[Gitarre] PRS SC245 Singlecut

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Guten Morgen...

Es ist soweit... Endlich kann ich auch mal wieder ein Review beitragen. Ich profitiere ja regelmäßig von der Arbeit der anderen hier und deswegen wird es Zeit etwas zurückzugeben. ;)

VORGESCHICHTE:

Die Singlecut Modelle von PRS haben mich schon seit sie 2001 auf den Markt gekommen sind fasziniert. Ich mochte den Les Paul Style schon immer, aber PRS war für mich damals mit Anfang 20 einfach preislich völlig unerreichbar.

Ich habe mich in den folgenden Jahren mehr mit Strats und Teles beschäftigt und bin 2006 wieder mit einer Gibson Les Paul Classic in die Paula-Richtung gekommen. Es kamen und gingen diverse paula-artige Gitarren (u.a. Tokai LS95 oder eine ESP Eclipse) und zuletzt blieb eine Gibson Les Paul Traditional über... Diese Traditional hatte ich Anfang 2012 gekauft und mußte sich in den letzten Monaten einigen Upgrades hingeben, u.a. einen Knochensattel von meinem Gitarrenbauer.

Und als ich diese Paula wegen dem Knochensattel ins Musikgeschäft meines Vertrauens brachte, dachte ich mir... "Wenn Du schon mal da bist, kannste ja auch mal schauen, was hier so an den Wänden hängt". :bang:

Jeder von uns wird das kennen und diese Entscheidung auch im Nachhinein bereuen, weil es nicht selten passiert, daß solche Schlendereien durchs Musikerparadies schwereen G.A.S. Anfällen zur Folge haben... :D

So sollte es natürlich passieren, daß ich im ersten Stock erst die Custom Shop Gitarren von FGN bewundert habe, als ich um die Ecke kam und mich dort eine PRS SC58 anstrahlte... Ihr erinnert euch an die weiße Strat aus Wayne´s World? Spots an und in strahlendem Licht hängt sie da... Wow, schon optische eine Augenweide...

Natürlich konnte ich mich nicht zurückhalten und mußte sie mal anzocken. Nachdem ich mich in Guitarheaven befand und dabei dann auch mal das Preisschild mit satten 4398,- Euronen entdeckte, was ich wieder auf dem harten und kalten Boden der Tatsachen gelandet. Ok... definitiv mal unbezahlbar in naher Zukunft.

Neben der SC58 hing auch eine SC245 mit den 57/08 Pickups... Mit 3190,-€ ja immerhin "etwas günstiger", aber auch etwas außer Reichweite... Ich hab ja in Zukunft auch noch eine Familie zu ernähren... Obwohl ich das Gesicht meiner hochschwangeren Frau gern gesehen hätte, wenn ich mit den Worten "Fahr mal kurz die Paula wegen dem Sattel wegbringen..." das Haus verlassen hätte und mit einer PRS für über 4000 Steine wieder zurückgekommen wäre.... Oder vielleicht auch lieber nicht... :rofl:

Nun gut, zurück zum Thema... Die PRS Singlecuts hatten sich wieder in mein Leben geschlichen, in mein Hirn gebrannt, die Hände gestreichelt, die Ohren verwöhnt und mächtig G.A.S. ausgelöst...

Was also tun..? Die Les Paul hatte ich gerade so hingebaut, daß sie perfekt funktioniert und einiges an Geld und Zeit investiert, aber die PRS ließ mich nicht ruhen.

Da ich mich definitiv von meiner Paula trennen mußte, um mir eine PRS gönnen zu können, tat ich mich schon sehr schwer mit der Entscheidung. Bei der Preisgestaltung für neue Singlecuts, wie die SC58 oder selbst die "Stripped" SC58, kam definitiv nur eine gebrauchte SC245 in Frage.

Schließlich wurde ich sogar hier im Flohmarkt fündig und konnte mit meine Gibson gegen die PRS tauschen (war übrigens ein sehr netter Konatkt und angenehmer Deal). Einziges Risiko waren die 245er Treble und Bass Pickups, da ich die nicht kannte. Aber Pickups kann man ja tauschen...

Also kommen wir jetzt zum wichtigsten... die PRS SC245:


KONSTRUKTION


Die PRS kommt mit den klassischen Les Paul Zutaten.

