Ist die 1.Idee nicht doch auch schon oft die beste ?

Vancosso
Vancosso
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Da hat man eine Grundidee, fängt diese an auszuarbeiten und stellt nach Stunden (bzw. mitunter Tage) und Mühen fest, dass man sich mit etwaiger Detailarbeit doch mehr und mehr von einer eigentlich guten Idee und Ausgangsposition so weit entfernt hat, dass man sich im Bezug einer zwar durchaus komplex erarbeiteten Quantität zu inhaltlicher Qualität vielleicht doch eher verschlechtert hat ?
Ist die 1.Idee, wenn sie von vornherein auch so schon eigentlich zu funktionieren schien, auch aufgrund einer gewissen Simplizität oftmals nicht schon die beste ?
Wie seht ihr das ?
Könnt ihr 1.Ideen einfach so stehen lassen, müssen Ideen optimiert werden um das bestmögliche raus zu holen oder kehrt ihr manches über Bord werfend doch öfters zur Grundidee zurück ?
Nach welchem Credo verfahrt ihr ? (z.B. so viel wie nötig, so wenig wie möglich/weniger ist mehr/das Beste ist gerade gut genug ?)
 
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Weniger ist mehr.
Aber das geht glaube ich nur gut bei (meinen) einfachen Sachen.
Was komplexeres kann ich nicht und deswegen ist es für mich der richtige Weg.
Aber vielleicht nicht für jeden und vor allem nicht für jede Musik.
 
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interessantes thema. ich denke, es kommt im endeffekt immer auf das jeweilige stück an.

generell ist es bei mir so, dass die erste idee meistens die beste ist, oft stelle ich das fest, nachdem ich wie du beschreibst, stunden, tage und wochen an etwas arbeite.
trotz dieser erkenntnis arbeite ich weiterhin manche ideen in verschiedene richtungen aus, da bei mir immer im hinterkopf bleibt, dass manchmal durch weitere ausarbeitung ideen entstehen, die dann die grundidee doch noch verbessern können, oder neue ideen entstehen für anderes, auch gut.

allgemein würde ich sagen, ist es so, dass durch dieses „probieren“ auch erfahrungswerte gesammelt werden, welche sich dann zur allgemeinen erfahrung im musikmachen addieren, also nicht nur beim produzieren, dubben, sound design etc sondern dann auch bis zurück zum hören ganz allgemein. man hört doch immer mehr und es fallen einem aspekte auf, die man vorher nicht bewusst oder so genau beachtet hat, durch probieren und neue erfahrungen sammeln über techniken, plug ins, gear.
das kann das kompositorische betreffen , das klangliche, oder die performance eines instruments. man beachtet feine nuancen einer performance mit der zeit durch viel musik hören ja zb viel mehr oder wenn man das erste mal mit auto tune gearbeitet hat, hört man das auf einmal bei manchen songs heraus, wo man diesen subtilen klang, der da über der stimme so „mitschwebt“ vorher nicht einordnen konnte, ein aha erlebnis:)

zu deinen fragen würde ich auf jeden fall antworten: ja, das beste ist gerade gut genug. meine persönliche meinung, da ich persönlich auch immer wieder ein kleines bisschen besser werden möchte. meine auffassung ist, dass man nie ausgelernt hat und diese beiden aspekte zusammen, das weiterlernen und besser werden machen mir, für mich als bestandteil des musikmachens als ganzes auch einen teil des spaßes aus.

weniger ist mehr gefällt mir als regel gut aber regeln brechen gefällt mir auch gut :) wall of sound gefällt mir auch gut. alles gleich gut.

es kommt immer drauf an, was das stück braucht.
 
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Ich denke es ist eine Hohe Kunst etwas einfach zu halten und sich nicht in Details zu verlieren. Aber ja ich kenne es an einer Stelle etwas verbessern zu wollen, viele Stunden investiere nur um zu sehen das es nicht gut ist. Wobei es auch durchaus sein kann das nach vielen Stunden etwas dabei rauskommt was zwar genial ist aber vielleicht nicht mehr zum Rest passt oder man es selber nicht mehr umsetzen kann.

Ich baue mir also ein simples Gerüst zusammen und beim spielen merke ich dann das hier eine Verzierung passen würde oder noch ein Zwischenton dem ganzen mehr Reiz gibt. So entwickeln sich bei mir die Details über die Zeit. Ich sehe ein Stück wie einen guten Wein, der muss auch reifen. Da ich kein Geld mit Musik verdienen muss kann ich mir den Luxus gönnen.
 
