generelle Frage zur Psychologie des korrekten Spielens

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Gast153634
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Ich weiß net ob meine Frage hier komplett richtig ist, aber wo sonst?
(Mod-Anmerkung: verschoben von MuTh nach Streichinstrumente->Spieltechnik)
klaus111


Sie ist allgemeiner Natur. Ich bin derzeit an einer Schule für Musik eingeschrieben, in der Mongolei und lerne zwei Instrumente. Eins ist die mongolsiche Pferdekopfgeige, in etwa vergleichbar mit dem Cello dem man die höchste und die niedrigste Saite abgenommen hat und das andere ist ein dreisaitiges Zupfinstrument mit dem Namen Shudraga, das in G, D und g gestimmt ist. Das hab ich ganz neu angefangen, die Pferdekopfgeige spiele ich seit ca. 3 Jahren, aber erst seit 3 Monaten hab ich auch Unterricht in Spieltechnik.

Bei beiden Instrumenten mache ich mmer wieder die Erfahrung, daß manchmal ein Finger nicht das tut was er tun soll, die falsche Saite greift oder ein Bogenstrich ist falsch obwohl ich es langsam schon 50 mal richtig gemacht hab. Aber einige der Stücke muß ich halt zusammen mit dem Klavier mit einem bestimmten Tempo vorspielen und beim Üben dafür verhau ich immer wieder ein paar Stücke.

Was kann man dagegen tun? Zumindestens das Zupfinstrument hab ich konsequent mit Unterricht und Übungen von Anfang an gelernt, so daß sich da falsche Techniken nicht einschleichen können. Es liegt jedenfalls nicht am Notenlesen, das beherrsche ich schon....
 
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi, codeguru, das klingt supercool! Mongolei! Wie kam denn das?
Aber zu Deiner Frage: Ich finde, als Streicher ist man immer in Gefahr, sich in relativ bewusstlosem Üben zu verlieren, weil alles so schwer ist und so oft wiederholt werden muss, bis das Gehirn es frisst. Wenn man darüber aber vergisst, nur noch zum Spaß zu spielen, kommt man irgendwann gar nicht mehr weiter, das ist zumindest meine Überzeugung. Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über die Gehirnzellen gelesen, die im Gehirn immer wieder neu entstehen und sich total schnell und vielfältig vernetzen, wenn man zur Zeit ihrer Entstehung etwas INTERESSANTES tut. 50 mal immer wieder was in Zeitlupe zu spielen ist aber gar nicht so interessant.
Gestalte Deine Übungen so, dass Du sie schön und lustig findest. Schimpf nicht mit Dir, wenn´s nicht klappt, sowas kann sehr lange dauern (da ist es dann auch besser, wenn Du das, was du in dieser langen Zeit spielen musst, schön findest). Überlege, welches Detail an dieser Stelle wirklich das schwierige ist und überlege Dir Übungen, die bis auf dieses Detail völlig anders sind. Andere Töne, andere Stimmung (also zum Beispiel heroisch statt lyrisch, romantisch statt lustig...) Der Vorteil dabei ist, dass Du einerseits Dein ursprüngliches Stück nicht leid wirst und andrerseits vor der schwierigen Stelle keine Angst einübst, was auch immer ein Problem ist, wenn man eine schwierige Stelle 1000 mal übt.
Und keine zu schweren Stücke spielen. Spaß ist das wichtigste, das darf man nie vergessen.
Zumindest ist das meine Meinung dazu. Würde mich interessieren, ob Dir irgendwas hiervon hilft.
 
tja, vor 6 Jahren hörte ich die Musik zum ersten mal life und war hin und weg... hab die Sprache zuhause studiert, sieben mal dort Urlaub gemacht und auch die Pferdekopfgeige 2 Jahre ohne Lehrer gespielt und vor 6 Jahren die ersten Melodien gelernt. Jedenfalls hab ich dadurch ein Ohr für die typischen Merkmale der mongolischen Musik, als ob ich damit aufgewachsen wäre.

Aktuell kämpf ich ein wenig mit den richtigen Fingerpositionen, und da man die bei der Pferdekopfgeige in der Luft greift, ist das ein sehr sensibles Instrument.
Aber wenn ich mich drauf konzentriere, dann klappt das Spielen.... wenn ich den Kopf aber eben NICHT frei hab, dann wirds manchmal nervig.

