Köln Concert - Keith Jarrett

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Einleitung:
wollte mal wieder das mir wohl bekannte Köln Concert von Keith Jarrett hören...
Zu faul, die Platte aufzulegen, ging ich auf Youtube.
Dort ist es (zumindest auf die Schnelle) nicht zu finden, egal, den ersten Link genommen...

Ich bin entsetzt, was ist das grauenhaft.. (4 Millionen Klicks)
den 2ten Link genommen...

noch schlimmer...

Beide Aufnahmen haben nun so gar nichts mit der Komposition/Improvisation von Keith Jarrett zu tun.
Jegliches "Feeling, Groove" etc ist schlichtweg nicht vorhanden und wird m.E. in typischer "Klassik" Manier vernichtet (Die Protagonisten lassen sich googlen).
(die haben die sich die Noten vermutlich mühsam rausgeschrieben und spielen krampfhaft vom Blatt?)
Bei Beiden klingt das ja sowas von zickig, verhuscht, angestrengt, arhythmisch (also klassisch), das sich mir die Zehennägel hochrollen.

(Anmerkung zum Verständnis)
Ich bin einer alter Hobby Musiker (Trommler) mit nahezu null Ahnung von Harmonielehre und Konsorten, hab aber einfach "Ohren".

Bin ich in meinem Empfinden ganz daneben, wie sehen (hören) das "Profis"?
 
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wie sehen (hören) das "Profis"?

Profis? Darf ich trotzdem meinen Senf dazugeben? :redface: Das Köln Concept ist eine meiner Lieblingsplatten.

Ich gebe Dir Recht, dass beides sowohl vom Groove, aber teilweise auch harmonisch bei weitem nichts mit der Performance von Keith Jarrett zu tun hat. Das zweite Beispiel finde ich im Gegensatz zu Dir aber sogar weit besser, als das erste, das ist mir viel zu schnulzig...

Wenn die Interpreten eher Klassiker sind, weiß ich aus direkter Erfahrung, dass diese sich mit freiem Spiel nun mal eher schwer tun. Dafür ist es dann wieder okay.

Sieh es doch einfach so. Daran sieht man, auf was für einem Level Keith damals war, und wie gut er bei den Aufnahmen drauf gewesen sein muss. Die Aufnahme ist aber eher ein "Once in a Lifetime" Produkt, zum Glück für uns...

Gruß,
glombi

P.S.: Ich wäre aber überglücklich, am Klavier noch mal nur halb so gut zu werden, wie die beiden verlinkten Kollegen.
 
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Beide Aufnahmen haben nun so gar nichts mit der Komposition/Improvisation von Keith Jarrett zu tun.
Jegliches "Feeling, Groove" etc ist schlichtweg nicht vorhanden und wird m.E. in typischer "Klassik" Manier vernichtet (Die Protagonisten lassen sich googlen).
Und jetzt stellen wir uns mal vor, daß sich das mit Beethoven oder Mozart genauso verhalten könnte: Es könnte also sein, daß das, was wir heute als Interpretationen der Werke der großen Klassiker kennen, so ziemlich gar nichts mit dem zu tun hat, was diese damals tatsächlich live performed haben. Es fehlt das Feeling, der Groove ... :evil:

Allerdings sind die Werke Beethovens und Mozarts so viel öfter gespielt und aufgeführt worden als das Köln Concert, so daß es eben doch eine gewisse Anzahl hervorragender Interpretationen dieser Werke von fantastischen Pianisten gibt. Beim Köln Concert fehlt das, weil die im Genre geübten Pianisten eben lieder selber etwas improvisieren und nicht einen einstudierten Notentext aufführen wollen. Können würden sie es, da bin ich mir sicher. Wenn z.B. Brad Mehldau das Köln Concert spielen würde, wäre das sicherlich hochinteressant.