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Kann sein, kann aber auch nicht sein, habe schon beide Erfahrungen gemacht, das eben manchmal die Initiale Idee die beste war, aber auch oft genug das erst der Prozess des herausarbeiten das Lied viel besser gemacht hat.

Am Ende ist es aber auf alle Fälle eine Win/Win Situation, denn selbst wenn du feststellst, das das weitere bearbeiten des Songs oder der Idee nicht das gewünschte Ergebniss gebracht hat, weisst du, du hast es probiert und kannst es abhaken (du wirst nicht später daran denken, was wäre gewesen wenn ich nicht dieses oder jenes noch versucht hätte), und zweitens bildest und entwickelst du dein Musikalisches Verständniss und baust eine Erfahrung aus, die dann auch automatisch in deine zukünftigen Songs und Kompositionen miteinfliessen wird.

Wenn ich ein Lied komponiere, fange ich oft rein instrumental an (meistens ist die Inspirationsquelle dazu ein Riff oder eine Melodieidee, die mir früher mal beim jammen eingefallen ist und im Ideenordner gelandet ist) ist das Ergebniss einigermassen gut und inspirierend, geht es an den Gesang und da kann es natürlich oft sein, das zwar das Hauptthema, auf dem sich der Song Instrumental aufhängt, gut und stimmig ist und so bleibt, aber andere Teile dann abgeändert werden damit die dann dazu gefundenen Gesangsmelodien besser passen, ist auch gut möglich das man dann den Song langsamer oder schneller macht, die Tonhöhe transponiert, damit sie besser in die Stimmlage des/der Sänger-in passt.
Und manchmal passiert es dabei dann, das von der Grundidee nicht mehr viel übrig geblieben ist, aber das Endergebniss einem trotzdem gut gefällt.
 
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My little Senf dazu (ich kann keine Noten lesen, kann nicht Klavier u.a. spielen, habe keine Ahnung von Komposition):

Es ist keine Schande hinzufallen, nicht wieder aufstehen hingegen schon. (Japanisches Sprichwort)

Prince, Stevie Wonder und Lenny Kravitz waren wohl untereinander recht gut befreundet, weil sie alle Multi-Instrumentalisten waren, ihre Sachen auch selber aufgenommen und abgemischt haben.

"Low" von Lenny hatte, wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, ursprünglich ca. 46 Spuren. Erst das Eindampfen auf ganz wenige Spuren hat den Song so erfolgreich werden lassen (wir covern mit unserer Band diesen Song, kommt immer gut beim Publikum an).

Prince hatte viele Songs teilweise innerhalb weniger Stunden fertig (inkl. Mix), weil er sich eine effektive Arbeitsweise angewöhnt hat. Der deutsche Toni Hans-Martin Buff (der ein paar Jahre für ihn gearbeitet hat), hat mal im Interview gesagt: "Als ich bei ihm anfing, konnte ich schon einiges. Als ich bei ihm aufhörte, konnte ich vieles."
Prince hatte einen Output, was die Plattenindustrie nicht in der Menge verkraften konnte/wollte. Natürlich hat er hier und da überproduziert, oder Bescheidenes komponiert. Als er starb, lagen in seinem elektronisch gesicherten Safe im Keller rund 500 (!!) nicht veröffentlichte Songs.
Im Sommer kommt ein neues Prince-Album raus (die Erbengemeinschaft will Money machen): Welcome 2 America.
Fortsetzung von neuen VÖ wird folgen.

Stevie Wonder hat z.B. "Supersticious" im Alleingang aufgenommen, alle Instrumente (außer Bläsern) selbst eingespielt und meiner Erinnerung nach auch den Vormix gemacht.

Vergleicht man dies nun mit den alten, klassischen Komponisten (Mozart, van Beethoven & Co.), so wird einem schnell klar:
Eine Idee schnell umzusetzen, erfordert Kenntnis der beteiligten Instrumente und Stimmen, deren Register und der Harmonielehre.

Anekdote: Ich habe auch ein Midikeyboard, um einfach mal ein paar VSTis auszuprobieren. In grauer Vergangenheit hatte ich mal den Film "Der Flug des Phönix" im Kopf, wo die Leute eine Schrottmühle zum Fliegen gebracht haben. Der Glücksmoment, wo sie über die Sahara fliegen, war kurz und intensiv in meinem Kopf. Also habe ich mal Cubase angeschmissen und meine Gedanken schnell zu Tisch gebracht. Ist für die Öffentlichkeit nicht verwertbar, aber für mich hat sich gezeigt: Schnell gedacht, schnell umgesetzt - passt!
 
