[Gitarre] Ibanez Quest Q54SFM Headless 6-string

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Story und Historie

Es war im Sommer 2021 und die Meldung schlug hohe Wellen in den weltweiten Interwebs: Ibanez wirft die Headless-Gitarrenserie Quest auf den Markt.

Die ersten Headless-Gitarren von Ibanez? Mitnichten! Das gab's schonmal im Hause Hoshino, damals in den glorreichen 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Älteren unter uns erinnern sich - so sahen sie aus:

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Sage und schreibe 36 Jahre nach An- und gleich wieder Abkündigung der futuristischen X-ING IMG2010 MIDI-Gitarre und der ebenso kurzlebigen wie experimentellen Axstar AX70 / AX75 Gitarren wagt sich Ibanez aktuell wieder auf dieses Terrain. Na klar - sie wollen halt neben den Strandbergs, Legators und Kiesels dieser Welt auch ein Stück vom kopflosen Kuchen abhaben! Aber haben wir es mit einem reinen Me-too-Produkt zu tun? Spoiler: Aus meiner Sicht nein. Aber der Reihe nach.

Mitte 2021 wurde also die von Grund auf neu designte Quest-Serie der Öffentlichkeit präsentiert. Die Instrumente kommen allesamt aus der indonesischen Fabrik und warten mit geringem Gewicht, variantenreichen Schaltungen und gerösteten Ahorngriffbrettern mit Jescar-Bünden auf. Der aktuell sechs Modelle umfassenden Serie (eigentlich fünf, aber eins davon gibt's in zwei Farben) wurde für den japanischen Hypervirtuosen Ichika Nito eine Version mit drei Single-Coils als Signature-Modell ausgeleitet. Der deutsche Endorser Manuel Gardner-Fernandes erhielt ebenfalls eine Quest in Sonderlackierung - mal sehen, ob daraus irgendwann ein echtes Signature-Instrument wird. Verdient hätte er es, aber das nur am Rande.

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Die Nomenklatur ist gar nicht so kryptisch, wie immer wieder hämisch behauptet wird. Bei der Quest muss man sich eigentlich nur zwei Zahlen merken, die da wären 52 und 54. Entsprechende Prefixe und Suffixe sind abhängig von der Ausstattung und daher völlig logisch, konsequent und konsistent. Die Q52 kommt mit zwei Humbuckern, die Q54 mit HSS-Bestückung. Beide gibt es wahlweise auch mit schräg gestellten (nicht gefächerten!) Bünden, deren Sinn sich mir nicht vollends erschließt, die heißen dann QX52 und QX54. Von der QX52 gibt wiederum die siebensaitige Ausbaustufe QX527. Nachgestellte Codes stehen für Furniere QM = Quilted Maple oder PB = Poplar Burl und zuguterletzt die Farben wie etwa LBM = Laser Blue Matte und so weiter. Aus diesem Blumenstrauß an Modellen konnte wiederum ein zartes Blümchen - und zwar die Q54 in dezentem SFM = Seafoam Green Matte - sogar bei einem konservativen Knochen wie mir echtes G.A.S. auslösen, ganz im Gegensatz übrigens zur AZ, die mir seit ihrem Debüt bis heute durch die Bank phänomenal egal ist :nix: .

Im Juli letzten Jahres ging ich also ins Risiko und kippte entgegen meiner Gewohnheiten eine Blindbestellung ein, ausschließlich anhand von Katalogfotos und Influencer-Berichten. Viele Monate musste ich Geduld an den Tag legen, bis dann in der Adventszeit das heiß ersehnte Paket zugestellt wurde. Die Q54SFM, um die es in diesem Review geht, blieb dann bis Heiligabend im Gigbag und wurde zur Bescherung feierlich enthüllt. Tja, und seitdem beschäftige ich mich intensiv mit ihr, daheim und auch im Proberaum, und kann deswegen hier ein bisschen was darüber erzählen.

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Lieferumfang, Features und Setup

Die Gitarre kommt in einem ganz brauchbaren Gigbag, mit einer mehrsprachigen Anleitung, verschiedenen Innensechskantschlüsseln und einem Stahlstift zur Einstellung des Halsstabs. Dessen Stellmutter ist am korpusseitigem Ende des Griffbretts ohne Abdeckung zugänglich.

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Das Modell Q54 ist mit einer Gesamtlänge von 82cm trotz "erwachsener" Strat-Mensur überaus kompakt (das sind 18cm weniger als eine Standard-RG mit Klemmsattel!) und bringt gerade mal 2086g auf die Waage. Das für den Korpus verwendete Nyatoh-Holz scheint also nicht von der dichtesten Sorte zu sein, aber auch die geringe Dicke von 34mm (eine RG liegt zum Vergleich bei 45mm), die großzügigen Cutaways, der Ausschnitt für die Feinstimmer am Korpusende und die Saber-artigen Abflachungen am oberen Zargen dienen der Gewichtsreduktion des Korpus - und so ganz nebenbei auch dessen Ergonomie. Die Gitarre schmiegt sich geradezu an den Körper an, egal ob im Sitzen oder im Stehen. Die Balance ist optimal und ein dritter Gurtpin ermöglicht das bequeme Abstellen der Gitarre ohne große Kippgefahr.

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Der Mattlack am Korpus macht einen prima Eindruck, mir sind keine Lackfehler oder Einschlüsse augefallen. Nur ganz leichte Pinselausrutscher vom schwarzen Abschirmlack an den Fräsungen (Humbucker, Schalterschlitz, E-Fach) könnte man vielleicht erwähnen, aber die sieht man nur bei ganz genauem Hinsehen und sie stören auch nicht das Auge, ganz im Gegensatz zum Aufdruck auf dem E-Fach-Deckel. Elektrogesetz- und CE-Kennzeichnungen sind leider rechtlich vorgeschrieben, aber dem ansonsten aufgeräumten Look wirklich keine Zier. Wenn's ein Aufkleber wäre, hätte ich den sofort abgeknibbelt, unmittelbar nach den Schutzfolien auf Pickups und Pickguard! Das kleine einlagige Schlagbrett, welches auch als Aufhängung für die zwei Single-Coils dient, ist aus mattschwarzem Kunststoff und mit ein bissle windschief ausgerichteten Schrauben montiert. Ein Tick mehr Sorgfalt beim Vorbohren würde hier nicht schaden, aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn auch so etwas sieht man nur bei genauem Hinsehen.

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Der 24bündige Hals ist mit dem bekannten AANJ (All Access Neck Joint) angeschraubt und besteht aus einem Mittelstreifen aus Bubinga und zwei Schultern aus geröstetem Ahorn, dünn und matt lackiert mit holzigem Griffgefühl. Sein Profil heißt "Wizard C" und ist verhältnismäßig fleischig mit 21mm am ersten Bund. Er endet hinter dem 42mm breiten Kunststoffsattel (an dem noch schwarze Brösel vom Feilen hängen, tststs) in einer Miniaturkopfplatte, die parallel nach hinten versetzt ist und der simplen, aber höchst funktionalen Saitenklemmung und einem winzigen Logo-Schriftzug Platz bietet. Auf der Rückseite sind die Modellbezeichnung und die zur Abwechslung mal sehr einfach zu entschlüsselnde Indo-Seriennummer abgedruckt (I YYMMDD### - jeweils zweistellig Jahr, Monat und Tag, dann eine dreistellige laufende Produktionszahl des Tages). Die Klemmung namens "Custom String Lock" ist mit drei durchgehenden Schrauben fest verankert und lässt die Nutzung von herkömmlichen Saiten zu, die einfach durchgefädelt, per Innensechskantschraube festgeklemmt und abgezwickt werden (möglichst bündig, sonst besteht Verletzungsgefahr). Das Spannen und Stimmen passiert dann wiederum korpusseitig mit den Rändelschrauben an den einzelnen Brückenelementen der "Mono-Tune Bridge", die in Höhe und Intonation übrigens ganz traditionell und ohne Spezialkenntnisse justiert werden. Die Fräsungen für die sechs einzelnen Brückenelemente folgen der typisch versetzten Zickzackkurve zur Unterstützung der Intonation, aber jetzt beenden wir den Ausflug zum Korpus und kehren thematisch wieder zum Hals zurück.