Viele Grüße,
McCoy

Edit:

3 Tage vor dem Köln Concert spielte Keith Jarrett in Freiburg im Audimax der Universität ein improvisiertes Solokonzert, das vom Veranstalter mitgeschnitten wurde. Dieser Veranstalter hat mir mal erzählt, daß das Band jahrzehntelang verschollen war, es gab wohl auch Streit zwischen 2 Leuten, wem das Band nun gehört. Jedenfalls ist die Aufnahme - auf welchem Weg auch immer - inzwischen auf Youtube aufgetaucht: :)

 
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Wenn z.B. Brad Mehldau das Köln Concert spielen würde, wäre das sicherlich hochinteressant.
zweifellos, aber...
die von mir vekinkten Beispiele sind doch wohl unterirdisch mies, oder irre ich mich?
 
die von mir vekinkten Beispiele sind doch wohl unterirdisch mies, oder irre ich mich?
Naja, ich höre mir jedenfalls gerade lieber das von mir oben verlinkte "The Freiburg Concert" an ... :cool:
 
Ich maße mir einfach kein Urteil an, wenn ich in die entsprechenden Aufnahmen nur mal kurz an verschiedenen Stellen reingezappt habe. Für ein solches Urteil müßte ich jetzt über 1h Trzcinski und Lefèvre hören. Und dazu fehlt mir gerade die Zeit, weil ich ja das "The Freiburg Concert" zuende hören muss ... ;)
 
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die von mir vekinkten Beispiele sind doch wohl unterirdisch mies, oder irre ich mich?

Tja, mir gefallen beide Aufnahmen auch nicht. Vor allem deswegen, weil sie Improvisation als Komposition verstehen - also als ein Konzept, das von anderen Musikern aufgegriffen werden kann. Ich halte das für ein Missverständnis.

Das Köln Concert ist eher eine unter ziemlich ungünstigen Umständen enstandene Sternstunde der Improvisation (sehr schön zu lesen: Interview mit der damals 18jährigen Veranstalterin Vera Brandes: https://www1.wdr.de/kultur/musik/keith-jarrett-koeln-concert-100.html ), aber war immer Ausführung, nie Konzept für andere. Wenn man es dazu macht, müsste man eher die Themen nehmen und darüber selbst improvisieren, als es detailgetreu nachzuspielen (auf den verlinkten YT-Aufnahmen ist es allerdings nicht detailgetreu, weil ja gerade viele Groove-Anteile fehlen).

Und jetzt stellen wir uns mal vor, daß sich das mit Beethoven oder Mozart genauso verhalten könnte: Es könnte also sein, daß das, was wir heute als Interpretationen der Werke der großen Klassiker kennen, so ziemlich gar nichts mit dem zu tun hat, was diese damals tatsächlich live performed haben. Es fehlt das Feeling, der Groove ... :evil:

Kann durchaus sein, Mozart wird ja u.a. eine kindlich-spielerische Leichtigkeit und Beethoven ein Hang zum cholerischen nachgesagt - höchstwahrscheinlich hat sich das ja auch im Spielen geäußert. Andererseits ist es natürlich faszinierend, welche Interpretationsbandbreite möglich ist, wenn wir nur den Bauplan (die Noten) eines Werkes haben. Bei Jarretts Köln Concert haben wir die Originalaufnahme, und so wird jeder Nachspieler daran gemessen. Eigentlich ist es Quatsch das nachzuspielen, denn nahe dran oder besser als Jarrett kann man es nicht spielen, denn niemand sonst wird die gleichen Impulse innerlich spüren, den inneren Antrieb nachempfinden können oder in einer ähnlichen künstlerisch-kreativen Notlage aufgrund der äußeren Umstände die bestmögliche Lösung suchen. Nachspielen bedeutet Interpretieren, also sich-in-die-Tradition-stellen, den Willen des Komponisten von den bisherigen Interpreten trennen und neu formulieren und bisher unentdeckte Varianten in der Rezeptionsgeschichte eines Werkes zu erforschen.


Insgesamt ein schöner Anlass, mal wieder grundlegend darüber nachzudenken, bei welche Musik das Nachspielen überhaupt Sinn macht.
 
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Vor allem deswegen, weil sie Improvisation als Komposition verstehen - also als ein Konzept, das von anderen Musikern aufgegriffen werden kann. Ich halte das für ein Missverständnis.
Ich halte das eigentlich nicht für ein Mißverständnis. Die großen Klassiker (Bach, Mozart, Haydn, Beethoven, Czerny, Schubert, Chopin, Liszt ...) waren ja alle auch große Improvisatoren.

