Gibt es klangliche Unterschiede zwischen breiteren und schmaleren Stegen?

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Spinshot
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Dann haben wir vermutlich unterschiedliche Stegbreiten. Ich dachte es gäbe nur eine "Normgröße". Wenn wir schon dabei sind, hab ich direkt eine Frage: Gibt es klangliche Unterschiede zwischen einem breiten und einem schmalen Steg?




Diese Frage ist in einem anderen Thread aufgetaucht. Ich finde sie so spannend, dass ich einen neuen Thread eröffnet habe (für die Moderation C&B).
 
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:great: spannende Frage!
Das Schwingungsverhalten muss sich ja eigentlich ändern, deswegen müssten unterschiedlich aufgeschnittene Stege unterschiedlich den Klang beeinflussen. Meine erste Vermutung: ein schmalerer Steg macht einen höhenbetonteren Klang, da er leichter schwingen müsste...
Ob meine VERMUTUNG richtig ist, weiß ich aber nicht. Ich bin gespannt, ob hier wer die Frage beantworten kann.
 
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Auch ich bin kein Experte für die Frage. Aber grundsätzlich hast du recht. Je massiver der Steg ist, desto weniger brilliant und strahlend wird der Klang. Ist ja letztendlich genau das Funktionsprinzip jedes Dämpfers. Ich finde es immer erstaunlich wie stark sich schon die kleinen Dämpfer, die man auch manchmal im Orchester benutzt, auf den Klang auswirken. Die Dicke des Stehers ist aber nur ein Faktor. Es kommt auch darauf an wie die Ausschnitte in Steg sind, wie breit die Füße sind, wie weit die Füße auseinander stehen und natürlich auch auf das Holz vom Steg. Das Ganze muss dann natürlich in besten Fall zum Instrument passen.

Wie so oft ist es also mal wieder ziemlich komplex.

Mir erzählte mal ein Geiger, dass er alle paar Jahre seinen Steg tauschen muss, da er seinen Steg so dünn hat (sollte optimal den Klang der Geige raus holen), dass er sich innerhalb von 4-6 Jahren langsam wölbt. Wenn er ihn nicht ersetzen würde, würde er dann irgendwann brechen.

Gruß, Mark
 
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da er seinen Steg so dünn hat (sollte optimal den Klang der Geige raus holen), dass er sich innerhalb von 4-6 Jahren langsam wölbt.
Also je dünner der Steg, desto besser der Klang? Hat er das begründet? Denkbar wäre in diesem Fall auch, dass er mit unterschiedlichen - auch high-tech - Materialien experimentiert hat - hat er dazu was gesagt?

Grundsätzlich vermute ich mal, dass sich bei ihm parallel zur "Wölbung" der Klang verändert hat. Aber vielleicht war das nicht ohne Weiteres hörbar, zumal es sich um eine langsame und allmähliche Veränderung gehandelt hat.

gespannt, ob hier wer die Frage beantworten kann.
Wenn nicht, bietet sich an, nicht nur bei Streichinstrumenten zu gucken. Ich bin ganz sicher, dass sich bei den Banjos Antworten finden - zu deren wissenschaftlicher Qualität ich aber nichts sagen kann. Auf jeden Fall gibt es Anbieter, die unterschiedliche Stege anbieten.
 
saitentsauber schrieb:
Also je dünner der Steg, desto besser der Klang? Hat er das begründet

Das wird so allgemein nicht stimmen. Man möchte ja einen ausgewogenen gesamt Eindruck und nicht möglichst viele Höhen. Die Abstimmung muss passen. Ich denke, dass er bzw. der Geigenbauer damit versucht hat, leichte Defizite in den Hören und in der Brillanz seiner Geige auszugleichen.
 