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Das Griffbrett mit dem fast schon als Vintage zu bezeichnenden Radius von 305mm ist aus geröstetem Vogelaugenahorn und hat als Lagenmarkierungen kleine helle Punkte, die in der unteren Oktave am linken und in der oberen Oktave am rechten Rand des Griffbretts sitzen. Das nennt sich dann "Mother of Pearl Step Offset Dot Inlays". Seitlich am Griffbrett sind kleine schwarze Ringe mit einem lumineszierenden Innenmaterial eingelassen. Die sind für meinen Geschmack leider viel zu dunkel geraten und heben sich so gut wie überhaupt nicht vom Roasted Maple ab. An sich ist die Idee super, aber sie müsste besser umgesetzt werden, so dass die Dots auch bei Tageslicht genutzt werden können. Für eine bühnentaugliche Nutzung müsste die Nachleuchtdauer auch deutlich länger sein, alle fünf Minuten Licht aufladen per Taschenlampe ist für meine Begriffe nicht sonderlich praxistauglich. Die Side Dots sind insgesamt ein echtes Manko.

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Die Jumbo-Bünde von Jescar heißen EVOgold und schimmern deswegen so golden, weil die Metalllegierung keinerlei Nickel enthält. Laut Werbeversprechen des Herstellers sorgen Zusammensetzung und Fertigungssprozess für eine höhere Härte, eine dichtere Struktur, ein besseres Spielgefühl beim Saitenziehen und eine geringere Verschleißanfälligkeit des Bunddrahts. Es heißt: "We have selected a stainless steel alloy that provides the best combination of fret life and installation ease." Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht sagen, aber die Beschaffenheit und Verarbeitung der Bünde gefallen mir ausgezeichnet, sie sind allesamt extrem sauber eingesetzt, vorbildlich verrundet und mir sind keinerlei Schepperprobleme aufgefallen.

Das Setup "out of the box" ist insgesamt überaus brauchbar. Klar ist hier und da noch ein wenig Optimierungspotenzial vorhanden, so könnten die Sattelkerben einen Hauch niedriger gefeilt oder die Saitenreiter wenige Zehntel tiefer eingestellt sein; das ist jedoch alles nicht der Rede wert und ich sehe deshalb keinen Anlass zur Kritik.

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Nun zur Elektronik. Die HSS-Bestückung der Q54 besteht aus Ibanez-Eigenkreationen namens Q58 (Humbucker) und zweimal R1 (Single-Coil), jeweils mit verstellbaren Pole-Piece-Schrauben und Kappen in quer gebürsteter Alu-Optik. Recht edel, wie ich finde. Es gibt einen Volume- und einen Tone-Regler mit neu gestalteten Metallknöpfen (zylinderförmig, außen gerändelt, oben glatt, mit einem kleinen Punkt als Markierung), einen 5-Weg-Klingenschalter mit ungewöhnlich designtem Knopf und einen Minischalter, dessen Hebel wirklich nicht noch kürzer sein sollte; er ist etwa halb so lang wie gewohnt. Letzterer heißt "Alter Switch" und dient dem "Dyna-MIX9 Switching System". Die Zahl 9 deutet an, dass insgesamt neun unterschiedliche Schaltvarianten zur Verfügung stehen, wie im folgenden Schaubild dargestellt. In der "Bridge"-Stellung macht der Alter Switch jar nüscht.

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Bei der ersten elektrischen Inbetriebnahme der Gitarre funktionierte der Alter Switch unerwartet und ungewollt als Kill Switch in der Mittelposition des Klingenschalters. o_O Das kam mir komisch vor und ich machte mich systematisch auf die Fehlersuche, konnte die Ursache letztlich eingrenzen und dann auch entdecken - einer der sechs Kontakte des Schalters hatte keinen Kontakt zur kleinen Adapterplatine für die Steckverbinder. Das Fehlverhalten ist leider bei allen Instanzen der Qualitätskontrolle durchgerutscht, aber zum Glück war der faux-pas leicht behebbar: Kurz mal mit dem Lötkolben dran, so dass das Pad auf dem PCB mit Lot benetzt ist, und fertich. Mal schauen, vielleicht mache ich das präventiv auch noch für die restlichen Kontakte.

