Harley Benton Kahuna CLU-Bass Ukulele

  • Ersteller _Natha_
  • Erstellt am
_Natha_
_Natha_
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
01.01.24
Registriert
01.06.15
Beiträge
242
Kekse
1.739
Ort
Erfur(ch)t
Als ich diese Bass-Ukulelen entdeckt hab, war ich sofort Feuer und Flamme. Als ich mich beim großen T umgeschaut hab, hat mich erstmal der Preis der Kala-Bässe (400€ aufwärts) geschockt, jedoch gab es zum Glück von Harley Benton Modelle für 150€. Ich habe mir erst die normale, ein paar Tage später jedoch gleich noch die Fretless-Ukulele liefern lassen. Letztere habe ich wieder zurückgeschickt, da die "aufgemalten" Bünde nicht mit der Stimmung hinkamen (fretless sollte man auf einem vernünftigen Bass üben...).
Mir war außerdem klar, dass ich für 150€ nichts hochwertiges bekommen werde.

v1.JPG
h1.JPG
m1.JPG


Ein paar technische Daten:

  • Mensur: 534mm
  • Länge: ~840mm
  • Gewicht: ~1,3kg
  • 20 Bünde
  • Sattelbreite 42mm

Material, Verarbeitung, Aussehen
Leider wirkt das Instrument etwas billig verarbeitet, was jedoch abzusehen war. Der Korpus besteht aus ein bisschen Mahagoni-Sperrholz (die Decke aus Fichte), welches etwas weich ist, sodass es wohl keine Stöße aushalten kann. Man sollte auf jeden Fall eine gepolsterte Tasche (oder mit Schaumstoff ausgepolstert) zum Transport verwenden. Die Ukulele hat in etwa die Größe einer 1/2 Gitarre, in das empfohlene Gigbag für ebensolche Gitarren passt sie sehr gut rein.

Der Hals und die Kopfplatte sind ebenfalls Mahagoni, machen aber einen relativ guten Eindruck. Mir gefällt die Optik der Kopfplatte sehr gut, mit dem Muster auf der Kante und den schwarzen Mechaniken. Die Farbe der Saiten ist optisch auch passend. Den Korpus hätte man durchaus wie die Rückseite mit ein paar Maserungen versehen können, das sähe sicher ganz toll aus.


Saiten und Stimmung
Die Stimmung ist die typische Bass-Stimmung E-A-D-G. Das macht das Instrument genau genommen nicht zu einer Ukulele, sondern eher zu einer Bass-Gitarlele. Aber who cares :D. Die Saiten sind relativ hochwertige (~20€) Aquila Thundergut. Das Material der Saiten ist Polyurethan. Stahl kann man hier nicht verwenden, da der Zug zu hoch wäre.
Was als Erstes auffällt, ist die Dicke der Saiten. Die E-Saite misst ganze 5mm Durchmesser! Hier ist auf jedenfall ein wenig Übung beim Greifen und Zupfen angesagt. Durch das Material der Saiten haben sie nicht viel Spannung und schwingen dementsprechend viel mehr als Stahlseiten. Deswegen kommt es sehr schnell zu Bundschnarren. Hier hilft es, den Hals etwas zu krümmen (ein 4mm Inbusschlüssel ist beigelegt). Das bringt jedoch nicht viel (eher auf den unteren Bünden), da man die Stegeinlage nicht herausnehmen kann und somit die Saitenreiter nicht erhöhen kann. Das führt auch dazu, dass die Intonation für den Ar*** ist.
Ebenfalls dem Material geschuldet ist, dass besonders Fingergeräusche (Finger leicht auf die Saite setzen oder die Saite loslassen) vor allem bei aufgedrehten Höhen prima durch den Pickup verstärkt werden. Hier heißt es, die Höhen maximal auf 0dB zu stellen, eher etwas rausnehmen, aber keinesfalls aufdrehen.