Einteiliger Mahagoni-Body mit einer wunderschön geflammten Ahorn Decke (10Top), Mahagoni-Hals mit Rosewood-Griffbrett. Die sonst bei PRS sehr verbreiteten Birds als Inlays sind hier nicht am Start, sondern einfach nur schlichte aber edle Dots.

Der Body bei jeder SC245 ist, meines Wissens nach, gechambert und damit kommt diese Gitarre auf angenehme 3,4 kg. Meine Les Paul Traditional war mit 3,7 kg nur unwesentlich schwerer.

Es gibt ein Naturbinding am Body, bei dem man das Flamed Maple Top nochmals bewundern kann. Ich finde das wesentlich schöner, als die Kunststoff-Bindings. Das mochte ich an meiner Framus Panthera auch schon immer und als ich letztens ein Halsbinding aus geflammten Ahorn an einer Nik Huber Orca 1959 gesehen, bin ich aus dem Sabbern fast nicht mehr rausgekommen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Vom klassischen Design weicht PRS mit einem Bierbauch-Spoiler (Shaping auf Body á la Stratocaster) und einem sehr gut zu bespielenden Halsübergang..

Der Hals hat ein Wide Fat Profil, konnte aber auch mit Wide Thin geordert werden.
Das Wide Fat Profil ist im Vergleich zu dem 50er Profil der Traditional ein wenig flacher und läßt sich trotz des erstmal erschreckenden Namens "Wide Fat" traumhaft bespielen. Ein Wide Thin Neck von PRS hatte ich noch nicht in der Hand. Deswegen kann ich dazu keine Vergleiche anstellen. Allerdings sind Halsformate auch immer Geschmackssache. Ich mag zum Beispiel die Flitzefinger-Wizard-Necks von Ibanez nicht wirklich. Ich muß schon ein schönes Stück Holz in der Hand haben.

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HARDWARE und ELEKTRONIK

PRS verbaut hier eine hauseigene Wraparoundbridge aus Aluminium, die sich in der Höhe und auch für die richtige Intonation anpassen läßt. Allerdings ist hier auch der größte Nachteil. Denn es ist nicht möglich die Intonation für jede Seite einzeln einzustellen. An den Stehbolzen-Aufnahmen gibt es jeweils eine Madenschraube, mit der man dann die Bridge angleichen kann. Die PRS kommt ab Werk mit einem 010-046 Standard Saitensatz und damit paßt die Intonation perfekt. Ich denke, das ganze geht auch noch mit einem 009 oder 011 Satz.
Persönlich benutze ich einen 010.5 - 050 Mischsatz und damit habe ich keinerlei Probleme. Wenn ich mal zuviel Geld überhabe, würde ich mir evtl. eine ABM Wraparound Bridge zulegen, aber zur Zeit macht diese noch ganz hervorragend ihren Job.

Für die richtige Stimmung sorgen PRS Vintage Tuner. Da die SC245 eher für die Vintage Richtung ausgelegt ist und die SC250 für die Moderne steht, kommen hier nicht die gewohnten PRS Locking Tuner zum Einsatz.
Die Vintage Tuner arbeiten allerdings so zuverlässig und verstimmungsfrei, daß ich keine Locking Tuner vermisse.

Ab Werk wird die SC245 mit den 245er Pickups bestückt. Also ein 245 Treble an der Bridge und ein 245 Bass am Neck. Die Pickups kommen mit gebürsteten Nickelkappen und sehen sehr edel aus. Der 245 Treble hat 9,4 kOhm und der 245 Bass 8,7 kOhm Widerstand und gehen in die klassische PAF Liga.

245Pickups.jpg

Gesteuert werden die Pickups auch klassisch mit 2 Volume- und 2 Tone-Potis und einem 3-Wege-Toggle. Die Pickups sind nicht splittbar.
Die Elektronik wurde sauber mit Braided Steel Kabeln ab Werk miteinander verbunden.

Die Volume- und Tone-Potis sind nicht wie bei einer Gibson Les Paul angeordnet. Bei der PRS ist die Anordung spiegelverkehrt und die beiden oberen Potis für Volume und die beiden unteren für Tone zuständig. Die vorderen Potis für den Neck-Pickup und die hinteren für den Bridge-Pickup.
Die Potis laufen buttwerweich, wirklich geradezu ohne Widerstand. Nur leichtes Berühren führt zu einer Bewegung. Für mich war das das größte Problem, weil ich immer wieder kontrolliert habe, ob sich auch nichts verstellt hat. Deswegen war mir ziemlich schnell klar, daß dort andere Potis reinmüssen.