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Weniger ist mehr.
Ich denke es ist eine Hohe Kunst etwas einfach zu halten und sich nicht in Details zu verlieren.
Im Grunde ist es das Rezept. Als Beispiel möchte ich Johnny Cash mit Hurt aufführen. Instrumente sind äußerst spartanisch eingesetzt, die Gitarre ist das Hauptinstrument, das Klavier setzt Akzente, kaum wahrnehmbar, wenn ich es richtig heraushöre, werden Streicher eingesetzt, um den Impuls zu steigern, sehr zaghaft, nicht störend.
Die Stimme spricht Bände, macht aus diesem Stück die Vollkommenheit, in ihrer Einfachheit, aber auch durch ihre Nacktheit, die mich immer wieder berührt. Songwriting at its best. Pure.

Es gibt aber auch die gewaltige, andere Seite. Bohemian Rhapsody von Queen als Beispiel. Es wirkt total überladen, komplett überproduziert, wenn man glaubt, der Song hat genug, kommt noch einmal ein Türchen, das andere Einblicke verschafft. Dieser Song ist aus meiner Sicht an Perfektion nicht zu überbieten, in ihrer Vielfältigkeit.

Songwriting oder Komposition ist eine Art Erzählkunst, die man in Worte und/oder in Töne verpackt. Letztendlich muss man wissen, was "erzählt" werden soll, man muss aber auch wissen, wann man aufhören muss.

Ob die erste Idee die Beste ist, kann ich nicht sagen, Songwriting oder Komposition ist ein Prozess, der sich selbst erschließt, aber auch sich selbst abschließt. Es ist eine reine Gefühlssache, wenn es noch nicht fertig ist, wird man es merken.
 
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Johnny Cash mit Hurt
Songwriting at its best
Wobei "Hurt" nicht von Johnny Cash ist oder?
Es handelt sich ja um eine Bearbeitung des Songs von den "Nails" bzw Trent Reznor.
Ich finde das Beispiel zeigt aber das Bearbeitungen (Cover) den selben Regeln unterliegen wie die Kompositionen selbst.
Man muss sich vor allem nicht sklavisch an das Original halten und es kann trotzdem funktionieren.
 
Da hat man eine Grundidee, fängt diese an auszuarbeiten und stellt nach Stunden (bzw. mitunter Tage) und Mühen fest, dass man sich mit etwaiger Detailarbeit doch mehr und mehr von einer eigentlich guten Idee und Ausgangsposition so weit entfernt hat, dass man sich im Bezug einer zwar durchaus komplex erarbeiteten Quantität zu inhaltlicher Qualität vielleicht doch eher verschlechtert hat ?
Das Ideengewirr lasse ich mal im Halbdunkeln. Ausgangsposition ist schon etwas konkreter und das sich daraus die erarbeitete Quantität und Qualität bewerten lässt, ist weniger mein Ansinnen. Entweder entspricht das Ergebnis meiner anfänglich gemachten Ausrichtung, oder eben nicht. Also, in meiner Ausgangsposition ist ein Ziel definiert, das erst im Erreichen Qualität und Quantität offenbart. Eine Verschlechterung ist dann feststellbar, wenn ich aus welchen Gründen auch immer, meinen Möglichkeiten nicht gerecht geworden bin. Meine vergangenen "Arbeiten" bilden für mich in ihrer Gesamtheit ein Maß, weniger die Ausgangsposition einer folgenden "Arbeit".

Gruss
 
Die richtig guten Sachen kommen meist wirklich am Stück. Da muss man dann schnell genug festhalten.
Ich hatte in letzter Zeit einige Kompositionen, da war dann ein Teil da, auch ok, aber ab da hat es gehakt und ging nicht weiter.
Bei den guten Stücken kann man dann eventuell noch etwa verfeinern.
 
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Ist die 1.Idee, wenn sie von vornherein auch so schon eigentlich zu funktionieren schien, auch aufgrund einer gewissen Simplizität oftmals nicht schon die beste ?
Wie seht ihr das ?
Manchmal.
Man erinnert sich eher an die Fälle, wo man Stunden verballert hat, ohne vorwärts zu kommen.
Aber selbst wenn die erste Idee die beste wäre, hätte man das nie erfahren, wenn man die 999 anderen nicht probiert hätte.
 
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