Die Stimmung der Saiten ist ein aufwendiger Prozess. Die Mechaniken lassen sich sehr leicht drehen, und um den Ton bedeutend zu ändern, muss man (sehr) viele Umdrehungen machen. Der Wechsel der Saiten ist entsprechend mit einer guten Handgelenkübung verbunden :D. Eine Saitenkurbel ist hier eine gute Lösung.
Wer mit einem präzisen Stimmgerät stimmen will, kommt nicht weit. Die G- und D-Saite lassen sich noch einigermaßen genau einstimmen, die A-Saite sollte man jedoch am besten nur mit Gehör stimmen (sonst verzweifelt man noch). Für mehrere Umdrehungen der Mechanik tut sich nichts am Ton (wenn er tiefer als das A ist), irgendwann ist er dann zu hoch und es tut sich mehrere Umdrehungen wieder nichts. Da gibt es irgendwie einen Schwellenwert, der sehr präzise eingestellt werden muss.
Bei der E-Saite ist es ähnlich schwierig, das A im 5. Bund einzustimmen. Mit Stimmgerät oder Flageoletstimmung kommt man nicht wirklich ans Ziel. Ein Trick ist möglicherweise, auch etwas anden Saiten in der Nähe des Sattels zu ziehen. Dadurch können sie sich auch bedeutend verstimmen. Diese Probleme liegen aber wahrscheinlich an der großen Serieneinstreuung bei Harley Benton, die Fretless Ukulele hatte (auch) andere Probleme.
Leider bekommen die Gummisaiten beim Greifen Einkerbungen durch die Bünde. Ich habe die A-Saite mal runtergenommen, das zu lange Ende abgeknipst und wieder aufgezogen (wahrscheinlich war sie vorher verdreht), da hatte ich plötzlich auf der Oberseite die Einkerbungen. Durch das Stimmen entstehen auch gut und gerne mal mehrere Einkerbungen nebeneinander (im Abstand von etwa 1mm).



Elektronik
Verbaut ist ein B-Band-Preamp, der mit 90€ die teuerste Komponente des Instruments ist. Das Signal kommt von 4 einzelnen Piezo-Tonabehmern. Versorgt wird er über 2 3V-Knopfbatterien.
Er besitzt ein eingebautes chromatisches Stimmgerät, welches jedoch nicht verwendet werden sollte wenn es nicht nötig ist (es zeigt z.B. nicht an, wie weit der Ton vom Richtigen entfernt ist). Ein externes Stimmgerät ist da auf jeden Fall vorzuziehen.
Außerdem ist ein Volume-Regler und ein 2-Band-EQ eingebaut.
Das Stimmgerät ist immer nach Einstecken des Kabels angeschaltet, d.h. man muss immer diesen kleinen Knopf drücken bevor man losspielen kann. Das ist aber auch gut so, denn so entstehen kaum Knackgeräusche.
Am Verstärker muss man den Gain ziemlich weit aufdrehen, da das Instrument nicht wirklich große Amplituden liefern kann.


p.JPG
CIMG2562.JPG


Setup, Spielen und Sound
Die Einstellung des Halses ist nicht ganz einfach, denn die Schraube für den Inbusschlüssel ist im Schallloch, da sind beim Drehen gerne mal die Saiten im Weg.

Grundsätzlich bietet der Korpus des Instruments ein schönes Spielgefühl. Es ist relativ leicht und sitzt gut auf den Beinen.
Bei mir hat jedoch das Spielen mit einem Gurt Probleme gemacht. Der Gurtpin am Hals ist etwas zu weit nach unten geneigt, sodass der Gurt oft abgefallen ist.
Der Preamp und die Klinkenbuchse sitzen an einer gut zu erreichenden Position. Leider muss man beim Rausziehen des Kabels ziemlich viel Kraft aufwenden, da es in der Buchse sehr fest sitzt.

Beim Spielen sollte man darauf achten, die Saiten nicht zu stark anzuschlagen, da es sonst zu hörbarem Schnarren kommen kann. Da muss man einfach üben, und schauen, was man wie laut hinbekommt. Sonstige Spieltechniken wie Tapping, Slapping und Flageolets sind nur begrenzt möglich, Bendings und Slides gar nicht, letztere aufgrund der "klebrigen" Saiten.
Die Lautstärke aus dem Schallloch ist genügend für Lagerfeuer-Situationen, jedoch sollte man wann immer möglich auf eine Verstärkung zurückgreifen, da sich dadurch (bei rausgedrehten Höhen) die Finger- und Bundgeräusche minimieren lassen.