In dieser messtechnischen Studie an einem Cello werden auch zwei Stege verglichen: https://www.unibw.de/lrt4/veroeffentlichungen/cello_2009_2.pdf
Die klanglichen Unterschiede fielen sehr gering aus und erschienen kaum relevant. Leider werden die beiden Stege nicht näher beschrieben, sie sind aber durch Bilder dokumentiert.

In dieser akustischen Studie wird sehr detailliert auf das Übertragungsverhalten des Stegs eingegangen mit ausführlichen Messungen dazu (Schwerpunkt im Kapitel III): https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/41177/file/gidion_diss.pdf
Allerdings werden in dieser Studie keine Stege verglichen. Insgesamt finde ich diese Studien aber recht aufschlussreich.
 
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Das Schwingungsverhalten von Streichinstrumenten ist sehr kompliziert zu durchschauen. Grundsätzlich wird der Ton durch einen dünner geschnittenen Steg heller. Ob das ein Vorteil oder Nachteil sein kann, liegt am Schwingungsverhalten des jeweiligen Streichinstruments. So wie es kaum zwei gleiche Bäume gibt, gibt es kaum ein Instrument, das klingt wie ein anderes. Also muss ich die Klangeinstellung jeweils mit einem kompetenten Geigenbauer meinen Vorstellungen anpassen. Es gibt viele Möglichkeiten den Klang zu verändern. Stimme (Stimmstock), Bassbalken, Steg, Saitenwinkel; das muss alles zusammenpassen. Mein Geigenbauer, zudem ich seit Jahren meine Instrumente bringe, kennt meine Klangvorstellung.
Wenn eine Geige einen so dünn gebauten Steg benötigt, dass der nach wenigen Jahren kaputt geht, dann stimmt entweder etwas entscheidendes mit dem Instrument nicht, oder der Musiker hat eine sehr spezielle Klangvorstellung.
Wenn man immer ein Auge darauf hat, dass der Steg gerade steht, hält der Jahrzehnte lang.
Ich kenne einige wirklich gute Geigenbauer, jeder von denen schneidet den Steg etwas anders.
Berühmt für seine umfangreichen, auch physikalisch gemessenen Klangversuche, ist der Geigenbauer Martin Schleske. Er baut hervorragende Meisterinstrumente. Viele Musiker sind begeistert davon. Meine Klangvorstellung treffen sie jedoch nicht.
 
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Ja, es ist total verblüffend was der Steg am Klang der Geige alles beeinflusst und wie die Geige auch gedämpft klingt.

Zum Thema Steg hatte ich mich ja schon mit meiner E-Geige damals ziemlich außeinander gesetzt, da ich ja eher einen wärmeren und nicht so scharfen Sound erreichen wollte.
Falls es euch interessiert, das findet ihr hier in diesem Beitrag: Klick
Ich hatte mir dann ja extra einen Steg aus Furnieren zusammengeklebt und gestaltet. Je schwerer er ist, desto schlechter kann er mit dem Ton mit schwingen und diesen dann auf die Decke übertragen. Diese Dämpfung ist bei höheren Tönen durch deren schnellere Schwingung natürlich stärker, als bei den langsamer schwingenden tieferen Tönen, die auch ein etwas schwererer Steg noch ganz gut übertragen kann.
Zum anderen ist es aber auch so, dass abseits der reinen Masse auch noch eine gewisse Federung notwendig ist. Die Saite schwingt ja in der Richtung wie der Bogen geführt wird, da der Bogen mit den Widerhaken und dem Kolophonium die Saite festhält und spannt, bis die Kraft zu groß wird und dann entgegengesetzt auslenkt um dann dort wieder durch Haken und Haftung eingefangen und erneut gespannt zu werden. Und diese seitliche Schwingung macht der Steg mit, federt durch die Freisparungen auch etwas mit und verändert damit die Schwingung zu einer weniger eckigen (kratzigen) hin zu einer weicheren, frei schwingenden Kurve. Durch die Federung und die Steifheit und Spannkraft wird innerhalb des Stegs dann die Schwingung auf die Geigendecke übertragen. Diese Decke egalisiert und versteift und vergrößert damit auch die Schwingung auf der Seite des Bassbalkens, während die auf der Seite der hohen Saiten durch die Stimme zum einen ein Gegenlager für die Drehung und zum anderen einen Übertrager auf den Boden der Geige hat.
Dieser ganze Vorgang ist einfach sehr komplex und es kommt auf die Eigenschaften und Gestaltung des Stegs, auf die Schwingungs- und Übertragungsfreudigkeit der Decke und des Bodens, sowie die Steifheit und Übertragung des Bassbalkens und die Position der Stimme auf Decke und Boden sowie der Abstand von ihr zum Steg (und noch viele weitere Dinge) an.
Nun ist es am einfachsten und auch durchaus effizient den Klang am Entstehungs-, bzw. Übergabepunkt, also dem Steg zum einen zu beeinflussen und zum anderen auch mit einem Dämpfer zu stoppen, bzw. zu bremsen. Eine ganz leicht andere Position des Steges ändert die Position zur Stimme und damit die Schwingung der Decke. Also ist auch das ein wichtiges Kriterium, welches natürlich auch durch den Geigenbauer beeinflusst werden kann indem er die Position der Stimme ändert.