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Handling, Bespielbarkeit und Klang

Die ersten drei Eindrücke beim ersten Auspacken waren: (1) ist die aber leicht, (2) ist die aber klein, (3) ist die aber laut! Und es ist wirklich so, akustisch angespielt machen sich die Resonanzeigenschaften der Konstruktion sofort bemerkbar. Die Quest spricht extrem schnell an, schwingt stark und spürbar auf ganzer Länge und hat ein normales Sustain. Dies alles kommt so ziemlich allen gängigen Spieltechniken und Stilistiken entgegen.

Die Kombination aus Saitenklemmung direkt hinterm Sattel und fester Brücke sorgt für eine hervorragende Stimmstabilität. Wenn die Saiten einmal vernünftig gedehnt sind, halten sie auch nach extremen Bendings ihre Stimmung tadellos. Puristen werden wieder nörgeln, dass man Werkzeug für den Saitenwechsel benötigt, aber es gibt weitaus weniger Fallstricke als bei einem Double Locking Vibrato. Die griffigen Rändelschrauben der Saitenreiter bieten im Übrigen auch die Möglichkeit zum Umstimmen der Saiten, beispielsweise für Drop-D oder andere Spezialitäten.

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Beim verstärkten Spiel kann ich die positiven Eindrücke vieler Influencer durchaus bestätigen, die im Sommer 2021 auf allen Kanälen lobhudelten - das Ding macht ungelogen unheimlich Spaß zu spielen! Und ich finde, jede der insgesamt neun Soundvarianten hat irgendwo ihre Berechtigung, vorrangig machen sich die Unterschiede natürlich im Clean- und Crunch-Bereich bemerkbar. Der ausreichend muskulöse Steg-Humbucker oder die "Simulation" eines Hals-Humbuckers durch Serienschaltung der beiden Single-Coils können auch den High-Gain-Bereich gut abdecken, so dass man mit der Q54 ein überaus vielseitiges Werkzeug für allerlei Einsatzbereiche in der Hand hat.

Bevor ich jetzt noch mehr auf Gitarrenmagazinredakteur mache und mir verzweifelt blumige Vokabeln zur Beschreibung des Klangs aus den Fingern sauge, spiele ich lieber ein paar Töne in unterschiedlichen Einstellungen. Ich hoffe, dass das auch einigermaßen aussagefähig ist - ich mach sowas nicht so oft (eigentlich nie). Die Soundbeispiele folgen demnächst in diesem Thread.

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tl;dr - mein Fazit:

Negativ


- zu dunkle Side Dots
- kalte Lötstelle am Alter Switch

Positiv

+ geringes Gewicht und kompakte Maße
+ einwandfreie Bespielbarkeit
+ große Klangvielfalt
+ hohe Stimmstabilität
+ sehr stylishes und eigenständiges Design
 
Eigenschaft
 
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Wow, darf gerade Dich nicht bekeksen, aber tolles Review!
 
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Aber ich kann ;)
Sehr interessante Gitarre.
 
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Hier wäre noch eine audiovisuelle Beschreibung einer vergleichbaren Ausführung aus der Quest-Reihe.
 
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Tolles Review, schicke Gitarren. Eine wirkliche Versuchung...

Aber die Gitarren der 54er-Serie haben leider 24 Bünde, anstatt 22. Da sitzen die Single-Coils für meinen Geschmack nicht ganz an der richtigen Stelle. Das klingt so nicht ganz nach Strat. Ich kann da meine Steinberger nehmen, falls ich Headless spielen will. Die hat auch 24 Bünde.
 
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Hier kommt ein Demo der dyna-MIX9 Schaltoptionen mit einem Crunch-Sound.

 
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Danke für das Review dieser spannenden Gitarre. Nicht meine Farbe, aber die gibt es ja auch in Schwarz. Wobei die Laser Matte Blue meine Farbe wäre, aber die gibt es nicht in HSS...
 
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Super Review! :great:

Die sind wohl echt federleicht, ca. 1 kg weniger als meine DCs aus dem Hause Fujigen.

Es würde mich echt mal interessieren, wie so eine Quest abschneidet in einem Vergleich zu einer Les Paul, wenn man mal ein paar deftige verzerrte Palm Mutes Rhythm Sachen spielt.
Wo ja immer behauptet wird, dass es Masse braucht, damit es auch untenrum "schiebt".
 