Was mir da sehr weitergeholfen hat, war die Idee meines Pferdekopfgeigenlehrers, nur die Stücke zu lernen, die ich vorher weder gespielt hab, noch als Lied gelernt hab. Dadurch bin ich da doch deutlich sicherer geworden. Da auch das Repertoire auf der Shudraga etwas anders ist, überschneidet sich das in der Regel nicht und DAS Instrument hab ich von ganz vorne nur mit Unterricht gespielt.

Irgendwann bildet scih da ein Gefühl heraus, wie es richtig ist.... hin und wieder schleicht sich der Gedanke ein, "wenn ich jetzt falsch spielen WÜRDE" und spiele dann irgendwie zu "schwach", zu wenig Druck auf die Saiten und auf dem Bogen und dann klingt es tatsächlich nicht mehr schön. Auf der Shudraga geht dann das Tremolo kaputt... oder man schlägt die Saiten zu schwach an.



Da ich im Deutschen weder mit Streichinstrumenten noch mit Schudraga-artigen Zupfinstrumenten zu tun hatte weiß ich nicht wie das denn nun heißt.... und mit meinen beiden Lehrern spreche ich fast nur in Mongolisch. Vielleicht ist das "sauberer Klang" oder "reiner Klang" und ist auch sehr speziell für Instrumente, die Nylonbündel oder PFerdehaarbündel als 2-3 mm dicke Saiten haben. Jedenfalls beantworten sich einige Fragen von alleine im Laufe der Zeit oder man hat so einen Geistesblitz und zack, so geht es und klingt von da an dramatisch besser.
 
da die Frage zunächst recht allgemein gestellt war, wage ich mich, eine Literaturempfehlung auszusprechen, die auf den ersten Blick off topic erscheinen könnte: Gerhard Matel, Cellotechnik. Hier findet man aber neben rein Cello-spezifischem eben auch sehr wertvolle grundsätzliche Reflektionen zur Präzision von Bewegungsabläufen und Bewegungseffizienz. Es ist vielleicht nicht mehr ganz taufrisch, aber ich habe diesem Buch entscheidende Fortschritte sowohl auf dem Cello als auch auf dem Klavier zu verdanken.
 
Tausend Dank für den Tip, das war genau das wonach ich gesucht hab.

Denn diese Bewegungseffizienz ist auch das was ich noch nicht so ganz drauf hab, aber so in die Richtung gingen meine Gedankengänge auch schon wenn der eine oder andere Lehrer Fingerpositionen auf die Noten gemalt hat. Ich hab das so 20 Mal gesehen, so daß ich ein wenig Gefühl dafür gekriegt hab, worum es dabei geht.

@GeigejetztCello
Etliche Stücke kann ich auf beiden Instrumenten üben.... das schafft schon etwas Abwechslung und beim Streichen hab ich ein besseres Gefühl für den Takt, z.B. Synkop oder rasche Wechsel von vierteln, achteln, 16tel, 8tel mit Punkt gefolgt von 16tel, das ist schon was. das hilft mir Stücke für das Zupfinstrument besser zu "verstehen". Generell mach ich ein Stück das ich schon auswendig kenne, nicht mehr als 10 mal hintereinander ... und einige Etüden brauchen halt ihre Zeit bis die sitzen.
 
das freut micht! Ich hoffe, dass das Buch für dich ählich gut passt wie für mich. Ist ja schon auch immer ein bisschen typsache. Es ist halt recht "analytisch", allerdings liegt das wohl in der Natur der Sache. Die Anweisung "sie locker" ist z.B. mit sicherheit gut gemeint, aber ohne einen präzisen Begriff von "Lockerheit" und ohne eine genaue Analyse der technischen Vorraussetzungen kommt man (oder zumindest ich) nicht weit. Und vlt noch eine "Warnung": Erstverschlimmerung ist natürlich immer möglich, wenn man an so grundlegende Dinge rangeht, aber auch das ist wohl normal, wenn man aus dem gewohnten Trott ausbricht.
 
er heißt "Mantel" (cello üben). ansonsten unterstreiche ich das buch absolut. ich kenne nicht besseres für streicher.
 
Danke für den Hinweis. Sollte natürlich "Mantel" heißen. Der Titel meiner Empfehlung lautet aber tatsächlich "Cello Technik". Aber so wie es aussieht haben wir damit noch eine weitere Empfehlung;)
 
hab meins leider verborgt, aber evtl. ist das einfach ne neuauflage oder so?
 

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