Das Instrument hat einen eigenen Klang, der eher in Richtung Pizzicato-Kontrabass angesiedelt ist. Wenn man verstärkt spielt, kann man mit dem EQ noch einiges verfeinern, um einen fast Kontrabass-ähnlichen Klang zu erzeugen, aber auch fast E-Bass-Klänge sind dadurch möglich.
Hier drei Soundbeispiele. (1) Bass & Treble auf 0db, (2) Bass auf Maximum, (3) Bass auf Maximum und Treble auf Minimum. Wenn man genau hinhört, kann man sogar die Geräusche hören, die der Finger bei loslassen der Saite macht (Saite klingt weiter).
https://soundcloud.com/natha-u/harley-benton-kahuna-clu-bass-ukulele


Fazit
Das Instrument ist eigentlich eine 2-in-1 Lösung für Bassisten: es ist ein Akustikbass für unplugged-Songs sowie eine kleine und leichtere Alternative zum Kontrabass, aber es ist natürlich auch einfach nur geil anzusehen, wie viel Bass aus so kleinem Korpus erzeugt werden kann :D. Zur Begleitung einer Gitarre/Ukulele am Lagerfeuer ist er ebenfalls gut geeignet. Wenn ich nur daran denke, wie oft ich den in der Vergangenheit gebraucht hätte :rolleyes:.
Für 150€ bekommt man ein einfaches, nicht sehr hochwertiges Instrument, was aber für den Preis völlig ok ist. Die Brüder gibt's nicht ohne Grund erst ab 400€ aufwärts. Das liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass das Konzept der U-Bässe relativ neu ist. Ich finde ebenfalls gut, dass Harley Benton auch eine fretless sowie Linkshänder-Version für das gleiche Geld anbietet, alle inklusive Pickup-System und Gurtpins.
Der U-Bass bei Thomann
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hallo zusammen, ich kann die Erfahrungen meines Vorschreibers nur bestätigen. Lediglich die Aussage, dass Stahlsaiten nicht möglich sind, teile ich nicht . Ich habe bereits ein paar Wochen nach Kauf auf Pyramid Ukulele-Basssaiten Silver-Plated Wound Nr. 508 200 umgestellt und es funktioniert. Sound und Bespielbarkeit deutlich besser. Der Saitenwechsel allerdings ist "grenzwertig". Selbst meine Frau mit Handschuhgröße 7 konnte die Saiten nur mit äußerster Mühe und Druckstellen am Handrücken am Steg einfädeln. Mit meiner Handschuhgröße 9,5 ein Unding.

Tipp zum Wechsel auf Pyramid-Saiten:

Beilagscheiben verwenden, da die Saiten sonst durch die Löcher am Steg rutschen.
(Ballends größer als die Löcher in den Beilagscheiben; Beilagscheiben größer als die Bohrungen im Steg)

Halbsteifen Blumendraht von oben durch das Loch am Steg in den Korpus schieben und am Schallloch wieder raus. Oberen Saitenanfang mit dem Anfang des Blumendrahtes leicht verdrillen und mit einem engen Schlag Klebeband umwickeln. Dann den Draht langsam zurückziehen. So war der Saitenwechsel dann doch relativ zügig erledigt. Gruß Hermanson.
IMG_20160904_181405.jpg
 
Grund: Hab was vergessen.
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Hallo Natha,

mein Tipp gegen das Bundschnarren bei gegriffenen Tönen ist, die Saite nicht kurz vor dem Bundstäbchen zu drücken sondern weiter zur Mitte hin bzw. bei der E-Saite die Saiten zwischen den Bundstäbchen zu drücken.

So kann ich das Schnarren vermeiden.

Grüße

VORan
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Mir ist gerade eine gebrauchter CLU als "Reise- und Parkgebühren-Spar-Bass" (ich kann ihn auf dem Rad mitnehmen) zugeflogen. Das Review kann ich bestätigen, mit den auslieferungsseitig aufgezogenen Aquila-Saiten kann ich leben. Der Klang ist bei weitem nicht so "in sich stimmig", wie beim langmensurigen Tacoma, egal ob mit Back Nylons oder mit Flats. Der Vorbesitzer musste schon eine Mechanik ersetzen. Die tiefe E-Saite ist konstruktionsbedingt im Klang und der Intonation die Schwachstelle, aber mit dem Schwerpunkt "Mobilität" ist das zu verschmerzen. Klar ist, dass der CLU (und auch ein Kala, den ich mal ausprobieren konnte) keinen "richtigen" Bass ersetzt (davon habe ich noch ein paar akustische und elektrische), er tut aber das, was er soll.
Der Hinweis oben
Das Stimmgerät ist immer nach Einstecken des Kabels angeschaltet, d.h. man muss immer diesen kleinen Knopf drücken bevor man losspielen kann.
war wichtig, ich hatte mich anfangs über den doch sehr niedrigen Ausgangspegel gewundert...
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben