(Kein) Taktgefühl im Solo

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Neil
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Hallo zusammen,

nehmen wir mal "You shock me all night long" von AC DC. Den Rhythmusgitarrenpart habe ich richtig gut drauf, meine Mitstreiter nennen mich das Rhythmustier, danke dafür....
Sobald ich ins Solo gehe, verliere ich jegliche Orientierung, was den Takt angeht. Mitspielen zu CD kein Thema, warum auch immer, aber alleine zum Metronom oder mit den Jungs zusammen ist grausam. Machmal klappt es und ich bin im Takt (aber eher zufällig), manchmal nicht. So geht es mir auch bei langsamen Stücken (comfortably numb, z.B.)
Wie kann ich die Taktfestigkeit im Solo gewährleisten bzw. trainieren? Gibt es noch weitere dummies wie ich, die diese Probleme haben? Bin ich zu blöd für Gitarre?

Verzweifelte Grüße Jo
 
Eigenschaft
 
Auch wenn es nervt, du wirst nicht darum herumkommen, solche Takte mit Metronom zu üben.
Ich nenne sowas für mich immer, einen Takt "einpendeln", weil ich da immer gleichmäßige Schlagbewegungen incl. Luftschläge mache und mich dann daran orientiere, die Abschläge auf die richtige Zählzeit zu bekommen.
Das Metronom ist ganz langsam eingestellt und (kommt auf den Song an) ich betrachte die Schläge nicht als Viertel sondern Achtel. Also nochmal langsamer. Wenn viele Verzierungen dabei sind, konzentriere ich mich auch erst nur auf die wichtigen Referenztöne, erweitern kann man später immer noch.
Ja, und dann in kleinen Schritten das tempo steigern......weißte ja.

geka
 
Ja, und stampf vor allem schön den Rhythmus mit! Um dich etwas zu beruhigen, ich kenne zwei Leute, denen es so oder so ähnlich wie dir ging/geht. Der eine war Sänger, und hat auch immer erzählt, dass er zur CD perfekt singen könnte. Also müsste es ja an uns liegen, wenn es jetzt nicht mehr so hinhaut. Dabei hatte er das total komische Talent, den Song in einem anderen Tempo zu singen, als wir ihn gespielt haben. Er hat sich also langsam immer weiter von uns entfernt, und das ist ihm meistens erst aufgefallen, wenn er markante Stellen mitbekommen hat. Und der andere war Bassist und konnte das auch. Vielleicht liegt es daran, dass man sich auf eine anspruchsvolle Stelle dermaßen zu konzentrieren versucht, dass man den anderen nicht mehr wirklich zuhören kann. Vielleicht liegt es auch daran, dass CD und Proberaum einfach anders klingen, dass man sich unbewusst von der CD leiten lässt, oder es liegt am Rest der Band. Vielleicht spielen die ja einfach ziemlich un-tight, wenn der Solopart kommt?
Wie machst du das denn beim Solopart, macht dein Fuß den Takt mit (oder ein anderes Körperteil, nicht alle eignen sich dafür gleich gut)? Oder hört das z. B. nach dem Rhythmuspart auf? Dann würde ich wirklich sagen, noch mal üben und zwar mit Fußmetronom. Das muss dir allerdings in Mark und Bein übergehen, weil es ist keine antrainierte Marotte, sondern dein Puls für den Song, deine eigene Kickdrum. Gerade bei ACDC, bei dem Solo landen ja viele Schläge auf betonte Taktzeiten, wenn ich nicht irre. Hoffentlich passt irgendwas davon für deine Situation! :)
 
Mit dem Fuß die Viertel mitnehmen ist in meinen Augen eine der wichtigsten "Macken", die man sich als Gitarrist antrainieren sollte. Was dir zudem noch helfen könnte: preife oder singe das Solo mal, anstatt es zu spielen. Wenn das wie im Schlaf klappt, könnte es auch auf dem Griffbrett besser funktionieren.
 
Das ist es: Wenn man etwas pfeiffen bzw. singen kann kann man es auch spielen.

Ist absolut kein witz. Probiert es ruhig mal aus mit sachen die Ihr könnt und nicht könnt.
Das ist einfach ne Tatsache, testet es mal.

Nachdem ich das festgestellt hatte, geh ich an jeden Song von meiner Coverband so ran, das ich den solange höre bis ich meine Spur sauber mitsummen kann.
Erst dann fange ich an, die Spur zu spielen.
 
Das selbe "Problem" habe ich grad mit dem NIB-Solo.
Da ist ein Part der ganz fieß mit ner Pause beginnt und worauf dann 5 Achteltriolen hintereinander kommen.

NIB_Triolenpart.JPG

Das ganze spiele ich auch nach gefühl und hoffe dann beim nächsten Tackt noch drinn zu sein.

Ich nehme an das das Ganze wie schon gesagt wurde am besten langsam und mit Metronom geübt werden sollte oder?

Wodurch sind Triolen eigentlich so "schwer"? Dadurch das der mittlere Teil, also beim zählen das ner(ei-ner-lei), offbeat ist?
 