VERARBEITUNG

Was soll ich dazu sagen...? Die Verarbeitung der ganzen Gitarre ist absolut tadellos. Keinerlei Lackmängel, überstehende Bünde oder ähnliches. Wirklich eine glatte 1.

Das sollte man in der Preisklasse eigentlich erwarten, aber ich habe da durchaus schon anderes erlebt.


MODIFIKATION

Da mir die Pickups (dazu unter SOUND mehr) nicht zusagten und die Potis zu leicht liefen, habe ich ein paar Änderungen an der PRS vorgenommen.
Die Potis sollten ab Werk 500 kOhm Potis sein. Nach Ausbau habe ich sie durchgemessen und bin bei keinem an die 500 kOhm rangekommen. Der höchste Wert lag bei 412 kOhm. Das ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann. Allerdings kann ich auch nicht nachvollziehen, warum Gibson immer noch lineare 300 kOhm Volume Potis verbaut... aber das ist eine andere Baustelle.

Also kamen im ersten Schritt 4 neue log. CTS Potis mit 500 kOhm und Orange Drops ins Elektronikfach.
Leider passen sie PRS-Potiknöpfe nicht mehr auf die neues Potis. Die Aufnahme ist zu groß und deswegen kommen jetzt klassische Top Hat Knobs zum Einsatz.

Anschließend wurden die PRS Pickups gegen Suhr Doug Aldrich Humbucker ohne Kappe getauscht. Zur Zeit sind die Pickups noch im Standard Humbucker Betrieb. Ich überlege aber, ob ich die Volume Potis nicht nicht gegen Push/Pull Varianten tausche, um die Suhr zu splitten.

IMG_0436.JPG


SOUND

Kommen wir zum schwierigsten Thema.

Trocken angespielt klingt die PRS etwas drahtiger, weniger bauchig, als die Les Paul. Sie hat ein wenig mehr Twang im Sound, könnte an den Bodys-Ausfräsungen liegen.
Insgesamt ist sie auch einen kleinen Tick leiser, als die Paula.

Angeschlossen an meinen Cornford mußte ich erstmal ein wenig an den Reglern drehen, da dieser auf die Paula eingeschossen war.
Die PRS klingt insgesamt geringfügig dünner, etwas höhenlastiger. Die Les Paul schiebt etwas ungestümer von unten raus. Dafür klingt die PRS etwas kultivierter.

Die 245er Pickups haben mich nicht unbedingt überzeugt. Das sind bestimmt hervorragende Vintage Pickups, aber ich mag es druckvoller mit mehr Punch. :rock:

Nach der Modifikation war die PRS nicht wiederzuerkennen. Mit den Suhr Pickups hat sie das nötige Feuer und den Druck bekommen, den ich anfangs vermisst habe.

Selbst bei hohen Gain Einstellungen matscht nichts und dank des Umbaus wird die PRS wieder etwas dicker im Ton ohne aber an Transparenz missen zu lassen. Es wird nie mulmig, ist immer differenziert, schiebt aber im High Gain ohne Ende. Ich hab spaßeshalber mal auf Drop C# runtergestimmt... kein Matsch.

Eine kleine Drehung am Volume Poti, Neck Pickup angewählt und wir befinden uns im cremigen Solo Himmel. Der Sound schmatzt, die Gitarre reagiert auf jede Berührung, Pinch Harmonics springen einem nur so entgegen.

Im Clean Bereich klingt die PRS rund und ausgewogen und zeigt zwischendrin, daß mit Single Coils ein gewisser Twang-Charakterin ihr steckt. Deswegen überlege ich auch die Split-Funktion einzubauen.

Leider habe ich nicht die Möglichkeit Soundbeispiele aufzunehmen. Ich kann nur ein paar Livemitschnitte von letzten Gig anbieten. Da war die PRS auch noch in Werkszustand.









FAZIT

Mit der SC245 ist PRS ein durch und durch hervorragendes Single-Cut Modell gelungen. Die SC hat zwar optisch Paula-Anleihen, ist aber definitiv keine Gibson Les Paul. Wer genau den Les Paul Sound sucht, sollte sich auch eine Les Paul kaufen. Wer eine Les Paul bei PRS sucht, sollte sich die SC58 ansehen. Die ist meiner Meinung nach extrem nah an einer richtigen Les Paul dran.

