Klassischer Rock nicht mehr Zeitgemäß ?

[Cerno]

Ich habe beim Musikhören immer so Phasen. Da ist dann eine Richtung extrem angesagt, und andere finden fast nicht statt. Bis sich das wieder abgenutzt hat, und etwas anderes dran kommt. Und dann gibt es auch wieder bunte Phasen, wo alles durcheinander läuft. Zeitgemäß? Was ist das? Deutsche Charts rauf und runter? Dann nein. Dafür aber immer gerne mal Aktuelles aus der Türkei oder Südafrika. Dann auch mal wieder Kit-Cat Band. John Lee Hooker. Jefferson Airplane. Helloween. Stiff little fingers. Men at work. Und dann passiert es doch, und es schiebt sich ein Song von Sia oder Michael Patrick Kelly dazwischen.
So lange es für den Augenblick gefällt, ist es ok. Und wenn ich nicht in der Stimmung bin, dann werden selbst Black Sabbath und Accept weitergedrückt.
Also was ist zeitgemäß? Ganz viel Hiphop? Nicht mein Ding, zumindest nicht was so im Radio läuft. Da habe ich hier im Forum schon wesentlich bessere Dinge gehört.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: "neue" Dinge von "alten" Meistern sind meistens nicht mehr so, dass sie die Erwartungen erfüllen. Wann haben die Stones zum letzten Mal was Vernünftiges herausgebracht? Obwohl ich die alten Sachen immer noch gern höre.
Aber "neue" Songs im "alten" Stil von jungen oder älteren Künstlern (m/w/d) immer gerne.

Und ich würde mich freuen, wenn sich mal wieder jemand trauen würde, einen Song mit einem 5 minütigen Gitarrensolo zu versehen.

 

[KickstartMyHeart]

denn die "Jungen" heutzutage sind schon lange bei Metallica und Konsorten.

Bis dahin ging es, aber das hat mich dann echt hart mitgenommen. Die haben ihr 40jähriges Bühnenjubiläum auch schon ein paar Tage hinter sich.

Was wäre denn "zeitgemäße" Musik? Ich glaube die Frage stellt sich weniger im Sinne von "was wäre ein zeitgemäßes Verhältnis zur Rolle des Verbrennungsmotors in der persönlichen Mobilität des Jahres 2025" als im Sinne von "bewegt mich das heute noch genau so, wie am ersten Tag?". Ich würde mich da auch eher dem Lager der "zeitlosen Musik" anschließen.

Ich ertappe mich häufig bei der Feststellung, wie unglaublich gut manche Musik "gealtert" ist.

 

[nacrainter18]

M.E. gibt es nicht nur einen Mainstream, sondern es gibt

• einerseits den Mainstream im Radio / bei Spotify etc.
• andererseits aber auch einen gewissen Mainstream in den Live-Schuppen

Und in letzteren passt Classic Rock voll rein. Und nicht nur die alten Säcke wie wir feiern ihn dort richtig ab.

Also, wenn Euer Ziel nicht die Spotify-Szene ist sondern Live-Gigs -> ran an den Classic Rock!

 

[dubbel]

was meint man eigentlich mit "zeitgemäss"?
wenn ein älterer Herr seine alten Vinyl-LPs hört, ist das doch charmant. aber sicher nicht modern.

und ist das unbedingt negativ?

für mich sind die oldschool-dinosaurier tatsächlich aus der Zeit gefallen, ich finde sie aber trotzdem oder genau deswegen cool.

Also was ist zeitgemäß? Ganz viel Hiphop? Nicht mein Ding, zumindest nicht was so im Radio läuft.

Das scheint der Kern bei diesem Thema zu sein: was findet eine Gruppe Konservativer sympathisch.
Das hat nur nichts mit der Frage nach "zeitgemäss" zu tun.
Im Gegenteil: es ist ja zu erwarten, dass jemand, der traditionell eingestellt ist, das moderne Zeug nicht mag.

 

[glombi]

was meint man eigentlich mit "zeitgemäss"?

Das ist die richtige Fragestellung!

Dürfen Menschen, die mit der Musik damals groß geworden sind, diese heute wieder oder sogar noch gut finden? Ja klar! Das ist gemäß ihrer Verbindung zu dieser Musik im zeitlichen Kontext vollkommen angemessen bzw. dieser gemäß.

Ist es noch zeitgemäß, diese Musik zu reproduzieren oder Musik in dieser Richtung selber zu machen? Für die oben genannten Musiker ganz sicher, aus denselben Gründen.

Gilt dies auch für "heutige" Musiker", wie z.B. diese ominöse Greta? Jain! Kann man machen, muss man aber nicht. Für die jungen Hörer wird es wohl im großen Ganzen nicht zeitgemäß genug sein, für die, die mit der Original-Musik aufgewachsen sind, wohl nicht authentisch genug.

Gibt es dafür heute noch Hörer? So wie heute noch manche Klassik oder mittelalterlichen Minnegesang hören, wird das wohl auch für den Rock dieser Zeit immer Liebhaber geben. Die "echten" Hörer (s.o.) werden wohl langsam weniger. Zeitlich wird sicherlich immer mal wieder Phasen geben, wo diese Musik eine Revival erfährt. Langfristig dürfte es aber immer weniger werden. Geht ja auch nicht anders. Die heutige Musik wird ja auch mal älter, und will dann auch noch ihre Nische finden...

Gruß,
glombi

 

[El Ted]

Ich bin jemand dessen Musik-Empfinden sich nach dem richted was ich irgendwann mal gehört habe.
Damit meine ich nicht "nachspielen", sondern dass ich nicht selbst etwas kreiere das es möglicherweise noch nicht gegeben hätte.
Insofern bin ich geprägt und damit befangen.
Aus etwas mehr Distanz betrachtet, würde ich behaupten, dass klassische Rockmusik nicht mehr zeitgemäß ist.
Allerdings stelle ich fest, ich stehe mit meinem Bias nicht völlig alleine da.
Es gibt Geichgesinnte die bereits vorhandenes Material immer nochmal sehr brauchbar überarbeiten.



Zum Glück haben sie Joe, zwei in einem.

Oder, dann werden die Oszilatoren noch mal so abgedreht, da kann sich sogar Joe Bonamassa das Lachen nicht verkneifen.



Beth lässt es sich auch nicht nehmen ihre Bewunderung und Hingabe auszudrücken.





An solches Material muss man sich erstmal ran trauen ohne sich dabei total zu blamieren.

 

[MrC]

Ich kann die Fragestellung des TE gut nachvollziehen. Wir stehen in meiner Hardrock-Cover-Band vor einem ähnlichen Spannungsbogen: was können wir ins Repertoire aufnehmen, was auch jünger als, sagen wir mal, 20 Jahre ist, ohne uns zu sehr von den Hardrock-Wurzeln zu verabschieden? Weil - die Luft ist da in den letzten Jahr(zehnt)en dünne geworden. Klar, bei Klassikern wie z.B. Paranoid gehen immer noch (fast) alle ab wie Zäppsche, aber ansonsten ist Hardrock etwas "aus der Zeit gefallen". Ja, es gibt noch "neuen" Hardrock, aber a) muss man da schon ganz schön suchen, um interessantes Zeug zu finden, und b) haben diese neueren Sachen bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad der "alten Schlager".

Aber da ihr eigene Sachen spielt: macht, was euch Spaß macht. Und macht das gut. Dann wird's auch ein, vielleicht kleines, Publikum dafür geben. Sogar, wenn die Mucke aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Bands wie Steel Panther beispielsweise haben in ihrer Nische - 80er Jahre Hair Metal Revival - durchaus nennenswerten Erfolg, gerade aus der Kombination, dass sie die Musik von "damals" kreativ und spielerisch auf gutem Niveau neu interpretieren und dabei das Ganze mit einem gewissen ironischen Augenzwinkern versehen.

Wenn es dagegen um Charterfolg etc. geht, kannst Du das knicken. Das ganze Konzept "Band" ist in punkto Charts und Airplay böse im Niedergang. Von der Rockmusik insgesamt ganz zu schweigen. Metal in seiner Nische geht noch, ist und bleibt aber eine Nische, die von vielen Bands umkämpft wird. Wenn's um Auftritte im SemiPro-Bereich geht: 1. Tanzmukke / Hochzeiten, 2. Schlager, 3. Stimmungs- bzw. Partymusik (und das dann genreübergreifend). Ist zumindest meine eigene Wahrnehmung.

 

[RED-DC5]

Bei uns in der Ecke gibt es eine Coverband die heißen "Frisch Gepresst "und spiele Stücke von Floyd, Genesis oder Supertramp und wenn Sie irgendwo aufschlagen gehen die Leute ab wie e Zäppsche. Da ist dann auch jung, mittelalt und alte Säcke wie ich am Schunkeln. Ich denke wenn man sich ein Programm aufzieht und es glaubhaft performt hat man auch Erfolg.

 

[BeWo]

Meine Meinung ist man muss da zwischen sowas wie Greta van Fleet, Wolfmother, ... usw und einer kleinen unbekannten Band unterscheiden. Greta kennt man, da geht man geziehlt hin. Festival gehen die Leute soundso Gruppendynamisch ab. Aber ist das was für die breite Masse?
Ein Bekannter von mir spielt in einer richtig guten Rockband, die spielen auch Hendrix, Cream, CCR, Zeppelin, Purple, ... und auch die eigenen Sachen gehen schwer in die Richtung, bei denen gehen immer einzelne ab wie Schnitzel, aber bei der breiten Masse ist dann die Luft raus. Der Häuptling von denen sagt immer, dass er in erster Linie für sich spielt, aber du siehst allen an, dass es frustrierend für sie ist. Ich würde so nicht spielen wollen ... da kann ich auch im Proberaum bleiben und wirklich für mich spielen.

Ich such immer Sachen raus die jeder kennt, nicht mehr so auf dem Schirm sind oder anders gespielt. zB Billy Squier, Chart Erfolge wie Addicted to Love oder Come Together die modernere und rockigere Gary Clark Version sind drei typische Beispiele was ich so wähle und was bei den meisten super ankommt. Aber ich suche auch nur 1/4tel der Songs raus ...