Gesangsschüler mit 18½ noch im Stimmbruch

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Guten Tag zusammen,
ich habe einen Gesangsschüler, der mit 18½ noch Reste vom Stimmbruch hat, er ist aber auch erst mit ca. 16 Jahren in den Stimmbruch gekommen. Die Sprechstimme ist heiser und überschlägt sich öfters, die Singstimme hat er kaum unter Kontrolle, Diplophonien tauchen auf, es ist noch nicht einmals ein Registerbruch durch ein Glissando von oben nach unten möglich, weil die Stimme dann einfach versagt. Töne im Passagiobereich zu treffen ist absolut unmöglich, am Gehör liegts aber nicht, tiefe und hohe Töne trifft er ja.
Mein Schüler ist musikalisch hochbegabt und man weiß, dass Musiker ein geringeres Testosteronlevel im Blut haben. Vielleicht haben hochbegabte noch weniger Testosteron...

Ich habe ihm jetzt auf jeden Fall mal angeraten zum HNO zu gehen, ggf. muss da ja mit Hormonspritzen nachgeholfen werden, da er ggf. sonst für immer diese Stimme behält - wie gesagt, ich habe keine Ahnung, daher meine Überweisung zum Arzt.

Habt ihr Erfahrungen und Meinungen?
 
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Hi Cörnel

Nun ja....ich bin kein Arzt oder "Fachmann" und hab dieses "Problem" auch nicht....aber ich denke, der Gang zum HNO hätte auch dem Gesangsschüler in den Sinn kommen können;)

Ich zitiere mal aus'm Net:

Verbreitet ist die Sorge, ein Junge dürfe während der ganzen Dauer seines Stimmwechsels nicht singen, da sich der Kehlkopf in einer Phase wesentlicher Veränderung befindet; die Stimme verdürbe er sich sonst für alle Zukunft. Diese Ansicht wurde durch methodische Forschung bisher weder bestätigt noch widerlegt. Erfahrungen zeigen eher, dass ein Junge, der vor und während seines Stimmwechsels seine Stimme durch regelmäßiges Singen trainiert, keinen Stimmbruch im engeren Wortsinn hat. Die Stimmveränderung ist dann eher ein schleichender Prozess. Auch besteht die Ansicht, dass das Wachstum der Oberschenkelknochen ein mindestens ebenso komplizierter Vorgang sei. Da ein Vermeiden des Laufens während des Wachstums die Entwicklung eher behindern würde, schließt man, dass das Singen während des Stimmbruchs nicht schädlich sein muss.

Hmm....da gehen die Meinungen recht klar auseinander; Stimme weiter trainieren oder Stimme schonen?:gruebel:
Auf jeden Fall ist es nicht verkehrt, wenn da mal ein Facharzt reinlinsen tut:D

Gruss Biskaya
 
Da ich keine Gesangslehrerin bin, habe ich natürlich keine Erfahrung mit solchen Stimmen. Aber als Stichwort kann ich dir ja schon mal Mutatio prolongata oder Mutatio tarda in den Raum werfen. Vielleicht findest du dazu Fachliteratur (vor allem logopädische). Hier mal ein google books Link

@Biskaya Danke für das Zitat, aber nicht vergessen die Quelle mit anzugeben. In diesem Falle Wikipedia.
In einem anderen Thread (hab gerade keine Lust ihn rauszusuchen ;) ) habe ich ja auch schon mal geschrieben, dass man im Stimmbruch durchaus singen kann und mit jugendlichen Stimmen erfahrene Lehrer auch unterrichten können. Da Stimmschäden während des Wachstums sich schlimmer rächen können als bei einem ausgewachsenen Kehlkopf, sollte man nur nicht übertreiben und stärker belastende Techniken (sehr tiefes und hohes Singen, hohe Koloraturen, Belting, gutturale Techniken und Kreischen) vermeiden.
 
Ja, genau die Begriffe Mutatio Prolongata, Tarda und vor allem incompleta habe ich meinem Schüler auch schon geschrieben. Das Buch habe ich übrigens, ist SEHR zu empfehlen, da der Autor selbst mit Singen viel am Hut hat.
Ich lasse meinen Gesangsschüler auch nur die vorsichtigen Sachen machen, bei der Stimme käme man gar nicht auf die Idee, sehr tief oder sehr hoch singen zu lassen!
 
Cörnel;5309579 schrieb:
und man weiß, dass Musiker ein geringeres Testosteronlevel im Blut haben.

Weiß man das? Mir ist das komplett neu und hab auch nichts dazu gefunden. Was man weiß, dass um das Testosteron ein Haufen Mythen, Legenden und Halbwahrheiten gedichtet werden.