Triolen entwickeln eben auch ein anderes "Feeling" als 8tel/16tel usw. Dazu kommt, dass dabei auf die Taktschläge mal ein Auf- und mal ein Abschlag fällt. Das kannst du natürlich mit Metronom üben. Wenn es sitzt, würde ich auch mal Übungen empfehlen, wo Triolen und Sechzehntel gemischt auftauchen, damit du einfach noch ein sichereres Gefühl dafür bekommst, die Triolen schön tight in den Takt zu packen. Und beim Üben mit Metronom würde ich auch immer mal die erste Triole betonen. Dann ist es auch später kein komisches Gefühl mehr, einen Aufschlag zu betonen, der dazu noch auf einen Taktschlag fällt.
 
Erstmal vielen Dank für eure Tipps, werde es einfach mal probieren, wo der Schlüssel zum Erfolg liegt. Grüße Jo
 
Tach!

Entweder Du hast es im Blut, oder es ist eine lebenslange Baustelle.

Es ist nur ein Aspekt des Musikmachens, aber es ist der wichtigste, an dem sich gute Musiker von schlechten Musikern unterscheiden. Wenn Du die -ich nenne es mal- "rhythmische Erwartung" Deiner Zuhörer verletzt, dann werden sie keinen Spaß an Dir als Musiker haben.

Also, wenn Du es im Blut hast (und Du hast es nicht, sonst würdest Du es nicht posten!), dann kannst Du jederzeit jede gewünschte Zählzeit des Pulses und ihre Subdivisionen wahrfrei addressieren, also anspielen. Das heißt, wenn Du im 16tel-Puls bist, dann kannst Du ohne Hilfskonstrukte wie Luftschläge, quasi aus dem Stand heraus ohne Probleme z.B. das Sechzehntel (3e +) "te" spielen und weißt auch, dass es sich um dieses 16tel handelt, dass z.B. es ein Auftakt zur "4" ist und dass man dort ganz toll Durchgangsnoten im aktuellen harmonischen Kontext spielen kann. Oder dass man kann dort einen Akzent setzen, das heißt, dieses eigentlich schwache 16tel durch härteren Anschlag klanglich und lautstärkemäßig hervorheben kann. Und nicht nur dieses 16tel, sondern alle.

Stevie Ray Vaughan konnte das. Auch jeder Jazzer kann das, wenn nicht, sollte er dringend daran arbeiten ;)

So. Es ist also keine Option, sondern eine Notwendigkeit, rhythmisch sicher zu sein. Das habe ich an anderer STelle hier, im Blues-Thread schon einmal ausgeführt.

Wie übt man das nun?

Entgegen den Tipps, die hier gekommen sind, würde ich nicht mit Vierteln arbeiten. Sondern mit Halben. Angenommen, Du möchtest ein Tempo von 120 bpm haben. Dann stellst Du das Metronom auf 60 bpm und interpretierst im 4/4-Kontext jeden Schlag als entweder "2" oder "4"

Zum einfacheren Einzählen
(Klick) eins (Klick) zwei (Klick) eins (zwei) drei (vier)

In Klammern sind die Metronomschläge platziert.

Und was soll das jetzt? Dadurch, dass die starken Zählzeiten 1 und 3 in der Luft hängen, wirst Du gezwungen, eine feste Vorstellung ihrer zeitlichen Position zu entwickeln. Zugleich wird Dir die 2 und die 4 als eigentlich entscheidende Zählzeit regelrecht eingehämmert, irgendwann beginnt es für Dich von sich aus zu grooven.

Das wird Dir wahrscheinlich erstmal richtig, richtig schwer fallen. Du wirst anfangs vermutlich oft uminterpretieren, d.h. dass Du die Metronomschläge nicht als gerade, sondern plötzlich irgendwann als ungerade Zählzeiten 1+3 fühlst. Dann bloß nicht aufgeben :) Stop und von vorn. Ist Konzentrationssache, vielleicht Tempo herabsetzen, Pause machen.

Und um nun jedes 16tel wahlfrei anspielen zu können, arbeitest Du am besten mit Akzenten. Du spielst zunächst gleichförmige Dead Notes:
--1-x-x-x-2-x-x-x-3-x-x-x-4-x-x-x

Dann beginnst Du zu akzentuieren
1. volle Zählzeiten
--1!-x-x-x-2!-x-x-x-3!-x-x-x-4!-x-x-x

2. "Und"-Zählzeiten
--1-x-X!-x-2-x-X!-x-3-x-X!-x-4-x-X!-x

3. Das 16tel vor Viertel
--1-x-x-X!-2-x-x-X!-3-x-x-X!-4-x-x-X!

4. Das 16tel nach Viertel
--1-X!-x-x-2-X!-x-x-3-X!-x-x-4-X!-x-x

Das machst Du pro Tag 5-10 Minuten. Danach solltest Du fertig wie ein Brötchen sein :)

Je mehr Du es übst, desto leiser spielst Du die unbetonten 16tel, bis sie irgendwann ganz verschwinden.

Das ist eine Grundlagenübung, sollte Dir jeder Musiklehrer zeigen können.

Wenn Du irgendwelche Stücke mit Guitar Pro übst, dann solltest Du Deine Parts grundsätzlich noch zusätzlich mit dem Metronom üben, und zwar am besten so, wie ich es Dir oben schrieb. Erst, wenn Du das schaffst, ohne aus dem Tritt zu kommen, hast Du es wirklich gefressen.

Grüße Thomas
 
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