Hi,
unabhängig von Geschmacksfragen - die einzige perfekte Möglichkeit wäre wohl wirklich, die Gitarre neu zu lackieren.
Ich sehe dafür zwei Ansätze:
Was ein Binding ist, hat Pida ja schon beschrieben. Man kann diesen Kunststoffstreifen natürlich mechanisch ablösen, dann ergibt sich eine umlaufende Stufe an Ober- und Unterseite des Bodies. Die muss man dann halt wieder füllen, zB mit einem passenden Holzstreifen und/oder Spachtelmasse. Das muss dann sauber verschliffen werden, und dann kann man überlackieren.
Die andere Möglichkeit wäre, den Body insgesamt abzuschleifen und das Binding mitzulackieren. Hier könnte man aber das Problem haben, dass der Lack auf dem Kunststoff womöglich nicht so gut hält, denn es ist immer ein Problem, zwei unterschiedliche Materialien mit dem gleichen Lack zu behandeln. Andererseits ist das natürlich nicht unmöglich, schließlich wird das Binding in der Fabrik ja auch mit dem Klarlack überzogen, der nach den eigentlichen Farbschichten üblicherweise aufgetragen wird. Wahrscheinlich braucht man dann einen speziellen Primer (Kunststoffhaftgrund). Auch muss der Lack eine sehr gute Deckkraft haben, damit er auf der weißen Oberfläche nicht einen anderen Endfarbton bekommt. Ich würde die erste Möglichkeit vorziehen, auch weil sich auf lange Sicht wohl immer ein sichtbarer Übergang an den Fugen zum Holz bilden wird, schon weil das Holz leicht arbeitet, der Lack dort minimal einsinkt usw.. Ich nehme mal an, dass das auch die beiden Gitarrenbauer als Problem angesehen haben.
Beide Möglichkeiten erfordern einen Lackierer, der weiß, was er tut. Als Do-It-Yourself-Option halte ich das nur für machbar, wenn man kein Perfektionist ist und kein Problem mit ein paar Farbnasen und Fusseln im Lack hat. Das wäre halt eher die Punk- oder Industrial-Optik, was man ja auch gut finden kann.
Für ein etwas gepflegteres Resultat ohne Neulackierung fällt mir schon eine Alternative ein - die erfordert allerdings recht gute handwerkliche Fertigkeiten und wird hier ganz ohne Gewähr erwähnt. Das Resultat wäre eine mattschwarze Gitarre mit schwarzem Binding:
Man könnte zunächst exakt am Übergang vom Binding zum Holz mit einem scharfen Modellbaumesser oder Skalpell im Klarlack einen Schnitt anbringen, der bis ins Material durchgehen muss (bzw. in die mikroskopische Ritze zwischen Binding und Holz). Das wird man vermutlich nur fertigbringen, wenn man sich in kleinen Portionen und mit einem geeigneten festen Anschlag vortastet (zB ein Kurvenlineal aus Metall, das man mit Schraubzwingen fixiert). Danach sollte man das Binding vorsichtig ablösen, wobei der Schnitt verhindern sollte, dass der umgebenden Lack mit abblättert. Dann könnte man ein genau passendes schwarzes Binding einleimen, wobei natürlich nichts überquellen sollte. Danach könnte man alles mattieren und hätte einen mattschwarzen Body mit mattschwarzem Binding - Ton in Ton sozusagen, und aus der Nähe auch immer noch als Binding erkennbar. Oder Du mattierst erst und klebst dann das Binding auf, ein mattschwarzer Body mit leicht glänzendem schwarzen Binding könnte auch sehr gut aussehen. Ist alles etwas gewagt, aber wenn Dein Herz daran hängt - warum nicht? Wenn alle Stricke reißen, könnte man das Ganze immer noch neu lackieren lassen.
Die einfachste Möglichkeit zum Selbermachen wäre wohl folgende, wobei das jetzt nur wirklich ein Gedankenspiel ist und ich weder Optik noch Dauerhaltbarkeit genau vorhersagen kann:
Den Body mattieren, um das Binding herum exakt abkleben und den weißen Kunststoff mit schwarzem Permanentmarker übermalen. Dort wird es wohl auch eher glänzend in der Optik, aber wenn man genügend Schichten aufträgt, kann man das vielleicht auch wieder vorsichtig anschleifen und so wieder mattieren.
Zum Mattlack muss ich allerdings noch was grundsätzliches loswerden: Ich kenne eigentlich keine matte Oberfläche, die durch beständigen Kontakt nicht mit der Zeit wieder glänzend wird, zumindest so einen gewissen Seidenglanz bekommt. Da die Flächen einer Gitarre sehr ungleichmäßig der Berührung ausgesetzt sind, wirst Du recht bald wieder eine glänzende(re) Fläche erhalten, wo der Unterarm aufliegt, ggf. auch an der unteren Zarge, wenn Du öfters im Sitzen übst, und im Cutaway, falls Du gerne mal in den hohen Lagen rumfiedelst. Plektrumspuren sind auch unvermeidlich unterhalb der Saiten sowie ein gewisses Abwetzen rund um den Toggle, der bei Dir ja oben sitzt wie bei einer Les Paul.
Wenn Du also eine auf Dauer einheitliche, gepflegte Optik willst: vergiss es! Zu einer matten Gitarre würde ich nur dem raten, der Spielspuren akzeptieren kann oder, besser noch, gerade das am Mattlack liebt.
Gruß, bagotrix