Nehmen wir mal Chopin als Beispiel: Er wurde ja durch seine Improvisationskonzerte erst bekannt. Keith Jarrett steht da ja in viel direkterer Tradition, als es zunächst den Anschein hat. Bei den Chopin-Nocturnes z.B. spürt man in jedem Ton die improvisatorischen Wurzeln. Wenn man die nun nach Noten adäquat spielen will, dann muß man sich in einen Zustand versetzen, als würde man diese aufgeschriebenen Noten im Augenblick gerade erst erfinden - oder, besser gesagt: Man muß die Noten im Augenblick tatsächlich immer wieder neu erfinden. Das ist sackschwer, und Horowitz sprach einmal davon, daß er jedesmal, wenn er ein Stück spielt, zum Komponisten des Stückes werden muß. Und das hört man dann auch, wenn das jemand kann.

Dasselbe müßte doch bei den Keith Jarrett-Noten eigentlich auch gehen. Nur haben die Leute, die das könnten, eben keine Lust, das zu tun, denn sie erfinden - zurecht - lieber ihr eigenes Zeug (-> Brad Mehldau).

Bei Jarretts Köln Concert haben wir die Originalaufnahme, und so wird jeder Nachspieler daran gemessen. Eigentlich ist es Quatsch das nachzuspielen, denn nahe dran oder besser als Jarrett kann man es nicht spielen, denn niemand sonst wird die gleichen Impulse innerlich spüren, den inneren Antrieb nachempfinden können oder in einer ähnlichen künstlerisch-kreativen Notlage aufgrund der äußeren Umstände die bestmögliche Lösung suchen.
Ja, da kann man nur verlieren. Deshalb meine ich, daß man in so einem Fall gar nicht erst versuchen dürfte, der Jarrett-Version nachzueifern. Man muß die Musik zu seiner eigenen machen und nicht einem unerreichbaren Ideal hinterherrennen. Und erst dann hätte man die Chance, eine Interpretation zu schaffen, die neben dem Jarrett-Original Bestand haben könnte.

Habt ihr mal Chick Corea Mozart spielen gehört? Er spielt immer nur Corea, nie Mozart, auch wenn er Mozart spielt. So in etwas meine ich das.

Viele Grüße,
McCoy
 
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...die von mir verlinkten Beispiele sind doch wohl unterirdisch mies, oder irre ich mich?
Mir gefällt schon allein die Tatsache eines dank der YT-Veröffentlichung dokumentierten Versuchs. :)

Musik ist für mich nicht (und als Hobbymusiker sowieso nicht) nur die Adressierung eines Publikums. Da geht es ständig um die - trotz großem Gefälle - quasi kollegiale Auseinandersetzung mit bestehenden Werken, die fast immer längst beeindruckend interpretiert wurden.
Ausweislich vieler Transkriptionen wie z.B. durch J.S. Bach (ein wenig jarrettesque: A. Marcello) ist Musik nicht unantastbar, weil dabei die Gefahr des eigenen Scheiterns droht - also meinem jedenfalls, bei J.S. Bach natürlich nicht.
Eine strenge Bewertung kommt mir deshalb nicht in den Sinn.

Unterirdisch? Ich durfte um 1990 herum in der vollen Kölner Philharmonie ein Konzert von Ludwig Güttler mit Ensemble erleben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Güttler
https://de.wikipedia.org/wiki/Virtuosi_Saxoniae
Als Höhepunkt eines insgesamt wenig beindruckenden Konzerts flog der Geiger aus seiner Kadenz. Sein Versuch, die Takte bis zum Tutti zu überbrücken wurde stressbedingt ungelenk und erinnerte angesichts der renommierten Besetzung auch ein wenig an Slapstick.
Jedenfalls blieb das Publikum trotz der unvermuteten Talentprobe (kölsches Phänomen) entspannt freundlich und nach dem Stück rettete ihn die Pause.

Gruß Claus
 
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Das "Köln Konzert" ist eine der schönsten Klavierplatten für mich.

Ich habe gerade wo gehört/gelesen das Keith angeblich wegen multipler Schlaganfälle nie wieder spielen wird. :(
 
niemand sonst wird die gleichen Impulse innerlich spüren, den inneren Antrieb nachempfinden können
Nur: was ist mit denen, die heute so alt sind wie Jarrett damals, die Aufnahmen aus Köln, Freiburg oder sonstwo in Peking, Kinshasa oder Kairo hören? Können sie "den inneren Antrieb" nachempfinden, und sei es nur ein bisschen? Ja, ich weiß - die uralte Frage danach, was Kunst (evtl.) zeitlos macht...

Ansonsten: Es gibt (mindestens) eine auf Keith Jarrett zurückgehende, aber von jemand anders aufgeschriebene Darstellung der Rahmenbedingungen des Kölner Konzerts, die sich in mancher Beziehung durchaus anders liest als die von V. Brandes (klick). Wichtiger dürften aber die Übereinstimmungen in Bezug auf die "Jetzt erst recht"-Stimmung, auf die Unzulänglichkeiten des Flügels und den Umgang damit sowie auf die "Resonanz" des Publikums sein.
 
Die Tatsache, dass es die Original-Einspielung von Keith Jarret vom "Cologne-Concert" gibt, bzw. das diese Einspielung das Original per se ist und noch dazu, dass dieses grandiose Konzert einen regelrechten Kultstatus bekommen hat, macht es allen schwer, die es nachspielen wollen, denn einem Vergleich mit dem Original wird so schnell niemand standhalten.
Dabei macht die im Druck erhältliche Transkription dieses Konzert einem breiteren Kreis zugänglich als wenn man es dazu erst mal Ton für Ton abhören müsste. Insofern hat es durch den Druck in einem gewissen Sinn mehr einen "Werk"-Charakter bekommen als es der reinen Improvisation gemeinhin zugesprochen würde.

Das lädt zu einem Gedankenexperiment ein:
Stellen wir uns vor, das Cologne-Konzert sei nur in Noten überliefert, da es zu dem Zeitpunkt der Aufführung noch keine Möglichkeit der Aufzeichnung gab. Ob es sich dabei ursprünglich um eine Improvisation handelte, spielt deshalb keine Rolle, da es eben die Noten gibt. Wie @McCoy schon anmerkte, waren Komponisten wie Bach, Mozart, Beethoven, und viele andere grandiose Improvisatoren, was man bei manchen Kompositionen auch durchaus spürt und auch bei formalen Analysen mitunter sogar nachweisen kann (wobei sie auch regelrecht "druckreif" improvisieren konnten, Bach z.B. komplette vielstimmige Fugen - ein Werk, dessen Ursprung in der Improvisation beim Klavierpart an vielen Stellen durchscheint ist z.B. die Fantasie für Klavier, Chor und Orchester op. 80 von Beethoven).
Wichtig bei dem Gedankenexperiment ist, dass es nur Noten, aber keine Aufnahme gibt, allenfalls Kritiken und Beschreibungen von Zeitgenossen.

Dann taucht neben den in Post #1 verlinkten Aufnahmen und Interpretationen eine weitere Einspielung eines Pianisten auf, nennen wir ihn Keys Jabbet, und diese Interpretation lassen wir dann so klingen wie die bekannte Aufnahme von Keith Jarret (der in dem Experiment logischerweise eine historische Figur sein soll).

Dann hätten wir eine vergleichbare Situation wie bei Bach, Mozart, Beethoven, Chopin, Brahms usw. und man könnte eine profunde Diskussion über die drei Aufnahmen führen, und einen echten Interpretationsvergleich anstellen.
Sicher würde jeder einen Favoriten haben, vielleicht würden wir alle sogar denselben Favoriten haben, vielleicht sogar die nicht favorisierten Interpretationen alle in gleichem Maß verreißen, aber das Recht auf eine je eigene Interpretation würde man sicher keinem der Dreien absprechen.
 
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Ich habe eine Aufnahme von Rhapsody In Blue, in der der Komponist George Gershwin selbst Klavier spielt: grauenvoll. Jede spätere Interpretation ist besser. Man muss also schon klar trennen zwischen Komponist, Stück und Interpret. Speziell die Interpretationen werden ja auch gerne dem Zeitgeschmack angepasst.
 
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Die Tatsache, dass es die Original-Einspielung von Keith Jarret vom "Cologne-Concert" gibt, bzw. das diese Einspielung das Original per se ist und noch dazu, dass dieses grandiose Konzert einen regelrechten Kultstatus bekommen hat, macht es allen schwer, die es nachspielen wollen, denn einem Vergleich mit dem Original wird so schnell niemand standhalten.
Ein Aspekt der Sache ist vermutlich, dass das Konzert oft in einer Form rezipiert und/oder diskutiert wird, in der Ausdrücke wie "Original-Einspielung" und "nachspielen" keinen Platz haben: Hier wurde demnach nichts eingespielt, sondern etwas geschaffen. Genau diese Dimension entfällt bei späteren Einspielungen.

