Harfenwerkstatt - Besuch bei Henrik Schupp (Hamburg)

Lisa2
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Wenn man eine weite Reise macht, dann muss es sich auch lohnen. Deshalb suche ich mir bei einem fernen Ziel möglichst viele interessante Anlaufpunkte ...

Letztes Wochenende stand Hamburg auf dem Plan.

Hamburg -
Das bedeutet nicht nur Steinway, Staatsoper, Ballett ... Elbphilharmonie, Musical, Hafen ...
In einer Musikstadt wie Hamburg muss es auch irgendwo Werkstätten für verschiedene Instrumente geben. Schließlich will alles, worauf die Orchestermusiker unermüdlich dudeln und fideln, zupfen und schlagen von irgendjemandem gewartet werden.

Von den verschiedenen Adressen, die die Recherche ergab, machte mich die des Harfenbauers am neugierigsten. Davon gibt es zumindest in Nord- und Westdeutschland nicht all zu viele. Die bei http://4allmusic.com/selection-luth...schland/168-liste-der-harfenbauer-deutschland
gefundene Liste ist jedenfalls ziemlich übersichtlich.

Erfreulicherweise hatte Henrik Schupp am späten Freitag Nachmittag Zeit für uns. So war nach der interessanten Führung bei Steinway noch Zeit für ein spätes, gemütliches Mittagessen, bevor wir uns auf den Weg in die Bahrenfelder Straße machten.

Vor der Hamburgfahrt hatte ich noch einen Blick in die Webseite des Harfenbauers http://www.henrikschupp.de/ geworfen. Das sah sehr vielversprechend aus. Hendrik Schupp baut ganz verschiedene große und kleine Harfentypen und nimmt zur Wartung und Restaurierung Harfen aller Hersteller an. Das ließ mich auf eine interessante Vielfalt hoffen. Wir sollten nicht enttäuscht werden! :)

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Was es bei mir vor der Haustür nicht alles so gibt....

Freue mich auf weitere Details! :great:
 
Guten Morgen zusammen! Hallo @MichaHH :)

Dann will ich mal weiter berichten.

Seit Januar 2015 ist die Harfenbauwerkstatt von Henrik Schupp im Handwerkerhof Ottensen zu finden: Hamburg, Bahrenfelder Straße 321.
Handwerkerhof? Was stellt Ihr Euch darunter vor?

Na ich dachte jedenfalls an einen alten Hof, um den sich Garagen und Werkstätten gruppieren.
Aber weit gefehlt! Schaut mal hier: http://www.handwerkerhof-ottensen.de/aktuelles.php
Dort könnt Ihr lesen, wie das Projekt entstand und sich entwickelt hat.

hho-gebaeude-top.png

Quelle: http://www.handwerkerhof-ottensen.de/index.php

Mit der falschen Vorstellung vom "Handwerkerhof" liefen wir also um dieses Gebäude herum und suchten nach irgendeiner Hofeinfahrt und Hinweistafeln. Eine Hofeinfahrt fanden wir und das Navi zeigte an, dass die zur gesuchten Adresse gehörte. Aber wo war die Werkstatt?
Ein freundlicher Anwohner half uns weiter, zeigte zum 2. Obergeschoss hoch ... und wies uns den Weg zum Treppenhaus. Ich war einigermaßen verblüfft.
Das Treppenhaus sah noch etwas roh aus. Ein an die blanke Betonwand geklebter Zettel entpuppte sich als provisorischer Werkstatt- und Gewerbe-Wegweiser.

20151120_1605_100_4330.JPG

Also dann mal die Treppen hoch. ...
 
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... hat etwas länger gedauert
.... das Treppe steigen . ... :rolleyes:


Also weiter im Text. :)


Bei der Begrüßung kam der Grund für mein Interesse an Harfeninstrumenten zur Sprache.

Mich faszinieren diese Instrumente zwar schon viele Jahre. Doch abgesehen von so genannten "Tischharfen", die heutzutage in der Klangwerkstatt Markt Wald unter dem Namen Psalter zu finden sind, habe ich bislang noch keine Harfe gespielt.

Sopran-Alt-Psalter.jpg

Henrik Schupp kennt die Instrumente und auch den Zupfinstrumentenbauer Christoph Löcherbach.
Hier ein Foto mit zwei alten Instrumenten aus meiner Sammlung. Links eine Tenor-Tischharfe; rechts eine Sopran-Tischharfe. Es gab auch Bass-Tischharfen. Meine ist leider etwas "zerfallen".