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Tolles Review!
Sieht nach einer spannenden Gitarre aus, die Farbe finde ich auch super :great:
 
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Wo ja immer behauptet wird, dass es Masse braucht,

Das würde ich auch genau so unterschreiben! Aber es kommt immer auf den Verwendungszweck an. Ibanez sieht hier wohl eine Generation heranwachsen, die es gleichsam komfortabel wie virtuos mag. Eine Gitarre für Homerecorder_innen und Youtuber_innen. Die Gender-Betonung ist kein Zufall, denn es ist schon auffällig, dass immer mehr Gitarrenhersteller das Weib für sich entdeckt haben … jetzt, wo Rock tot ist und der Mann allgemein nicht mehr von Relevanz.

Die stadionumwälzende, krafttriefende Monsterphatgitte ist eben nichts für den Heimgebrauch und vielen Manga-Mädchen ohnehin viel zu schwer und groß. Ergo kriegen die ihr eigenes Ding (siehe Video am Ende).
Da darf dann der Ton auch dünner sein. Macht nichts, geht in Richtung feinsinniges Spiel. Und wie fett wird überhaupt irgendeine 4,5 kg schwere Gitarre am bevorzugten Spark, Yamaha THX, o.ä klingen?
Und da sind wir schon an dem Punkt, den ich an der Quest zu bemängeln habe: Sie ist zu klein! Ich bin etwas größer und an mir und auch an vielen jüngeren, hochgeschossenen Männern sieht das Teil aus wie von Fisher-Price. Nicht gut, wenn der Zeitgeist einen abhängt, denn gefallen hätte sie mir.

Was sollte an der Quest auch nicht gefallen? Die Hölzer (Maserung) sehen wertig aus, der Knubbel am Halsende lässt den Hängeständer nicht obsolet werden und sie sieht auch nicht so abgeschnitten aus, wie viele andere Headless-Designs. Die schrägen Bünde kommen dem rechthändigen Tapping entgegen und die Verarbeitung ist doch wirklich sauber, die Schaltungen lassen keine Wünsche offen (genial!!), Fretwork ist super und müsste man nicht bei jedem anderen Headless-Hersteller für ähnliche Modelle 2K+ an Euronen dafür hinlegen? Touche, Konkurrenz!
Natürlich ist man auch ein wenig auf Nummer sicher gegangen. Man ist ja auch kein Nischen-Hersteller und allzu gewagte Innovation ist auch eher so ein 80/90er Ding (When Ibanez ruled the World).
Ist ein bißchen wie mit vielen Bands. Die ersten radikalen Alben werden Kult; über die nachfolgenden, zahmeren freuen sich die Rechenschieber.

(A pro pos Design: Ist die Quest nicht im Grunde eine ausgefräste Saber? Nein?
Ok, dann bin das nur ich, sorry! Vergesst es.)

Und hat es diese Gitarre nicht ebenso geschafft, dass ein altverdienter Ibaneze seine Meinung von „ein klassisches Me-too-Produkt,“ hin zu „haben wir es mit einem reinen Me-too-Produkt zu tun? Aus meiner Sicht nein.“ um 180° ändert? Alle Achtung, Ibanez! Wer kann, der kann.
Das gilt auch für den TE: Hammer-all-inklusive-perfect-Review!

Ich hatte übrigens mal eine Axstar (die Rote) und die war ein absolut solides, tolles Instrument! War eben (siehe Zeitgeist) etwas rockiger, weil kantiger und hatte auch einigen Druck mit den richtigen Pus. Ich hatte sie damals wirklich geliebt und als ich dann zum Bass wechselte, war meine Wahl eine rote Westone Quantum, quasi dasselbe Instrument, nur mit 4 dicken Saiten.

Ich hoffe, die Quest wird ein Klassiker werden. Es steckt viel Gutes und Schönes in ihr. Viele nette oder durchdachte oder wertig wirkende oder einfach gut funktionierende Details kann sie auf sich vereinen. Die 2020er Modelle sind ein erster, sehr gelungener Wurf, Man darf gespannt sein, wohin die Serie sich noch entwickeln wird und ich hoffe, es wird mehr sein, als die übliche qualitative Diversifizierung im MIJ, Indo, Gio.
Ich, als alter (fast), weißer Mann, bin, wie gesagt, größenbedingt raus und gehe mal ein wenig an der Flying V und dem JCM oldschool ballern. Antiquierter Dinosaurier-Rock. Fett dumm und träge. Ekelhaft! Aber geil!