Das Gedankenspiel von @LoboMix ließe sich noch durch ein anderes ergänzen. Wie würden wir wohl reagieren, wenn die käufliche Partitur als Midi-Datei erhältlich wäre und jedeR das Konzert am eigenen Rechner erklingen lassen könnte - genau so, wie es transkribiert wurde (jedenfalls, was Tonhöhe und Notenlänge betrifft - Rest kann mal ausgeklammert werden), und dann noch mit dem Instrument der Wahl? (Gibt es das evtl. schon?)
 
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Das "Köln Concert" gehört ebenfalls zu meinen Lieblingsstücken die ich immer wieder gerne höre.
Soweit ich mich erinnere ( der Link führt zu einer Bezahlschranke) ist das Konzert keine vollkommen freie Improvisation, sondern basiert auf bestehenden Kompositionselementen die von Keith Jarrett um Improvisationen erweitert wurden. Was welchen Anteil daran hat, weiß ich freilich nicht.
Ich höre gerade (sehr interessant) in das Freiburger Konzert rein und stelle gelegentlich ein paar rhythmische Verwandtschaften fest und ein paar verwandte Phrasierungen obwohl das Stück wieder was ganz eigenes ist. Mir scheint es jetzt so (Datengrundlage ist mangelhaft, ich weiß), als hätte Keith Jarrett eine Menge Ideen im Kopf fixiert gehabt die ihn zu dieser Zeit beschäftigt haben und die er, je nach Tagesform und Laune, improvisatorisch ausgearbeitet hat.

Egal: Wir haben seit ein paar Jahrzehnten oder seit einem Jahrhundert etwa die Möglichkeit nicht nur ein Stück zu hören, sondern auch von demjenigen der es erschaffen hat wenn es davon eine (Live-)Aufnahme gibt. Sowas sind wir bei typischen Rockbands oder z.B. Jazzformationen seit langem gewohnt.
Das kann die Ansprüche an Folgeinterpreten sehr hoch setzen - wie bei Keith Jarretts Stück - oder eher mittelmäßig wie vielleicht bei Gershwins Beispiel.

Es ist aber schon eine Nummer wenn ein hervorragender Pianist wie K.J. ein ebenso hervorragendes Werk live spielt. Der Status des Ikonischen wurde hier quasi über Nacht erreicht und bestimmt auch heute noch die Wahrnehmung. Interpretation ginge hier, da bin ich bei @HaraldS wohl eher über eine Bearbeitung als über ein Nachspielen der Noten.
 
Habt ihr mal Chick Corea Mozart spielen gehört?

Ich habe das.
Mir gefiel das ausgezeichnet. Meine klassisch sozialisierten Freunde hingegen versuchten erst gar nicht, ihren Ekel zu verbergen … :)

Thomas
 
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Wie würden wir wohl reagieren, wenn die käufliche Partitur als Midi-Datei erhältlich wäre... genau so, wie es transkribiert wurde...
Wenn die Notenwerte einer Transkription als "MIDI-Import" eingegeben werden, geht das Microtiming verloren. Das bedeutet, die Aufnahme klingt dann irgendwo zwischen zickig und mausetot.
Außerdem würden auch jede Menge Nuancen der Dynamik und Artikulation verloren gehen, die eine Interpretation erst zur musikalischen Kunst machen.
Es gibt deshalb zur Korrektur des allzu mechanischen Spiels in MIDI-Sequencern/DAWs "Humanizing" Funktionen. Solche Algorithmen wären im Fall des Köln Concert m.E. allerdings überfordert, es würde damit auch keine "gut gespielte" Musik.

Gruß Claus
 
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Wenn die Notenwerte einer Transkription als "MIDI-Import" eingegeben werden, geht das Microtiming verloren. Das bedeutet, die Aufnahme klingt dann irgendwo zwischen zickig und mausetot.
+1 Allerdings betrifft das - jedenfalls vom Grundsatz her - auch Einspielungen(!) der ausnotierten Fassung des Konzerts durch lebende Wesen. Das sind dann Interpretationen. Die Aufnahme mit Jarrett an einem "unterwertigen" Instrument ist halt keine Interpretation, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn.

Und jetzt warten wir auf eine kongeniale Aufnahme dank KI... :m_key:
 

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