Jura f. Musiker: Proberaum-Kaution

[narada]

Hi alle,
ich glaub, der Post passt hier hin. Folgende Situation: Ich bin aus meiner Band ausgetreten; habe dann gebeten, dass man mir die Kaution f. den Proberaum (um die 100€) zurückerstattet. Seit dieser Mail bekomme ich keine Reaktionen mehr (Anrufe bei Bandmitgliedern werden nicht angenommen, vereinbarte Rückrufe nicht wahrgenommen). Mein Verdacht: Die Jungs wollen sich die Summe krallen und damit ihre eigenen Kosten reduzieren. Eigentlich abwegig, denn man würde natürlich fragen: "Mit was für Leuten haste dich denn da umgeben?" Nett waren sie ja, es hat nur muskalisch nicht mehr gepasst. Diese Funkstille ist für eine Band, die sich bisher fast jeden Tag irgendwas mitzuteilen hatte, echt komisch. Was kann ich tun? Anzeige (wegen was??) , Rechtsanwalt? Hat jemand damit schon Erfahrung? Danke!

 

[Gast 2361]

3 Sachen:

1. Jegliche Rechtsauskunft, die über ein Familien-, oder Freundschaftsdienst hinausgeht ist in Deutschland verboten. https://de.wikipedia.org/wiki/Rechtsberatung

2. Falsches Unterforum. Versuche es mal hier: https://www.musiker-board.de/forum/musikbusiness-recht.131/

3. Hast du es irgendwo schriftlich, dass du ca 100€ an Kaution hinterlegt hast? Wenn nicht hast du keine Beweise.

 

[GuywithBass]

Da ich kein Rechtsanwalt bin schreibe ich mal so meine Gedanken zu dem Thema auf, die ich hätte, wenn mich das betreffen würde.

Die Teilkaution von 100 Euro nicht wieder zu bekommen fände ich doof - insbesondere, da hier das Verhältnis zu den ehemaligen Bandkollegen den Bach runter geht. Aber mich würde insbesondere interessieren ob ich weitere Verpflichtungen aus einem Mietvertrag hätte, da ich auch weiterhin die Miete zahlen müsste, da der Vermieter sich nicht für das Verhältnis zu meinen Bandkollegen interessieren würde, sondern der hält sich an den Mietvertrag.

Rechtsanwalt?

100 Euro sind für den einen oder anderen sicherlich viel Geld. In Relation aber zu den Kosten der Arbeit die ein Rechtsanwalt ansetzt ist das wenig. Ein Vorschlag für eine Honnorarvereinbarungen, die mir ein Rechtsanwalt für eine Familienrechtssache anbot rief einen Stundenpreis von 120 Euro pro Stunde auf. Und das war 2008.

Wenn ich also keinen befreundenten Rechtsgelehrten habe der für mich hier auf Freundschaftbasis mal einen Brief schreibt, würde ich es lassen.


Wobei das Gespräch mit den ehemaligen Bandkollegen zu suchen und dieses Unstimmigkeit aus dem Weg zu räumen ohne vorher mit einem Rechtsstreit daher zu kommen halte ich für den besten Weg. GGf. ist nur ein großes Missverständnis entstanden.

Die Frage steht natürlich auch im Raum wie sich Dein Abgang für die anderen darstellt:

Ich bin aus meiner Band ausgetreten; habe dann gebeten, dass man mir die Kaution f. den Proberaum (um die 100€) zurückerstattet. Seit dieser Mail bekomme ich keine Reaktionen mehr (Anrufe bei Bandmitgliedern werden nicht angenommen, vereinbarte Rückrufe nicht wahrgenommen).

Hier können durch aus Befindlichkeiten entstanden sein, die die von Dir angesprochenen Reaktionen verursachen und nicht etwas mit den 100 Euro zutun haben müssen.

Ich könnte mir aber auch vorstellen, das Du zum jetzigen Zeitpunkt noch garkeinen Anspruch auf Deinen Kautionsanteil hast, das ist aber etwas, was ein Rechstgelehrter klären müsste. Eine Rechtsberatung kostet aber auch Geld. Es gibt aber die Tradition bei einigen Amtsgerichten, das dort die Rechtsanwaltskammer ein freiwilliges Mitglied zur kostenfreien Rechtsberatung Tageweise entsendet.

Zudem stelle ich mir vor das es auch eine Rolle spielt, was Ihr damals vereinbart und ob ihr den Mietvertrag gemeinsamm unterschrieben habt, ... etc.

Als Beispiel: Meine Exfrau und ich sind nach der Trennung gemeinsamm zu unserem Vermieter gegangen. Meine Exfrau hat einen neuen Mietvertrag mit dem Vermieter geschlossen, der mich so aus meiner Verpflichtung des gemeinsamm unterschrieben Mietvertrages entließ. Das hätte er aber nicht machen müssen.

 

[x-Riff]

Hi narada,
unangenehme Situation: Du läufst dem Geld hinterher, das Dir zusteht ...
Da hier Einzelberatungen nicht zulässig sind, schildere ich einmal, was man so allgemein in so einem Fall machen könnte, den Rest bastelst Du Dir selbst zusammen.

Ich würde aus unterschiedlichen Gründen, die oben angeführten Kostengründe zählen dazu, erst mal wieder ein paar Schritte zurückgehen und das Ganze doch eher menschlich, aber gestuft energischer angehen. Es kann ja auch sein, dass die anderen Bandmitglieder im Moment die Kohle nicht haben oder die es auf die lange Bank schieben, wie man es mit unangenehen Sachen halt mal so macht oder sie haben - ich sage mal - undeutliche Vorstellungen davon, was eine Kaution ist und ihre Verpflichtungen dabei sind, vielleicht denken die ja: okay, wenn wir den Mietvertrag lösen, dann kommt das Geld für die Kaution zurück und dann zahlen wir aus ...