Den slimmen Einhörnern gehört jetzt ihre bunte sinnbefreite Kawaii-Welt.
Adios!
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Stop! Video war versprochen und kommt auch.

 
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Und hat es diese Gitarre nicht ebenso geschafft, dass ein altverdienter Ibaneze seine Meinung von „ein klassisches Me-too-Produkt,“ hin zu „haben wir es mit einem reinen Me-too-Produkt zu tun? Aus meiner Sicht nein.“ um 180° ändert? Alle Achtung, Ibanez! Wer kann, der kann.
Das gilt auch für den TE: Hammer-all-inklusive-perfect-Review!
Danke für Dein Lob, @Bruce_911 . Und danke fürs Herauskramen meiner Äußerung vom letzten Jahr (Du meintest wohl diesen Post) - mittlerweile habe ich begriffen, dass Ibanez mit der Quest nicht irgendwelche Konkurrenten nachgeahmt, sondern etwas Eigenes kreiert hat.
 
Das würde ich auch genau so unterschreiben!

Ich nicht so ganz, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle.
Aber darum soll es hier ja nicht gehen.
Solch leichtere, filigranere Gitarren sind ja auch nicht komplett neu, man denke mal an Parker oder auch Steinberger (wo im Grunde alles ab ist, was ab kann :D).

Ich finde es schon in Ordnung, dass Ibanez auch das Quest Modell im Sortiment hat.
Die traditionelleren Formen gibt es ja weiterhin für diejenigen, die mit der Quest nichts anfangen können.
Dafür bietet Ibanez jetzt deren Fans eben eine Option, die sonst ggf. auch mit Strandberg, Kiesel, Boden und Co geliebäugelt hätten.
 
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Ich habe spaßeshalber die gleiche Aufnahme wie zuvor mit einer anderen Plugin-Einstellung noch einmal prozessiert bzw. exportiert - jetzt ist's insgesamt fast schon clean und man hört dadurch die Unterschiede der dyna-MIX9-Schaltoptionen hoffentlich noch deutlicher (leider auch die spielerischen Defizite... :whistle2:).

 
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Das würde ich auch genau so unterschreiben! ... Den slimmen Einhörnern gehört jetzt ihre bunte sinnbefreite Kawaii-Welt...

Herrlich! Das gefällt mir einfach so gut, das muss ich bekeksen! Du setzt dem hervorragenden Review einer bestens und mit allen modernen Innovationen, dem Zeitgeist entsprechend verarbeiteten Gitarre das I-Tüpfelchen auf. Und ja, so ganz nebenher: Ich (alter Sack) finde solche kopflosen Gitarre einfach nur scheußlich but so what - wir haben an dieser Stelle eben einfach nichts mehr zu melden und schön, wenn das jemand in gelungenen Worten so schön tröstend formulieren kann. :)
 
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Zum Saitenwechsel mit Werkzeug.... einer der Besitzer könnte ja mal testen, ob das hält, wenn man die Saiten um den Saitenhalter am Hals bindet, wie man es bei klassischen Gitarren am Steg macht ...
 
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Hier nochmal ein kleiner Songschnipsel (instrumental), gespielt mit der Quest.

 
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Eine Frage treibt mich um, seit ich die Klampfe bei dir gesehen habe ... Passt die in einen Samsonite/Rimowa Koffer? (und ja, ich meine die Frage ernst :) - bei Ibanez steht nur die Mensur, aber nicht die Abmessungen der ganzen Gitarre.)

Gruß
Martin
 
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(und ja, ich meine die Frage ernst :) - bei Ibanez steht nur die Mensur, aber nicht die Abmessungen der ganzen Gitarre.)
Wie genau brauchst Du die Maße? Die Gesamtlänge ist 82cm, wie im Review bereits erwähnt, den Korpus werde ich Dir in der Breite noch ausmessen.
 

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