Tischharfen lernte ich Ende der 70ger Jahre bei Karl Lorenz, dem langjährigen Leiter der Musikschule Remscheid kennen, der diese diatonisch gestimmten Instrumente in den 1950ger Jahren nach den Vorbildern antiker oder mittelalterlicher Psalter entwarf und später unter anderem von Christoph Löcherbach, dem Gründer der Klangwerkstatt Markt Wald bauen ließ.
Nachdem Karl Lorenz uns junge Kolleginnen in die Grundlagen des Tischharfenspiels eingewiesen hatte, nahmen wir an einem regelmäßig stattfindenden Spielkreis teil, an dem auch Thilde Lorenz-Ringlage mitwirkte.
Meine Tischharfen fanden erst 20 Jahre später per Zufall den Weg in meine Sammlung. Es sind alte, aus der Versenkung geholte Schätze. In der Alt/Tenor-Tischharfe ist der Zettel des Instrumentenbauers erhalten "Werkstätte Walter Overmann Breckerfeld-Ehringhausen 98 gebaut 1958".

Christoph Löcherbach etablierte ab 1973 in Markt Wald, Unterallgäu seine mit den Jahren überregional bekannt gewordene Klangwerkstatt für Zupfinstrumente. Dort kann man nicht nur fertige Instrumente kaufen. Es werden auch Bausätze angeboten, aus denen Laien sich im Rahmen von Werkstattkursen bzw. Baukursen unter fachkundiger Anleitung Tischharfen und andere Harfen selbst bauen können.
2003 übergab Christoph Löcherbach seine Werkstatt an André Schubert, blieb aber weiterhin in Instrumentenbaukursen aktiv.

So weit also mein persönlicher Bezug zum Harfenspiel.

Während diese kleinen, dem Psalter nachempfundenen Instrumente flach auf dem Tisch liegend gezupft werden, standen die Instrumente in der Werkstatt von Henrik Schupp alle aufrecht. Und eins war schöner als das andere ...
 
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Meine Tischharfen fanden erst 20 Jahre später per Zufall den Weg in meine Sammlung. Es sind alte, aus der Versenkung geholte Schätze. In der Alt/Tenor-Tischharfe ist der Zettel des Instrumentenbauers erhalten "Werkstätte Walter Overmann Breckerfeld-Ehringhausen 98 gebaut 1958".
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So eine Overmann-Tischharfe habe ich auch. Das Etikett ist intakt, aber das Produktionsdatum ist leider nicht zu lesen. Informationen sind zu den Instrumenten kaum zu finden. Ich habe sogar noch die Spielanleitungen dazu. Dabei habe ich das Teil eher zufällig bei eBay gekauft. Aber wenn man wie ich normalerweise Tasten bedient, dann ist das auch nicht schwerer als ein Glockenspiel zu spielen. Seit der Restauration (neue Besaitung) darf es also tatsächlich gelegentlich Bühnenluft schnuppern.

Welche Stimmung hast Du gewählt? Ich habe, da die Originalsaiten hinüber waren, Romana Saiten für Streichpsalter Sopran aufgezogen. Damit komme ich auf C für die tiefste Saite. Optimal ist das aber noch nicht.
 
Welche Stimmung hast Du gewählt?
Ich habe die Saiten nie gewechselt, da ich eher zur Akkordzither greife, wenn ich zupfen möchte.
Meine Instrumente sind C-Instrumente.

1978/1979 lernte ich das Tischharfenspiel bei Karl Lorenz in Remscheid. Er muss irgendwie an dem Entwurf der Tischharfe nach dem Vorbild antiker Instrumente beteiligt gewesen sein. Leider habe ich keine Aufzeichnungen von den Gesprächen damals. Sonst könnte ich mehr dazu sagen. Seine Frau Thilde Lorenz-Ringlage hat Notenhefte für die Tischharfe geschrieben. Hinweise darauf sind im Internet zu finden:
http://www.rhythmik.net/whoiswho/lorenz_thilde.htm
https://www.stretta-music.com/thilde-wir-spielen-tischharfe-nr-298053.html
http://www.tonger.de/daten/im_zupf_tiha.pdf


Hast Du das Heft von Tonger?
Ich habe ein altes geerbt, das leider sehr ramponiert ist. Das ist im Querformat.

Der Remscheider Spielkreis, in dem die Tischharfen regelmäßig gespielt wurden hat sehr schöne Aufnahmen gemacht, die bei Fidula veröffentlicht wurden.
http://www.ebay.de/itm/7-Fidula-Fon...hash=item5190e52d0f:m:muaqMXttUL7IEH_iy7pmFhg


Gruß
Lisa
 

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