zwei Kinder hat.

Wonderland – Moscow



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Eine Menge Namen und Titel, die mir in meinem Alter alle was sagen ...
Der Name Frank Dostal war mir als Texter und Produzent bekannt, die Verbindung zu "Wonderland" und den "Rattles" ist wohl bei mir verschüttet gegangen :redface:

Ruhe in Frieden, Frank ... und grüße ... :(
 
Obwohl das Genre, in dem Frank tätig war nie so ganz auf 'meiner Wellenlänge' ist (war), die Namen und Titel aber sind doch allesamt sehr bekannt.
Ebenso ist mir der Name GEMA geläufig - ich habe immerhin 7 Jahre webradio, bei deutschen Sendern moderiert.

R.I.P., Frank... :(
 
Der Name sagte mir nichts ...

Aber "Das Lied der Schlümpfe", "Du, die Wanne ist voll", "Yes Sir, I Can Boogie" und "Sorry, I'm A Lady" sagen mir SOFORT was! Das waren Lieder meiner Kindheit (Baccara) und Jugend!

Ruhe in Frieden!
 
Das Video ist leider nicht mehr verfügbar, aber zum Glück gibt es Ersatz.

Wonderland – Moscow



Frank Dostal starb an den Folgen eines Herzinfaktes, wie es in der Lokalpresse seiner Geburtsstadt Flensburg heisst. Ein Hinweis auf die Pressemitteilung der GEMA und auf den Nachruf des NDR sei noch angefügt.
Besonders interessant finde ich die Würdigung des Deutschen Textdichter-Verbandes, dessen Präsident Frank Dostal war. Damit die Geschichte nicht verloren geht, habe ich mir erlaubt, den ganzen Text zu kopieren. Er erzählt von einem Stück deutscher Pop- und Rockmusikgeschichte.


Frank Dostals Lebensweg
frei nach der Laudatio seines Freundes Jörg Evers anlässlich der Verleihung des GEMA-Ehrenrings an Frank Dostal im Dezember 2014

Am 16.Dezember 1945 wurde Frank in Flensburg geboren.
Kurze Zeit später zog die fünfköpfige Familie Dostal (Frank hatte noch einen älteren Bruder und eine ältere Schwester) nach Hamburg.

Während seiner frühen Jugendzeit interessierte er sich besonders für die Literatur der Existenzialisten um Jean-Paul Sartre und später hatten es ihm die Beatniks um Jack Kerouac und Allen Ginsberg angetan.
Gleichzeitig versorgten ihn seine älteren Geschwister, die in Internaten in der Schweiz und England aufwuchsen, bei ihren Heimatbesuchen mit den neuesten Jazzplatten, so dass der kleine Frank bald die gesamte LP „Ella and Louis sing Porgy and Bess“ auswendig mitsingen konnte, jedoch ohne ein einziges Wort Englisch zu verstehen. Seine ungewöhnliche Faszination und Begabung für den Klang einer Sprache wurde hier bereits offenkundig.
Als schon von weitem erkennbarer Anhänger der Existentialisten, als sog. „Exi“ hing er dann im zarten Alter von 13, 14, in Hamburgs Jazzkellern rum und hatte größtes Vergnügen damit, bei den auftretenden Bands ständig seine Wunschtitel zu bestellen.

Weil er inzwischen seine Englisch-Kenntnisse durch das ständige Platten-Abhören eindrucksvoll ausbauen konnte, dauerte es nicht lange, bis er selbst, als Sänger und Ukulele-Spieler, die ersten musikalischen Bühnenerfahrungen machen konnte; und zwar mit der Schüler-Skiffle-Band „Bismarck Skiffle Group“, benannt nach dem von ihm besuchten Bismarck-Gymnasium.
Doch sein damals eher intellektuell-elitäres „Exi“-Kultur-Bewusstsein sollte bald empfindlich in seinen Grundfesten erschüttert werden. Das geschah – einem Erweckungserlebnis gleich – beim ersten Mal, als er die Single „Tutti Frutti“ von Little Richard hörte, die ihm sein Bruder aus England mitgebracht hatte.
Die ungebändigte Wildheit und rohe Energie dieser Aufnahme überzeugten und faszinierten Frank sofort, obwohl das eigentlich die, von den eingefleischten „Exis“ verpönte, „Rocker- und Halbstarken-Musik“ war.
So fand sich Frank unversehens zwischen zwei Welten wieder: einerseits literarisch von den „Exis“ angezogen, andererseits musikalisch von der schieren Kraft des „Rock’n‘Roll“ überwältigt.
Gott sei Dank war er nicht der einzige, dem es so ging: einer Gruppe um Klaus Voormann und Astrid Kirchherr ( die später den Beatles ihre „Beatles-Frisur“ verpasste) ging es ähnlich. Nur unter dem Schutz der Kellner und Clubbesitzer wurden sie nicht von den Rockern „aufgemischt“, wenn sie im „Kaiserkeller", „Indra“ oder „Top Ten“ ihre gemeinsame Lieblingsmusik hörten. Sie brachten ja auch ordentlich Geld in die Lokale.

Der Zufall wollte es, dass Frank auf dem Kiez Jürgen Otterstein kennenlernte, der dringend für eine Band einen Sänger suchte. Da Frank alle angesagten Lieder und Texte auswendig mitsingen konnte, wurde er am Tag darauf, im zarten Alter von 17, Sänger bei „The Shevils“.
Schnell machte sein Ruf als hervorragender Rock’n’Roll und Beat-Sänger in den einschlägigen Hamburger Musikerkreisen die Runde.
Er sang dann bei den „Sharks“ und den „Giants“, und als 1962 endlich der legendäre „StarClub“ aufmachte, konnte Frank sagen „Ich spiel auch in ’ner Band“ und hatte – durch sein gutes Englisch - leicht Kontakt zu den dort auftretenden Gruppen.
Im „StarClub“ traten damals viele Gruppen aus Liverpool auf, neben den Beatles auch 1964 eine Girls-Beat-Gruppe mit dem Namen „Liverbirds“. So lernte Frank die Liebe seines Lebens und spätere Ehefrau Mary kennen. Sie war die Bassistin der Band. Sie bekamen zwei Kinder und wurden später vierfache, stolze Großeltern.

Frank war vom „Beat“ als Synonym für Freiheit und Action völlig infiziert, was ihn immer mehr von dem Ideal einer akademischen, in starren Bahnen verlaufenden Ausbildung entfremdete. Er entschied sich daher – knapp 4 Monate vor dem Abitur – die Schule abzubrechen.
Das führte natürlich zu einem gewaltigen Familieneklat. Ein Familienrat wurde einberufen, und da Frank unbeirrt und eisern daran fest hielt, dass für ihn seine Zukunft nur in der Beatmusik, auf der Bühne, im Übungsraum und im Texte-Schreiben vorstellbar war, wurde ihm eine Galgenfrist von zwei Jahren zugebilligt, innerhalb derer er es seinen Angehörigen beweisen musste, dass er richtig lag.
Und er lag richtig:
Mit der Band „Faces“ gewann er anschließend den größten, überregionalen Nachwuchswettbewerb, veranstaltet vom „StarClub“. Siegesprämie war
1. ein Plattenvertrag bei „StarClub Records“ und
2. (gestiftet vom Beatles-Manager Brian Epstein höchstpersönlich) die erste elektrische Gitarre von George Harrison.

1966 standen dann die „Rattles“, die äußerst erfolgreiche Stammband des „StarClubs“ vor seiner Tür und baten ihn, bei ihnen als Sänger einzusteigen, da ihr damaliger Sänger, Achim Reichel, zur Bundeswehr musste. So wurde Frank Sänger der damals bekanntesten deutschen Beatband.
Mit den „Rattles“ tourte er fast permanent durch große und mittlere Hallen und Clubs als alleinige Headliner oder mit anderen berühmten Bands jener Zeit, wie z.B. „Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich“ oder der „Spencer Davis Group.“
1968 verließ Frank die „Rattles“ und mit-begründete als Sänger die erste deutsche Super-Group „Wonderland“, bestehend aus den ehemaligen „Rattles“-Kollegen Dicky Tarrach am Schlagzeug und Achim Reichel, Helmut Franke, Gitarre, und Les Humphries, Keyboards. Sie wurden von keinem Geringeren als James Last produziert und hatten mit „Moscow“ ihren ersten großen Hit.
„Wonderland“ tourten von Anfang an sehr erfolgreich durch die Lande und veröffentlichten zahlreiche Topseller mit Texten von Frank. Zu erwähnen ist u.a. eine mehrwöchige Tournee mit den just zu Weltruhm aufsteigenden „BeeGees“. Deren Manager, ein gewisser Robert Stigwood, der später u.a. den Film „Saturday Night Fever“ produzieren sollte, hatte ein Auge auf Frank geworfen und bot ihm und „Wonderland“ einen Managementvertrag an, der jedoch von der damals üblichen anglo-amerikanischen, rigorosen alleinigen Entscheidungsmacht des Managers bestimmt war. Für den freiheitsliebenden Frank war dies inakzeptabel. Er lehnte dankend ab.
1968 übernahm dann Frank, zusammen mit Achim Reichel und Kuno von den „Rivets“ den legendären „StarClub“. Sie engagierten u.a. so epochemachende Gruppen wie „Yes“, „Uriah Heep“, „Deep Purple“ und „Black Sabbath“, bevor sie dann – wie viele andere Live-Clubs – dem unaufhaltsamen Aufstieg der Diskotheken Tribut zahlen mussten .
Silvester 1969 öffnete der weltweit bekannteste Musik-Club Deutschlands zum letzten Mal seine Pforten und stürzte seine verbliebenen, idealistischen Teilhaber unbarmherzig in die Pleite.
Frank musste sich völlig neu orientieren.

Die Geburt seiner Tochter Melanie, im Juni 1969 – also noch vor dem „StarClub“-Desaster – und sein allmählich schwindendes Interesse an Tourneen und Auftritten, bewog ihn dazu, seine Karriere als Sänger ausklingen zu lassen, um sich einerseits mehr dem Aufwachsen seiner Tochter widmen, und andererseits seine Talente „hinter den Kulissen“, als freischaffender Textdichter und Musikproduzent, verfeinern zu können.
Diese Entscheidung sollte er nicht bedauern. Ab der 2. Hälfte der Siebziger-landete Frank einen Hit nach dem anderen.
Er schrieb u.a. 1976 den größten Musikboxen-Hit, der je in Deutschland lief: “Unterm Schottenrock ist gar nichts“ von Nico Haak.
1977 folgte dann mit 2 Millionen Single-Verkäufen (nach damaligen Regeln Platin) einer der größten deutschen Hits überhaupt, „Das Lied der Schlümpfe“ mit Vader Abraham.
Auf Fuerteventura hörte ein Mitarbeiter einer Plattenfirma im Hotel den Gesang von zwei jungen Tänzerinnen des spanischen Fernsehballetts, Maite und Maria, und lud sie für ein Wochenende nach Hamburg für Plattenaufnahmen und Fotosessions ein. Frank und der Komponist Rolf Soja sollten davor innerhalb von eineinhalb Tagen einen passenden Titel schreiben und vorproduzieren. Es gelang ihnen, innerhalb dieser extrem kurzen Zeit einen Titel aus dem Boden zu stampfen, der Franks größter weltweiter Erfolg werden sollte , in allen internationalen Hitparaden (außer den USA) Nr. 1 wurde und mehr als 47 Goldene Schallplatten hervorbrachte: „Yes Sir, I Can Boogie“ von Baccara.
In den kommenden Jahren folgten noch zahlreiche Hits für „Baccara“ wie „Sorry, I’m a Lady“ und „Parlez-vous francais?“ (dieser Titel erreichte den 2. Platz beim Grand Prix Eurovision),
für Dieter Hallervorden und Helga Feddersen „Du, die Wanne ist voll“,
Titel für Roberto Blanco, der Goombay Dance Band, und für den Weltstar Nana Mouskouri der Dauerbrenner „Lieder, die die Liebe schreibt“ … und viele, viele andere.
Mit seinem Schaffen zeigte Frank seine ungeheuerliche Wandlungsfähigkeit und Stilsicherheit, mit der er die Herzen seiner Zuhörer verführen konnte, wie z.B auch als Autor der zwei Kindermusicals „Sesamstraße“ und des Musicals „Der Bär im großen blauen Haus“, die sehr erfolgreich in ganz Deutschland auf Tournee gingen.
Auch als Produzent wurde diese künstlerische Flexibilität von Erfolg gekrönt: So produzierte Frank , neben Klezmer-Bands und anderen Bands, seit nunmehr über 40 Jahren alle Tonträger von Axel Zwingenberger, welcher erst kürzlich wieder in den USA zum besten Boogie-Woogie-Pianisten der Welt gewählt wurde. Selbst so illustre Größen wie Lionel Hampton und Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts, ließen es sich nicht nehmen, auf diesen Aufnahmen zu spielen.