Aber zurück zum Steg:
Generell ist es schon so, dass zum einen die Masse des Stegs den Ton beeinflusst. Ähnlich wie bei einem Dämpfer.
Und je schwerer der Dämpfer ist, desto schneller spricht die Geige auch mal nicht an. Man muss dann richtig "arbeiten" und durch Druck und Bogenposition auf der Saite die Verhältnisse zu ändern.

Ursprünglich sind Dämpfer ja vorallem dafür da gewesen im Orchester einen leiseren, sanfteren Klang zu erreichen.
Ich hatte in meiner Jugend von meinem Opa einen damals üblichen Ebenholzdämpfer bekommen und fand es im Schul-Orchester immer nervig den zu greifen, schnell aufzusetzen, danach wieder runter zu nehmen und abzulegen.
Es wurden dann die "vorschiebbaren" Dämpfer modern die man auf den Saiten hinter dem Steg auch in Ruheposition montiert hatte und dann "nur" kurz vorschieben musste.
Als ich 2019 bei einem Gebetsabend in einem kleineren Raum rein akustisch zusammen mit einer Akustikgitarre spielte, verwendete ich ihn um leiser zu werden. Ich verwendete dann einfach zum Spaß mal im Vergleich den Ebenholz-Dämpfer... und war ist echt unglaublich wie viel "besser" dieser klang!
Seit dem verwende ich den "praktischen" gar nicht mehr.

Es zeigt eben, dass auch im gedämpften Fall der Steg eine große Rolle spielt und den Klang stark beeinflusst. Deshalb habe ich das jetzt erzählt.

Nochmal kurz zu den eben ausgeführten Erklärungen:
Ich bin kein Geigenbauer, nur Geiger mit etwas physikalischem Verständnis, etwas Erfahrung, etwas Ausbildung und viel Forscherdrang.
Trotzdem steckt da nur teilweise "Wissen" drin und ist einiges auch nur eine "Vermutung", oder eben das, wie ich es mir selbst erklären kann.

Ich habe auch das Buch "Der Klang" von Martin Schleske gelesen, in dem so manches angedeutet wird, aber natürlich nichts konkretes als Anleitung gegeben wird.
Ich glaube auch bei Geigenbauern ist einfach ein Großteil die Erfahrung, das Probieren, das daraus lernen und ein daraus wachsendes Gefühl, was im konkreten Fall bei einer Geige geändert werden könnte um dem gewünschten Klang näher zu kommen.

Aber auch da ist das Thema so komplex, dass man wahrscheinlich trotz viel Wissen weiß, dass man noch viel nicht weiß und entdecken darf.
 
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