Es gibt Vor-und Nachteile.
Wenn man ein Stück schon kennt, so vom Hören her, und man weiß, welche Noten zur Melodie gehören und welche zur Begleitung etc, dann haben Tabs den Vorteil, dass man wirklich zügig ein spielbares Ergebnis bekommt.
Man braucht nicht groß überlegen, wo nun die Töne liegen etc, sondern bekommt das, was ich immer mit "Malen nach Zahlen" vergleiche:
Man hat ein Ergebnis, und es ist auch irgendwie richtig, aber man versteht nicht umbedingt, wieso der Himmel blau ist, und die Sonne gelb, sondern malt nur "4=blau" "7=gelb".
D.h. das Verständnis der Musik lässt sich über Noten (wenn man etwas geübt ist) viel schneller erzielen. Man guckt drauf und sieht, welche Tonart es ist, welche leiterfremden Töne wo auftreten und es dann dementsprechend schräg klingt, etc.
Tabulatur opfert diesen Teil einfach generell.
Das zweite Problem ist, wenn man Tabulaturen aus dem Netz verwendet, dass da oft viel Schrott dabei ist. Rhythmus ist in freien Tabulaturen eher selten notiert, auch die Stellen, wo man Töne spielt, sind nicht immer geschickt gewählt, davon mal abgesehen, dass auch oft schlichtweg Fehler drinstehen.
Wenn man Noten kauft, steckt da meist mehr Arbeit drin, und meist sind weniger Fehler dabei. Dafür muss man sich vllt etwas mehr Gedanken selbst machen, darüber, was man nun wo spielt (wenn es nicht angegeben ist) und man muss die Mehrinformation verarbeiten. (es gibt natürlich auch Tabulaturen zu kaufen, da gibt es auch durchaus sehr brauchbares Zeug)
Ich persönlich würde es ein bisschen davon anhängig machen, was das Ziel sein soll, und welche Musik du spielen willst.
Wenn du richtig klassisch klassische Gitarre spielen willst, sind Noten eindeutig das Mittel der Wahl, schon weil es die meiste Literatur nur in Notenform gibt.
Am andern Ende der Skala stehen so Pop-Stücke, die man aus dem Radio kennt, da ist es mMn auch kein Problem da Tabulatur zu nutzen, wenn man sie in halbwegs vernünftiger Form kriegt.
Und dazwischen gibt es eine große Grauzone mit allen möglichen Stilrichtungen und Liedern, die sich mal eher in die eine, oder andere Richtung schieben lassen..
Es gibt Arrangements, die eher aus grifftechnischer Sicht komponiert sind, wo Tabulaturen viel schlauer sind, weil sie das Denken des Komponisten besser nachvollziehen lassen. Andererseits gibt es Transkriptionen von Klavierstücken, die man eigentlich nur versteht, wenn man sich die Noten anguckt..
Generell würd ich sagen: je komplexer die Musik, desto besser sind Noten.
Aber beide Verschriftlichungsformen haben eben ihre Vor-und Nachteile und ihre Legitimität. Am besten ist das zu nutzen, was für das jeweilige Stück im jeweiligen Kontext mehr Sinn ergibt