Frank hat mit all seinen Tätigkeiten und Talenten einen gewaltigen Erfahrungsschatz aufgehäuft, den er aber nicht egozentrisch und eigenbrötlerisch für sich behielt, sondern bereitwillig mit Kollegen und Kolleginnen teilte. Seine ausgeprägte soziale Ader und sein profundes Fachwissen haben ihn zu einem überall gefragten und respektierten Ratgeber im Musikbusiness werden lassen.
Der GEMA und ihren Mitgliedern konnte also gar nichts Besseres passieren, als Frank 1994 in den Aufsichtsrat gewählt wurde. Er wurde außerdem später stellvertretender Vorsitzender des GEMA-Aufsichtsrates, Vorsitzender der GEMA-Stiftung, des Kommunikations-Ausschusses, Aufsichtsratsmitglied in der Initiative Musik, Präsident des Deutschen Textdichterverbandes, Beiratsmitglied der GVL und Vorstandsmitglied von RockCity Hamburg.
Mit seiner Beharrlichkeit, seiner Geradlinigkeit, seinem Mut, und seiner Wissbegier für anscheinend auch unbedeutende Details erwies sich Frank immer wieder als unverzichtbare, gewissenhafte Stütze der Aufsichtsorgane. Mit außergewöhnlichem Engagement und seinem feinen Gespür war er geradezu der Idealtypus eines verantwortungsvollen Aufsichtsratsmitglieds.
Seine konstruktiven Beiträge haben schon viele Male die GEMA vor drohendem Ungemach bewahrt. Er war einer der ersten, der auf die potentiell existenzbedrohende Herausforderung durch das Internet hinwies. Das alles garnierte er oft mit seinem unverwechselbaren Humor, der in einer selbstironischen Distanz und Lebensweisheit verankert war.
 
Hallo,

...Frank Dostal - bei mir fest verbunden eben mit den Rattles und mit Wonderland. Dafür kannte ich seine Seite als Texter gar nicht... aber natürlich sagen mir die oben genannten Interpreten etwas. Was für ein vielseitiges Talent! Da bleibt nur ein großes Dankeschön und: Ruhe in Frieden!

Viele Grüße
Klaus
 
Von den deutschen Bands waren The Rattles, The Lords und Wonderland die musikalischen Helden meiner Jugend. Danke dafür
und danke an Frank Dostal.

Ruhe in Frieden.
 
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