Wer aber eine Singlecut in bester Verarbeitung und eigenem Charakter sucht, sollte sich die PRS SC245 oder auch die 250 mal ansehen. Leider gibt es diese Gitarren nur noch auf dem Gebrauchtmarkt oder als Restbestand beim Händler, da sie seit Ende 2010 nicht mehr produziert und durch die SC58 abgelöst wurde.

Ich stelle keine Pro/Contra Liste auf, denn es muß jeder selbst entscheiden, ob ihn die Vintage Tuner, die Wraparound Bridge oder irgendetwas anderes an der Gitarre als Contra ins Auge sticht. Für mich persönlich ist es nur bei der Bridge schade, daß die Intonation nicht einzeln pro Saite einstellbar ist. Die Pickups sind immer Geschmackssache...

Ich hoffe, euch hat das Review gefallen und den einen oder anderen auf den Geschmack gebracht. Ich bereue den Tausch gegen die Les Paul jedenfalls in keinster Weise. :great:
 
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Tolles Review. Ich würde gern irgendwann auch mal ne "echte" PRS mein eigenen nennen können, aber fürchte das dauert noch etwas.
 
Hi,

super Review! :)

Deinem Fazit kann ich nur 100% zustimmen.
Die Zebras stehen der PRS ausgesprochen gut.
*Editiert*
Ansonsten noch viel Spaß und viele Auftritte mit der Gitarre ;-)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und da ist sie wieder im Programm! Himmel... die Gitarre ist Pr0n pur. Ich liebäugle schon seit Tagen mit ner PRS 408/513 und jetzt entdecke ich das LP artige Single Cut Modell noch im Shop... Und die DC3 hat auch irgendwie was... *seufz* Ich brauch nen Goldesel :)
 
Ich kann mich dem Review nur anschließen.
Allerdings habe ich das 2014er Modell in Black-Gold mit den 57/08 Pick-Ups und der zweiteiligen Bridge:

01.JPG

Nachdem alle Eigenschaften der Gitarre weiter oben bereits genauer und anschaulicher beschrieben sind als ich das könnte, hier nur ein paar kurze Anmerkungen zu den Veränderungen.

Die 57/08 Pick-Ups sprechen wunderbar dynamisch an und erzeugen einen herrlich warmen LP-Klang, der sich über den Anschlag traumhaft formen lässt.
Leider fehlt mir der Vergleich zu den Zebras, die oben beschrieben sind. Ich kann sie nur meiner Gibson Les Paul gegenüberstellen (498T / 490R). Dabei fällt auf, dass die 57/08 offenbar etwas weniger Output lifern, dabei für meine Ohren aber insgesamt harmonischer und voller klingen als die Gibson-Pendants.

02.JPG

Ein wenig anschaulicher wird das Ganze eventuell mit diesem Video:



Die dort mit einer (modifizierten) Gibson LP verglichene SC58 hat nach meiner Kenntnis die gleichen Pick-Ups verbaut. Auch entspricht die übrige Konstruktion im Wesentlichen der SC245 - so auch die zweiteilige Brücke.

Diese Brücke ist eine sehr ähnliche Konstruktion wie man sie auch auf einer Gibson findet. Allerdings ist die Brücke aus dem Vollen gefräst (nicht gegossen) und die Reiter sind deutlich massiver ausgeführt.

03.JPG

Erwähnt ist die "neue" Brückenkosntruktion auch in diesem Video, das ebenfalls ein gutes Klangbild liefert:



Für meine Ohren ist die SC245 vom Klang angenehm "holzig" (wenn ich sie mit meiner Artist V vergleiche), und eben ganz typisch Les Paul.
Gegenüber meiner Gibson ist der Klang voller / runder / ausgewogener und lässt sich noch besser mit Anschlag und Volume-Poti beeinflussen.
Zudem ist die Verarbeitung natürlich ein Traum - und die PRS ist besser ausbalanciert als die Gibson.
Die SC245 ist einfach ein sehr komfortabel bespielbares Instrument, das einen Klang bietet, für den man sonst vermutlich deutlich mehr Geld auf den Tisch legen muss...
 
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