Die Neuste: Je länger der Ringfinger im Verhältnis zum Zeigefinger war, desto attraktiver wurde das Gesicht eingestuft. HIer

Was dabei aber unbeantwortet bleibt: von welcher Seite soll man die Hand betrachten? Von oben - also der Handfläche aus - betrachtet, ist der Rinfinger länger als von der Handfläche aus. Die über kreuz verlaufende Ringfingersehne wird beim Drehen der Hand nämlich "gekürzt".

Topic:
Die Überweisung zu einem Fachmann halte ich für vernünftig, solange es mit Logopädie in den Griff zu bekommen ist. .
Bei härteren Therapien muss man wohl abwägen. Vielleicht sollte sich zur Not ein hochbegabter, aber durch Testosteronmangel gesanglich benachteiligter Schüler eventuell lieber dem Klavier oder der Komposition widmen als der Stimme. Es hängt wohl auch davon ab, ob sein Mangel insgesanmt seiner Gesundheit schadet - oder nur nur seiner Stimme. Nur um schöner zu singen würde ich keine Hormontherapie anraten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit dem Testosteronlevel habe ich in einer Vorlesung gelernt. Ich weiß aber leider auch keine Quelle - ggf. Gembris.

Das Problem: Für die Eignungsprüfung muss der Schüler singen und eine "singfähige" Stimme unter Beweis stellen - und genau das ist sie momentan nicht, egal wie weit ich den Begriff dehne. Die Stimme kann sprechen und Geräusche mit definierbarer Frequenz machen, um es ganz böse auszudrücken. ;)
 
Seh ich das richtig, dass er Eignungsprüfung für irgend ein Studium machen will/muss?

Blöde. Ich wollte ursprünglich schreiben, warum ne einfach a bisserl warten (soweit sonst alles in Ordnung ist)? Also ggf ärztlich abklären lassen und es dann schlicht und einfach mit Geduld probieren. Irgendwann ist auch ein Spätzünder fertig entwickelt.

Ich bin ned so der riesen Fan von Hormonspritzen, schon gar ned, wenn es quasi nur wegen der Karriere ist. Tenöre sind doch eh immer Mangelware ;) Von daher würde ich sachte machen, arbeiten was geht und das andere halt bleiben lassen. Vorausgesetzt natürlich, es ist organisch alles in Ordnung.

Notfalls muss er halt ein soziales Jahr einschieben oder so.
 
Ja, er muss, genau das ist das Problem. Er will gar nicht singen. Meines Erachtens sollte er eh nicht Lehramt sondern Konzertexamen Schlagzeug studieren.
 
Hast du den Schüler nur an den HNO verwiesen oder auch deine Überlegung bezüglich der Hormonspritzen ihm gegenüber bereits erwähnt? Letzteres fände ich etwas gewagt. Du setzt ihm damit vielleicht einen Floh ins Ohr und das nur basierend auf einer vagen Vermutung.



Die Prüfungsproblematik ist natürlich nicht ganz einfach, ich sehe es aber dennoch wie antipasti: selbst wenn der verlängerte Stimmbruch auf einen geringen Testosteronspiegel zurückzuführen wäre, ist es fraglich, ob man ausschließlich deswegen eine solche Therapie machen sollte. Das ist dann vielleicht erstmal tragisch für den Betroffenen, dass er wegen der nicht nutzbaren Singstimme nicht auf Lehramt studieren kann (über die Sinnhaftigkeit dieses Zulassungskriteriums kann man sicher auch streiten), aber es gibt noch ganz andere Fälle, in denen persönliche Umstände/ Begabungen/ Einschränkungen/ Eigenschaften einer bestimmten Berufswahl im Wege stehen und manchmal hat es durchaus seinen Sinn, sich dann halt mal mit den möglichen Alternativen auseinanderzusetzen.
 
Cörnel;5309579 schrieb:
Mein Schüler ist musikalisch hochbegabt und man weiß, dass Musiker ein geringeres Testosteronlevel im Blut haben. Vielleicht haben hochbegabte noch weniger Testosteron...

Sorry für den Seitenhieb, aber du solltest unbedingt mal n paar Vorlesung zum Thema Methoden und Techniken besuchen..... Bei solchen Aussagen sträuben sich mir ja die Haare O_ô
 
Ich habe dem Schüler nur gesagt, er solle mal zum HNO gehen, weil ggf. der Stimmbruch nicht abgeschlossen ist, aber vielleicht schon sein sollte! Das mit den ganzen Testosterontheroien - das überlasse ich dem Arzt. Ich habe das in der Vorlesung bei uns jedenfalls so gelernt - ob das überhaupt einen Einfluss hat, das bezweifle ich ja selbst.

AOS - kannst ud genauer erklären, was du meinst bitte?
 

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