Vermutlich ist es so, dass ein Bandmitglied den Mietvertrag unterschrieben hat, die Miete überweist und die anderen Bandmitglieder zahlen ihm immer ihren Mietbeitrag. Vielleicht gibt es ja auch ein Bandmitglied, das sich um die Finanzen kümmert.
An die Person würde ich mich halten.

Ein taugliches Mittel mit mehr Nachdruck kann sein: Man schickt an diese Person (Inhaber des Mietvertrags) einen Brief als Einschreiben mit Rückschein. Kostet zwar mehr Geld, macht aber Eindruck und man hat eine Handhabe, falls es sich wirklich nicht auf diesem Weg bereinigen läßt.
Im Brief schreibt man als Bereffzeile: Forderung Kautionsrückzahlung mit Fristsetzung. Als Fristsetzung nimmt man 2 Wochen, gerechnet vom Datum, wo man den Brief aufsetzt. Den Brief datierst man dementsprechend.

Dann macht man eine kurze Zusammenfassung der Faktenlage: Dann und dann mit der Band den Proberaum gemietet und den eigenen Teil der Kaution in Höhe von x € bezahlt. Dann und dann aus der Band ausgestiegen und aus dem Proberaum ausgezogen.
Die Rückzahlung des betreffenden Kautionsanteils steht einem unstreitig vom Zeitpunkt des Austritts aus der Band zu und man fordert sie auf diesem Wege ein, weil vorherige Versuche der Ansprache (hier kann man detaillieren: mails vom ..., mehrere Anrufe im Zeitraum von ... bis ...) nicht zum Erfolg führten.

Dann Verweis auf die Fristsetzung und ankündigen, dass einem bei Überschreiten des Zeitpunktes Zinsen in Höhe von x% (hier könnte man 4 oder 5 % ansetzen) zustehen und dass man sich weitere Schritte vorbehält.

Danach kann man einen Satz anhängen, indem man ausdrückt, dass man davon ausgeht, dass die bisherige Nichtzahlung auf Versäumnissen oder Nachlässigkeiten beruht und dass mit der Zahlung der ausstehenden Summe die Angelegenheit für einen selbst erledigt ist.

Bankverbindung, Unterschrift.

Dann wartet man ab, was passiert und wenn nichts passiert schickt man eine Mahnung mit einer Woche Frist. Falls dann weiter nichts passiert, kann man sich auf dieser Grundlage einen Titel holen - aber so weit sind wir noch nicht.

In der Regel wirkt ein solches Vorhegen wie ein Weckruf und es wird den anderen deutlich, dass man sich nicht so einfach vertrösten oder die Butter vom Brot nehmen läßt.

Herzliche Grüße und viel Erfolg!

x-Riff

 

[Gast91043]

Kleiner Tipp: Weiß ja nicht wie alt du bist. Aber ich habe mich bei Mietrückständen eines volljährigen Bandmitgliedes einmal an die Eltern gewandt. Die waren total perplex und wollten mich sofort abweisen, aber vier Tage später war die Kohle da.

Ehefrau, Eltern, Großeltern. Auch wenn du die dumme Petze danach bist, es ist besser. Sonst bist du der dumme Arsch der sich abzocken lässt.

Aber ja, ich kenne die Wut. Da denkt man, man kennt die Menschen...

 

[GuywithBass]

Einen Brief wie oben genannt würde ich in einer ensprechenden Situation auch schreiben wollen, nur müsste ich mir aber auch sicher sein, ob ich überhaupt jetzt schon ein Anspruch habe. Es würde aber das Verhältnis sofort zu den Anderen weiter deutlich belasten.

Ot:

Weiß ja nicht wie alt du bist.

Wenn ich einer Selbsauskunft im Profil von Msticks glaube, ist @narada um die 50.

Die Jungs wollen sich die Summe krallen und damit ihre eigenen Kosten reduzieren.

Das wäre dann reine Dummheit. 100 Euro sind dann nun jetzt auch nicht der Betrag, der einen den nachhaltigen Vorteil und nach vorne bingt. Bei Jugendlichen könnte, da deren Budget meist begrenzt ist noch nachvollziehen (nicht billigen), aber Erwachsene haben hier doch schon ganz andere Beträge händeln müssen.

Gruß

GwB

 

[narada]

Vielen Dank an alle, Ihr habt Euch viel Zeit genommen. Es trifft wohl von allem etwas zu: „Befindlichkeit" gefällt mir sehr gut. Sind die sauer, nehmen die es nicht so ernst mit dem Geld? Meine (dauernd statfindenden) Kontaktversuche werden bisher nicht angenommen. Lief alles über den „Chef", d.h. Bandgründer, soweit ich weiß. Nein, arme Jungs sind das nicht, einige verdienen gutes Geld, daher ist das alles ja so komisch. Ich kann nur hoffen, dass sich das „menschlich" klärt. Vielen Dank noch mal.

 

[Gast91043]

Manchmal geht es nur um das Prinzip. Ich hatte bei meiner letzten Bandaufösung fast nen handfesten Streit wegen Müllsäcken für 2,30€.

 

[Bassyst]

Hrm, ich würd die Kaution auch nich mehr teilen. Ich hab die selber aus ausgelegt und wenn jemand aus der Band geht, muss es deshalb keinen Streit geben. Und wenn ich gehe ... der Mietvertrag läuft auf mich, also kriege ich auch die Kaution wieder rein .

Ja, ich weiß, geht nur, wenn man nicht gänzlich knapp bei Kasse ist ^^. Arbeit hilft ;-).